Aaaaarghh! Aaaaalter! Friss den Backstein, komm! Hier, berechne die Raketenflugbahn! Ja, während ich dir mit der Schafschermaschine die Nasenhaare rausziehe! Richtig, Du Sau! Schmeiß dich in den Verkehrsunfall! Spring in den Helikopter-Rotor! Geil!
Wenn das nach fast zwanzig Jahren immer noch die ersten spontanen Regungen sind, die ein neues Album deiner Band beim Hörer auslöst, dann hast Du grundsätzlich schon einiges richtig gemacht.
The Dillinger Escape Plan hauen in den Sack. Die offiziellen Gründe sind schwammig, aber es ist wohl keine sehr gewagte These, wenn man annimmt, dass die körperlich extrem zehrende Liveshow, bei der man keine Kompromisse eingehen will, bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt hat.
Einmal wird die Welt noch betourt. Und ein letztes Mal wird uns mit einem Studioalbum die Schädeldecke geöffnet.
Wenn das nach fast zwanzig Jahren immer noch die ersten spontanen Regungen sind, die ein neues Album deiner Band beim Hörer auslöst, dann hast Du grundsätzlich schon einiges richtig gemacht.
The Dillinger Escape Plan hauen in den Sack. Die offiziellen Gründe sind schwammig, aber es ist wohl keine sehr gewagte These, wenn man annimmt, dass die körperlich extrem zehrende Liveshow, bei der man keine Kompromisse eingehen will, bei der Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt hat.
Einmal wird die Welt noch betourt. Und ein letztes Mal wird uns mit einem Studioalbum die Schädeldecke geöffnet.
THE DILLINGER ESCAPE PLAN - Dissociation (white vinyl 2LP) (2016)
"Dissociation" legt ohne Umschweife mit voller Mathcore-Breitseite los. Hohes Tempo, Breaks, Taktwechsel, Aggression, Chaos, chirurgische Prügelpräzision.
Doch natürlich passieren neben diesen etablierten Trademarks auch noch viele andere Dinge. Das Album erscheint mir etwas wilder und mehr all over the place als der Vorgänger "One Of Us Is The Killer". Alle Phasen der Bandgeschichte werden aufgegriffen, aber auch Sachen probiert, die anscheinend noch unerledigt auf der To-Do-Liste standen.
So gibt es recht früh nach drei Songs mit dem Instrumental "Fugue" plötzlich ein experimentelles Gemisch aus Elektro-Breakbeats und smoothem Future Jazz zu hören, welches zunächst wie ein vollkommener Fremdkörper wirken mag. Im Grunde greifen The Dillinger Escape Plan aber nur Elemente auf, die sie in Intros und kurzen Breakpassagen schon häufig benutzt haben und arbeiten sie hier zu einem kompletten Track aus. Von seiner Funktion auf dem Album her ähnelt er zudem "*#..", dem an gleicher Stelle plazierten Durchatmer des ersten Albums "Calculating Infinity".
The Dillinger Escape Plan leben ja neben ihrem durchgehend unfassbar duracelligen Energielevel von Brüchen und überraschenden Wendungen. So wartet "Dissociation" insbesondere nach "Fugue" mit einigen irren jazzigen Einschüben auf, von denen besonders die John McLaughlin-Gitarren in "Low Feels Blvd" herausstechen. Und im Highlight "Honey Suckle" passiert sowie alles, was bei dieser Band in einem Song passieren kann. Absoluter Irrsinn.
Auf dem gesamten Album gibt es immer wieder Anlehnungen an Mars Volta-Fusion und Mr. Bungle-Beklopptika. Überhaupt schwebt über dem gesamten Werk wieder der Geist Mike Pattons, was - nicht ausschließlich, aber insbesondere - an Sänger Greg Puciato liegt, der neben überangepisstem Verzweiflungs- und Selbsthassgeschrei auch gerne melodische Ohrwürmer und zerbrechliche Falsettos einschiebt, und so eine ähnliche multiple Persönlichkeits-Störung wie die Faith No More-Legende auslebt.
Trotz aller anderen Einflüsse besteht das Album (mit Ausnahme von "Fugue") bis inklusive Track neun sicherlich mindestens achtzig Prozent aus maximalbrutalem Wohlfühlmathcore.
Die letzten beiden Songs überraschen dann wieder mit einer anderen Ausrichtung. "Nothing To Forget", ohnehin schon für Dillinger-Verhältnisse relativ langsam und straight, schaltet in seiner zweiten Hälfte spürbar runter und führt einen Geigenteppich ein.
Die Streicher eröffnen danach auch den abschließenden Titeltrack, der zwar unter der Oberfläche brodelt, insgesamt aber eine von Gesangsharmonien getragene hymnische Ballade bleibt. Und so gibt die Band uns mit ihrem Schwanengesang tatsächlich die Möglichkeit, zum Abschied ohne Scham ein leises Tränchen zu verdrücken.
Insgesamt ist "Dissociation" The Dillinger Excape Plan auf gewohntem Niveau, d.h. ich kann hier nirgendwo eine Schwäche erkennen. So würdig und im Vollbesitz all ihrer Stärken scheidet längst nicht jede Gruppe in den Ruhestand.
Doch natürlich passieren neben diesen etablierten Trademarks auch noch viele andere Dinge. Das Album erscheint mir etwas wilder und mehr all over the place als der Vorgänger "One Of Us Is The Killer". Alle Phasen der Bandgeschichte werden aufgegriffen, aber auch Sachen probiert, die anscheinend noch unerledigt auf der To-Do-Liste standen.
So gibt es recht früh nach drei Songs mit dem Instrumental "Fugue" plötzlich ein experimentelles Gemisch aus Elektro-Breakbeats und smoothem Future Jazz zu hören, welches zunächst wie ein vollkommener Fremdkörper wirken mag. Im Grunde greifen The Dillinger Escape Plan aber nur Elemente auf, die sie in Intros und kurzen Breakpassagen schon häufig benutzt haben und arbeiten sie hier zu einem kompletten Track aus. Von seiner Funktion auf dem Album her ähnelt er zudem "*#..", dem an gleicher Stelle plazierten Durchatmer des ersten Albums "Calculating Infinity".
The Dillinger Escape Plan leben ja neben ihrem durchgehend unfassbar duracelligen Energielevel von Brüchen und überraschenden Wendungen. So wartet "Dissociation" insbesondere nach "Fugue" mit einigen irren jazzigen Einschüben auf, von denen besonders die John McLaughlin-Gitarren in "Low Feels Blvd" herausstechen. Und im Highlight "Honey Suckle" passiert sowie alles, was bei dieser Band in einem Song passieren kann. Absoluter Irrsinn.
Auf dem gesamten Album gibt es immer wieder Anlehnungen an Mars Volta-Fusion und Mr. Bungle-Beklopptika. Überhaupt schwebt über dem gesamten Werk wieder der Geist Mike Pattons, was - nicht ausschließlich, aber insbesondere - an Sänger Greg Puciato liegt, der neben überangepisstem Verzweiflungs- und Selbsthassgeschrei auch gerne melodische Ohrwürmer und zerbrechliche Falsettos einschiebt, und so eine ähnliche multiple Persönlichkeits-Störung wie die Faith No More-Legende auslebt.
Trotz aller anderen Einflüsse besteht das Album (mit Ausnahme von "Fugue") bis inklusive Track neun sicherlich mindestens achtzig Prozent aus maximalbrutalem Wohlfühlmathcore.
Die letzten beiden Songs überraschen dann wieder mit einer anderen Ausrichtung. "Nothing To Forget", ohnehin schon für Dillinger-Verhältnisse relativ langsam und straight, schaltet in seiner zweiten Hälfte spürbar runter und führt einen Geigenteppich ein.
Die Streicher eröffnen danach auch den abschließenden Titeltrack, der zwar unter der Oberfläche brodelt, insgesamt aber eine von Gesangsharmonien getragene hymnische Ballade bleibt. Und so gibt die Band uns mit ihrem Schwanengesang tatsächlich die Möglichkeit, zum Abschied ohne Scham ein leises Tränchen zu verdrücken.
Insgesamt ist "Dissociation" The Dillinger Excape Plan auf gewohntem Niveau, d.h. ich kann hier nirgendwo eine Schwäche erkennen. So würdig und im Vollbesitz all ihrer Stärken scheidet längst nicht jede Gruppe in den Ruhestand.
Die auf drei Seiten abspielbare Doppel-LP (Seite D mit Bandlogo-Etching) habe ich mir in weiß besorgt, da weiß die sexieste Vinylfarbe ist, im Bundle mit einem grauen T-Shirt (denn nicht schwarze Metalshirts kann ich immer gut gebrauchen).
Sieht super aus, klingt einwandfrei, also auch hier nichts zu beanstanden.
Fazit: Eins A mit Sternchen.
Sieht super aus, klingt einwandfrei, also auch hier nichts zu beanstanden.
Fazit: Eins A mit Sternchen.
Highlights: Honeysuckle, Dissociation, Wanting Not So Much As To, Fugue
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