Das französische Duo Alcest (faktisch mit langjährigem Livebassisten eigentlich ein Trio) hat zwar Pionierarbeit im Genremix aus Shoegaze und Black Metal geleistet, doch ich habe bis vor ein paar Monaten noch keinen Schimmer von seiner Existenz gehabt. Erst in der Vorbereitung auf das Wacken Open Air wurde die Band zu einem Pflichttermin auf meiner Running Order.
Und nun sitze ich hier mit ihrem höchst ansteckenden neuen Album "Kodama" und erfreue mich trotz intensiver Dauerrotation ungebrochen an jeder Minute jedes Durchlaufs.
Und nun sitze ich hier mit ihrem höchst ansteckenden neuen Album "Kodama" und erfreue mich trotz intensiver Dauerrotation ungebrochen an jeder Minute jedes Durchlaufs.
ALCEST - Kodama (2CD book) (2016)
Was es für mich ein bisschen schwierig macht, über "Kodama" zu schreiben, dass es hier die Karten so offen auf dem Tisch liegen, dass ich kaum etwas zu ergänzen habe.
Ich habe mich aus den diversen von Prophecy angebotenen Formaten - und das sind einige - diesmal gegen Vinyl für das Buch inklusive zwei CDs entschieden, da diese Variante die deutlich erschwinglichste ist, welche auch den Bonustrack "Notre Sang Et Nos Pensées" enthält.
Im Buch finden sich neben Songtexten (inklusive englischer Übersetzung) und Illustrationen zu jedem Stück auch recht ausführliche Liner Notes zu den Liedern, sowie zu Konzept, Entstehung und Produktion des Albums. Und das meiste, was ich über "Kodama" sagen könnte, würde sich für mich irgendwie aus dem Buch abgeschrieben vorkommen.
Und musikalisch muss man, so toll das alles auch ist, nicht wirklich viel sagen.
Das liegt zum einen - und das ist wohl der ernsthafteste Kritikpunkt - daran, dass das Album mit knapp über vierzig Minuten nicht besonders lang ist. Von daher ist es natürlich auch Quatsch, den sechsminütigen Extratrack auf eine eigene CD auszulagern. Das ist Verschwendung und wurde ganz klar gemacht, um das Produkt besser aussehen zu lassen.
Immerhin sieht das Produkt mit seinen manga-inspirierten Zeichnungen und schwarzweißen Fotos aber auch wirklich sehr ansprechend aus.
Der japanische Einfluss ist natürlich alles andere als subtil und betrifft auch das inhaltliche Konzept und teilweise die Musik. So enthält der Opener / Titelsong, der genau wie der dreampoppigste Track "Untouched" in lautmalerischer Fantasiesprache gesungen wird (die restlichen Stücke sind französisch) ein paar soundtrackartige Passagen, zu denen ich auf angelsächsisch sagen würde: Alcest are trying to out-nippon Mono.
Ein bisschen japanisches Flair kann man sich auch später noch in die folgenden Tracks denken. Allerdings sind die meisten so interpretierbaren Stellen tatsächlich einfach breitwandiger atmosphärischer Post Metal von kulturübergreifender Schönheit.
Und Alcest können diese Schönheit in einem Maß variieren, dass die niemals die Gefahr von Langeweile besteht. Und dann ist da natürlich noch der Black Metal-Anteil!
So verträumt und sphärisch entrückt Gesang und Musik in einem Moment klingen, so sehr reißt es einen von den Füßen, wenn im zweiten Song "Exlosion" plötzlich erstmals das volle schwarzmetallische Inferno entfesselt wird. Unglaublich, was für ein Höllenorgan dieser vorhin noch so fragil und introvertiert erscheinende Neige da auf einmal entwickelt.
Und der brutale und düstere Metalanteil bleibt - abgesehen vom bereits erwähnten, ältesten und am meisten am sanften Vorgängeralbum "Shelter" orientierten "Untouched" - auch die restlichen Tracks über sehr präsent, egal ob er einem direkt in die Fresse blastet oder direkt mit sehnsüchtig schwebendem Wohlklang durchsetzt ist.
Nach nur sechs Stücken, von denen der letzte "Onyx" kein Song, sondern eine experimentelle - und durchaus gelungene - Ambient-Studiospielerei ist, fällt leider auch schon der Vorhang der regulären Spielzeit.
Die Bonus-Zugabe kommt da sehr gelegen. Gewissermaßen schließt sich hier der Kreis, da das gesamte Instrumental sehr nach Mono klingt. Und mit den japanischen Großmeistern cineastisch bombastischer Postrock-Dynamik sind Alcest ja auch aktuell auf großer europäischer Co-Headlinertour. Verdient, denn "Kodama" und das neue Mono-Werk "Requiem For Hell" bewegen sich alles in allem schon ziemlich auf Augenhöhe. Passt also.
Ein wunderbares Album.
Ich habe mich aus den diversen von Prophecy angebotenen Formaten - und das sind einige - diesmal gegen Vinyl für das Buch inklusive zwei CDs entschieden, da diese Variante die deutlich erschwinglichste ist, welche auch den Bonustrack "Notre Sang Et Nos Pensées" enthält.
Im Buch finden sich neben Songtexten (inklusive englischer Übersetzung) und Illustrationen zu jedem Stück auch recht ausführliche Liner Notes zu den Liedern, sowie zu Konzept, Entstehung und Produktion des Albums. Und das meiste, was ich über "Kodama" sagen könnte, würde sich für mich irgendwie aus dem Buch abgeschrieben vorkommen.
Und musikalisch muss man, so toll das alles auch ist, nicht wirklich viel sagen.
Das liegt zum einen - und das ist wohl der ernsthafteste Kritikpunkt - daran, dass das Album mit knapp über vierzig Minuten nicht besonders lang ist. Von daher ist es natürlich auch Quatsch, den sechsminütigen Extratrack auf eine eigene CD auszulagern. Das ist Verschwendung und wurde ganz klar gemacht, um das Produkt besser aussehen zu lassen.
Immerhin sieht das Produkt mit seinen manga-inspirierten Zeichnungen und schwarzweißen Fotos aber auch wirklich sehr ansprechend aus.
Der japanische Einfluss ist natürlich alles andere als subtil und betrifft auch das inhaltliche Konzept und teilweise die Musik. So enthält der Opener / Titelsong, der genau wie der dreampoppigste Track "Untouched" in lautmalerischer Fantasiesprache gesungen wird (die restlichen Stücke sind französisch) ein paar soundtrackartige Passagen, zu denen ich auf angelsächsisch sagen würde: Alcest are trying to out-nippon Mono.
Ein bisschen japanisches Flair kann man sich auch später noch in die folgenden Tracks denken. Allerdings sind die meisten so interpretierbaren Stellen tatsächlich einfach breitwandiger atmosphärischer Post Metal von kulturübergreifender Schönheit.
Und Alcest können diese Schönheit in einem Maß variieren, dass die niemals die Gefahr von Langeweile besteht. Und dann ist da natürlich noch der Black Metal-Anteil!
So verträumt und sphärisch entrückt Gesang und Musik in einem Moment klingen, so sehr reißt es einen von den Füßen, wenn im zweiten Song "Exlosion" plötzlich erstmals das volle schwarzmetallische Inferno entfesselt wird. Unglaublich, was für ein Höllenorgan dieser vorhin noch so fragil und introvertiert erscheinende Neige da auf einmal entwickelt.
Und der brutale und düstere Metalanteil bleibt - abgesehen vom bereits erwähnten, ältesten und am meisten am sanften Vorgängeralbum "Shelter" orientierten "Untouched" - auch die restlichen Tracks über sehr präsent, egal ob er einem direkt in die Fresse blastet oder direkt mit sehnsüchtig schwebendem Wohlklang durchsetzt ist.
Nach nur sechs Stücken, von denen der letzte "Onyx" kein Song, sondern eine experimentelle - und durchaus gelungene - Ambient-Studiospielerei ist, fällt leider auch schon der Vorhang der regulären Spielzeit.
Die Bonus-Zugabe kommt da sehr gelegen. Gewissermaßen schließt sich hier der Kreis, da das gesamte Instrumental sehr nach Mono klingt. Und mit den japanischen Großmeistern cineastisch bombastischer Postrock-Dynamik sind Alcest ja auch aktuell auf großer europäischer Co-Headlinertour. Verdient, denn "Kodama" und das neue Mono-Werk "Requiem For Hell" bewegen sich alles in allem schon ziemlich auf Augenhöhe. Passt also.
Ein wunderbares Album.
Highlights: Kodama, Oiseaux De Proie, Notre Sang Et Nos Pensées
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