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2023-07-20

MINAMI DEUTSCH live im Knust + THE DRAWBARS live auf dem Lattenplatz, Hamburg (18. Juli 2023)


Dienstag war schon ein spezieller Tag. Er begann mit Morgentoilette im Halbdunkel, da im Dorf Stromausfall herrschte. Dieser wurde zwar glücklicherweise schnell behoben, doch zurück von der Arbeit fragte ich mich schon, ob es plausibel war, dass vielleicht irgend etwas passiert war, das nicht nur für den Energieaussetzer gesorgt, sondern auch meinen (nicht einmal eingeschalteten) Computer zerschossen hatte. Oder war es tatsächlich Zufall, dass er sich nun tot stellte? Zum Glück hatte ich noch einen Ersatztrafo im Haus und habe also die kurze Zeit, die ich zu Hause hatte hauptsächlich für die Reparaur genutzt, bevor ich nach Itzehoe zum Quartals-Checkup bei meinem Diabetologen musste.

Gesund as fuck zertifiziert fuhr ich dann früher als gewöhnlich gleich weiter nach Hamburg, wo ich gleich zwei Konzerte besuchte. Nicht schlecht, was man nach Feierabend noch so schaffen kann!






THE DRAWBARS

Ok, für die erste Show musste mich auch nicht wirklich lang machen, da sie für umsonst open air auf dem Lattenplatz, also direkt neben dem Eingang des Knust stattfand. Ein paar Stücke (vermute ich) verpasste ich allerdings trotzdem, da ich lange nichts gegessen hatte und unbedingt noch gegenüber vom Hochbunker dürümen musste.

Aber egal, ich sah auf jeden Fall genug vom saucoolen Schweineorgeljazz des hamburger Trios The Drawbars, um mir anschließend das Debütalbum "One Finger Only" in die Tasche zu stecken.
Als Hörer, dessen persönliche Jazz-Sozialisation vor allem durch Naked CityColosseum und einer Prise Helge Scheider bestimmt gewesen ist, fühlte ich mich in den schmutzigen Tastensounds schnell zu Hause. Dass Bass und Drums zumeist sehr funky agierten, jeder Song sich ein stilistisch anderes Spielfeld suchte und man nach einem fluffig flotten Feelgoodsouljazzrockkrautfunkset die Zugaben mit rauchend auf dem Pflaster schlürfenden Detektivjazz abschloss, waren alles auch ganz und gar keine Minuspunkte. So ein Bonuskonzert nehme ich doch jederzeit gerne wieder mit! 

Sehr lässige Mucke mit Kultkinosoundtrackfeeling, die ich später auch gleich auf dem Heimweg in den Player schob. Eine Rezension werde ich zu diesem nun persönlichen Genrehighlight das Jahres 2022 nicht mehr schreiben, aber hey, es gibt ja das weltweite Interjazz, also lausch doch einfach mal in das Ding rein:




Tja, hätte ich gewusst, dass das drinnen stattfindende Konzert, wegen dem ich eigentlich hier war, noch eine halbe Stunde später als erwartet beginnen würde, dann hätte ich meinen Magen wohl noch länger grummeln lassen und diese Pause mit einer Mahlzeit überbrückt - zumal ja auch im Knust selbst an diesem Abend - passend zu Band und ziemlich feine Tokyo-bei-Nacht-Urbanklänge auflegendem DJ - japanische Küche serviert wurde. Kaizen Music Fest nannte sich das Ganze. Kann man machen, wobei für mich persönlich ein Festival ja gefühlt erst bei minimal zwei Liveacts beginnt.

Die eine Band, die es gab war, dafür aber richtig klasse: 





MINAMI DEUTSCH

Nach dem Fortfall von Kikagaku Moyo stehen Minami Deutsch wohl eindeutig mit an der Spitze des neuen japanischen Psychedelic Rrocks. Ich hatte sie bisher nur einmal vor fünf Jahren in spezieller Konstellation, sozusagen als Backing-Band für Ex-Can-Sänger Damo Suzuki gesehen und war gespannt auf die "reguläre" Performance.

Obwohl... nee, eigentlich hatte ich schon eine ziemlich klare Vorstellung davon, was mich erwarten würde, nämlich der Jahresrekord an durchgetickerten Hi-Hat-Anschlägen. Und darüber natürlich eine von starken, minimalistisch repetitiven Basslinien voran gepumpte organisch-automatische Rhythmussektion und die zum gemeinsamen Höhenflug verschmolzenen Gitarren auf dem Weg zur Nachbargalaxie.
Überhaupt steht bei dieser Gruppe selten ein Instrument vor den anderen im Mittelpunkt, fast immer geht es um die trippige Melange des Ganzen.

Trotz beinahe konstantem Uptempo wurde viel Zurückhaltung und Spannungsaufbau - hier und da mit sporadischem Gesang - betrieben, ehe sich die Musik traumhaft weiter öffnete und zuweilen überraschend überwältigend explodierte, nur um ganz unvermittelt wieder in entspannteren Krautrobotermodus zurückzuschalten. Alles sehr gekonnt und extrem gut aufeinander eingespielt.

Die äußerst rauschhaften und zurecht vom vollen Laden abgefeierten achtzig Minuten deutsch-japanische Musikfreundschaft gingen im Grunde schon viel zu früh vorüber.
Anderseits konnte man von der Band realistisch echt nicht noch mehr verlangen. Fantastisch!






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