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2025-01-24

OCEANS OF SLUMBER - Where Gods Fear To Speak

Tja, so schnell verliert man manchmal den Anschluss. Da ist man generell gerade nicht so ganz heiß an einem Musikgenre interessiert, findet man eine Single nicht so prickelnd oder hört sie einfach in der falschen Stimmung... und schon haben Oceans Of Slumber nicht nur ein selbstbetiteltes (2020) Album veröffentlich, sondern auch noch 2022 "Starlight and Ash" nachgelegt.

Bevor die texanischen Progmetaller nun im seit "Winter" (2016) etablierten Zweijahresrhythmus ihr neuestes Album herausbrachten, habe ich - begünstigt durch Labelwechsel und Aktionspreise - aber meine Versäumnisse nachgeholt und natürlich festgestellt, dass beide Werke natürlich viel stärker sind, als ich es ohne aufmerksam nachzuhören angenommen hatte.

Und nun läutet das Quintett erneut die Glocken... 


OCEANS OF SLUMBER - Where Gods Fear To Speak (transparent orange/blue vinyl 2LP) (2024)

Was sofort im titelgebenden Opener auffällt ist die Heaviness. War die Band zwischendurch mal mehr in Richtung Southern Gothic Rock orientiert, wird hier definitiv wieder das volle Brett hervorgeholt. Und das schließt auch eine neue Superwaffe der ohnehin schon irre flexiblen und ausdrucksstarken Sängerin Cammie Beverly (vormals Gilbert und nun mit Drummer Dobber verheiratet) mit ein; zwar hat die Band trotz wechselnder Besetzung immer kompetente Growler in ihren Reihen gehabt, doch nun reiht sich auch die Leadsängerin ein - und das mit einer exzellenten, unmenschlich tiefen Performance, die klar macht, dass die Dame die Technik wahrscheinlich schon lange fleißig bis zur Vollendung geübt hat, um ja kein halbstarkes Biest auf die Welt loszulassen.

Die meiste Zeit wird allerdings nach wie vor melodisch gesungen, mal mit voller Soulstimme, mal sanft säuselnd, mal rockröhrig, mal beinahe opernhaft... Cammie schafft es nach wie vor, einem ständig an unterschiedliche großartige Sängerinnen zu erinnern, ohne dabei einen Zweifel an ihrer eigenen unverwechselbaren Identität aufkommen zu lassen. Ganz klar, die Frontfrau ist und bleibt die Hauptattraktion - und das ist bei einer Band wie Oceans Of Slumber natürlich eine durchaus imposante Leistung.

Musikalisch ist die Basis der meisten Stücke neben dramatischem Doom vor allem moderner Prog Metal mit der DNA von Gruppen wie Dream Theater oder eine Generation später Opeth, inklusive der Furchtlosigkeit der ehemaligen Death Metaller, wenn es darum geht auch mal in extreme Sphären durchzustarten. Und so bleibt natürlich das Trademark bestehen, dass der mit Insect Warfare reichlich grindcore-erfahrene Drummer jederzeit eine songschreiberisch sinnvolle Gelgenheit erkennen kann, einen epochalen Blastbeat rauszuscheppern. Ein anderes direkt mit ihm verbundenes Markenzeichen sind - komplett auf der anderen Seite des Brutalitätsspektrums -, die von ihm gespielten klassischen Klavierpassagen.

Ja, eigentlich bleibt beinahe alles irgendwie wie immer und Oceans of Slumber greifen zwischen popaffinen Melodien und irrwitzigen Genresprüngen alles auf, was bereits in der Vergangenheit gut funktioniert hat. Auf "Where Gods Fear To Speak" zelebrieren sie die Dynamik ihrer Bandbreite allerdings selbst für ihre Verhältnisse besonders hingebungsvoll und mit beeindruckender Hitdichte.

Vor allem jedoch muss ich der Band, die rein stilistisch ja viel in der polierten, ernsthaften, theoretisch "uncoolen" Seite des Progmetalmeters zu Hause ist, zu Gute halten, dass bei aller klinischen Reinheit der Produktion nicht nur stets der korrekte Wumms gewahrt bleibt, sondern auch die Spielfreude immer herauszuhören ist. Diese Band hat unzweifelhaft Bock - und dies auf technisch und kompositorisch schwindelerrgendem Niveau.

Es gibt eigentlich nur eine Übung, in der Oceans of Slumber eine Amateurband vom Dorf zu sein scheinen: die Auswahl ihrer Coverstücke. Deep Cuts und Geheimtipps kommen dafür nämlich selten in Frage. Stattdessen fragt man, was die TOP40-Coverband tun würde. Und so endet dieses Album nach der vielleicht wildesten Tour de Force "The Impermanence of Fate" mit einem bereits tausendfach (selbst von mir als Unpluggedmusiker auf einer Weihnachtsfeier) interpretierten Allerwelts-Hit.

Trotzdem ist Chris Isaaks "Wicked Game" natürlich eine unsterblich gute Nummer. Meistens sagen mir hier ja die reduzierten Versionen eher zu. Die Texaner gehen sie allerdings hart an der Schwelle zum Kitsch mit viel Klavier und Bombast an - und fahren das Ding bombensicher heim. Einfach wunderbar!

Die Doppel-LP, ob schwarz oder - wie hier zu sehen  - -in der zweifarbig transparanten Limited Edition, präsentiert die knappe Stunde in 45 Umdrehungen per Minute, also Vorsicht bei der Tempowahl!

Es sei denn, man möchte dieses hervorragende Album einfach tiefer und länger genießen natürlich. Das muss jeder für sich entscheiden.







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