Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2025-12-07

THISQUIETARMY - Langue Hybride

Eric Quach aka Thisquietarmy ist ein Künstler, den viele so wie ich wahrscheinlich primär als über seinem Effektboard knieenden Gitarrensoundtüftler kennen, der entweder solo, im Duett (z.B. mit Jörg SchneiderN, Otay:onii oder Voivod-Drummer Away) oder als Teil des Hypnodrone Ensembles Klangwände zwischen Ambient, Post- und Psychedelic Rock und Drone erzeugt.

Wer aber z.B. die kosmische Jazz Fusion von Tempête Solaire kennt, der weiß dass die diskographisch-stilistische Bandbreite des Kanadiers sogar noch weit umfangreicher ist. Und so sollte es eigentlich nicht überraschen, dass auf seinem letzten, bereits im April veröffentlichten Album noch einmal neue Tore aufgestoßen werden.


THISQUIETARMY - Langue Hybride (red vinyl LP + 7") (2025)

Perfektionistische Pedanten sofort aufgepasst! Wer die Vinylausgabe dieses Albums in korrekter, vom Künstler beabsichtigter Reihenfolge hören möchte, der darf nicht einfach stumpf dem Alphabet folgen! Nein, nach den ersten beiden Stücken auf Seite A drehen wir die Schallplatte nämlich nicht um, sondern greifen zur kleineren Sieben-Zoll-Scheibe, die den auf deren Seite A beginnenden und auf Seite B fortgesetzten Track "Les Radicaux Libres" enthält! Erst dann beenden wir das Album auf Seite B der regulären LP. Ohne Mitdenken faul Musik hören kann schließlich jeder!

Und wenn ich schon beim physischen Tonträger bin, sei gesagt, dass mir sowohl das rostig rote Vinyl als auch das Gatefold gut gefallen. Insbesondere das von Herrn Quach selbst geschossene Panoramabild eines Flusses auf der der Innenseite des Covers finde ich fotografsch sehr ansprechend.

Auch wenn nur Thisquietarmy draufsteht, ist der Solokünstler auf "Langue Hybride" tatsächlich nicht alleine zu hören, sondern zusammen mit einem fünfköpfigen Ensemble aus Mitgliedern des CEM (Centre d'Expérimentation Musical) aus der Region um Quebec. Enstanden ist das - soweit ich's verstehe - als Mix aus Liveaufnahmen und Ergänzungen im Studio zusammengesetzte Album während seiner vierwöchigen Residenz im CEM im Sommer 2023.

Der Autodidakt Quach trifft hier auf in Jazz, Klassik und Metal erfahrene Musiker, die seine Vision an Bass, Gitarre, Elektronik und - vielleicht am prägendsten für das gesamte Werk - Geige und Cello umsetzen. Und alle Stücke sprechen tatsächlich die titelgebende hybride Sprache, in der beinahe zu jedem Zeitpunkt mehrere Stile zugleich zu hören sind.

Und so geht es von schneller folkloristischer Teufelsgeigerei zu mächtigem sehnsuchtsvollen Doom zu funkiger Jazz Fusion mit bluesig solierender Gitarre und den unweigerlich ein gewissen Mahavishnu Orchestra-Gefühl heraufbeschwörenden Streichern.
Den 7"-Track kann man anfangs wohl als Ambient Free Jazz klssifizieren, bevor sich ein treibender Unterbau irgendwo zwischen Swans-Gitarrengroove und Kammermusik manifestiert.

"Organismes En Aérobiose" ist als einzige Komposition nicht vor Ort entstanden, sondern existierte bereits seit 2003 (ob als Demo oder rein in Quachs Kopf weiß man nicht), wurde jedoch niemals richtig aufgenommen. Wahrscheinlich hat sich Thisquietarmy diese Nummer tatsächlich bis zur passenden Gelegenheit, sie angemessen umzusetzen, aufgespart. Hier lässt er auf jden Fall ganz offensichtlich den inneren Ennio Morricone und den brachialen Gitarrendröhner raus. Ein epochaler Hybrid zwischen Sergio Leone-Film-Heldenthema, Post Rock und Krachekstase. Hymnisch!

"Solastalgie Impalpable" schließlich ist über weite Strecken ein mit Streichermelodien gekrönter Midtempo-Metal-Banger, fügt mittendrin jedoch einen langen Durchatmer ein, in dem Thisquietarmy zunächst in seiner wohl reinsten Form loopt, layert und moduliert ehe der Song sich in ein SubRosa (bzw. den Nachfolgern The Keening oder The Otolith) würdiges großes Finale steigert.

Und damit endet ein unerwartet cineastisches, tatsächlich von Anfang bis Ende fantastisches Album klanglich wie emotonial heavier Instrumentalmusik vom Feinsten.

Wenn das nicht Bock macht, den Mann in ein paar Tagen (natürlich in anderem Zusammenhang) wieder live auf der MS Stubnitz zu sehen, ja dann weiß ich auch nicht...






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen