Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2024-02-24

CAN - Live In Paris 1973

Die offizielle Livealbum-Serie der Legende Can geht in die vierte Runde und taucht nach Stuttgart, Brighton (beide 1975) und Cuxhaven (1976) tiefer in die Vergangenheit und in den retrospektiv vielleicht noch etwas typischeren Sound der Gruppe.


CAN - Live In Paris 1973 (2LP) (2024)

Es ist ein trauriger Zufall, dass die erste nicht rein instrumentale Veröffentlichung aus dieser Serie mit Damo Suzuki am Mikrofon nun zwei Wochen nach dem Ableben des Japaners erscheint. Dass diese Phase der avantgardisten Band erst jetzt Teil dieses Rückblicks ist, wird beim Hören allerdings schnell verständlich. Letztendlich sind dies ja alles aus dem Publikum heraus mitgeschnittene, als gute Bootleg-Qualität klassifizierbare Aufnahmen, die mit moderner Technik optimiert und restauriert wurden. Und ein nicht ganz optimaler Gesangssound ist bei solchem Ausgangsmaterial einfach schwer zu retten.

Suzuki singt während dieser Show, über die den Liner Notes nach anscheinend keine großartigen Details bekannt sind, weniger als ich erwartet hätte - und zumeist relativ unauffällig, da er objektiv schlicht zu leise ist. Wäre er ein "normaler" Sänger gewesen, von dem klar durch den Song führende Strophen und Refrains erwartete, dann hätte man die Aufnahme vermutlich als nicht veröffentlichungsreif abgehakt. Seine oftmals in Fantasiesprache improvisierte Performance zwischen Jazz-Scat und Radiohead vorwegnehmendem Falsettklagen geht allerdings eher als instrumentale Textur durch, die sich nicht zwingend vom Rest abheben muss und so auch (und evtl. sogar besser) in dieser ziemlich tief eingebetteten Präsentation funktioniert.

Ok, ein paar tatsächliche Textpassagen gibt es hier und da auch zu hören. Denn auch wenn die bis zu zwei LP-Seiten Jams nach Vorbild der vorigen Livealben keine Titel tragen, sondern nur in der Form "Paris 73 Eins" nummeriert sind, haben Can doch ein paar Songs von Studioalben eingebettet. Ich schaue jetzt aber nicht nach, welche dies sind, denn ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich diese eh nicht kenne und mich über eben diese (natürlich auch diesmal sofort am einheitlich Design erkennbare) Liveserie an die Band herantaste.

Und vieles, was ich über die drei später aufgenommenen Vorgänger gesagt habe, trifft auch hier zu, vor allem wie unverschämt funky die Gruppe aufspielt und wie nimmermüde kreativ Michael Karolis Gitarre aberwitzige Brücken zwischen hypnotischem Space Rock und moderner Klassik schlägt.
Apropos Hypnose: Am offensichtlich unterschiedlichsten agiert Jaki Liebezeit, der hier bei aller jazzfusionistischen Dynamik oftmals noch offensichtlicher als in späteren Jahren wie eine vorzüglich programmierte halbe Maschine spielt.

Und so bleibt auch mit Damo Suzuki, den ich 2018 einmal gemeinsam mit Minami Deutsch live erleben durfte, das Fazit bestehen:

Can waren überirdisch aufeinander abgestimmt und sie auf der Bühne zu erleben muss eine rauschahfte, magische Erfahrung gewesen sein. Je mehr hörbare Zeugnisse davon René Tinner und das nun einzige noch unter uns weilende Bandmitglied, Keyboarder Irmin Schmidt ans Tageslicht holen können, desto besser!

Auch wenn's klanglich passagenweise mal dumpfer als ideal klingt (der Bass in "Paris 73 Drei" dröhnt z.B. viel zu undifferenziert über den Rest), ist dieses Album natürlich großartig, und es gibt abgesehen vom lieben bösen Geld letztendlich doch kein wirklich überzeugendes Argument, auf eine Zeitreise nach Paris zu verzichten. 





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen