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2012-09-30

MOTORPSYCHO AND STÅLE STORLØKKEN - The Death Defying Unicorn

"We ventured to find the hollow earth
but all we've found are the hollows in our souls"

So kurz und knackig lässt sich die Handlung eines Konzept-Doppelalbums zusammenfassen. Und was für ein Album das ist! In der aktuellen Ausgabe des eclipsed schon jetzt auf Platz 90 der "150 Prog-Alben für die Ewigkeiten", wage ich mal zu behaupten, dass es mit den Jahren durchaus noch weiter nach vorne rutschen dürfte.

Bei mir persönlich rangiert der folgende Balanceakt zwischen Genie und Größenwahn jedenfalls dieses Jahr ganz weit vorne - mit ziemlich sicherer Stammplatzreservierung für die Ewigkeit.


MOTORPSYCHO and STÅLE STORLØKKEN - The Death Defying Unicorn - A Fanciful And Far-Out Musical Fable (2012)

Die Messlatte lag hoch. Ich hätte nach dem furiosen "Heavy Metal Fruit" von 2010 mit seinem epochalen Finale "Gullible's Travails" definitiv nicht mein letztes Hemd darauf verwettet, dass Motorpsycho da gleich mit dem nächsten Album einen obendraufsetzen würden.
Aber Pustekuchen! Die Norweger haben sich mit der Schwermetallfrucht tatsächlich nur warmgemacht für ein in der Rockmusikgeschichte wohl vergebens seinesgleichen suchendes Konzeptalbum.

Die von Homer, Melville und weiteren Autoren inspirierte Geschichte selbst ist ziemlich einfach und wird sprachlich meist auf das Wesentliche verdichtet. So reichen gleich zu Beginn beispielsweise das Instrumentalstück "Out of the Woods..." und drei Textzeilen, um die Vorgeschichte des Protagonisten zu erzählen, der beim Wildern erwischt und vor die Wahl zwischen Galgen und dem Dienst als Schiffsjunge gestellt wurde. Das ist große Lyrik!

Vom Rest der Handlung möchte ich nur soviel verraten: Das Schiff, auf dem er zwangsanheuert, gehört Edelmännern, die auf der Suche nach einem Eingang zur Hohlwelt sind. Die Reise gerät zu einer hoffnungslosen Odyssey zwischen Mahlstrom, Nebel und Flaute, an deren Ende die Besatzung in ihrer Not ihre Menschlichkeit über Bord wirft. Für den Helden heißt es nun: Meuterei!
Der Ausgang ist dann aber... überraschend.

Überwältigend ist es, wie diese Geschichte musikalisch erzählt wird. Ihr eigener - an sich ja schon zahlreiche Grenzen des Rock'n'Roll mühelos einreißende - Sound reichte dem Trio nämlich nicht aus.
So wurde als gleichberechtigter Komponist der Jazz-Keyboarder Ståle Storløkken an Deck geholt, und als weitere Gastmusiker wirken ein Mellotronspieler, das nur aus Bläsern bestehende Trondheim Jazz Orchestra, ein Solo-Geiger plus ein achtköpfiges Streicherensemble mit.

Dieses Aufgebot an Gastmusikern fungiert dabei niemals nur als Gimmick, das mal hier mal da den Hintergrund aufhübscht, sondern ist fast ständig im Einsatz und insgesamt absolut gleichwertig in die Arrangements eingebunden. Phasenweise bestimmt es sogar das Geschehen. Gerade die Bläser - sei es als geradezu riffrockender Satz in "Through the Veil" oder als erlösendes Saxophonsolo in "La Lethe" setzen dabei viele Akzente.

"The Death Defying Unicorn" wird so zu einer perfekten Mixtur aus wildem Progrock, Jazz und Klassik, wobei diese Elemente auch durchaus gerne alle auf einmal zu hören sein dürfen. Ohne Scheu vor ihrer eigenen Hybris türmen Motorpsycho mit Leichtigkeit alles übereinander, was ihnen zur Verfügung steht und verzichten dabei im Grunde nur auf eine Zutat, die gerade in Story-Konzeptalben sonst gerne eingerührt wird: Kitsch.

Stattdessen jazzrocken sich Hans Magnus Ryan, Bent Sæther und Kenneth Kapstad geradezu unverschämt cool und lässig durch ihren monströs ambitionierten Magnus Opus. (Zweimal "Magnus" in einem Satz, haha!)

Das heißt aber keineswegs, dass es keine stillen oder abgründigen Passagen gibt. Nein, gerade zu Beginn der zweiten Hälften schleppt es sich zeitweise geradezu quälend dahin. Doch gerade hier wird die eigentliche ganz große instrumentale Stärke des des Albums voll ausgespielt: Dort wo es keine lyrische Erzählung gibt - und der Instrumentalanteil ist sehr hoch -, dort reichen schon Songtitel wie "Sculls in Limbo" oder "Flotsam" alleine aus, um einen in Verbindung mit der Musik die Geschichte erleben zu lassen. Wellengang, Wetter und Schicksal - alles steckt tief in den Arrangements.

Es mangelt mir wahrhaftig an Superlativen, um "The Death Defying Unicorn - A Fanciful And Fairly Far-Out Musical Fable" gerecht zu werden.
Da ist es beruhigend zu wissen, dass den Herren ihr eigenes Genie wohl niemals zu Kopf steigen wird. Denn angesichts dessen, was sie hier aufgetischt haben, nehmen sich Motorpsycho erstaunlich wenig ernst, was sich u.a. im mal im von außen nicht zu erahnenden, wieder reichlich bekloppten Bookletcover ausdrückt.

Und dann ist da natürlich noch dieser super umständliche, seltsame Albumtitel, den ich so gar nicht mit der Geschichte zusammenzubringen vermag. Also entweder bin ich zu blöd, oder genau das ist volle Absicht. Ich gehe mal zu meinen Gunsten von letzter Möglichkeit aus...

Wie auch immer - das dem Tod trotzende Einhorn wird gewiss noch weit über dieses Jahr hinausstrahlen!
Ganz ganz riesengroß! 

Anspieltipps: Through The Veil, La Lethe, Into The Gyre, Mutiny!

MAIDEN UNITED - Across The Seventh Sea

Und nun noch schnell zu dem gerade frisch erschienen Zweitwerk einer Tributband, die mich schon auf dem Wacken Open Air 2011 überrascht und begeistert hat:


MAIDEN UNITED - Across The Seventh Sea (2012)

Ein paar niederländische Musiker spielen neben ihren jeweiligen Hauptbands als Projekt semi-akustische Versionen von Iron Maiden-Hits der frühen Alben bis "Seventh Son Of A Seventh Son". Ende Bandbeschreibung.

Aber es ist dann schon spannender, als es klingt, weil es einfach verdammt gut klingt. Denn hier wird nicht nur ohne Verstärker nachgespielt, sondern bei der Übertragung auf Piano und Akustikgitarre auch mit viel Liebe umarrangiert, so dass die Songs ganz neue Stärken entfalten.

Eigentlich braucht es nur zwei Grundvoraussetzungen, um dieses Kleinod zu mögen:

1. Man sollte mit dem Gesang von Threshold-Sänger Damien Wilson klarkommen. Ich erinnere mich, dass ich mich bei seinen ersten Gastauftritten bei Ayreon erst ein wenig an seine Stimme gewöhnen musste.
2. Man sollte irgendwann während der vergangenen drei Jahrzehnte den Namen Iron Maiden gehört haben und einordnen können.

Der Rest sollte bei diesem klasse Album dann eigentlich von alleine flutschen.

Ein bisschen schade ist eigentlich nur, dass anders als beim Debüt "Mind The Acoustic Pieces" - und auch live in Wacken - die Wunderstimme von Anneke van Giersbergen nicht dabei ist. Man kann halt nicht alles haben. Dafür ist das Gast-Cello von einem Apocalyptica-Mitglied eingespielt. Ist ja auch schon was.

Neben der Musik weiß auch die Optik zu punkten. Das Artwork von Cover und Booklet greift nämlich nicht zu penetrant und sehr gekonnt diverse Maiden-Cover auf.
Und wer nicht wie ich banausiger CD-Hörer, sondern Vinyl-Freund ist, der sollte sich auf der Homepage der Band mal diese Special Edition anschauen. Hui!


Anspieltipps: 22 Acacia Avenue, The Evil That Men Do, Children Of The Damned, Infinite Dreams

2012-09-29

Grind & Gore Day 2012 (AUTOPSY, TERRORIZER, NAPALM DEATH)

Der 24. Februar war dieses Jahr für mich so eine Art Grunz-und-Röchel-Feiertag, erschienen an diesem Tag doch neue Scheiben von gleich drei Genre-Legenden des brutalen Haudraufs...



AUTOPSY - All Tomorrow's Funerals (2012)

Ein Jahr nach der Comeback-Gedärmbombe "Macabre Eternal" schon das nächste Album der Gore-Death-Metal-Großmeister?

Nein, auf "All Tomorrow's Funerals" befindet sich nur eine handvoll neuer Stücke, ansonsten war die Grundidee hinter der Veröffentlichung, einmal alle teilweise vergriffenen EPs und sonstige nicht auf Alben vertretenen Tracks in einem Stück wiederzuveröffentlichen.
Die Präsentation erfolgt dabei chronologisch von neu nach alt, was gut funktioniert und einen gewissermaßen immer tiefer ins modrige Grab hinabsteigen lässt.

Der Kenner weiß daher natürlich schon, welche schimmelige, Leichenwasser gurgelnde Feinkost ihn hier erwartet. All die autopsy-typischen Grooves, Riffs, Doppelleads und natürlich das Kinderfresserorgan von Drummer Chris Reifert ziehen sich selbstverständlich durch die kompletten 22 Tracks. Bei zwei der neuen Kompositionen darf sich auch Gitarrist Eric Cutler mal wieder bösartigst auskotzen.

Die 17 wiederveröffentlichten Stücke stammen ursprünglich vom "Peaceville Vol.4"-Sampler, sowie den EPs bzw. Singles "Retribution for the Dead", "Fiend for Blood", "Horrific Obsession" und "The Tomb Within". Gerade letztere ist ja eigentlich noch ziemlich frisch und wäre von daher wohl am ehesten verzichtbar gewesen. Bei den älteren Tracks, wie denen von "Fiend for Blood", die ich nun auch doppelt besitze, hat man hingegen noch den Mehrwert eines neuen Masterings. Manchen Fans ist der Sound nun natürlich nicht mehr true genug, ich persönlich stimme aber den liner notes im Booklet zu: "[...] now the old stuff sounds better than ever. Don't worry folks, we didn't ruin anything. Hah!"
Denn gerade der "Fiend" mangelte es früher bei aller Liebe zum Kultklang ja gehörig an Wumms.

Das Booklet des Digipacks ist überhaupt sehr schön aufgemacht und erhält neben liner notes und bekloppen Bandfotos auch sämtliche Texte und die Coverartworks der Ursprungsplatten.
Auch für den Fan, der vieles schon kennt, gibt's also genügend Gründe sich das Ding zuzulegen.

Für Autopsy-Einsteiger ist "All Tomorrow's Funerals" ohnehin zu empfehlen. 

Anspieltipps: All Tomorrow's Funerals, In The Grip Of Winter, Keeper Of Decay, Mutant Village



Während bei Autopsy die Toten ja meist eher passiv der Sammelleidenschaft und anderen Gelüsten des kranken Ich-Erzählers dienen, sind sie woanders selbst deutlich aktiver...

TERRORIZER - Hordes Of Zombies (2012)

Der Haken ist nur: sie sind gar nicht tot bzw. untot oder wie auch immer der klassische hirnfressende Zombie wissenschaftlich korrekt kategorisiert wird. Und besonders aktiv sind sie eigentlich auch nicht, eher abgestupft, seelenlos, apathisch. Denn Terrorizer sind ja nicht gory, sondern eher so prophetisch postapokalyptisch politisch. Und die Zombies sind wir, die Menschheit, irgendwann, bald wahrscheinlich.

Ok, meine Möchtegern-Delling-Überleitung zu dieser Rezension war zu gewollt. Aber was soll's...

Wichtiger als die Botschaft ist hier ohnehin der Vortrag. Wunderbar schnörkelloses superstumpfes Hochgeschwindigkeitsgeknüppel, dargeboten auf technisch allerhöchstem Niveau. Klar, mit der klassischen Morbid Angel-Rhythmussektion aus Basser David Vincent  und Drummer Pete Sandoval, der bei der Hauptband ja aus gesundheitlichen Gründen pausiert, flutscht es natürlich fast von alleine.

Musikalisch neu erfunden wird auf "Hordes of Zombies" erwartungsgemäß nicht eine Note. Wozu auch? Das haben Terrorizer schließlich schon 1989 gemacht, als sie mit "World Downfall" so etwas wie eine Blaupause für fast alle nachfolgenden Platten des Grindcore-mit-Deathmetaleinschlag-Genres rausbrachten.

Die Songs sind alle ziemlich ähnlich aufgebaut, so bestehen sie z.B. häufig aus einem Strophe-Bridge-Refrain-Block, der mit identischem gegrunztem Parolentext einfach nochmal wiederholt wird, damit man zumindest die Zwei- oder maximal die Drei-Minuten-Grenze sprengt. Aber das ist keine Negativkritik, sondern macht großen Spaß.

Ehrlich gesagt erinnern mich die 15 Klon-Tracks in einer Dreiviertelstunde so ein bisschen daran, wie es damals in den frühen Neunzigern war, wenn man eine Bad Religion-Kassette in den Walkman eingeworfen hat. Nur in Deathgrind statt Radiopunk natürlich. ;)

Anpieltipps: A Dying Breed, Ignorance and Apathy, Malevolent Ghosts, Generation Chaos




Dass Deathgrind allerdings nicht nur perfekt gespielt, sondern dazu auch sehr abwechslungsreich arrangiert möglich ist, zeigen die ganz großen Legenden der Szene mit ihrem aktuellen Meisterwerk:

NAPALM DEATH - Utilitarian (2012)

Auf satten 18 Stücken zeigen die Engländer hier alles, was sie können, und das ist innerhalb ihres stilistischen Rahmens bekanntlich eine ganze Menge.

Auf "Utilitarian" passiert so vieles in so kurzer Zeit, dass ich gar nicht versuchen möchte, das Album allzu tief zu analysieren, um nicht in eine "Analysis Paralysis", um mal ganz geschickt einen Songtitel einzuwerfen, zu verfallen. Wichtig ist: es ist aggressiv, es knallt, haut Dir links und rechts in die Fresse, bläst Dich um, zwingt Dich im Auto, besonders aufzupassen, dass die Nadel nicht zu weit nach oben schießt.
Denn abgesehen vom instrumentalen Opener "Circumspect" spielt sich tempomäßig fast alles zwischen schnell stampfendem Death Metal und Blastbeat-Grindcore ab. Und dabei ist es richtig abwechslungreich, ohne allerdings in Mathcore-Gefilde abzudriften.

Am auffälligsten ist, dass Barney ("throat") und Mitch Harris ("chops / throat") durch ein paar erfolgreiche Gesangsexperimente zusätzlich Farbe hineinbringen. Sei es, dass der Gitarrist wie beim Schon-jetzt-Klassiker "The Wolf I Feed" den Großteil der Leadvocals übernimmt - und zwar sowohl mit Krächz- als auch mit an Fear Factory erinnernder Klarstimme. Dazu kommen noch ein paar von den Swans inspirierte Düsterchoräle.

Wer wie ich seit mindestens zwanzig Jahren die "Naked City" von John Zorn bzw. sein Jazzgrind-Projekt Painkiller (mit Ex-Napalm Death-Drummer Mick Harris) liebt, der erlebt mit dem vom Meister höchstselbst in "Everyday Pox" eingetröteten Saxophonsolo einen schönen Nostalgiemoment.

Alle anderen geilen Momente müsst ihr dann schon ohne Vorwarnung von mir über euch hineinbrechen lassen!

Wie schon eingangs gesagt: "Utilitarian" ist  ein Meisterwerk. Momentan würde ich es sogar noch vor der "Phantom Antichrist" von Kreator als heißesten Anwärter auf den Titel "Metal-Album des Jahres" handeln.

Anspieltipps: The Wolf I Feed, Fall On Their Swords, Everyday Pox, Orders Of Magnitude, Leper Colony, Collision Course

2012-09-18

LAIBACH comes in peace über dem København (15.09.2012)

Again? Another post about Laibach? Haven't there already been three CD reviews in this blog this year?

Yes, there was the "Iron Sky" soundtrack, then the phenomenal live recording "Monumental Retro-Avant-Garde" and lately the compilation "Reproduction Prohibited".

So for the sake of variety I'm doing this live review in english instead of german, which makes also sense, considering the concert not being in Germany and english being the main language I used in conversation with the people I met there.

I've made this decision once before in April, for the review of the Roadburn Festival in Tilburg (Netherlands). As german readers might already know, it was there where I've been asked that famous unanswerable question "What kind of band is Laibach?" the last time. While my own unprepared stumbled explanation didn't really satisfy me - once again -, I was not aware that in that very same moment of my failure Laibach themselves where giving a far better answer playing their historical "Monumental Retro-Avant-Garde" show in the Tate Modern Museum in London.
And right now, as I am typing the words of this paragraph, Laibach are where I was then - in Tilburg. Now, if that's not circles closing everywhere! Too bad I don't believe neither in fate nor in Illuminati world conspiracies...

With Laibach leaving out Hamburg on several tours (I've already had a five-year-hiatus of seeing them) and the recording of the Tate Modern show raising my expectations to the highest level, there was no question that I would drive as long as it was necessary to see them again this time.
About four hours plus breaks to Berlin or to Copenhagen, those were my two dates to choose from. I went with my Northern German affintiy to the Danish, with the weekend and with the fact that the Copenhagen concert was going to take place in a location that promised a very special occasion: the National Art Gallery of Denmark.

Since my mobile phone is one of those rare subversive devices which are only made and used for short text messages and phone calls, I can just offer some shots from the outside which I did the next morning to illustrate the venue:


As you can see the Statens Museum for Kunst is just what you expect of such an institution: one of those classic magnicifent buildings, where everything is designed in such a huge scale that - viewed in total - it almost looks small again.


Attached to the old building is a modern tract with a large glass wall on the backside. So the original facade of the old building is still intact.
 

Right at the foot of the new building they set up the stage and movie screen. All the stairs were filled with the audience watching the performance from above.

And don't mistake me for being clever enough to have done this on purpose, but just where you can see the reflection of my head and camera - that was my spot during the concert! ;)

So, if that's seriously not enough to fit in the whole rest with your imagination... In this gallery on the facebook page of Laibach you can see pictures of the actual event.


The evening started with Ivan Novak representing the "old Laibach" and Mina Špiler ("the upgrade") sitting in front of the stage and being interviewed. A nice idea, though it didn't work out as good as it might have been due to the lack of creative new questions.
In this setting with this audience one can assume that most visitors are familiar with the basics. So what's the point in coming with "Opus Dei" and "Geburt einer Nation" again? Luckily Ivan and Mina, who was obviously too young to answer most questions and basically functioned as eye candy and a mike stand, were aware of this and loosened up the conversation with some humour. I would't say that it was wholly uninteresting, because it wasn't, yet still - it felt as if the interview stayed below its potential. With all those different activities since "W.A.T." alone, there should have been some fresh subjects, I guess.


Act II of the night followed immediately afterwards - a screening of "Iron Sky", the famous finnish Moon Nazi satire, for which Laibach contributed the score and initial inspiration of the director.
This being the "We Come In Peace" tour, what better way to warm up for the show could there be?

For me it was the second time I saw the movie (can't tell how often I've listened to the soundtrack though), and it was still good for many laughs. I even spotted one of the many visual Laibach references I missed during the first time. Good thing that the Danish don't dub movies (this german habit is a pain in the ass if you ask me), so my fun was as unspoiled as everyone else's in the hall.




After those 90 minutes of brutal Laibach teasing, when the end credits had rolled over the screen, you could grab the anticipation. Time for the real McCoy, as the fictional President of the United States of ze Amerikas would have put it.

It started with pre-recorded spoken words, the snarling voice of singer Milan Fras booming in Slovene, so deep and mighty that you immediately knew that the acoustics of this vast auditorium of glass and concrete would serve the Slovenian Kunst Machine very well.
And when the band entered the stage and joined in for "Sredi Bojev"- so it was!

Roughly following the scheme of "Monumental Retro-Avant-Garde", skipping only the most exlusive primeval soup elements with which they started then, the two-hour-set of Laibach was divided into two sections, the first being a dive into the "revisited" versions of their very early works, which still aren't out as a studio album. With a delay of over a year and three records being released in the meantime, it will hopefully turn out to be number four to blog about here this year.

The re-interpretations differ very much from the originals, but they doubtlessly are still laibachian through and through, carrying a timeless quality like something that's been with you for an eternity, even though you have just heard it for the first time.
Milans real-life voice could compete with the intro astonishingly well. This was my sixth Laibach concert since 1994, and the man's voice never sounded this abysmal and bottomless. Speaking in his mother tongue it sounds even deeper than in english or deutsch. If the citizens of Copenhagen ever had a nightmare of a maelstrom swallowing their famous mermaid (I've seen half of Japan snapshooting that poor thing...) - Milan opening his mouth may have been the closest thing to that.

Visually Laibach isn't as scary and untouchable as it used to be in the good bad old times, but honestly I don't really miss that aspect. Of course I loved the "W.A.T." performances with the two sternly sexy drummer girls, who revived the strong symmetrical aesthetic which had been established in the eighties and temporarily abandoned for the heavy metal approach of "Jesus Christ Superstars". Yet in retrospect they made a really good point about how mainstream a military approach has become in pop music. If Laibach would recruit some new angry young men with army haircuts in pseudofascistic uniforms today to look scary again, it might just give them a big yawn, if not only a small shrug of the shoulders, because by now we are much too used to musicians wanting to shock us with their appearances.
(Though I have to admit that some of the new old school provocative merchandising articles like the "Schwitz aus!" soap still work very well in waking people's anger instead of their minds.)

Good thing then that Laibach kept improving the musical performance instead. I'm not overstating, when I say that I am absolutely stunned by the way they just keep getting better and better.

The basis of the band's current live sound is the mixture of electronic sound delivered by three keyboard players, delivering the wagnerian orchestral bombast as well as piano and sequencer tunes, and the excellent organic drumming of Janez Gabrič.

