Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2023-02-09

WORMROT und WOJCZECH live im Hafenklang, Hamburg (07. Februar 2023)

*Rrrratsch* war's geschehen. Die Hose arschseits komplett aufgerissen. Zum Glück trug ich noch eine lange Elli drunter. Und das einst wie angegossen sitzende Ding war eh seit zwei Jahren viel zu groß. Und es geschah noch am Dienstag Nachmittag zu Hause.
Hätte es sich allerdings ein paar Stunden später in der Öffentlichkeit des Hafenklangs zugetragen, wäre dies vermutlich auch das am wenigsten peinliche Umfeld für diese wardrobe malfunction gewesen. Denn Grindcore in der Punkbude - das kann man wohl ohne irgendwem zu nahe zu treten ganz subjektiv festhalten - ist nicht das Milieu, in dem Anzug, Lackschuhe und Stock im Arsch perfekt sitzen müssen.

Ich wundere mich überhaupt ein wenig, dass ich so ewig nicht auf einem Grindcorekonzert gewesen bin. Schließlich ist die zusammen mit Jazzcore mit Abstand geilste "Core"-Musikrichtung für mich traditionell eine ähnlich Komfortzone wie Death Metal, auch wenn ich der Richtung niemals exzessiv gesammelt haben. Es ist halt in erster Linie ein Liveding.



WOJCZECH

Wojczech aus Rostock, die den Quatsch schon seit weit über zwanzig Jahren machen, zeigten dann auch gleich, was an dem Scheiß so geil ist. Blasts, die von ranzigen Slams unterbrochen werden, die von kurzen Gitarrenhexpassagen, die von Blasts, die von... usw. unterbrochen werden, Frontbrüller und Bassist im traditionellen Hust- und Motzduett. Man beeindruckt mit sportlicher leistung, nimmt sich dabei aber nicht zu ernst. Letztendlich ist Grindcore vor allem Partymusik, nur halt für normale Leute.








WORMROT

Die Ostseeküstler waren zwar ganz und gar nicht von schlechten Eltern, doch Wormrot aus Singapur sind nicht nur hochleistungsenergetisch, sondern auch kreativ nochmal auf einer ganz anderen Ebene unterwegs. Das ist nach dem Meisterwerk "Hiss" jetzt an sich auch keine Überraschung, allerdings muss man schon festhalten, dass die Band nach dem Ausstieg des dort noch vertretenen Sängers Arif die "Season of Violence"-Tour mit Handicap angetreten ist.

Tatsächlich traten sie nur mit Gitarre, Drums und Gastsänger Gabriel Dubko von Implore auf, was gerade im Vergleich zum Album mit all seinen Extras, Geigen und hastenichtgesehen natürlich einen minimalistischeren Ansatz diktierte. Das Wörtchen "nur" kann man aus diesem Satz allerdings getrost streichen, denn allein das laute lichtgeschwindigkeitsüberschreitend irrwitzige Trommelinferno, welches Schießbudenblitz Vijesh  mit lässigem Grinsen im Gesicht entfachte, ersetzte im Grunde schon mindestens zwei normalsterbliche Leute. Und die Schläger Schlager Hits vom Album waren immer noch klar wiederzuerkennen.

Saitenquäler Rasyid jagte sein ultrabrutales Gefrickel durch mehrere Amps und Boxen, und der Ersatzfronter machte einen amtlichen Brüll- und Animationsjob, wobei mir persönlich nun natürlich der Vergleich zum Original fehlt. Das Publikum jedenfalls bedankte sich fürs Gebotene mit mehr als wohlwollender Stimmung und wildem Abriss im Beklopptenpit.

Was soll ich noch groß sagen? When Talking Fails, It's Time For Violence. Und so viel Spaß an hemmungsloser Gewalt wie beim Ausbruch von Wormrot hat man nicht alle Tage. Unfassbar!

Zum Finale pfefferte Dubko der ersten Reihe noch einen überraschend harten Splash Wasser ins Gesicht. Da hätte ich vor Schreck doch fast die Brille verlieren und mein Höschen zerreißen können.

Geiler Grind-Abend in einem für einen postpandemischen Dienstag ganz schön gerappelt vollen Hafenklang.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen