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2016-10-15

MAGMA live in der Markthalle, Hamburg (13.10.2016)


Am Donnerstag fand in der Markthalle endlich ein Konzert statt, auf dass ich schon seit einigen Jahren gewartet hatte. Wenn man allerdings bedenkt, dass Magma die Hansestadt zuletzt vor über satten dreißig Jahren, als ich noch nicht einmal im musikinteressierten Alter war, beehrt haben, und dass einige Fans sicherlich genauso lange auf diese Wiederkehr gehofft haben, erging es mir wohl vergleichsweise gut. Und dann war da zur Verkürzung ja auch noch der spektakulär abgefeierte Auftritt vom Roadburn 2014, auf dem ich die französisch-kobaïanische Legende bereits zum ersten Mal live erleben durfte.

Es war das Konzert des Festivals und des Jahres für mich. Seitdem war klar: Sobald Magma in der Nähe sind, herrscht unbedingte Anwesenheitspflicht!


Obwohl ich nicht ganz so früh ankam wie meistens, war es durch die großzügige Verteilung der Besucher in Raucherzone und Foyer noch ein leichtes, einen Platz direkt vor Bühne zu finden, wo sich zu meiner weiteren Freude heute keine Absperrung befand. Und ich dachte schon, das Ding wäre jetzt immer da.

Die Besetzung war wieder achtköpfig: Vorne der Chor aus Stella Vander, Isabelle Feuillebous und Hervé Aknin, daneben Benoît Alziary am Vibraphon und Jérome Martineau-Ricotti am Keyboard. Und flankiert von Gitarrist Rudy Blas und dem alles zusammenhaltenden Philippe Bussonet am Bass steuerte Mastermind Christian Vander das Schiff von seinem mit kleinen Trommeln und großen Becken sehr eigenwillig anmutenden Drumset aus.

Das Ambiente war schlicht. Magma brauchen weder Bühnennebel noch Lichteffekte um sich herum, denn die Musik alleine ist schon singuläres Ereignis genug.

Das faszinierendste an Magmas Zeuhl-Musik, jener wilden, immer weiter eskalierenden Mischung aus Jazzrock, Oper und Klassik, ist wohl die Selbstverständlichkeit, mit der dieser selbst extremste Progmetalbands bieder aussehen lassende Mix präsentiert wird. Die Band vermittelt den Eindruck, als sei nicht erst Vander der Schöpfung dieses Stils gewesen, sondern als würde hier eine uralte Tradition fortgeführt. Der ritualistisch repetive und gleichzeit wie von einer fremden Macht gesteuert ausufernde und überschäumende Charakter der Musik übermitteln bei aller spielerischen und kompositorischen Brillianz etwas zeitloses, sehr urtümliches. Vielleicht klingt so die Schöpfung. Der Soundtrack zum Urknall.




Die Franzosen spielen auf dieser Tour anders als zuletzt keine neueren Werke, sondern konzentrieren sich auf Klassiker aus den Siebziger Jahren. Gespielt wurden "nur" drei Stücke, von denen mein Bruder als Magma-Konzert-Neuling durchaus treffend meinte, dass sie ihm wie vierzig Minuten vorkamen.

Über vierzig Minuten war aber alleine schon "Mekanïk Destruktïw Kommandöh" lang, der größte Hit der Bandgeschichte und dritte Teil der "Theusz Hamtaakh"-Trilogie, von welcher vorher auch der titelgebende erste Part gespielt wurde. Jener niemals in einer Studioversion veröffentlichte Epos brachte auch schon über fünfunddreißg Minuten aufs Chronometer.
Was in diesen beiden Monsterkompositionen alles passiert, kann man als Normalsterblicher nicht beschreiben. Beide Stücke hatten allerdings als Höhepunkt eine Passage, in der Christian Vander die Drumsticks zur Seite legte und mit besessener Eindringlichkeit ein Solo am Gesangsmikrofon hinlegte. Das Energielevel des bald Siebzigjährigen, und mit welchem Eifer er sich und seine Mitmusiker durch seine Vision und Kreation treibt, ist kompletter Wahnsinn.

Als Zugabe gab es dann mit "Zombies" eine kompaktere Nummer. Doch immerhin wurde das Stück in sicherlich mehr als doppelter Länge seiner vierminütigen Studioversion auf "Üdü Wüdü" zelebriert.

Magma live bedeuten anderthalb Stunden überwältigtes Dauergrinsen. Was diese Gruppe macht, ist einfach in jeder Form jenseits von allem, was andere Musiker auf die Bühnen dieser Welt bringen. Nicht von dieser Welt eben.

Ich hoffe ja, dass niemals Außerirdische, die aus der Ferne die Erde belauschen, Magma zu Gehör bekommen. Die halten uns sonst schon für viel fortgeschrittener als wir tatsächlich sind, denken, wir könnten mit ihnen kommunizieren und sind dann wahrscheinlich sauer, wenn sie nur auf einen stammelnden und in ihren Schritt greifenden Präsidenten Trump treffen...


Wie auch immer, der Applaus nach der Show war tosend, trampelnd und sehr ausdauernd, bis irgendwann dann doch das Saallicht anging und alle Hoffnungen auf eine zweite Zugabe zerstörte.

Aber seien wir mal ehrlich: Mehr als das Gesehene kann man nicht ernsthaft von einem Konzert verlangen.

Magma = Magnifique!



















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