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2024-02-09

MINERALL und STARGAZER live in der Bar 227, Hamburg (08. Februar 2024)


Böse, ich weiß, aber ich bin tatsächlich trotz unzähliger verlockender Line-Up-Aufgebote noch nie in der Bar 227 gewesen. Es wurde also höchste Eisenbahn, bevor das Nachtleben dieser Schanzenecke für den Neubau der neuen Eisenbahnbrücke geplättet wird! Und außerdem kam der gute Herr Dave "Sula Bassana" Schmidt endlich mal mit einem seiner Projekte in den von mir aus immer noch südlichen Hohen Norden.

Der Abend lief auf Pay-what-you-want-aber-lass-dich-dafür-vorher-bei-der-Parkplatzsuche-blitzen-Basis. Was für eine Qual jene Suche überhaupt gewesen ist. Ich war buchstäblich nur noch eine Minute davon entfernt mit Warnlicht notzuhalten, um meine Blase zu leeren, als ich nach ewiger Odyssee endlich den rettenden Platz ergatterte.

Es sollte nicht die einzige ewige Odyssee bleiben. Die musikalischen gefielen mir aber erheblich besser:





STARGAZER
Direkt bevor die hamburger Space Rocker Stargazer loslegten, traf ich überraschenderweise noch einen sympathischen alten, inzwischen nach Dänemark ausgewanderten Dorfmusikpartybekannten, dem ich zuletzt überraschend auf dem letztjährigen Esbjerg Fuzztival begegnet war. Man schnackte kurz, dann musste Arne aber auch schon als Ersatzdrummer auf die Bühne. Die Welt ist klein! Wie die bereits proppevolle Bar 227.

Jegliche Nervosität seinerseits erwies sich als unbegründet, denn die für die kommenden Jams benötigten Neu!-Beats und dessen Varianten und Verwandte saßen, so dass einem ungestörten Weltraumflug nichts im Wege stand. Der Trip wurde mitunter ganz schön vielschichtig und manchmal auch heavy. Ok, tun wir nicht so, als könnte ich eine improvisierte Psych-Show nacherzählen. Es war sehr cool und erzielte den gewünschten Effekt. Besonders gut gefiel mir natürlich, als sich im hinteren Drittel des Sets ein asiatisches Flair in die Gitarren einschlich.

Meinen Bildern nach sind Stargazer ein Quartett, doch das ist gelogen. Das für Samples und kosmische Geräusche verantwortliche Bandmitglied fand nur auf der zierlichen Bühne keinen Platz mehr und stand nicht wie der Bassist unmittelbar neben mir, sondern war meinem Blick durch Publikum verborgen. Von daher muss ich mangels Bildbeweis natürlich erwähnen, dass er als Tisch für sein Equipment ein Bügelbrett benutze. Womit wir passenderweise auch schon beim Album "Bügeln" sind und beim Headliner des Abends...








MINERALL
Minerall, das sind Marcel von Speck an der Gitarre, Sula Bassana (Zone Six, Ex-Electric Moon) himself am Bass und Tommy vom Kombynat Robotron am Schlagzeug. Bei ihrer ersten Jamzusammenkunft kam ein Album heraus, nun standen sie ein Jahr später am Anfang einer Drei-Tages-Tour erstmals zusammen auf der Bühne.

Merkte man, dass es sich nicht um eine über lange Zeit blind aufeinander eingespielte Band handelte? Ja, das schon. Aber dafür wissen diese Drei ja ziemlich gut, was sie da tun.

Die heutigen Improvisationen war im Vergleich zum Studiojam durchaus deutlich weniger kohärent, oder anders gesagt wilder und riskanter.
Live, wenn man sich zwölf Monate nicht gesehen hat eben. Da schlug die halluzinogene Krautstimmung doch durchaus mal in bebendes Gedröhne und ohrenzerfetzenden Lärm um. Es wurde also mächtig, geloopt, geranzt und gedroschen. Alles was Spaß macht, doch immer noch sowohl musikalisch als auch irgendie genretreu bleibend.

Wenn ich mir auch aus dieser sehr langen Performance, deren Start- und Endzeitpunkt ich zum Erhalt der Illusion der Zeitlosigkeit jetzt nicht nachrecherchieren möchte, ein Highlight herauspicken will, dann ist es jene Phase, in der das Trio sich auf fettes Stoner Doom-Thema einschoss, von dem es auch nach zwischenzeitlichem Abebben einfach nicht lassen konnte. Herrliche Heavy Hamburch Hypnose! 

Der Psychmob war zu Recht begeistert und kann sich freuen, dass der Bassist als Leader der Sula Bassana-Band im April in die Bar 227 zurückkommen wird! (Ob ich da kann, weiß ich allerdings leider noch nicht.)







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