Es gibt Alben, die lassen einem eigentlich gar keine andere Wahl, als bei ihrer Besprechung mit dem Cover anzufangen.
An dem monumentalen, im schwarzweißen Comicstil gehaltenen Gatefold von Slifts "Ummon", auf dem ein titanenhafter Hybrid aus Dr. Manhattan, Thanos und Conan auf der Oberfläche eines leblosen Himmelskörpers irgendwo im All ein monströs überdimensioniertes Schwert hinter sich her zieht, lässt sich jedenfalls unmöglich vorbeischauen.
Keine Frage: Die Optik schürt hier schon eine beachtliche Erwartungshaltung an den musikalischen Inhalt. Kann die Doppel-LP diese Herausforderung meistern?
SLIFT - Ummon (2LP) (2020)
Ebenso wie bei jener Gruppe steckt dann auch eine gehörige Portion Stoner Rock - und auch die eine oder andere Prise (Doom) Metal - in "Ummon". Am gewöhnungsbedürftigsten für meine Ohren sind noch einige Riffs und Gesänge, die man als Punk klassifizieren muss. Insbesondere der über dreizehnminütige Abschlusstrack "Lions, Tigers and Bears" ist vielleicht der riesigste Punk-Epos, der mir je untergekommen ist.
Dass eben jene von meinem nicht so hundertprozentig präferierten Genre befallenen Stücke für mich genauso super funktionieren wie der Rest des Albums, mag u.a. daran liegen, dass die Betonung und der überaus starke französische Akzent die englischen Texte sehr stark verfremden und in in eine außerirdisch wirkende Qualität überführen, die sehr gut mit dem galaktischen Setting des Albums korreliert.
Die scheinbare Primitivität, unter der sich in Wirklichkeit sowohl gutes Songwriting als auch eine gelungene, das gesamte Album übergreifende Dramatik verbergen, sowie diese sich wie ein roter Kometenschweif von Anfang bis Ende ziehende, explosive Energie sind es, die "Ummon" jederzeit zusammenhalten und dieses Werk - natürlich auch im Zusammenspiel mit dem Artwork - zu einem extrem stimmigen Erlebnis machen.
Ich möchte mich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch ich kann schon ziemlich sicher sagen, dass Slift hier einen der bisher heißesten Kandidaten für meinen persönlichen Jahresliebling in der Kategorie Psychedelic Rock abgeliefert haben.
Und das wusste ich eigentlich schon bevor ich "Ummon" in seiner ganzen audiovisuellen Pracht erleben durfte nach der ersten YouTube-Hörprobe des titelgebenden Openers.
Prädikat: zukünftiger Klassiker!
Sehr cooles Album und gutes Review! Wo hast du die Platte bestellt? Versandkosten nach Deutschland sind bei Bandcamp nicht ohne.
AntwortenLöschenCheers, Max
Ich hatte sie sowohl auf Rough Trade als auch auf Stolen Body Records beäugt, wo ich sie wohl jeweils mit einem anderen Einkauf kombiniert hätte.
LöschenAber wenn ich ganz ehrlich bin, dann - pssst, bitte nicht weitersagen! - habe ich sie beim bösen kleinen a bestellt, als sie dort gerade mal um die 27 Euro kostete.