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2023-09-27

KING GIZZARD AND THE LIZARD WIZARD - PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation

Yay! Nächstes Jahr holen die hyperproduktiven Multi-Genre-Australier endlich ihr ausgefallenes Hamburgkonzert nach - und wie! Mit einem Drei-Stunden-Marathon im Stadtpark.
Schwer zu sagen, was einen erwartet, denn wer weiß schon, wie viele Veröffentlichungen und welche Musikstile uns bis dahin noch bevorstehen. Blue Grass, Hip Hop, No Wave? Das gerade angekündigte nächste kommende Album ist z.B. komplett vintage-elektronisch ohne akustische Drums und Gitarren entstanden. Ich halte es allerdings für eine ziemliche sattelfeste Prognose, dass ihr Set im Mai zumindest einen großen Metal-Block enthalten wird. Ein dezentes Indiz hierfür ist der der Ticketpreis von ausgerechnet 66,66 Euro im Vor-Vorverkauf.

Und außerdem ist da ja noch die nicht zu vernachlässigende Tatsache, dass King Gizzard & The Lizard Wizard nach "Infest The Rats' Nest" (2019) erneut aufs Boss HM2-Gaspedal getreten sind und einen grandiosen Thrash Metal-Hammer eingekloppt haben!

KING GIZZARD AND THE LIZARD WIZARD - PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation (Lucky Rainbow vinyl 2LP) (2023)

Eine Stärke des letzten vollmetallischen Albums war, wie es einserseits ganz old school unverhohlen den nordamerikanischen wie europäischen Thrash-Metal-Jugendlieben der Band Tribut zollte, diese allerdings aus einer gewissen Outsiderperspektive heraus im sludgigen Garagenrockgewand präsentierte.

Die DieselDrachische Akopalüpse spricht nun eine andere, noch selbstbewusstere Sprache. Gestützt vom most valuable player Michael Cavanagh, der zwischenzeitlich enorm im Doublebass-Studio gepumpt hat, sind King Gizzard - wenn sie wollen - nun ohne wenn und aber in der Thrash-Metal-Präsidentensuite angekommen. Natürlich wollen sie nicht immer...

Doch von vorne: "PetroDragonic Apocalypse; or, Dawn of Eternal Night: An Annihilation of Planet Earth and the Beginning of Merciless Damnation" ist eine beinahe pausenlos nach vorne preschende Tour de Force, welche den Thrash von "Rats' Nests" mit den wieder mehr gizztypischen psychedelischen Prog-Metal-Elementen von "Polygondwanaland" verbindet. So gibt zwar einerseits jeden Menge kantige Killerriffs, über denen oft mehrstimmig geshoutet wird, doch jeder der fürs Genre zumeist recht langen Songs hat irgendwann einen Breakdown, in dem Tribaldrums, verschachtelte Rhythmen und andere überraschende Wendungen Einzug halten. Man darf hier auch leise Tool flüstern. Im irrwitzigen "Witchraft" überwiegt sogar orientalisch krautflippender Psychprog, bevor "Gila", welches ich als Vorabsingle noch als etwas schwach empfand, im Gesamtzusammenhang zum hymnischeren Gegenpol zum Restalbum avanciert.

Dem gegenüber stehen gleich mehrere Stücke, welche die brutale - und großartig dynamisch und rau produzierte -  Trashextase auf die Spitze treiben. Ob in "Converge", der Achterbahn "Dragon" oder im Finale "Flamethrower": Diese Kracher sind gekommen, um deinen Nacken zu zerschinden! Wobei der Flammenwerfer gegen Ende noch den wohl drastischsten stilistischen Stunt einlegt und - als sehr wirksamer Appetitanreger aufs nächste Werk - das Album als lupenreiner Elektrotrack ausklingen lässt.
Vinylexklusiv erwartet einen allerdings noch eine komplette Seite mehr auf dem Doppelalbum...

Das Konzept des Albums mit dem bekloppt überlangen Titel ist wie so oft bei dieser Gruppe eine Warnung vor der Zerstörung unseres Planeten durch menschliche Hybris und Ignoranz, verpackt in eine mit dystopischer Science-Fiction und Fantasy bizarr überhöhten Babuschka von Weltuntergangsstory, in der eine Katastrophe die nächste gebiert und schließlich das vom "Motorspirit", meteorologischer Superzelle und Hexerei geschaffene "Gila Monter" zum alles zerstörenden Drachen mutiert und das Ende von allem besiegelt.

Der viertelstündige Bonustrack "Dawn Of Eternal Night" erzählt die komplette Geschichte dann noch einmal, allerdings als von weiblicher Stimme vorgetragenen spoken words über einen an Blood Incantation erinnernden Ambient-Hintergrund - und aus der Sicht eben jenes von uns geschaffenen Monstrums.

An welcher Stelle in King Gizzards gigantischem diskographischen Dauerfeuer man "PDAoDoENAAoPEatBoMD" einsortieren sollte, ist eine unmöglich zu beantwortende Frage. Denn sobald ich mich auf einen Rang festgelegt habe, sind ja schon fünf neue, komplett andere Veröffentlichungen da. Genau wie meine beiden Hauptreferenzpunkte "Infect The Rat's Nest" und "Polygondwanaland" bin ich mir aber schon sicher, dass sich dieses komplett überzeugende Teil im Kreise der am häufigsten auf meinem Teller rotierenden Werke der Gruppe etablieren wird.

Neben der Musik Musik ist auf jeden Fall auch das haptisch herrlich eingestanzte Coverartwork ein guter Grund, diese Rille gerne in die Hand zu nehmen.
Das einzige, was mich an meinem persönlichen Exemplar etwas enttäuscht ist das zufallsfarbene Vinyl selbst. Da habe ich in der Presswerklotterie doch eher den UNlucky Rainbow erwischt. Das Ding sieht ja aus wie das Innenfutter eines alten vom Sperrmüll entführten Ohrensessels! naja, zum Glück ist es weniger fusselig.





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