The center of attention - and the midst of the stage - was equally apportioned between Milan Fras and Mina Špiler, who has really grown into her role as second lead singer (also handling keys and effects) since she joined Laibach for the "Volk" tour.

A captivating appearance, gifted with a beautiful voice and unique style of singing, yet also in charge of giving a megaphon rendition of the Josip Broz Tito speech in "Država" - I can't write enough propaganda for this woman. With The Beatles' "Across The Universe" and the schmaltzy "Take Me To Heaven" she surely took the level of purity and elegancy in Laibach shows to a new level.
And of course I have to mention those panic screams, which I had always considered to be samples on the Tate recording...

Each former manifestation of the band had its own special qualities, but I don't think that any of them could so flexibly switch between all those different musical directions which are actually fused together in a Laibach show.

Listen to passages like the noisy outbreaks in "Smrt Za Smrt" - with this wild piano on top of the chaos it is as much classic industrial as it something that could happen in an avantgarde jazz performance. And that may just be the range wherein it all happens.
The kraftwerkian minimalism of "Le Privilège des Morts" (more "Kapital" songs please!), the brutality of "Leben heißt Leben" or the Bob Dylan cover "Ballad Of A Thin Man", the strangely distanced bombast in "Ti, Ki Izzivaš", hints of barbershop in "Take Me To Heaven" and a space zeppelin full of James Bond references in "Under The Iron Sky"... this line-up just nails everything.


You might have noticed by now: What Laibach delivered in Copenhagen was nothing but a spectacular show. I could go on and on with highlighting all the highlights of it, but instead let me just point to the setlist below this report! I was simply blown away and happily brainwashed once again.

If the Neue Slowenische Kunst comes to town - you definitely need to get there!


This is not an advice, but ein Befehl, Herr Nachrichtenübermittlung-Oberführer!


Setlist:
  • Sredi Bojev
  • Mi Kujemo Bodočnost
  • Brat Moj
  • Smrt Za Smrt
  • Ti, Ki Izzivaš
  • Država
  • Le Privilège Des Morts
  • Across The Universe
  • B Mashina
  • America
  • Under The Iron Sky
  • Take Me To Heaven
  • See That My Grave Is Kept Clean
  • Ballad Of A Thin Man
  • Alle Gegen Alle
  • Du Bist Unser
  • Love On The Beat
  • Warme Lederhaut
  • Tanz mit Laibach
  • Leben heißt Leben
  • Geburt einer Nation





2012-09-11

www.derohlsen.de

Nach anderthalb Jahren ohne Update habe ich nun doch mal wieder die Galerien auf meiner Hompage etwas aufgefrischt. ;)


Hat natürlich nach wie vor keinen Anspruch darauf, ein Best-Of zu sein,  sondern bestenfalls ein Einstieg in und grober Überblick über mein Zeug...

2012-09-10

Wie konnte ich die nur vergessen?

In meinem Musikvideo-Posting von neulich habe ich nicht ohne Grund vermieden, "Die 10 absolut besten Videos aller Zeiten" oder ähnlichen Quatsch zu schreiben, sondern bewusst vage formuliert: "hier mal ein paar Lieblinge, die mir spontan einfallen".

Diese fünf z.B. hätten auch noch unbedingt dazugehört:


M.I.A. - Born Free

Politisch, direkt, brutal - und viel zu nah an der Realität, als einem lieb sein kann..
Ein sehr intelligentes, beeindruckendes Video.


M.I.A, Born Free from ROMAIN-GAVRAS on Vimeo.



TOOL - Schism

Als ich das damals zum ersten Mal im Fernsehen sah (damals gab es noch sogenannte Musiksender), konnte ich gar nicht verarbeiten, dass die ihrer Zuschauerschaft so etwas geniales zumuteten. ;)

Nichts für Kunsthasser.





MUSE - Knights Of Cydonia


Alter! Wie konnte ich ausgerechnet dieses wahnsinnige Sci-Fi-Western-Mashup vergessen?

Immerhin hat dieses Video meine Band ja spontan bewogen, den Song in unser Liveprogramm aufzunehmen! Und wir covern generell sonst eher wenig...




DIE ÄRZTE - Goldenes Handwerk


Von der besten Band der Welt muss natürlich auch ein Video vertreten sein.

Die Zombiekalypse in "Junge" beispielsweise...

Aber weil ich Schlagzeuger bin, entscheide ich mich natürlich für das Video zur erfolglosesten Ärzte-Single aller Zeiten. ;)





CANDLEMASS - Bewitched


Und zu guter letzt noch etwas ganz köstliches, diesmal auch mit Zombies in 80er-Jahre-Turnschuhen!

Der Song ist klasse, das Video hingegen allerfeinster, putziger Trash.

Nach dem Genuss dieser audiovisuellen Party empfehle ich, sich mal die Referenzliste des Regisseurs anzuschauen, um dessen Erstlingswerk es sich hierbei handelt. Der Mann hat tatsächlich später u.a. sowohl das legendäre "Smack my Birch Up" für The Prodigy, als auch "Paparazzi" und "Telephone" für Lady Gaga gedreht. Respekt!


Und nun mal sehen, wann mir die nächsten 5 einfallen...

2012-09-09

HELGE SCHNEIDER im Stadtpark Hamburg (08.09.2012)

Eine Woche nach Bodo Wartke zog es mich gestern wieder zur Freilichtbühne des Hamburger Stadtparks.

Diesmal hätte ich mit 25 Minuten Verspätung wahrscheinlich weniger Musik verpasst, da Helge Schneider sich gerade am Anfang sehr viel Zeit vor und zwischen den Songs genommen hat.
Wobei die ausgiebige Quatschmacherei natürlich auch zu seiner Show dazugehört. Bei epischen Ansagen wie jener vor "Hunderttausend Rosen" tat mir vor Lachen schon der Bauch weh. ;)

Der Rhythmus, in dem bei Helge Schneider Jazz und Komik zusammenspielen sucht sicherlich nicht nur in Deutschland seinesgleichen. Einfach absolut unkopierbar!
Ob er nun lange instrumentale Improvisationen spielt oder sein Gag-Feuerwerk zündet, irgendwie ist das alles seine Art von anarchischem Jazz.

Die wichtigsten Hits waren ausgespielt oder in chaotischen Potpourries fast alle vertreten. Helge spielte hauptsächlich Klavier, aber auch Orgel, Gitarre, Melodica, Trompete, Xylophon und noch ein paar Kleinigkeiten.
Begleitet wurde er von zusammen ca. fünftausend Jahre alter Band, weiteren Gastmusikern an Schlagzeug (Pete York, der schon in "Jazzclub - Der frühe Vogel fängt den Wurm" mitwirkte) und Saxophon, und natürlich seinem persönlichen Leib-Teekocher.

Als ganz besondere Trümpfe waren Sergej Gleithmann, dessen Ausdruckstanz u.a. beim "Meisenmann" zu Freudentränen rührte, dabei, sowie die sensationelle, u.a. durch America's got Talent bekannt gewordene Butterscotch, die nicht nur zusammen mit Helge spielen durfte (besonders lustig bei "Ich drück die Maus"), sondern auch dem Meister eine Pause gönnte, indem sie einen eigenen Song performte, bei dem sie gleichzeitig Gitarre spielte, sang und beatboxte. Ach ja, dass die Dame auch hervorragend Posaune und Trompete spielen kann (und dafür noch nicht einmal Instrumente benötigt) muss man natürlich auch erwähnen!

Und für ein Duett mit Udo Lindenberg war im über zwei Stunden langen Programm auch noch Platz.

Und es hat wieder nicht geregnet! Fitze Fitze Fatze!

2012-09-04

10 Lieblings-Musikvideos

Ich bin ja eher Banause, was die Kunstform Musikvideo angeht.

Trotzdem hier mal ein paar Lieblinge, die mir spontan einfallen:


DEAD CAN DANCE - The Host Of Seraphim

Eigentlich gehört dies hier schon gar nicht rein, aber es ist dermaßen gut... Ich hab's immer für ein offizielles Musikvideo gehalten, tatsächlich ist es ein Ausschnitt aus dem Film "Baraka", an dessen Soundtrack Dead Can Dance beteiligt waren. Also im Grunde kann man es also schon als "offiziell" durchgehen lassen. ;)




JUNO REACTOR - God Is God

Die Kostüme, Kulissen, Bewegungen, Symboliken... einfach großartige Bilder!




LAIBACH - Across The Universe

Die anderen Videos aus dieser Ära ("Opus Dei", "Sympathy For The Devil", "Geburt einer Nation") sind ebenfalls großes Kino mit ironischem Unterton. Vielleicht machen es der musikalisch total im Gegensatz zu diesen Stücken stehende Song und die Kinder, dass das Video zum Beatles-Cover "Across The Universe" am wirkungsvollsten ausgefallen ist.


Laibach - Across the Universe (official video... von myfilm-gr


BJÖRK - Pagan Poetry

Die weiblichen Gesangsstars und -sternchen unserer Tage sind ja ständig im Wettstreit darum, wer am schnellsten aus den Klamotten kommt. Ich will mich darüber auch gar nicht beschweren. ;)

Dennoch bin ich froh, dass Björk einen Scheiß darauf gibt, was laut Pop-Konsens als sexy gilt und wie Nacktheit zu präsentieren ist.
Ihr Ausdruck von Körperlichkeit, Leidenschaft und Hingabe hat nämlich wesentlich mehr Substanz.


Bjork - Pagan Poetry from samoa on Vimeo.



JANELLE MONÁE - Cold War

Noch ein "nacktes" Video, aber ganz anders. One-Take-Videos dieser Art hat es sicherlich schon viele gegeben, die meisten anderen Künstler hätten diesen Take aber vermutlich weggeschmissen.
Schön, dass Madame Monáe dies nicht getan hat!


Janelle Monáe - Cold War von JanelleMonae-Official


TRIPTYKON - Shatter

Bleiben wir mal minimalistisch. Hartes Licht. Lange Schatten.
Eindrucksvolles Schwarzweiß-Kino!




LAIBACH - Država

Wir bleiben mal s/w und machen eine Reise zurück in die Zeit,
als Laibach noch so richtig Reichsparteitagsfeeling ausgestrahlt haben...


laibach - Drzava von Chevalier_du_Christ


BJÖRK - All Is Full Of Love

Ok, wenn Laibach hier schon zwei Mal auftauchen, dann muss natürlich auch Björk, mit deren Videos alleine ich die Zehn schon leicht hätte vollmachen können, hier doppelt gefeatured werden. Auch in "All Is Full Of Love" spielt sie mit einer eigenen Sichtweise von sexy. Dabei ist die Erotik von Mensch und Maschine ja kein neues Thema, man denke nur an Fritz Langs "Metropolis". Doch dieses Video setzt dem Sujet wohl die Krone auf. Dementsprechend ist der Konsens darüber, dass es sich um eines der besten Musikvideos aller Zeiten handelt, ja auch ziemlich breit.




Und auch die letzten beiden Videos sind keine wirklich originellen Nennungen für eine Lieblingsliste...
Aber ich sagte ja eingangs: Ich bin Banause. ;)



U.N.K.L.E. feat. Thom Yorke - Rabbit In Your Headlights

!!! wie man so schön sagt, wenn einem sonst nichts einfällt. ;)

Auch die Platte "Psyence Fiction", von der dies ausgekoppelt ist, kann ich nur empfehlen!



JOHNNY CASH - Hurt

Ja, das musste natürlich kommen!

So viel so echter Schmerz. Ergreifender als Johnny Cashs eigener bitterer Grabgesang kann ein Video wohl kaum sein.



Zum Schluss noch ein Tipp, was richtig flasht:

Einfach mal alle hier eingebetten Videos von oben nach unten, mit etwa 5 bis 10 Sekunden zwischen jedem "Play" gleichzeitig anschmeissen! Ohne Scheiß, ich finde das sehr interessant.

2012-09-03

DIE ÄRZTE - ZeiDverschwÄndung / auch / m + f

Ich habe mal die bisherigen 2012er CDs, die ich hier noch verfleischwursten möchte, auf dem Schreibtisch aufeinandergestapelt. Der Turm Quader ist momentan ca. 13 cm hoch. Die Standard-CD-Hülle aus Kunststoff, die es bei Neuerscheinungen ja kaum noch gibt (in dieser Auswahl kommt sie nur ein einziges Mal vor), ist einen Zentimeter hoch. Aber das nur am Rande. Mit der folgenden Triple-Rezension trage ich auf jeden Fall gleich dreieinhalb Zentimeter von oben ab.


  DIE ÄRZTE  -  ZeiDverschwÄndung (2012)

DIE ÄRZTE  -  auch (2012)

DIE ÄRZTE  -  m + f (2012) 

Neben der Gemeinsamkeit, dass die erste Single "ZeiDverschwÄndung" ist und das Album "auch", kann man sich bei allen drei aktuellen Veröffentlichungen nach wie vor fest darauf verlassen, dass Die Ärzte stets beide Arten von Musik spielen: Country und Western.

Stilistisch machen BelaFarinRod wie immer was sie wollen, und sie können es auch. Und die u.a. daraus resultierende Diskussion alte Leier ist auch immer noch dieselbe wie damals, als wir noch auf Westerland mit Schopenhauer das uns gegebene Nasenbrot aßen: Ist das noch Punkrock?
Passenderweise ist der Opener des Albums genau nach dieser Frage benannt.

Wie gewohnt hat Farin Urlaub den höchsten Songwriting/Leadgesang-Anteil, doch auch von Rod sind diesmal relativ viele (und starke) Songs vertreten. Insbesondere seine The Who-Hommage "Quadrophenia" stellt ein Highlight dar, das eigentlich auf den Longplayer gehört hätte und für das es sich auf jeden Fall lohnt, sich "ZeiDverschwÄndung" (Alter, jedes Mal vertippe ich mich bei dem scheiß Titel!) zuzulegen, welche zudem auch mit "Mutig" eines von Farins besten Stücken dieses Jahrgangs enthält.

"m + f" (die CD die etwas anders heißt als ihr Titelsong, der wiederum anders heißt, als er von den meisten Leuten genannt wird - wir kennen das von "Ein Schwein namens Männer") ist mit zwei eher mittelmäßigen bzw. zu kurzen zusätzlichen Tracks im Vergleich zur Vorab-Single ziemlich verzichtbar. Ich persönlich habe sie mir hauptsächlich besorgt, weil sie sich im Regal so gut neben den anderen beiden macht. Was Layout und Bandfotos angeht sind alle drei Scheiben herrlich gestaltet. Das Gesellschaftsspiel-Konzept des Albums macht es das normale Herausnehmen der Disc zwar unnötig kompliziert, doch das ist wohl der Preis, den man für diesen genialen Hüllenschwachsinn zahlen muss.
Mit einer Altersempfehlung von 6 bis 66 Jahren ist "auch" übrigens nicht ganz rentnerfrei. Kleinkinder sind wegen der verschluckbaren Teile (Kronkorken als Spielsteine!) ausgeschlossen. Hören lässt sich das Album mit 0 bis 3 Personen, wer gerne in größerer Runde Spaß hat, sollte sich also besser nach einer neuen besten Band der Welt umsehen.

Von Bela B. vermisse ich seine z.T. absurd flachwitzige Bananen-Höchstform. Klar, Die Ärzte fackeln über ein gesamtes Album - als irgendwann doch allmählich älter werdende Berufs-Infantile - keine Zotenfeuerwerke wie auf "Planet Punk" mehr ab, aber zumindest das Niveau vom seinerseits viel stärkeren "Geräusch" hätte ich mir schon gewünscht. Hauptsächlich dafür gibt es Abzüge in der (Bela-)B-Note.

Insgesamt sind "auch" und "ZeiDverschwÄndung" jedoch super -Qualitätsware, der man im Zweifelsfall blind bzw. taub vertrauen sollte.

Einen Track auf "auch" gibt es, der besondere Erwähnung verdient: "Cpt. Metal" kämpft sich mit bluttriefender Gitarrenaxt durch Metal-Hymnen-Klischees, und Farin darf ein zweimal so richtig den Gitarrenhelden machen, dass es für jeden Metaller, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, eine reine Freude ist. Absolutes Highlight: der Metallica-Zwischenteil ("Jetzt sieh Dir an, wie sie um ihr Leben betteln / Käpt'n Metal hatten sie nicht auf dem Zettel").

Was ich abschließend als großes Lob sagen kann, da ich mit dieser Rezension ja nicht mehr ganz tagesaktuell bin: Fast alle Stücke werden mit der Zeit beim Hören sogar noch etwas besser. Und das ist bei den langen Pausen zwischen den letzten Ärzte-Alben doch eine sehr gute Nachricht!

Anspieltipps: Cpt. Metal, Quadrophenia, Mutig, Fiasko, Sohn der Leere, TCR, Freundschaft ist Kunst, M&F

2012-09-02

Action-Klotz


Hehe...

Noch ein paar nicht zappelnde Livebilder von SpaceKlotz von gestern
gibt es  HIER AUF FLICKR  zu sehen!





Wir sind ja gerade auf Lütjenwestedt-Tour

Im August (*flüster* 2011) waren wir in Lütjenwestedt, gestern dann in Lütjenwestedt. Aber immerhin habe wir die Location gewechselt, d.h. nicht wie letztes Mal im Holz- und Geräteschuppen, sondern im Carport gespielt.

Weiterlesen im NEUEN Roten Logbuch!


Dass meine Band Das Rote Universum seit kurzem eine neue auf Blogger basierende Homepage besitzt, hatte ich an dieser Stelle ja noch gar nicht erwähnt. Das war spontan notwendig geworden, da der Admin-Bereich des alten Roten Logbuchs nicht mehr funktionierte...

2012-09-01

LAIBACH - Reproduction Prohibited

Ja, Laibach schon wieder!

Die Neue Slowenische Kunst-Maschine ist dieses Jahr sehr veröffentlichungsfreudig. Nach dem Soundtrack zu "Iron Sky" und dem für mich schon jetzt zu den besten Livealben aller Zeiten zählenden "Monumental Retro-Avant-Garde" folgt nun also der dritte Streich, bei dem es sich allerdings um eine Zusammenstellung hauptsächlich bekannten Materials handelt:


LAIBACH - Reproduction Prohibited - An Introduction To Laibach (2012)

Wie der Titel schon andeutet, wird auf dieser Compilation ausschließlich ein Aspekt des Laibach-Schaffens (allerdings zweifelos der prominenteste) beleuchtet, nämlich ihre Neuinterpretationen bekannter Stücke.
Ihr Ansatz unterscheidet sich dabei stark von dem üblicher Coverversionen. "Laibach's interactions with the form illustrate well it corrosive technique of  'overidentification' which brings to the surface hidden or repressed aspects of a song, genre or system and makes them work against themselves.", schreibt Alexei Monroe in einem von ihm gewohnt aufschlussreichen Text im Booklet.

Wem der intellektuelle Überbau jedoch zu anstrengend ist, der kann sich aber natürlich auch einfach so am militant pompösen Pathos der Klassiker "Geburt einer Nation" (Queens "One Vision") oder "Opus Dei" ("Life is Life" von Opus) erfreuen. Das kranke Gitarrensolo in dessen deutscher Version "Leben heißt Leben" ist ebenso ein Höhepunkt wie das brilliant klare Beatles-Cover "Across The Universe", die erstaunlich melancholische Adaption der deutschen Nationalhymne "Germania" oder der ursprünglich sogar vor der Version von Juno Reactor veröffentlichte Metal-Kracher "God Is God".

Diese Nummern waren für mich aber natürlich nicht der primäre Kaufanreiz. Da ich die "Anthems"-Sammlung nicht besitze, fehlte mir z.B. der Drafi-Deutscher-Schlager "Mama Leone".

Ebenso zu den obskureren Liedern gehört das für einen Kraftwerk-Tribut aufgenommene "Bruderschaft", das im Gegensatz zu den anderen Songs dieses Samplers kein Cover eines Kraftwerk-Songs darstellt, sondern eine alternative, detailverliebt vollkommen im Klanggewand der deutschen Elektropioniere daherkommende Version der Laibach-Eigenkomposition "Brat Moj". Nimmt man noch die englische Version "To The New Light" von "Jesus Christ Superstars" und das noch nicht als Studioversion erschienene aktuelle Arrangement dazu, ist "Brat Moj" wohl fast so etwas wie die heimliche Laibach-Hymne, die sich durch ihr gesamtes Schaffen zieht.

Besonders gelungen ist die "Ballad Of A Thin Man" von Bob Dylan, und auch die an "Leben - Tod" oder "Alle gegen Alle" (ebenfalls hier vertreten) erinnernde "Warme Lederhaut" (The Normal, "Warm Leatherette") weiß zu gefallen.

Fazit: Über die Anschaffung nachdenken muss eigentlich nur, wer die Mehrzahl der für die Sammlung remasterten Tracks schon auf Konserve hat. Aber selbst dann kann man hier eigentlich nicht wirklich etwas verkehrt machen. Für Laibach-Einsteiger ist "Reproduction Prohibited" auf jeden Fall erste Wahl.


Anspieltipps: Bruderschaft, Ballad Of A Thin Man, Geburt einer Nation, Germania, Warme Lederhaut, Across The Universe, God Is God

BODO WARTKE im Stadtpark Hamburg (31.08.2012)

Ich hab ja nicht viel Zeit, Geschichten davon, wie und warum ich zu spät zu Konzerten in Hamburg komme, gab es hier auch schon, und über den Künstler kann ich auch nichts wesentliches erzählen, was eine Suche auf YouTube nicht besser erklären würde - deswegen hier nur in aller Kürze:

Obwohl wir den Anfang verpasst haben und am Ende wegen der strengen Um-10-Uhr-geht-das-Licht-aus-Regel keine Zeit mehr für das "Liebeslied" blieb, war das zweiteilige Konzert von Bodo Wartke natürlich ein Knaller mit vielen Höhepunkten. Große Sprachkkunst mit vielen Lachern zu tadellosem Klavierhandwerk.

Eine Band und weitere Gastmusiker waren mit dabei, es gab das deutsch-französische Duett mit Melanie Haupt, und als besonderes Highlight durfte Sebastian Krämer nach Bodos größtem Hit "Ja, Schatz!" zwei Stücke am Klavier und einen furiosen Rap über die unkontrollierbaren Hip-Hopper-Bewegungen seiner Hand vortragen.

Ja, das war schon ziemlich klasse. Und obwohl "Regen" gespielt wurde, blieb es zum Glück trocken. Das kann ja dieses Jahr nicht jedes Open-Air-Konzert von sich behaupten.