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2016-06-09

VEKTOR - Terminal Redux

Willkommen im Fortgeschrittenenkurs Thrashematik!

Wir beginnen gleich mit einer Aufgabe aus der Vektor-Rechnung.

Bitte bilden Sie die Quersumme aus folgenden Elementen:

Voivod "Dimension Hatröss"
Ayreon "01011001"
Nocturnus "Thresholds"
Vattnet Viskar "Settler"
Atheist "Jupiter"
Death "The Sound Of Perseverance"
Slaaayyyyeeeer
Thought Industry "Outer Space Is Just A Martini Away"



...


Sind alle fertig? Ok, dann lösen wir auf:





VEKTOR - Terminal Redux (2LP) (2016)

Zur Herleitung:

Vektor, eine technisch mit allen Wassern gewaschene Thrashmetalband aus Kanada und sowohl im Logo sichtbar, als auch in vielen Riffs, Akkorden, Arrangements hörbar ganz klar Jünger ihrer legendären Landsmänner Voivod, haben mit "Terminal Redux" ein komplexes, ausuferndes Science-Fiction-Story-Konzeptalbum geschaffen, welches ohne Handbuch nicht unbedingt auf Anhieb zu verstehen ist. Im Genre ist "Dimension Hatröss" dafür natürlich die ultimative Blaupause.

In den zehn Stücken des Albums bringen Vektor jede Menge Handlung unter. Ganz so episch wie Ayreons "01011001", welches ja des Alpha bis Omega des Lucassen-Universums erzählt, ist "Terminal Redux" zwar nicht, allerdings schon ähnlich groß wie ein "Star Wars"-Film. Und auch was kompositorisches Talent und stilistische Offenheit angeht, taugt "01011001" als Referenz. Man nehme sich nur die magmaesken weiblichen Gastgesänge im Opener "Charging The Void" und im Finale "Recharging The Void" als Beispiel.

Stilistisch allerdings sind Vektor natürlich derber. Die ihrer Zeit weit voraus gewesen Prog-und-Sci-Fi-Deathmetaller Nocturnus haben in den frühen Neunzigern schon versucht, ähnliche Alben zu kreieren, haben mit "The Key" auch gut vorgelegt, sind dann aber leider mit dem eigentlich reiferen "Thresholds", dessen Coverartwork große Ähnlichkeit mit "Terminal Redux" hat, an einer viel zu stumpfen Produktion gescheitert.

Wichtiger als der Deathmetal-Einfluss (abgesehen von einer der Death Metal-Bands überhaupt; aber dazu gleich mehr) ist bei Vektor der rundum schwarzmetallische Anstrich. Wer es letztes Jahr geliebt hat, mit Vattnet Viskars Black-Metal-Raumfahrt "Settler" episch ins All zu blasten, der wird von den Kanadiern hier immer wieder voll bedient.

"Terminal Redux" ist vollgepackt mit handwerklich überragend ausgeführtem Gehacke und Geprügel. Dieses wird zwar durchaus hin und wieder durch cleane Passagen und harmonische Leads aufgelockert, operiert aber über den größten Teil der stattlichen Spielzeit an der Schwelle zum Hirn und Nacken brechenden Overkill und verbreitet jede Menge Panik. Den positiv wahnsinnigen Stress, welchen "Terminal Redux" ausstrahlt, kann man inklusive Parallelen in den Gesangsarrangements auch auf "Jupiter" von Atheist erleben.

Im Review zu jenem Album schrieb ich damals, dass das spitze Gekrächze von Kelly Shaefer mich teilweise an Chuck Schuldiner auf "The Sound Of Perseverance" erinnert.
Für Vektor-Mastermind/Gitarrist/Sänger David DiSanto gilt dies noch viel stärker. Und wenn dann noch die eine oder andere Death-Gedächtnis-Leadgitarre ausgepackt wird, ist die segnende Hand des Meisters unüberhörbar. Geil!


"Geil" im Zusammenhang mit Metal ist natürlich die allgemein anerkannte Überleitung zu Slayer, die auf "Terminal Redux" auch fast immer irgendwie präsent sind, nirgends jedoch so sehr wie auf "Pteropticon". Der Song in der Mitte des Albums ist nämlich eine lupenreine Homage an Jeff Hanneman. Sechs Minuten, deren Inspiration zu jeder Sekunde offensichtlich ist, die jedoch immer noch klar nach Vektor und nicht nach Copycats klingen.


Mittlerweile hat wohl jeder begriffen, worauf dieser Text hinausläuft:

"Terminal Redux" ist ein Gigant von einem Thrash Metal-Album!  Dieses Ding muss Vektor eigentlich mehrere Popularitätsquantensprünge voran bringen. Wenn nicht, dann sind alle Menschen Idioten. Ja, auch Du!


Aber halt!

Oben erwähnte ich ja auch noch Thought Industry, was abgesehen vom Space-Bezug im Titel eigentlich ziemlich unpassend erscheint.
Vor dem großen Finale überraschen Vektor allerdings mit "Collapse", einer Halbballade, die sich so gar nicht an die üblichen Konventionen von Thrashmetal-Halbballaden hält, wie sie von Metallica einst in Stein gemeißelt wurden. Und diese lässt mich irgendwie verdammt an "Watercolour Grey" von "Outer Space" denken.

Ich weiß, Thought Industry kennt eh niemand (mehr). Für Unwissende nur soviel: Sie waren eine meiner absoluten Lieblingsbands der Neunziger und zeigen hin und wieder auch Parallelen zu Voivod. Womit sich mein Vektor-Rechnungs-Herleitungskreis auch schon super elegant schließt.


Nur dass das Sternbild Cygnus (Schwan) sowohl auf "Terminal Redux" als auch auf "Mariner" von Cult Of Luna und Julie Christmas eine Hauptrolle spielt, habe ich nicht noch irgendwie eingebaut. Man kann eben nicht alles haben.

Aber immerhin fast alles. Zum Beispiel mit diesem Hammer-Album. Instant classic!


Die Doppel-LP kommt im Gatefold mit tollem Cover und einem Beileger mit Texten und Credits.



Anspieltipps: LCD (Liquid Crystal Disease), Charging The Void, Collapse, Recharging The Void

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