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2014-07-27

BODY COUNT - Manslaughter

Ok, dann will ich heute doch mal wieder ein paar Musikrezensionen aus meinem Blogzylinder zaubern!

Den Anfang macht eine Scheibe, die sicherlich nicht auf Schönheitspreise oder Spitzenplätze in Jahrespolls hoffen kann, mich dafür aber nicht nur an ein trotz Katastrophensounds legendäres Konzert auf der Großen Freiheit in den frühen Neunzigern erinnert, sondern auch exzellent auf die Glocke gibt:


BODY COUNT - Manslaughter (2014)

Als Gangster-Rapper Ice-T vor unfassbaren zweiundzwanzig Jahren mit dem Debütalbum seiner Band durchstartete, sorgte dieses nicht nur durch seine explicit lyrics für weltweite Aufmerksamkeit, sondern war mit seiner Mischung aus Hardcore, Punk, Metal und Hip Hop auch musikalisch sehr innovativ.  Auch wenn andere Crossover-Bands jener Zeit sicherlich virtuoser unterwegs waren, habe ich das Gefühl, dass Body Counts musikhistorische Bedeutung nach wie vor unterbewertet wird.

Vielleicht haben viele Fans sie auch trotz diverser noch folgender Alben einfach vergessen. Ich gebe zu, dass sie von meinem Radar sehr sehr lange verschwunden waren. Tatsächlich habe ich gerade eben erst auf Wikipedia gelesen, dass drei Mitglieder der damaligen Besetzung - durch Leukämie, Krebs und eine Kugel auf offener Straße - gar nicht mehr am Leben sind. Was für ein Runterzieher.


Doch nun zum aktuellen Album "Manslaughter":

Musik und Produktion sind tadellos. Die Rezeptur ist zwar noch diesselbe wie anno dazumal, also inzwischen natürlich keinesfalls mehr revolutionär. Doch das macht überhaupt nichts, weil alles mehr denn ja knallt und in die Beine und den Nacken fährt.
Besonders die Thrash-Attacken wie z.B. im Titeltrack oder im Finale von "Enter The Dark Side" mit slayereskem Lead-Geschreddel hätte ich so heftig nicht erwartet. Abgesehen vom Remake von Ice-Ts Bitch-Inventur "99 Problems", wo die Band eher den Hip-Hop-Backdrop macht (allerdings gibt es als Bonustrack auch noch eine Rockversion), besteht das Album fast durchgehend aus geilem Mosh- und Headbangerscheiß.

Ice-T ist nach wie vor ein lausiger Sänger, aber zum Glück shoutet er ja in erster Linie und erzählt Geschichten, rappt dabei aber auch eher selten.

Inhaltlich sind Body Count immer dann am stärksten, wenn sie wie z.B. im Opener "Talk Shit, Get Shot" oder in "Black Voodoo Sex" vollkommen undifferenziert und überzeichnet in Gewalt- und Hip-Hop/Gangtsa/Bitch/Sex-Klischees baden. Wer das ernst und als Grund zur Besorgnis sieht, der glaubt auch, dass Will Ferrells "Anchorman" eine Dokumentation ist.
Großartig auch das textlich erneuerte Cover des Suicidal Tendencies-Klassikers "Institutionalized", in denen Ice-T sich über lächerliche Luxusprobleme (Oprah vs. X-Box, E-Mail-Kundenservice, Veganer, die beim Mittagspausensandwich stören) aufregt.

Eher so im Mittelfeld bewegen sich die ernsthaft kritischeren Texte, von denen mir "Back To Rehab" noch am besten gefällt. Ansonsten stellt sich natürlich auch die Frage nach Ts persönlicher Street Credibility und inwiefern die tatsächlich noch vorhanden ist. Ich weiß es nicht...
Aber allein durch die energische Performance wird diese Frage auch unbedeutend, weil die Scheibe halt einfach Laune macht.

Bloß am Ende bzw. vor dem Bonustrack wird es textlich einmal ganz schlimm, wenn in "I Will Always Love You" auf kitschige Weise US-Veteranen besungen werden.
Nun war Ice-T ja selbst in der Armee und ich nehme ihm durchaus ab, dass es von Herzen kommt, aber sorry, ich komme mit dieser US-Mentalität, dass alle Soldaten uneingeschränkt Helden sind, die sich für ihr Land aufopfern, einfach nicht klar. Selbst bei einigermaßen gescheiten Amis ist daran ja nicht zu rütteln.
Wann war denn der letzte Krieg, in dem amerikanische Soldaten wirklich ihr Heimatland verteidigt haben? Und kann ich selbst von einem Ami, der gerade die Schule beendet hat, nicht erwartet, dass er weiß, in was für Kriegen US-Soldaten sinnlos verheizt werden, bevor er sich rekrutieren lässt? Ich meine ja nur, dass man angehenden Soldaten auch ein Fünkchen eigene Verantwortung für ihre Entscheidung zugestehen könnte... Naja, was bringt es sich darüber zu echauffieren, man kann den Track ja schließlich skippen.


Insgesamt bleibt es bei dem Fazit:
Kein Klassiker für die Ewigkeit, aber geiler Scheiß!


Anspieltipps: Manslaughter, Enter The Dark Side, Bitch In The Pit, Talk Shit Get Shot, Institutionalized 2014

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