Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2016-12-24

THE NEAL MORSE BAND - The Similitude Of A Dream

Tief durchatmen!

Hier ist es also, das Konzeptalbum, welches Mike Portnoy in selten großen Tönen sinngemäß als Höhepunkt sowohl in seiner als auch in Neal Morses Karriere bezeichnet hat. Ob man diese Meinung teilt, das war mir schon vor dem ersten Hören klar, ist eigentlich vollkommen irrelevant. Denn selbst wenn es "nur" zum dritt- oder viertbesten Album der beiden reicht, ist das ja Lichtjahre von einem Flop entfernt.

Nachdem mich letztes Jahr das erste nicht als "Neal Morse", sondern wegen der starken kreativen Einbindung aller Musiker als The Neal Morse Band veröffentlichte Album "The Grand Experiment" schon enorm überzeugt hatte, war meine persönliche Erwartungshaltung recht stattlich. Und auch aufgrund der live demonstrierten Form und Bandchemie konnte ich mir kaum vorstellen, ähnlich wie von einer gewissen anderen "Rockoper" dieses Jahres, enttäuscht zu werden.



THE NEAL MORSE BAND - The Similitude Of A Dream (3LP/2CD) (2016)

Ja, ich muss mich hier wohl oder übel der lästigen Unsitte anschließen, das aktuelle Schaffen von Drumlegende Mike Portnoy in Bezug zu seiner Ex-Band Dream Theater zu stellen. Bislang war das ja schon mangels stilistischer Vergleichbarkeit Quatsch, doch wenn im selben Jahr wie das überlange (und überambitionierte) "The Astonishing" ein Progalbum aus dreiundzwanzig Tracks auf zwei CDs (bzw. fünf Schallplattenseiten) mit seiner Beteiligung erscheint, dann kommt man ja kaum drum herum.

Und um es kurz zu machen: Auch wenn man sicherlich Einzeldisziplinen wie bestes Gitarrensolo oder die individuelle Gesangsleistung von James LaBrie finden kann, in den denen Dream Theater mithalten können, so wird John Petruccis "Hunger Games"-Verschnitt von der Neal Morse Band nach allen Regeln der Kunst pulverisiert.

Das fängt schon bei jenem Element an, dass bei Neal Morse stets das umstrittenste ist, nämlich dem Konzept an sich.

Nun ist es nicht so, dass er sich hier bei seiner Story unglaublich weit aus seiner Komfortzone herausgelehnt hätte. Es geht wieder einmal um den Weg christlicher Selbstfindung, dieses Mal basierend auf den ersten Kapiteln von John Bunyans "The Pilgrim's Progress", einer Erbauungsschrift aus dem Jahr 1678.
Eine neue Story geht natürlich anders. Und es gibt folglich ab und zu das G-Wort (allerdings nicht das J-Wort) zu hören. Wer damit Probleme hat, könnte möglicherweise Anlaufschwierigkeiten mit "The Similitude Of A Dream" bekommen. Neal Morse hat diesbezüglich aber durchaus schon schwerere Kost serviert. 

Interessanterweise wissen übrigens auch viele englische Muttersprachler nicht, was eine Similitüde ist, nämlich ein wohl etwas eingerostetes Synonym für Parabel.
Um eine solche handelt es sich beim Ausgangswerk, und aufgrund der daraus resultierenden Bild- und Gleichnishaftigkeit ist das Ganze mit etwas Abstraktionsfähigkeit auch für Atheisten zu verarbeiten. So darf (um nicht zu sagen: sollte) man z.B. Gott selbst durchaus als Allegorie begreifen.
Wie gesagt: Es ist nicht die originellste Geschichte, aber sie wird von einem guten Lyriker angemessen erzählt. Und das ist eben immer noch eine ganze Ecke besser, als wenn man mit einer Story zu viel will und sich dabei verhebt.


Sehr gelungen ist die Verpackung: Die drei LPs (sechste Seite mit Etching) plus zwei CDs stecken in einem sehr ansprechenden Triple-Gatefold.
Das Cover ist zeitlos schön, innen gibt es eine Doppelseite mit Texten und Credits, und wenn man diese aufklappt noch eine wimmelbildliche Genesis-Hommage. Ein wunderbares Package, bei dem keine Wünsche übrig bleiben:




Es gibt übrigens ein paar kleine Unterschiede zwischen den Versionen auf LP, CD oder als reiner Download (also wenn man das Album z.B. ketzerischerweise bei iTunes kauft). Die meisten davon betreffen nur die Übergänge zwischen den Songs, die auf CD fast alle direkt aneinander anschließen, während es auf Schallplatte ja naturgemäß mehr Zwangspausen gibt, denen der Mix angepasst wurde. Zum kuriosen Progsnobwissen gehört allerdings, dass der Fast-schon-Radiohit "City Of Destruction" auf LP und im Download einen kurzen Spoken-word-Teil enthält, der auf der CD fehlt.

Womit ich ja schon mitten in der Musik stecke.

Musikalisch bietet "The Similitude Of A Dream" alles, was man von einem Prog-Album unter Morse' Regie erwarten kann, also abwechslungsreichen klassischen Progrock in technischer Meisterschaft, aber vor allem bestimmt durch die Freude und Beseeltheit des Vortrags. Große Melodien geben einander die Klinke in die Hand, während sich vor zahlreiche Idolen (u.a. Beatles, Genesis, Kansas, Queen, The Who) verbeugt wird und jederzeit Ausflüge in angrenzende Stile wie z.B. Jazz auf der einen und Metal auf der anderen Seite möglich sind.

Und da es sich um ein Konzeptalbum handelt, steckt es natürlich voller über die gesamte Spielzeit wiederkehrender, variierender Themen und Reprises. Wir haben die kurze balladeske Einführung plus die instrumentale Overtüre, welche zahlreiche Motive vorwegnimmt, Gastspiele von Streichern und Saxophon, den Pink Floyd-Gedächtnis-Gospelchor im Finale der ersten Halbzeit, das eine vollkommen zappaesk überdrehte Instrumentalstück gegen Ende und natürlich nach zahlreichen Songs von durchschnittlich vielleicht viereinhalb Minuten das epische, erhabene Finale.

Das alles kommt einem natürlich bekannt vor, weil es eben das bekannte Morse-Rockoper-Werkzeug ist, welches er schon 2002 auf dem Spock's Beard-Überwerk "Snow" - und danach noch weiter auf seinen "Testimony"-Soloalben - perfektioniert hat. Auch Transatlantics "The Whirlwind" folgte klar erkennbar dieser Konzeptalbenschablone.

Den großen Unterschied zu seinem bisherigen Schaffen machen wie schon auf dem vorigen Album Keyboarder Bill Hubauer und Gitarrenshredmeister Eric Gilette aus. Die gleichwertige kompositorische Einbindung hatte ja schon "The Grand Experiment" das gewisse Etwas, die Frische gegeben, es von anderen (nicht so konzeptionellen) Morse-Alben des Formats epic-3xshortsong-EPIC abzuheben. Dieser Effekt tritt nun auch hier ein.

So wird "The Similitude Of A Dream" zu einem echten Gemeinschaftswerk der Band, auf der sich alle Beteiligten mit großartigen Ideen einbringen. Auch der Leadgesang wurde erneut aufgeteilt. Gilette und Hubauer haben zahlreiche Einsätze und prägen auf einem Album, das trotz seiner Ausmaße keine Schwächen zeigt, einige der Höhepunkte. Vor allem Hubauers "The Ways Of A Fool" setzt ein gewaltiges Ausrufezeichen. Zu den besten Songs würde ich aber auch das energisch mit von Mike Portnoy gesungenen Strophen startende "Draw The Line" zählen.




Man könnte natürlich zu jedem Stück etwas sagen, doch das wäre mir deutlich zu viel Arbeit. Und es wäre letzendlich auch nur eine endlose, sich an zahlreichen tolle Einfälle und beeindruckenden Arrangements aufhängende Lobeshymne.

Ich kann eigentlich nur zwei Dinge finden, die man als Makel interpretieren könnte:
Zum einen die Overtüre. Natürlich ist sie super. Aber! Ist sie wirklich immer nötig? Meiner Meinung nach dürfte Morse dieses anscheinend unvermeidliche Bauteil auch gerne einmal weglassen und direkt in die Geschichte einsteigen.
Und dann ist da der Country-Ausflug "Freedom Song", der als Idee einfach zu offensichtlich recycelt ist, da es ihn sehr ähnlich schon auf "Testimony" gegeben hat. Allerdings vermute ich, dass hier live ein Jam mit Vorstellung der Band und Soloeinlagen bevorstehen könnte, was wiederum gute Unterhaltung verspricht.

Das war's auch schon mit Gemecker. Die Neal Morse Band hat hier einfach mächtig abgeliefert. "The Similitude Of A Dream" ist ein überragendes Album.

Über die Szene hinausstrahlen wird es allerdings leider nicht, dafür ist die Blase des christlichen Prog einfach zu speziell, obwohl hier rein musilkalisch für zahlreiche Rock- und Metalfans mit Hang zum Großformatigen ein köstliches Bufett serviert wird.



Und um abschließend noch einmal zu Mike Portnoys Einschätzung zurückzukommen: nein, ganz richtig liegt er nicht. An Dream Theaters "Scenes From A Memory" oder Transatlantics "Bridge Across Forever" kann dieses Album allein schon aufgrund des zeitlichen Vorsprungs und der damit einhergehenden Sentimentalitäten nicht rütteln. Und auch Spock's Beards "Snow" hat einen Klassiker-Status, an dem man vierzehn Jahre danach nicht einfach so vorbeiziehen kann.

Es wäre allerdings verwegen, zu behaupten, "The Similitude Of A Dream" sei klar schlechter als die genannten Werke. Von daher kann ich nur nochmals bekräftigen, dass es vollkommen irrelevant ist, ob man Portnoys Meinung teilt. Insbesondere da er wirklich nur knapp daneben liegt.

Prädikat: Meisterwerk und Pflichtkauf für Fans.


Und damit habe ich jetzt alle meine 2016 Platten durchrezensiert.
Halleluhjah und Frohe Weihnachten!


Highlights: The Ways Of A Fool, Sloth, City Of Destruction, Draw The Line, The Man In The Iron Cage, The Mask



2016-12-21

OATHBREAKER - Rheia

Und noch ein Spät-Eintrudler, der meine Album-Jahrescharts 2016 vielleicht noch aufgewühlt hätte, mitgenommen letzten Freitag auf dem Konzert im Hafenklang. Und ebenso wie für die EP des Supporkünstlers Wife gilt, dass ich hier möglicherweise Phrasen aus dem Livereview wiederholen könnte.


OATHBREAKER - Rheia (2LP) (2016)

"Rheia" ist ein Album, das anscheinend genau gekuckt hat, welche musikalischen Trends mir in letzter Zeit besonders zugesagt haben, und das sich daraufhin mit einer handvoll davon ganz custommäßig auf meine Bedürfnisse zugeschnitten hat.

Da ist - ich sage es jetzt zum x-ten Mal, aber es ist eben so - diese sehr von Made Out Of Babies / Battle Of Mice beeinflusste Post Hardcore-Basis, die zu gleichen Teilen mit Post Black Metal der Marke Alcest oder Vattnet Viskar durchsetzt ist. Dazu gibt es mächtigen, ambientangereicherten Post Metal (Post Post Post, ich weiß...), wie ihn Cult Of Luna perfektioniert haben, was natürlich Vergleiche mit deren Kollaboration mit Julie Christmas heraufbeschwört, insbesondere da Sängerin Caro Tanghe sowohl im Timbre ihrer zerbrechlichen Verse als auch in panischeren Passagen sehr deutlich Christmas emuliert. Das ist selbstverständlich immer lobenswert, wenn frau es kann.
Nur im ganz extremen schwarzmetallischen Bereich geht Tanghe noch weiter, so dass man - allerdings auch in einigen ruhigeren Stellen - zusätzlich noch Myrkur als Referenz ins Boot holen muss.
Und wo wir schon bei den Königinnen der Dunkelheit sind, sollten wir auch nicht den Neofolksong "Stay Here / Accroche-Moi", den Mittelteil von "Immortals" oder den Albumausklang "Begeerte" unterschlagen, in denen sie sich unser aller Gebieterin Chelsea Wolfe annähert.

Habe ich noch musikalische Äquivalente unterschlagen?
Sicher. So kann man sich zwischen all dem exzellent ausgeführten Hochgeschwindigkeitsgeschepper partiell sogar noch eine Prise Doom hineinhören. Bast und Subrosa sind da passende Stichworte. Generell ist ohnehin schnell klar, dass für diese Gruppe Genregrenzen nicht von Belang sind.

Was Oathbreaker anderseits sehr viel umtreibt, ist gutes Songwriting. "Rheia" hat keine Füller, alle Tracks sind so stark, dass man eigentlich gar keine Highlights herausstellen dürfte.
So wie die Band einen live mit offenem Mund zurücklässt, ist auch dieses Album ein gewaltiges Aufrufezeichen.

Auf der Suche nach Haaren in der Suppe kann ich eigentlich nur an der ansonsten wunschlos glücklich machenden Produktion bemängeln, dass es ein paar Stellen gibt, an denen ich den Gesang auf Vinyl (Download liegt auch bei) bitte gerne noch etwas differenzierter und verständlicher hätte. Aber wie gesagt, dafür muss ich mich schon etwas aus dem Fenster lehnen.

Die Typo auf dem Cover finde ich nicht so spitzenmäßig, haha.


Aber im Ernst: "Rheia" ist im Grunde perfekt. Hier hat eine fantastische, kreativ rotierende Band einfach alles richtig gemacht. Hat auf jeden Fall das Potential zu einem Klassiker von morgen!




Highlights: Needles In Your Skin, Immortals, Second Son Of R., Being Able To Feel Nothing, Where I Leave



2016-12-20

MOTORPSYCHO - Here Be Monsters vol. 2

Ein bisschen weihnachtliche Bescherung hatte ich diese Woche ja schon. Ok, sie war ohne Plätzchen und Tannenbaum und ein wenig bürokratischer, da mit einem Ausflug zum Hauptzollamt verbunden. Es gab dafür aber auch was feines abzuholen.

Motorpsycho haben jüngst ihr Wohnzimmer aufgeräumt und unterm Sofa noch ein paar Exemplare eines ansonsten aktuell schon nicht mehr unter fünfundachtzig Euro gehandelten Releases gefunden, den ich ursprünglich leider verpasst hatte. Ich war nämlich nicht auf der diesjährigen Tour gewesen, wo das Ding zunächst exklusiv verkauft wurde, und zur Ankündigung des Onlineverkaufs war ich gerade internetbefreit auf Musikfestivalurlaub.

Umso schöner, den Schatz nun doch noch ergattert zu haben:



MOTORPSYCHO - Here Be Monsters vol. 2 (LP+CD) (2016)

Wie der Titel schon sagt, handelt es sich bei dieser Mini-LP (ca. 28 Minuten) sozusagen um ein Anhängsel des Albums "Here be Monsters".

Oder? Hier läuft schon einiges anders. Wo das Coverartwork des Hauptalbums an abstrakter  Simplizität kaum zu überbieten war, sind nun auf einer herrlich fantasynerdigen Karte die Monster tatsächlich in voller Pracht zu sehen. Ich bin mir fast sicher, dass hier noch der eine oder andere Scherz in der Beschriftung versteckt ist, doch trotz im Inneren der Hülle abgedruckten Übersetzungsschlüssel, war ich doch bisher zu faul, hier auf Schatzsuche zu gehen.
Die Hülle, in der neben der Schallplatte auch die CD-Version steckt, ist etwas kurios, handelt es sich doch nicht um ein Gatefold, sondern einfach um eine doppelseitig bedruckte Einzel-LP-Hülle, die einfach nur nicht verklebt wurde. Da der mitgelieferte Schutz aus Kunststoff aber ein recht festes Exemplar ist, wie es auch für Picture Discs verwendet wird, kann man das durchaus so machen.

Auf jeden Fall sieht das alles sehr fein aus:




Was es ebenfalls auf "Vol. 1" nicht gab, war ein Titelsong. Hier hingegen verteilt sich das Stück "Here Be Monsters" gleich auf beide Seiten, mit einem zusätzlichen, fünfminütigen Experimental/Ambient/Noise-Track dazwischen.
"The Etching Of The Seed-Atom" ist schon eine ganz ansprechend seltsame Geräuschsammlung, allerdings eindeutig nicht als Song zu werten.

So gesehen ist "Here Be Monsters Vol. 2" im Grunde schon fast eine 12"-Single. Und zwar eine verdammt mächtige Single.

Die zunächst sehr langsam aufbauende erste Hälfte zeigt die Norweger dabei von frühen Pink Floyd inspiriert wie selten zuvor. Ich würde sogar so weit gehen, diesen Progrock-Koloss als Motorpsychos Entsprechung zu "Echoes" zu bezeichnen. Zurückhaltende Gitarre, das leicht jazzig shuffelnde Schlagzeug, vor allem jedoch der sparsam eingesetzte Gesang und diese schwebende, analoge Keyboardmelodie schlagen sehr deutlich in die Kerbe. Und es ist wunderbar!

Schließlich gibt's es aber einen Wechsel und der Song eskaliert sich immer weiter in einen roboterhaften, zwar typisch motorpsychischen, aber immer noch floydaffinen Part hinein, bis dieser vor dem Seitenwechsel plötzlich abbricht.

Auf der B-Seite und nach dem bereits erwähnten Zwischenspiel geht es dann unmittelbar in diesem Groove weiter, doch nun stapeln sich noch mehr Gitarre und ein kreischendes Saxophon darüber. Die volle motorpsychotische Maximalistenbreitseite. Sehr geil! Zum Finale kehrt dann das aus der ruhigen Phase von Teil 1 bekannte Keyboardthema zurück und treibt alles zu einem grandiosen Gipfel, ehe der Longtrack dann ohne Eile ganz entspannt ins ruhige Tal hinunter wandert und sanft und zufrieden ausklingt.

Ein Lied wie eine für die Kinoleinwand gefilmte Fjordwanderung.

Hätte ich dies hier früher in die Finger bekommen, dann sähen meine Top 5 EPs 2016 ein bisschen anders aus.


Highlights: Here Be Monsters Pt. 1 + Pt. 2


2016-12-18

DISHARMONIC ORCHESTRA - Fear Of Angst

Soweit ich weiß, haben sich Disharmonic Orchestra niemals offiziell aufgelöst, obwohl sie wirklich lange Zeit sehr wenig getan haben und zwischendurch auch tatsächlich mal nicht komplett waren. Das ist mir grundsätzlich ja schon extrem sympathisch. So viele Gruppen künden mit großem Tamtam ihren Rückzug an, machen dann noch zwei Jahre Abschiedstour und "Das war's!"-Livealbum, nur um dann zwei Jahre später festzustellen, dass Musik ja schon Bock macht, und mit riesigem Zirkus ihre sensationelle Reunion zu feiern.

Ok, man mag einwenden, dass die möglicherweise kauzigste Band der großen Neunziger-Death-Metal-Welle ohnehin gar nicht über das mediale und kommerzielle Potential verfügt, um die ganz große Scorpions-Comebackparade zu schmeißen. Meine, Schenker & Co. mussten ja bisher auch noch kein Crowdfunding bemühen, um ein Album auf Tonträger zu bannen.

Die drei Österreicher hingegen haben angesichts ihres ersten Albums seit vierzehn Jahren eine Kickstarter-Kampagne gestartet, um in Eigenregie CDs, Schallplatten und T-Shirts herzustellen. Das Finanzierungsziel wurde nach wenigen Tagen erreicht und ich durfte mich auf eines von dreißig Früher-Vogel-Vinyl-Bündel freuen.



DISHARMONIC ORCHESTRA - Fear Of Angst (red vinyl) (2016)

Da ist sie nun also, die disharmonische Nummer 5.

Das Motiv des großartigen Coverartworks kann man als Fortsetzung vom Zweitwerk "Not To Be Undimensional Conscious" (1992) verstehen, übrigens auch das letzte Album, welches noch auf Vinyl erschienen ist. Das Bandlogo ist von "Ahead" (2002) übrig geblieben, welches ja ansonsten optisch eher ein Ausrutscher in der  erlesenen Titelgemäldegalerie der Klagenfurter darstellte.

Musikalischer Hauptbezugspunkt ist allerdings der 1994er Geniestreich "Pleasuredome". Retrospektiv vielleicht schon als Post Death Metal zu bezeichnen, hat es in der damaligen Veröffentlichungsflut nur einen Bruchteil seiner verdienten Anerkennung gefunden.
Denn obwohl es voll progressiver Rhythmik war und Advantgarde geschrien hat, war die Scheibe tatsächlich gespickt mit Ohrwürmern, die als ewige Szenehits getaugt hätten. Es kam anders, wie auch die Erinnerung an ein dürftig besuchtes Konzert im Hamburger MarX bestätigt, doch für mich persönlich zählt "Pleasuredome" zu den wichtigsten Metalalben der gesamten Neunziger.

Ob "Fear Of Angst" einen entsprechenden Status überhaupt erreichen kann, sei mal dahingestellt. Dafür hat sich einfach schon in der Welt um sie herum die Tugend der abenteuerlichen Eigensinnigkeit quer durch alle Metalgenres zu sehr etabliert. (Was natürlich eine ganz wunderbare Entwicklung ist!)
Angesichts der langen Wartezeit und des Besetzungswechsels am Bass ist aber alleine die Tatsache, dass die Band mit ihrem neuen Material weiterhin ihr Niveau hält und nach wie vor unverkennbar klingt, eine Menge wert.

Es ist ein Nummer-sicher-Album geworden, welches auf den wesentlichen Stärken der Band basiert. Die neun Tracks sind allesamt vollwertige Songs, die jeder für sich auch auf "Pleasuredome" oder "Ahead" gepasst hätten. Es gibt keine bewusst trollenden Tracks oder Elektrospielereien wie auf letztem, anderseits dafür aber auch kein überragendes Instrumental wie z.B. den "Pleasuredome"-Titeltrack.
Nun haben sich Disharmonic Orchestra niemals übertrieben ernst genommen und dies neben nicht ganz so bösen Bandfotos ebenfalls mit dem einen oder anderen musikalischen Witz demonstriert. Ganz frei ist auch "Fear Of Angst" nicht davon, doch zeitaufwändige Mätzchen wie der berüchtigte Quatsch in "The Return Of The Living Beat" sind hier nicht zu finden.

Stattdessen ausschließlich knackige Metalstücke zwischen zwei und sechs Minuten Länge mit allen bekannten Trademarks: dominante catchy Riffs, gegenläufiger melodischer Bass, eigensinnig wirbelnde Drums und Patrick Klopfs kauziger Grummelräuspergesang, welcher poetische bis dadaistisch seltsame Texte transportiert.

Die Band baut dabei aber hörbar weniger Knoten ein als in den Vorgängeralben, bzw. sie verpackt die Knoten subtiler, so dass es zumindest gefühlt tendentiell schon etwas straighter zu Werke geht. Als Ausgleich zu dieser Entkernung gibt es ab und zu so richtig höhlenmenschenthrashig auf die Glocke, und für "Innamorato" entstaubt Martin Messner auch die derbe durchrollende Death-Metal-Doublebassdrum.

Disharmonic Orchestra haben hörbar Spaß am Rübeschütteln und dieser überträgt sich ohne Umwege auf den Hörer. Und reichlich kreative Ideen haben sie auch, so dass zwar jeder Song nach Sekunden ihnen zuzuordnen ist, aber doch immer wieder etwas anderes aufregendes passiert.
Hier haben wir die markanten, kurz und effektiv jaulenden "Pleasuredome"-Leadgitarren in "Flushing The Primary", dort in "Proton Radius" fette Grooves, die auch auf Coroners "Grin" gepasst hätten.
"Rascal In Me" beginnt in beinahe schon stumpfsinniger Motörheadseligkeit, hangelt sich dann aber über die Disharmonic-Entsprechung eines D.R.I.-Thrashers zu den epischsten Chuck-Schuldiner-Gedächtnismelodien des gesamten Albums.
Nein, trotz des gewohnten Stilmittels, die kurzen Strophen gerne zu wiederholen, kommt hier absolut keine Langeweile auf.

Fazit: "Fear Of Angst" ist ein absolut würdiges Comeback und für mich nach jetziger Einschätzung immerhin das zweitbeste Werk in der Diskographie von Disharmonic Orchestra.
Wer die Band nicht kennt und gerne die seltsame Abseitigkeit von Virus in einem Death-Metal-Setting hören möchte, der muss hier reinhören. Dies gilt allerdings darüber hinaus eigentlich für alle Freunde des Genres.
Für Fans ist dieses Auferstehungszeugnis ohnehin unumgängliches Pflichtprogramm.

Für meine Jahrescharts der 22 besten Alben 2016 kam "Fear Of Angst" etwas zu spät, aber es hat mich auf die Schnelle genügend beeindruckt, um es dort vorsichtshalber als Spezialnennung unterzubringen.




Mein vorbestelltes Bundle enthielt die Platte in transparentem Rot (Qualität so mittel, natürlich klingt schwarz sicherlich besser), dazu ein Download (wav-Dateien!), das komplette Covermotiv inklusive Bandportraits als sehr großformatiges Poster (Wer baut mir eine Wand?), ein doppelseitig bedrucktes T-Shirt, sowie eine signierte Postkarte (Ihr habt meinen Namen in der Widmung verkehrt geschrieben!!!drölf!!!). Egal, in den gedruckten Credits stimmt der Name ja. Und einen kleinen Disharmonic Orchestra-Ansteckbutton gab's auch noch oben drauf.

Value for money galore!






Highlights: Flushing The Primary, Rascal In Me, Down To Earth, The Venus Between Us


KATE BUSH - Before The Dawn

Anfang des Monats erschienen und somit ein Spätankömmling in meiner Sammlung, bestand doch schon während des ersten Hörens kein Zweifel, dass dieses auf drei CDs verewigte Zeugnis von Kate Bushs wohl jetzt schon legendärem Bühnencomeback im Herbst 2014 unbedingt in meine Aufzählung der besten 2016 erschienen Liveaufnahmen gehört.


KATE BUSH - Before The Dawn (3CD) (2016)

Drei Wochen hintereinander hatte Bush ins Londoner Hammersmith Apollo Theater geladen. Die Tickets waren innerhalb von fünfzehn Minuten ausverkauft und Fans aus der ganzen Welt pilgerten für diese Shows nach England.

Es handelte sich dabei nicht um ein klassisches Rock/Pop-Konzert, sondern hatte in Bühnenbild und Darbietung ganz klar einen theatralischen Bezug. Eine sehr aufwendige Produktion mit großer Band, Chor, Schauspielern und multimedialen Bestandteilen, wie zahlreiche Fotos im mit liner notes versehenen Booklet belegen.

Verwunderlich ist natürlich, dass es sich hier - ob als Dreier-CD oder weniger erschwingliche 4er-LP - um eine reine Audio-Veröffentlichung handelt. Es wird sich wohl zeigen, ob dies kommerzielles Kalkül des Labels ist, um vielleicht auch nächstes Jahr das Weihnachtsgeschäft mitzunehmen, oder ob es sich um eine rein künstlerische Entscheidung von Kate Bush handelt, welche in dieser Hinsicht ja durchaus sehr eigen sein kann. Man beachte auch, wie sie sich selbst in der Präsentation zurücknimmt und ihr Name hier so selten wie möglich zu lesen ist. So heißt es auf dem Cover nicht "Kate Bush", sondern "The K Fellowship". Im Verkauf hält sich natürlich niemand an diese kontraproduktive Namensempfehlung.

Für eine künstlerische Absicht spricht die Mühe, welche in die Übertragung in ein reines Hörelebnis investiert worden ist.

"Before The Dawn" besteht aus drei Akten. Der erste davon enthält Hits wie "Running Up That Hill", "Hounds Of Love", "Top Of The City" und liegt sicherlich am nähesten an dem, was passiert wäre, wenn man einfach ein ganz normales Konzert produziert hätte.
In Akt II hingegen wird geschauspielert und es gibt ein paar komplett gesprochene Passagen. Insbesondere mit Hinblick auf diesen Teil wurde das Theaterkonzert im Sinne der Verständlichkeit in ein Hörspiel verwandelt. D.h. es gibt zwar keine Änderungen an den originalen Musik- und Gesangsaufnahmen, doch die Publikumsreaktion wurde bis auf wenige Stellen herausgemischt. Dadurch fühlt sich die sehr dynamische Aufnahme auch in ihren stilleren Momenten intimer an.

Es gibt allerdings zwei Abweichungen von der reinen Liveaufnahme: So wurde "Never Be Mine" bei den Proben aufgenommen, dann allerdings aus Zeitgründen aus dem Programm geworfen und hier nun wieder eingesetzt, was ohne Applaus zwischen den Stücken auch absolut unauffällig gelingt.
Dies gilt ebenso für das Stück, "And Dream Of Sheep", welches nicht auf der Bühne dargeboten, wohl aber als vorher mit Livegesang aufgenommene Projektion Teil der Show war.




Der dritte Akt behält zwar noch die erzählerischen Elemente und Gastgesänge ("Tawny Moon" wird komplett von Bushs Sohn Albert MacIntosh gesungen), konzertriert sich aber wieder etwas mehr auf den musikalischen Kern und enthält mit Songs wie dem "Prologue", "Sunset", "Nocturn" und "Aerial" auch die epischsten Einzelkompositionen, ehe es mit "Cloudbusting" phänomenal abschließt.

Insgesamt erstreckt sich "Before The Dawn" so über beinahe dreißig Tracks, und es ist ohne jeden Abstrich eine wunderbare Reise durch die einzigartige Artrock/Celtic Pop/New Wave/usw.-Diskographie der Ausnahmekünstlerin. Das Verhältnis zwischen Klassikern und neueren Werken ist ausgewogen und es stört den Gesamteindruck nicht, dass natürlich ein paar Wunschtitel fehlen und sogar die beiden vielleicht offensichtlichsten Greatest Hits "Babooshka" und "Wuthering Heights" gar keine Berücksichtigung finden.

Der Klang ist tadellos, die Performance aller Beteiligten selbstredend Weltklasse und Kate Bush ist und bleibt nicht von diesem Planeten. Wer dies live erleben konnte, der darf wohl aus gutem Grund beneidet werden. "Before The Dawn" ist aber schon eine ganz stattliche Entschädigung.

Das einzige was mich hier stört, ist ein Klassiker aus der Reihe "Warum hat immer noch niemand die CD-Hülle erfunden?" und betrifft die Halterungen der drei Silberscheiben an dem ansonsten sehr ansprechendem Digipack. Bei zwei davon habe ich nämlich bei jeder Herausnahme Angst, entweder den Kunststoffknubbel oder die CD selbst zu zerstören. Das ist unnötiger Nervenkitzel.

Ansonsten gilt: rundum traumhaft!


Highlights: Hello Earth, Aerial, Waking The Witch, Top Of The City, Running Up That Hill (A Deal With God), Cloudbusting

2016-12-17

WIFE - Standard Nature

Ok, dann mal im Anschluss zum geilen Konzert gestern, den ersten der dort abgeernteten Tonträger schnellrezensiert!




WIFE - Standard Nature (12" EP/ transparent green) (2016)

Das Elektro-Soloprojekt des Iren James Kelly beglückt den Freund experimentell brummzirpbleepwaberblubberpeitschender Töne hier mit einem kurzweiligen Trip durch achtzehn Minuten mal fließender, mal elegant stolpernder Geräuschsuppe.

Das Ganze entspricht wahrscheinlich großen Teilen seiner Supportshow für Oathbreaker gestern und hat - wer das Livereview kennt, wurde schon gespoilert - sowohl von seiner Klangpalette (minus orchestrale Sounds), als auch dem durch Fragmente wandernden Charakter etwas von Laibachs contrapunktischer Bach-Interpretation "Kunst der Fuge", ist allerdings trotz rhythmischer Sperrigkeiten und wegen der geringeren Laufzeit weitaus weniger verkopft und anstrengend.

Die fünf manchmal noch mit verfremdet distanziertem, shoegazigen Gesang versehenen Stücke gehen allesamt recht fließend ineinander über, so dass man eher den Eindruck eines einzigen Longtracks bekommt. Zumindest in der beiliegenden Downloadversion, denn die gründurchsichtige 45rpm-Scheibe muss man natürlich zwischendurch wenden.

Wie in dem Genre zu erwarten, funktioniert "Standard Nature" (jazzophile Anspielung auf Wynton Marsalis' "Standard Time"-Alben?) dafür auf Schallplatte besonders gut.

Und so sieht das gute Stück aus:


Nicer Shyce!

Highlights: Standard Nature, Loveblock


OATHBREAKER und WIFE live im Hafenklang, Hamburg (16.12.2016)

Oathbreaker

Auf die belgische Band Oathbreaker bin ich kürzlich auf zweierlei Weise aufmerksam geworden. Zum einen habe ich festgestellt, dass in mehreren Beste-Alben-2016-Listen, die meinem Jahresrückblick mit Nennungen wie z.B. Cult Of Luna + Julie Christmas, Alcest, Subrosa, Mono oder Virus ähnlich sehen, auch immer wieder ihr aktuelles Werk "Rheia" auftaucht.
Zum anderen liefen sie mir beim Stöbern in den Audio Tree Sessions mit einem hervorragenden Radiokonzert über den Weg. Von da an wusste ich, dass ich sie mir bei nächster Gelegenheit live anschauen würde. Und diese Gelegenheit war zum Glück nur ein paar Wochen entfernt.

So ähnlich wie mir erging es wohl vielen, denn das Konzert im Hafenklang war proppevoll ausverkauft.

Wife

Als "Vorband" trat ein Typ mit Elektrogedöns auf, der sein Projekt Wife  nennt. Logisch. Aber sehr schön. Viel Sequenzergeloope, knackige Sounds und harte Stop-and-go-Stolperbeats, dazu hin und wieder diffuser Shoegazegesang. In der Klangpalette hat mich einiges an die "Volk"- und "Kunst der Fuge"-Phase von Laibach erinnert.
Die Zutaten waren also einwandfrei. Nur strukturell war es mir manchmal etwas zu beliebig, in dem Sinne, dass dem großen dramatischen Bogen im Songwriting vielleicht mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden könnte. Anderseits macht gerade dies die Musik auch weniger berechenbar.

Auch wenn der Headliner ja schon eher etwas für aufgeschlossene Headbanger war, hat Wife als vollkommener stilistischer Querschläger es noch geschafft, Teile des Publikums ganz weit aus ihrer Komfortzone zu kegeln. Gut gemacht!

Oathbreaker

Oathbreaker-Sängerin Caro Tanghe besteht auf der Bühne scheinbar nur aus Robe, welligen Haaren - und einer herausragenden versatilen Stimme, die zwischen feen- und alptraumhaft ein breites Spektrum von Emotionen evoziert. Zunächst einmal beginnt sie das Konzert ganz alleine, sanft und entrückt. Doch als dann die Musik wie ein Orkan losbricht, gibt es auch für die Stimmbänder der Frontfrau keine Grenzen.
Das alles hat mal ein bisschen was von den mystischen Qualitäten Myrkurs, vor allem durch ihren Ausdruck im Klargesang aber auch jede Menge von der eingangs schon erwähnten Julie Christmas.

Tatsächlich vereinen Oathbreaker auch den exzentrischen, wilden Post-Hardcore von Christmas' alter Band Made Out Of Babies mit einer Menge infernalisch geblastetem Black Metal. Dazu fahren die Belgier noch ruhige Ambient-Passagen und hypnotische Post-Metal-Midtempostampfereien auf, die beide oft an Cult Of Luna und Konsorten denken lassen. Dass man es als Fan von "Mariner" mit Oathbreaker ziemlich leicht hat, kommt also nicht von ungefähr.
Die spezielle Art, wie die Belgier diese Bestandteile mischen, ist aber ein ganz eigenes Ding und kann jedem genannten Vergleich das Wasser reichen.

Und wie war das Konzert nun? - Atemberaubend gut!

Großartige Musik, tadellos abgeliefert, dazu ein gerade für so blackmetallastige Musik sensationell guter Sound! Wie sagte es ein Mitzuschauer direkt danach so treffend: "Ich war gerade richtig geflasht." Yup, ging mir genauso.

Ganz klar ein Konzert, welches ich für meine Jahres-Best-Of-Liste in Erwägung ziehen würde, wenn diese denn nicht schon geschrieben wäre.
Dies gilt umso mehr für das Album "Rheia", welches ich zusammen mit der zwölfzölligen EP von Wife am Merchandising-Gabentisch abgeweihnachtet habe.


Ziehen wir mal ein haarsträubend stures und fruchtloses "Gespräch" zum Thema "Bands, die angeblich für Diktatoren spielen", die erfolglose Suche nach einem kostenfreien Parkplatz am Fischmarkt (überall Weihnachtsfeiern und Taxis) und die Tatsache, dass ich nachher noch tanken musste ab, war dieser Abend ein äußerst gelungenes, persönliches Livemusikfinale für 2016.

Wobei das Tanken durchaus noch einen gewissen Erlebniswert hatte, denn einen solch riesigen Booze/Kippen/RedBull-Einkauf am Nachtschalter wie direkt vor mir, habe ich auch noch nie beobachten dürfen. Für das Geld könnte man auch locker noch die beiden letzten Konzerte der Oathbreaker-Tour besuchen. 



Wife:




Oathbreaker: 













2016-12-10

MUSIC 2016: top EPs, live recordings and various other stuff



I've already covered my favorite albums and live shows of this year. But what about EPs, split releases, live recordings? Those - as well as some other categories - follow here in the second part of my music retrospect 2016:


EP TOP 5:



  1. ZEAL AND ARDOR - Devil Is Fine
    Chain gang gospel and blues meets black metal meets electronica and - hold your breath! - musical clock, as the African slaves in North America rebel in the name of Satan. So the riverbed runs red with the blood of the saints and the blood of the holy. Sounds as reasonable as a film plot by The Asylum? Well, it really works on this EP, which joyfully bends and tears down all genre boundaries.
  2. VOIVOD - Post Society
    Snake, Chewy, Rocky and Away at the top of their game. More than half of this CD is also featured on their split singles with At The Gates, Napalm Death and Entombed A.D., but that doesn't make this EP obsolete. These four songs (plus the Hawkwind cover "Silver Machine") truly belong to the best material the Canadians have ever recorded.
  3. MYRKUR - Mausoleum
    Myrkur interprets songs from her black metal debut album plus some new material including a Bathory cover in one of the most sensitive live settings imaginable. Inside the Emanuel Vigeland Mausoleum, where every cough in the small audience could destroy the recording, her mystical voice is only accompanied by piano, acoustic guitar and a handful singers of the Norwegian Girls Choir. A magical record, fair and beautiful.
  4. WATCHTOWER - Concepts Of Math: Book One
    Remember the wait for Guns'n'Roses' infamous "Chinese Democracy"? Fans of late 80s prog metal pioneers Watchtower could only laugh bitterly about those in the end only fifteen years. But now they have finally released an EP with new material and it's a highly diverting mindfuck fest of ultra-technical borderline-insane prog thrash. Hopefully "Book Two" comes earlier than 2043!
  5. DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND - Sucht & Ordung
    These three untitled tracks, recorded live in the studio while rehearsing for actual shows, really capture the intoxicating psychedelic pull of Der Blutharsch And The Ridiculously Long Name, as I had witnessed it at this year's Roadburn, each putting its own twist on the genre and not shying away from some surprisingly harsh parts.







TOP 7": 

 


CHELSEA WOLFE - Hypnos / Flame
The queen of the new goth church follows last year's album "Abbys" with a seven inch of two rather quiet non-album tracks from the same sessions. The packaging includes a lyric sheet and as a bonus you get the digital version with three demo versions of familiar songs. Value for money - and oh so mesmerizing.




TOP 10":

 



WANG WEN - In Course Of The Miraculous
Well, there are no other 10" records in the race this year. But this amazing package (including a photo book, four records and a DVD of a unique free ambient performance on a flooded film set) surely deserves to be featured here. My most luxurious - and probably also music-nerdiest - purchase of the year.




Split TOP 3:

 


  1. CAMEL DRIVER / MOEWN - Rites Of Passage /  Aestus
    Northern german instrumental music rules supreme on this advanced lesson in how to do a split release. Conceptually held together by the mirrored cover artwork and matching intros / outros the progressive desert rock of Camel Driver from Kiel and the sludgy post metal of Hamburg's Moewn work together perfectly.
  2.  BONE MAN / BURN PILOT - Psychedelic Sellout
    Double win for Pink Tank Records in this category. The cover artwork / concept (and especially the packaging of the "Heavy Cash Rock Edition") of this strictly commercial stoner rock split is totally hilarious. With six heterogeneous tracks including Bone Man covering Burn Pilot and the other way around you can't complain about the music either.

  3. CULT OF LUNA / THE OLD WIND - Råångest
    Swedish double pack of sludgy post metal (which yes is a term I just used a few lines above for Moewn - hey, I can't make up something new for everything), including the Amebix cover "Last Will And Testament". This beautiful 12" could be a little bit longer, but all in all it's a well rounded release.




TOP soundtrack / film score:



ENNIO MORRICONE / VARIOUS - The Hateful Eight
Well, another case of a category, where I don't have that much contestants. But let me ignore this and the weak points in the manufacturing of this vinyl edition, because this first full original Morricone score for a Tarantino movie can't be ignored here. Such a perfect horror soundtrack! An Oscar well deserved.




Live recording TOP 3:

 


  1. AYREON - The Theater Equation
    Ayreon's "The Human Equation" is probably my favorite rock opera concept album of all time, and I wish I could have been there, when Arjen Lucassen's masterpiece was brought to life in a dutch theater with a shitload of musicians, choir and original singers like James LaBrie and Devon Graves (or stellar replacements like Anneke Van Giersbergen). Luckily there is this document of the event. Even though the filming of the video isn't by far as professional as it should be, "The Theater Equation" is still highly entertaining. The audio recording (and thus the included CD version) is absolutely flawless.
  2. KATE BUSH - Before The Dawn
    Another theater-related live release is this huge album in three acts, which has been recorded 2014 during the three week Hammersmith Apollo residency of Kate Bush in London. The performance, which interweaved her classics and newer songs with acting passages surprisingly isn't available on DVD, but is rather presented as a kind of radio play with the audience mostly muted. A good decision, allowing the whole magic to breathe properly.
  3. AGUSA - Katarsis
    Psychedelic retroprog masterclass with Agusa, who perform just two songs, one a regular and the other a bonus track from their debut "Högtid". The jam is strong in these instrumentals, so the live versions are six and fourteen minutes longer than the studio recordings. As always the Swedish band's music is nothing but pure blissful  joy.




TOP download (digital only):

 


LISERSTILLE - Midnight Wave
The adventurous avant-garde Liserstille are still my favorite band from Denmark, in fact even more so after this live recording, which would also be in my live TOP 3, if I hadn't outsourced it to this "download" category. It is only available in digital form and can also be viewed in its full glory of almost two hours on Youtube.




TOP Tape:




Honestly I still haven't freed the tape from its meteor rubber shell. Luckily it came with a download. Only three tracks, but the astro sludge of Menhir kills!

I only bought two new cassettes this year, so let there also be a shoutout to their fellow Dutchmen Dead Neanderthals, who released their great and hilarious free jazz excess "Live At Roadburn 2016" (which almost made it both into my TOP festival concerts and TOP live recordings) on tape!




TOP top categories you hopefully don't miss:

 

  • top 12" singles
    I only bought one, and there will be enough reason to write about Dool  in 2017 anyway.
  • top flexi discs
    Flexis don't stand for quality. And my copy of Subrosa's "Key Of The Eidolon" is just too bad, so I prefer to stream the song.
  • biggest rediscovery
    Had this category in previous end-of-year reviews, but can't think of someth... well, actually there's Laibach's "Kapital", which I finally bought in all versions. --> See on my tumblr.
  • top re-issues / represses
    Even though I don't do all those gigantic 20 LP luxury box-sets which are blocking the pressing plants, there are certainly some records worth to be mentioned, like Spock's Beard "Snow", Cirith Ungol's "Paradise Lost", some jazz classics or just recently Tori Amos and Dead Can Dance.
  •  top flea market / second hand record
    That could actually be interesting. Maybe next year or as a general standalone post.
  • most cringy second hand trash
    I mean, like this shit. Same as above. 
  • best packaging, most beautiful cover etc.
    No, I just can't decide...
  • anything not strictly music-related
    This was 2016. Didn't everything out of music suck balls as fuck? 

 

 

 

DISAPPOINTMENTS 2016:


Clashes!

I sold my ticket for King Crimson, because the doom lord granted me the wish of Subrosa touring with Sinistro on the very same day. I don't regret my decision, but the clash still annoys me.

I've been complaining for years now about the almighty Voivod not visiting Northern Germany on their tours. And now they finally came to Hamburg again, but only as support of Entombed A.D. - and also on the same day as the possibly strongest tour package of the year with Mono, Alcest and pg.lost. So I had to pass. Don't regret that one either.

And then there was the Hell Over Hammaburg Festival with Sulphur Aeon, , Ram and Skepicism, which I couldn't visit, because I couldn't bring myself to sell my first row ticket for Dream Theater. My bad.

Which brings me to the overblown "The Astonishing" album, which I reviewed pretty mildly back in February. And I still think that most songs on each own are good or have at least potential. But the size of it all and the cringeworthy story have detained me from listening to it for half a year now. I won't be at the "Images & Words" anniversary tour (too expensive and a seated concert again), but I sincerely hope Dream Theater will recover in the process.





ANTICIPATIONS / HOPES 2017:

Well, there are several things I'm already really excited about and looking forwards to. Only I feel like I don't want to jinx any of them now, so there's no outlook here this time.

But one thing in general, 2017: Please, don't be an asshole like 2016! Just think for one moment that most of the people born in this millenium probably already think that all this bullshit everywhere is normal! This is not normal!

Also, take less music legends for fuck's sake! Goes for actors and the last decent politicians as well. You can't reap all the good ones, while the fate of all mankind I see is in the hands of fools.

Disagree? Then fuck you already, 2017!