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2023-08-23

Sulas Saturnlandung mit LANDING und SATURNIA


Ja, es ist mal wieder Zeit für was wir redaktionsintern (also in meinem Kopf) gerne (als seit jetzt gerade eben) eine Schmidtsche Doppelschnitte nennen, nämlich die Kurzbesprechung von gleich zwei aktuellen Veröffentlichungen aus dem Hause Sulatron Records. 

Und gleichzeitig schließe ich hiermit gar nicht so unpassend an meinen letzten Post, das Livereview vom Steve von Till-Konzert am Montag, an. Denn ganz wie dort stehen die Zeichen beim ersten dieser beiden Alben auf in langsamen Wellen auf- und abebbender Ambient-Musik.





LANDING - Motionless I-VI (2023)

Eine LP hat zwei, oftmals alphabetisch bezeichnete Seiten. Beim aktuellen Album der seit über zwanzig Jahren aktiven Amerikaner Landing muss dieses Wissen ausreichen, um vorab zu wissen welchen der beiden titellosen Longtracks man sich zu Gehör führt. Der Albumtitel verrät dafür hier mehr als man zunächst denken sollte. Statt mit Songs haben wir es auf "Motionless I-VI" eher mit sechs paradoxerweise zumindest in Teilaspekten stets stillstehenden Bewegungen zu tun.

In der ersten Viertelstunde lassen sich diese dann ganz eindeutig meditativ auf der Stelle schwebendem Ambient zuordnen. Erst gegen Ende der A-Seite melden sich ein flottes Motorik-Krautrockschlagzeug und flitternde Psychedelikgitarren zu Wort, während die sphärischen Synthiesounds darüber weiterhin ganz tiefenentspannt in sich ruhen.

Apropos Wort: Während die B-Seite wieder ohne Beat, aber gitarrenlastiger beginnt, kommt nun auch - ganz sanft und unaufdringlich, wie ein zum Gedankenflug einladendes Mantra - weiblicher Gesang hinzu. Auch die Percussion, welche die Stimme irgendwann ablöst, hat eher ritualistisch spirituellen als rockmusikalischen Charakter.

Dies ist Musik, in welcher tatsächlich viel mehr passiert, als sie vorzugeben scheint, gewissermaßen wie der Klang des Meeres, der einen umspült, während man nicht weiß, ob man selbst irgendwann tiefer ins Wasser gegangen ist oder ob der Sog der See einen ganz sanft bewegt hat.

Landing
zelebrieren auf diesem Album meisterhaft die Kunst des Innehaltens. Pure Seelenmassage! 









SATURNIA - The Glitter Odd (2001/2023)

Was sanft vibrierend die Gehörknochen umspülende und durchdringende Wohlklänge angeht, muss sich der portugiesische Multiinstrumentalist Luis Simões nicht vor Landing verstecken. Insgesamt ist das komplett von ihm alleine eingespielte 2001er Debütalbum seines Projekts Saturnia, welches nun erstmals auf Vinyl erschienen ist, allerdings ein weitaus ereignisreicheres Album.
Was an sich ja erst einmal eine wertfreie Aussage ist, schließlich zählt ja die Qualität jener Ereignisse. Und die ist zwischen mediterran sonnendurchtränktem Gitarrentrip, leicht angedeuteten Orientalismen, wabernden Orgeln, Synthesizern, Gongs, Flöten und gelegentlich aus einem weichgezeichneten Tagtraum flüsterndem Gesang zweifellos gegeben.

Nur in "A Trick Of The Light" schlägt der Sulatron Records-Running Gag unter den Déjà Vus mal wieder zu und es wird so maßlos Entspannungsgezwitscher aus der Vogelvoliere in die Freiheit gescheucht, dass es schon wieder stresst. Wir sind hier doch nicht bei Hitchcocks!
Das ist aber zum Glück nur der zweitkürzeste von insgesamt neun Tracks. Hier und da sucht Simões zwar noch die gefährliche Nähe zur Kitschgrenze, bleibt jedoch - zumindest für mein Empfinden - noch auf der vertretbaren Seite.

Insgesamt ist es bereits sehr selbstbewusst und musikalisch komplett, was Saturnia auf diesem remasterten Einstand präsentiert. Abgesehen von der generellen Verankerung dieser Art Musik in den Siebzigern kommt "The Glitter Odd" sehr zeitlos daher. Kraut, Ambient und kifferfreundliche Effektspielerei muss man tendenziell natürlich schon mögen. Auf wen das zutrifft, der sollte hier reinhören!

Beide Alben (Landing und Saturnia) sind direkt bei Herrn Bassana in limitierter Pressung auf schwarzem Recyclingvinyl zu haben. 






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