Wie lautet die momentan essentiellste Metal-Regel?
Richtig: Verwechsle nie nie niemals Avatarium mit Avantasia!
Insbesondere da das kommende Album des Schlimmkitsch-Kriminellen Tobias Sammet den Titel "Ghostlights" tragen soll und es von Avatarium den Song "Ghostlight" gibt, ist die Gefahr ja durchaus gegeben.
Ok, es existieren durchaus Ausnahmen von der Regel. Denn wer auf der Suche nach Musik von Avantasia versehentlich auf die Schweden Avatarium stößt, dessen Seele (und vor allem Ohren) sind vielleicht noch zu retten.
Und ganz ehrlich: Wen das Mädchen mir der Rabenmaske tatsächlich nicht zurück auf den Pfad der Tugend bringen kann, der dürfte musikalisch unrettbar verloren sein.
Richtig: Verwechsle nie nie niemals Avatarium mit Avantasia!
Insbesondere da das kommende Album des Schlimmkitsch-Kriminellen Tobias Sammet den Titel "Ghostlights" tragen soll und es von Avatarium den Song "Ghostlight" gibt, ist die Gefahr ja durchaus gegeben.
Ok, es existieren durchaus Ausnahmen von der Regel. Denn wer auf der Suche nach Musik von Avantasia versehentlich auf die Schweden Avatarium stößt, dessen Seele (und vor allem Ohren) sind vielleicht noch zu retten.
Und ganz ehrlich: Wen das Mädchen mir der Rabenmaske tatsächlich nicht zurück auf den Pfad der Tugend bringen kann, der dürfte musikalisch unrettbar verloren sein.
AVATARIUM - The Girl With The Raven Mask (LP) (2015)
Eine ewig gültige Regel des Doom lautet: Was Leif Edling anfasst, das wird zu Gold.
Das zweite Album von Avatarium bildet da keine Ausnahme. Höchstens wenn man argumentiert, dass die Band wieder einmal weit über die Grenzen des reinen Doom-Metal-Genres hinausstrahlt.
Auch wenn der Candlemass-Bassist mit der Band nur im Studio aktiv ist und sich live (sowie hier auf drei Studiotracks) von Anders Iwers (Tiamat) vertreten lässt, ist Edling nach wie vor der zentrale kreative Kopf hinter Avatarium. Und so bleibt dickriffiger Doom die Basis der Band, auch wenn dies nicht in jedem Song gleich stark durchscheint oder auffällt.
Die Vision des Masterminds wären natürlich nichts ohne den Input der hervorragenden Band, die sie zum Leben erweckt. Wollte man die Bedeutung nur eines Musikers besonders herausstellen, dann müsste man, so unstrittig dies auch Gitarrenmusik (und die Gitarre erstklassig gespielt) ist, den Tastenmann Carl Westholm wählen, der eine ganze Batterie von analogem Gerät von Rhodes über Moog bis Mellotron auffährt, welche den Sound von Avatarium entscheidend prägt und veredelt. Ob die heavy Orgel in bester Deep Purple-Tradition die Gitarre unterfüttert oder das Theremin Grusel verbreitet - der Mann findet stets den maximal passenden und geschmackvollen Klang.
Das Album beginnt mit dem Titelsong, welcher gleich mit seinem unerwartet hohen Tempo überrascht - etwa doppelt so schnell wie der bereits relativ flotte Titeltrack der "All I Want"-EP -, dessen Hauptriff aber so deutlich wie kaum ein anderes nach Candlemass klingt.
Darauf folgt mit "The January Sea" das typischere dramatische Doom-Brett inklusive stillerer Momente und maximal epischen Melodien.
Jene Meldodien gehören natürlich als zentrales Element zu jedem Song, und das stets catchy and classy statt kitschig.
Die folgenden Stücke schlagen mal mehr in Richtung Doom, mal eher Richtung Siebziger-Hardrock oder auch folkiger Ballade aus und nehmen dabei auch endere Einflüsse mit auf, die gerade gut passen.
Gerade Sängerin Jennie-Ann Smith setzt mit ihrem Organ stets ganz eigene Akzente. Diese bluesig rauhe, liebliche bis sirenenhafte, untrüglich von Ronnie James Dio beeinflusste Stimme gehört zweifellos zum charismatischsten, was Rock und Metal derzeit zu bieten haben.
Vor allem schafft Smith es sehr eindrucksvoll, auf immer wieder unterschiedliche Weise die poetischen Geschichten, welche in den Songs erzählt werden, zum Leben zu erwecken.
In den Strophen des letzten Songs "The Master Thief", erinnert sie dabei sogar eher an eine Jazz/Soul-Sängerin, was sich tatsächlich sehr gut mit dem epochalen Doom-Chorus des Stücks ergänzt.
Auch wenn Avatarium formell natürlich in die angesagte Kategorie "female fronted retro band" fallen, haben sie mit "The Girl With The Raven Mask" ein sehr vorwärtsgewandtes, zeitloses Werk geschaffen, welches sich weit über die meisten anderen Veröffentlichungen heraushebt. Die Band ist hungrig und experimentierfreudig. In jedem Song steckt stilistisch ein etwas anderes Gesicht von Avatarium, und jeder Song hat das Zeug zum künftigen Klassiker.
Ja, wer bereits das selbstbetitelte Debütalbum der Band von 2013 kennt, der dürfte festgestellt haben, dass fast alles, was ich hier geschrieben habe, auch schon damals zutraf.
Die Band hat mit der hohen Messlatte also keine Mühe gehabt, so dass jeder der den Erstling mochte, ebenso diesen zweiten Schlag lieben sollte.
"The Girl With The Raven Mask" ist sogar noch abwechslungsreicher als "Avatarium" und von meiner Warte aus ein makelloses Meisterwerk!
Zum Format:
Ich habe mich für das schwarze Vinyl entschieden. Es gibt auch ein paar andere Farben, doch bei dem Cover finde ich klassisch schwarz wirklich am naheliegendsten.
Die Doppel-LP (45 rpm) kommt im Gatefold mit Textblatt und rabenesk elegantem Poster der Sängerin.
Der zwölfzöllige Spaß endet nach acht Tracks. CD und Download-Version enthalten als Bonus noch ein mit dem wohl sludgigsten Saitengeknarze des Albums aufgehübschtes Cover des u.a. schon Bob Dylan und Led Zeppelin interpretierten Gospel/Blues-Klassikers "In My Time Of Dying" von Blind Willie Johnson.
Wie von Nuclear Blast gewohnt, liegt der Download leider nicht bei, es lohnt sich als Vinylist also, zu schauen, wo man das Album inklusive mp3-Version bekommen kann.
Anspieltipps: The Master Thief, Run Killer Run, Hypnotized, Iron Mule... Ach, vergiss es - ich könnte hier problemlos alle Titel aufzählen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen