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2024-04-14

SULA BASSANA - Dreamer

Ich mag nicht der größte Komplettist und Sammelfreak sein, doch inklusive der neulich vom Minerall-Konzert mitgenommenen 6-CD-Box ist meine Kollektion von Schmidtchen Bassanas Solomaterial inzwischen immerhin groß genug, um mich elf Stunden dauerbeschallen zu lassen.

Sein erstmals 2002 erschienenes Debüt hatte ich mir trotz mehrerer Reissues bisher allerdings noch nicht zu Gemüte geführt. Und ich muss sagen, es hat mich tatsächlich etwas überrascht!


SULA BASSANA - Dreamer (LP) (2002/2024)

Doch zunächst einal etwas Orientierung: "Dreamer" kam zunächst wie gesagt 2002 raus, und zwar über Nasoni Records, exklusiv auf Vinyl. Zwei Jahre später folgte dann die erste CD-Auflage mit neuem Coverartwork auf Sulatron Records, schnell gefolgt von einer zweiten Pressung 2005 auf Elektrohasch Records. Zum Zehnjährigen Jubiläum 2012 kam dann wieder auf Sulatron Records eine remasterte Version mit nochmals neuem Cover auf CD und LP... letztere noch einmal im Folgejahr nachgepresst.
Alles kapiert soweit? Jetzt gibt es das Ding nochmals auf Schallplatte (wie mittlerweile von Dave präferiert farbiges Recycling-Vinyl), aber mit dem Artwork der ersten beiden CD-Ausgaben. 

Nun packt Herr Schmidt ja allerhand unterschiedliches Zeug unter sein Sula Bassana-Banner. Klar, irgendeine Form von pilzentrücktem Psych ist es immer, aber manche Aufnahmen sind klar rockorientierter und klingen mehr nach Band, während andere eher den eigensinnigen Homestudiotüftler mit kauzigem Elektrokraut oder verträumtem Ambient in den Vordergrund stellen.

Die Überraschung bei "Dreamer" lag für mich insofern darin, dass ich angesichts des Titels doch stark mit einem Tangerine Dream der letzten Art gerechnet hatte. Tatsächlich aber hätte ich Sula Bassana hier ohne Hinweis wahrscheinlich nicht einmal wiedererkannt, so sehr hört sich die Musik nach einer perfekt aufeinander eingespielten Sechziger/Siebziger-Rockgruppe an. Es ist natürlich nicht so, dass es stören würde, aber fanatische Hardcore-Realisten müssen sich hier schon ständig daran erinnern, dass dieses Album von einer Nase alleine aufgenommen wurde, denn vor dem inneren Auge spielt hier unweigerlich eine fünfköpfige Band.

Nachdem "Dreamer", "Dealer McDope" und "My Blue Guitar" sich ausgejammt haben, ändert sich der Ton allerdings deutlich mit der düstereren superelektronischen "Nervenlähmung".
Mit "Ananda" bleibt es danach noch über zwölf weitere Minuten lang spooky atmosphärisch. Unter einem pochenden Puls und minimalitischen Keyboardakkorden soliert der Meister hier zunächst sehnsüchtig jaulend, später orientalisch in und über sich hinaus gehend auf den Saiten, sich viel Zeit nehmend, ehe das Stück schließlich doch noch stärker eruptiert.

Die letzten neuneinhalb Minuten pendeln sich dann klanglich irgendwo in der Mitte zwischen den beiden Albumhälften ein. Der "Baby Blue Shuffle in D Major" nutzt einen Drummaschinenbeat, balanciert darüber aber zu gleichen Anteilen Analogsynthies und Gitarren. Obwohl es sich um ein Pink Floyd-Cover handelt, hätte ich hier wohl am zielsichersten auf Sula Schmidt getippt.

Mal ganz davon abgesehen, dass das ganze Ding ohnehin super gealtert ist - also heute musikalisch genauso wertvoll wie vor zweiundzwanzig Jahren -, ist retrospektiv an diesem Debüt interessant, wie es eigentlich schon den Rahmen für das ganze Spektrum von Sula Bassana setzt. Fast alles, was auf späteren Album noch weiter und tiefer erforscht wurde, scheint hier zumindest in Ansätzen schon vorgedacht worden zu sein.

Die neue Edition ist auf dreihundert Stück limitiert und direkt bei Sulatron Records zu haben.

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