Und der Preis für den unglücklichsten Albumtitel des Jahres 2020 geht an Steve Moore und Anthony Pattera für den neuen Longplayer ihrer Band Zombi: "2020".
Dass das Ding so heißen würde, war natürlich schon beschlossen, bevor sich 2020 in seiner ganzen dystopischen Pracht entfaltete, doch hätte man nach der globalen Entwicklung in den letzten (mindestens) fünf Jahren nicht ahnen können, dass aktuelle Jahreszahlen im Grunde als Titel für gar nichts zu gebrauchen sind, was man auch verkaufen möchte?
Wären mir Zombi nicht schon bekannt, dann würde mich die doppelte Zwanzig jedenfalls kaum motivieren, mich mit ihnen vertraut zu machen. Was für schlimme, schwer verdauliche Scheiße muss hier auf Tonträger gebannt worden sein, damit der Titel passt?
Die gute Nachricht in diesem Kontext: Der Titel passt nicht.
ZOMBI - 2020 (LP) (2020)
Es ist schon wieder fünf Jahre her, dass wir mit dem letzten Album "Shape Shift" beglückt wurden. Was hat sich also in der Zeit am Sound geändert?
Zombi, die sich zur Zeit jenes Albums als mit den Mitteln von 70er- und 80erJahre-Soundtracks arbeitende Postrockband verstanden, fallen nach wie vor natürlich irgendwo unter das Label "Synthwave", sind dabei allerdings weniger partyorientiert als z.B. Carpenter Brut, und setzen sich zudem durch das proggige Drumming Patteras stilistisch sofort ab.
Und dadurch, dass Moore ja auch live Synthesizer und Bass zusammen benutzt, gibt es immer wieder Tracks, in denen der Viersaiter mehr im Vordergrund steht als die elektronischen Klänge.
Und dadurch, dass Moore ja auch live Synthesizer und Bass zusammen benutzt, gibt es immer wieder Tracks, in denen der Viersaiter mehr im Vordergrund steht als die elektronischen Klänge.
Bisher also keine nennenswerten Abweichungen vom bereits Bekannten. Auch an der musikalischen Virtuosität des Ganzen ist trotz zumeist übersichtlicher Strukturen auch auf "2020" nichts zu rütteln.
Neu sind allerdings die Gitarren. Zwar hat es jene auf dem prog-orientierteren Album "Spirit Animal" von 2009 auch schon gegeben, doch nun nehmen sie beinahe durchgehend eine Rolle ein, die zwar nicht dominant, aber immerhin so wichtig ist, dass auf der Bühne wohl ein dritter Gastmusiker vonnöten wäre.
Ein großer Teil der Hörerschaft der aktuellen Synthwaveszene rekrutiert sich ja ohnehin aus Metalfans, von daher schadet es sicher nicht, dass sich Zombi hier phasenweise tatsächlich wie eine Metalband anfühlen. Ihren typischen Sound verlieren sie dabei schließlich nicht.
Die ganz großen magnetischen Hooks sind in der Instrumentalmusik des Duos von jeher eher selten zu finden, es ist primär eher die eigenwillige, exzellent eingängige Mixtur aus Spannungsaufbau und Groove, die einen packt und durch die Tracklist treibt.
Die neun Stücke von "2020" sind (anders als die ersten neuen Monate des wirklichen Jahres) kurzweilig und super schnell vorbei.
Ok, das hat auch ein wenig mit der Spielzeit von unter vierzig Minuten zu tun. Anders als auf dem noch kürzeren "Escape Velocity" von 2011 ist es aber diesmal nicht so, dass man das Gefühl hat, es würde noch etwas fehlen. Und anders als das echte 2020 fängt man dieses Album auch gerne wieder von vorne an.
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