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2024-02-13

NAPALM DEATH. PRIMITIVE MAN und WORMROT im Gruenspan, Hamburg (11. Februar 2024)


Sorry, bevor ich anfangen kann, muss ich erst einmal meine Rock'n'Roll-Bingokarte suchen... Ich habe nämlich Sonntag das Woltersche Quadrupel vollgemacht. Klar, die Wahrscheinlicheit den regelmäßig drüben auf DreMuFueStiAs aus dem Pit berichtetenden Philipp auf einem Metalkonzert zu treffen, ist immer gegeben, aber auf gleich vier Konzerten hintereinander, drei davon in Hamburg, eines in Flensburg - das ist schon eine außergewöhnliche Quote.
Wer also an einer weiteren Perspektive zu den Shows von Spidergawd, Lucifer und Minerall und ihren Supports interessiert ist: nichts wie rüber! Aber haaalt, nicht so schnell! Bitte erst einmal meinen Senf zu Ende lesen!

Es ist Mai 1992, wir sind in der Großen Freiheit 36, das Motto der Tour ist Campaign For Musical Destruction und es spielen Obituary, Napalm Death und Dismember. Nee, Moment! Das war die die letzte Tour mit dem Motto, bei der ich zugegen gewesen bin. Glaube ich zumindest ziemlich fest, haha. Lang ist's her. Und die Grindcorepioniere sind immer noch voll dabei. Respekt!

Doch nun fast forward zurück ins Jahr 2024!
Zum frühen, aber als sehr früh angekündigten Einlass schlängelte Sich eine lange Besucherreihe vom Gruenspan aus die Straße entlang. Es bestand also niemals Zweifel, dass die Bude rappelvoll werden würde. Der Grund für den dann doch immer noch sehr frühen späteren Beginn war, dass die Crossover/Thrash Metal-Band Biermächt - auch bekannt unter dem Auftritte in Deutschland wohl seit Jahrzehnten behindernden Namen Wehrmacht - sich wohl aus mir unbekannten Gründen aus dem Package zurückgezogen hatte. Es spielten also nur noch drei Gruppen.






Den Anfang machten die Singapurer Wormrot, die vor fast genau einem Jahr erst grandios das Hafenklang zerlegt hatten. Auch diesmal stand das Restduo aus unverschämt fetter Gitarre und derbe überschalliges Polyrhythmusgeblaste wie einen Sommerspaziergang erscheinen lassenden Drums wieder mit dem Sänger von Implore als Tourmitglied auf der Bühne.

Im Vergleich zur Headlinershow im deutlich kleineren Laden fand ich, dass sich im hohen, laut schallenden Gruenspan-Gemäuer mit breitem Absperrungsgraben vor die Bühne die Wirkung ein wenig verlor. Klar, wahnsinniger Qualitätsgrindcore wurde heute auch geboten, die Menge fand's zurecht geil und alle waren glücklich. Wie überragend die Band aber tatsächlich sein kann, wurde in der Position als Opener nur angedeutet. Ein bisschen schade, aber natürlich in dieser Konstellation normal und kaum zu vermeiden.









Primitive Man spielten im Anschluss eine Show, die ohne weiteren Zusammenhang schon als headlinerwürdig durchgegangen wäre. Als ich das Sludge-Trio um das runde Geburtstagskind Ethan Lee McCarthy zuletzt auf dem Roadburn Festival 2022 gesehen hatte, konnte ich wegen Clashs nicht ganz die neutronensternschwere menschenfeindliche Abgründigkeit ihres beinahe absurd überzeichneten Doomsounds abtauchen. Diesmal jedoch lies ich mich natürlich den kompletten Auftritt lang zerdröhnen.

Zum Glück hielt ich mich vorne an der Absperrung fest und konnte so, der die Knochen von innen in ihre zellulare Bestandteile zerlegenden Wucht dieser Existenzhassmusik zum Trotz, die Illusion des aufrechten Gangs aufrecht erhalten.
Primitive Man zermalmen dich einfach wie eine Saftpresse, bis nur noch evolutionäre Ursuppe übrigbleibt. Herrlich! Ich kann kaum noch nachvollziehen, warum ich ursprünglich ein paar Versuche gebraucht hatte, um mich für die Zerstörungsmacht dieser Krachmaschine aus Colorado zu erwärmen.

Perfekte Zermalmung - folgerichtig floss später auch mein letztes bares Scheingeld in zwei primitive Tonträger, damit sich "Caustic" nicht mehr so alleine in der Sammlung fühlt.









Zunächst einmal war Augenreiben angesagt: Was für eine Body-Transformation von Shane Embury! Ach nein, Kommando zurück. Jener nimmt sich aktuell eine Auszeit und wird live vom Bassisten von Pro- Pain ersetzt. Dafür ist Barney aber immer noch sowas von Barney der britische Tanzbär wie eh und je. Einfach ein Original.

Eigentlich unfassbar, dass sich der hochleistungssportliche Radikalkrach von Napalm Death als solide Grundlage für eine Jahrzehnte währende und immer noch spannende Karriere erwiesen hat.
Dass die Band immer hungrig und kreativ geblieben ist, merkte man an der quer durch die Diskographie jagende Setlist, die bewies, dass Grindcore zwar derbes Geboller ist, aber deswegen nicht auf Abwechslung verzichten muss. Und damit meine ich nicht nur die ganz offensichtlichen Ausflüge in Killing Joke-Hommage oder den swansigen Abschluss mit dem nihilistischen Stampfer "Contemptuous" von "Utopia Banished".

Nein, hier passierte tatsächlich in jedem Track etwas anderes. Gemeinsam hatten sie ihre ultrapräzise Brutalität und dass sie die Meute in einen permanenten Zustand des Ausrastens versetzten.
In der Mitte der ersten Reihe war ich hier definitiv einem wilden Einwerken von Kräften ausgesetzt, wie ich es lange nicht mehr erlebt hatte. Mein Körper bedankte sich, dass es nicht das Level von Voivod im Logo 2018 erreichte, aber sportlich war das schon. Respekt für die guten Samariter neben mir, die es tatsächlich schafften, den mit Abstand jüngsten Besucher während seines ersten Konzerts blessurenfrei zu halten! Großer Einsatz für das hohe Gut der musikalischen Früherziehung.

Politisch kann man die junge Generation natürlich auch bedenkenlos in die Napalm Death-Tagesstätte schicken. Dass Barneys Erwähnung der AfD das Publikum inspirierte zu skandieren, was ganz Hamburg von den Schlumpfnazis hält, gehörte hier einfach zum selbstverständlichen guten Ton.

Kann ich irgend etwas schlechtes über die Briten sagen? Nö, geht nicht. Das war wirklich ein astreiner, wunschlos glücklich machender Abriss.

Nächstes Konzert dann in knapp vier Stunden nach Veröffentlichung dieses Berichts! Es gibt smoothen Vocal Jazz, also sozusagen das komplette Kontrastprogramm. In diesem Sinne: Nazi Jazzheads Fuck Off!      








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