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2014-08-30

KRISTEEN YOUNG - The Knife Shift

Klar, das Sortieren und Präsentieren der persönlichen Film- und Tonträger-Sammlung ist unser aller Lieblingshobby. Zumindest wenn es um anfassbare Medien geht.

Wer allerdings versucht, das digitale Abbild seiner Musiksammlung einigermaßen aufgeräumt zu halten, der stößt ab und zu auf Probleme - wie z.B. dieses: Charles Mingus oder Charlie Mingus?
Google findet unter "Charlie" weitaus mehr Ergebnisse, also habe ich mich in diesem Fall einfach der Mehrheitsmeinung angeschlossen, so dass beide Alben, die ich von ihm habe, nun unter demselben Namen firmieren.

Ähnliche Entscheidung bei der Dame, über deren neues Album ich hier schreiben möchte : Kristeenyoung oder Kristeen Young?

Google würde wenig überraschend die getrennte Schreibweise vorziehen.
Sachlich richtig wäre es jedoch, auf die Vereinheitlichung zu verzichten und beide Schreibweisen beizubehalten, da sie tatsächlich verschiedene Bedeutungen haben. Kristeenyoung (zusammen) bezeichnet nämlich die aus Kristeen Young (auseinander) und dem Drummer "Baby" Jef White bestehende Band, während Kristeen Young halt... naja, eben Kristeen Young ist.

Demnach könnte man auch unterscheiden zwischen dem neuen Album von Kristeen Young (da ohne White eingespielt) und den aktuellen Liveshows von Kristeenyoung (mit White), es sei denn, man vertritt die Ansicht, dass Kristeenyoung nur als Duo Kristeenyoung sind, mit zusätzlicher Bassistin jedoch nicht mehr...

Wie? Zu kompliziert? Ok, wenden wir uns einer Band aus Dänemark zu: Lis Er Stille oder LISERSTILLE?

Nein? Auch Nicht? Gut, entscheide ich mich eben für Kristeen normal geschrieben Young.



KRISTEEN YOUNG - The Knife Shift (2014)

Die Dame mit dem selbstgenähten See-through-Hemd und dem nicht mehr so leicht durchschaubarem Auge auf dem Cover bleibt sich auf den elf Tracks von "The Knife Shift" treu.

Es gibt also keinen Song, den man sich nicht schon auf früheren Werken vorstellen könnte. Kristeen Young streichelt und verkloppt ihr Keyboard wie gewohnt, und ihr exzentrischer meist in hohen bis ganz hohen Lagen ("Jealous Of Loved Children"!) schwebender Gesang ist nach wie vor brilliant - und dürfte viele weniger musikinteressierte Hörer in seiner aggressiven oder melancholischen Intensität nach wie vor irritieren. Als Gesamtbild passt als Beschreibung immer noch: eine Mischung aus der frühen Kate Bush und dem von David Bowie ferngesteuerten Iggy Pop.

Von der Zwei-Personen-Minimalistik von "The Orphans" bzw. dem Zwei-Personen-gehen-bis-elf-Sound von "Music For Strippers, Hookers And The Odd-Onlooker" hat Frau Young sich allerdings verabschiedet.
Schon auf der die glamouröse Seite von "Music For Strippers" fortführenden EP "V the Volcanic" ging die Orientierung in Richtung Bandsound inklusive Bass. Dies wurde nun auf "The Knife Shift" konsequent weiter gedacht und wirkt beim ersten Hören zunächst einmal etwas ernüchternd, da es eben auch konventioneller ist.

Lyrisch stechen zwar sofort einige interessante Zeilen heraus, doch ich war mir zunächst nicht sicher, ob der provokante Aufschrei gegen ihre ungeliebte, streng religiös geprägte Kindheit nicht mittlerweile zur Routine verkommen ist. Ja, eigentlich wollte ich sogar schreiben, dass mir das Album fast schon ein wenig zu schablonenhaft wirkt. Doch ich muss zugeben, dass es bei mehrmaligem Hören  doch immer weiter und weiter gewachsen ist.

Man muss auch bedenken, dass die Messlatte durch "V" wirklich sehr hoch gelegt wurde. Da braucht jedes neue Material eine Weile, um gegen die alten Ohrwürmer anzustinken.

Und dann war da jetzt noch der brilliante Fernseh-Auftritt bei Craig Ferguson (Video siehe unten!), der mich nicht nur durch die punkige Performance des Songs "Pearl Of A Girl" an sich, sondern auch durch die extreme Reaktion sowohl auf die Musik als auch den Text, der sich mit dem Verhältnis der Weltreligionen zu Frauen auseinandersetzt, doch überzeugt hat, dass auf "The Knife Shift" alles im Lot ist.

Der auf dem Video mitwirkende Dave Grohl hat übrigens auf dem Album alle Drums und einen großen Teil der Gitarren eingespielt. Bass und Co-Produktion hat Bowie-Buddy Tony Visconti übernommen.
Dafür, dass Jef White nicht dabei ist, gibt es also verdammt hochkarätigen und kompetenten Ersatz.

Fazit: Kristeen Young ohne riesige Überraschungen, aber mit einigen verdammt starken Songs. Immer noch polarisierend, immer noch geiler Scheiß!
 


Anspieltipps: This Is War, Everything Is Mine Because I Am Poor, Jealous Of Loved Children, Put Down, Pictures Of Sasha Grey

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