In knapp zwei Wochen spielt die aktuell heißestescheißeste Progmetalband des Planeten wieder im Logo. Und das betourte Album bietet allen Anlass, sich euphorischst vorzufreuen.
HAKEN - Affinity (2LP+CD / clear vinyl) (2016)
Zunächst einmal: Was für ein großartiges Coverkonzept! Photoshop-Philipp vom Neo Magazin Royale hätte sich das nicht nerdiger und retroachtzigerer ausdenken können.
Transparentes Vinyl passt ästhetisch auch dazu, und dass InsideOut das Album gerne nochmal auf CD dazu gibt, ist sowieso immer wieder ein Grund zur Freude.
Die Pressqualität scheint mir auch einwandfrei. Was die äußeren Werte angeht, haben Haken die Latte mit "Affinity" also einigermaßen hoch gelegt.
Und die Musik springt da locker drüber. Angefangen vom Intro "affinity.exe" wird schnell klar, dass Haken nicht den für viele Fans vermutlich schon ausreichenden Weg gegangen sind, ein "The Mountain" 2.0 aufzunehmen, sondern ganz unerschrocken neue Einflüsse in ihren Sound weben.
So mag die Hälfte der Songs zwar noch hörbar im klassischen Dream Theater-Stil verwurzelt sein, doch alles was irgendwie Lehrbuch-Progrmetal nahekommt, wird im gleichen Maße durch irrwitzig akzentuierte Beats und Dubstep-Anleihen, wie z.B. von Bands aus dem Djent-Genre oder Muse bekannt, aufgewogen.
Und dann ist da natürlich noch das alles umschließende Sounddesign von Diego Tejeida. Wo sich die "Restoration"-EP noch sehr deutlich vom theatralischen Siebziger-Jahre-Progrock inspirieren ließ, sind nun die Achtziger dran - und das mit Vollgas!
Ich hätte ja nicht geglaubt, den kultigen Soundtrack von "Kung Fury" mal als Referenz verwenden zu müssen, doch tatsächlich sind die nach pixeligem rosa Cadillac mit Chromfelgen stinkenden Spielautomat-Keyboards, zu denen sich in "1985"* auch noch künstlichste Komputerdrums gesellen, dermaßen selbstbewusst in Szene gesetzt, dass es ein ebenso großer augenzwinkender Retro-Spaß ist.
Spielspaß ist bei Haken ohnehin das ganze zentrale Wesensmerkmal, egal welche Einflüsse sie wie subtil oder mit dem Holzhammer aufgreifen. Gerade im progressiven Metal kann es hin und wieder ja vorkommen, dass man den Eindruck hat, dass die Künstler nur ihre Virtuosität verwalten, doch Haken wollen es unzweifelhaft in jedem Moment wissen.
"Affinity" ist ein Fest von kreativen Explosionen. Ein bisschen überproduziert, habe ich als Kritikpunkt gelesen, doch gerade angesichts des hauptsächlich gehuldigten Jahrzehnts finde ich die leichte Neigung zum klanglichen Overkill hier überaus stimmig.
Was vor allem erneut fasziniert ist, wie die Band es schafft, dass bei all dem technisch überragenden Gezaubere - selbst das Timing der Gesangsarrangements von Ros Jennings ist ja proggy as fuck - am Ende doch eine Parade von höchst ohrwurmigen Melodien und Hits zu präsentieren.
Die größte Überraschung auf "Affinity" war für mich allerdings, während des Heisergeschreigastgesangs von Leprous-Sänger Einar Solberg im epischen Viertelstünder "The Architect" plötzlich an den bösen brasilianischen Thrash-Klassiker "The Laws Of Scourge" von Sarcófago erinnert zu werden. Bei Haken kann eben so ziemlich alles passieren.
"Affinity" ist von vorne bis hinten ein kurzweiliger Prog-Metal-Überhammer, der Hakens Rang als eine der wichtigsten Bands dieser Sparte meterdick unterstreicht.
Bleibt nur noch die Frage zu klären, welche ich neulich im Review zu "Winter" von Oceans Of Slumber aufgeworfen habe: Zeigen Haken den Texanern, wo der Frosch die Locken hat?
Nun... gar nicht so leicht zu sagen... Einerseits outproggen Haken hier natürlich so ziemlich alles, anderseits machen Oceans mit ihrer Sängerin und dem lockerflockigen Blackmetalgeblaste auch so einiges wett... ach, keine Ahnung. Ich sag mal, die beiden Alben sind eigentlich kaum miteinander vergleichbar - und beide saugut. Ich vertage die Entscheidung mal bis Dezember, wenn ich meine Jahres-Topliste zusammenstelle. Und bis dahin steigen ja eventuell auch noch andere Herausforderer wie z.B. Neal Morse in den Ring.
(Nur dass Dream Theater bei der Medaillenvergabe zusehen müssen, steht auf jeden Fall schon fest.)
Geiles Ding. Und ich habe jetzt Appetit auf ein Ed von Schleck!
Transparentes Vinyl passt ästhetisch auch dazu, und dass InsideOut das Album gerne nochmal auf CD dazu gibt, ist sowieso immer wieder ein Grund zur Freude.
Die Pressqualität scheint mir auch einwandfrei. Was die äußeren Werte angeht, haben Haken die Latte mit "Affinity" also einigermaßen hoch gelegt.
Und die Musik springt da locker drüber. Angefangen vom Intro "affinity.exe" wird schnell klar, dass Haken nicht den für viele Fans vermutlich schon ausreichenden Weg gegangen sind, ein "The Mountain" 2.0 aufzunehmen, sondern ganz unerschrocken neue Einflüsse in ihren Sound weben.
So mag die Hälfte der Songs zwar noch hörbar im klassischen Dream Theater-Stil verwurzelt sein, doch alles was irgendwie Lehrbuch-Progrmetal nahekommt, wird im gleichen Maße durch irrwitzig akzentuierte Beats und Dubstep-Anleihen, wie z.B. von Bands aus dem Djent-Genre oder Muse bekannt, aufgewogen.
Und dann ist da natürlich noch das alles umschließende Sounddesign von Diego Tejeida. Wo sich die "Restoration"-EP noch sehr deutlich vom theatralischen Siebziger-Jahre-Progrock inspirieren ließ, sind nun die Achtziger dran - und das mit Vollgas!
Ich hätte ja nicht geglaubt, den kultigen Soundtrack von "Kung Fury" mal als Referenz verwenden zu müssen, doch tatsächlich sind die nach pixeligem rosa Cadillac mit Chromfelgen stinkenden Spielautomat-Keyboards, zu denen sich in "1985"* auch noch künstlichste Komputerdrums gesellen, dermaßen selbstbewusst in Szene gesetzt, dass es ein ebenso großer augenzwinkender Retro-Spaß ist.
Spielspaß ist bei Haken ohnehin das ganze zentrale Wesensmerkmal, egal welche Einflüsse sie wie subtil oder mit dem Holzhammer aufgreifen. Gerade im progressiven Metal kann es hin und wieder ja vorkommen, dass man den Eindruck hat, dass die Künstler nur ihre Virtuosität verwalten, doch Haken wollen es unzweifelhaft in jedem Moment wissen.
"Affinity" ist ein Fest von kreativen Explosionen. Ein bisschen überproduziert, habe ich als Kritikpunkt gelesen, doch gerade angesichts des hauptsächlich gehuldigten Jahrzehnts finde ich die leichte Neigung zum klanglichen Overkill hier überaus stimmig.
Was vor allem erneut fasziniert ist, wie die Band es schafft, dass bei all dem technisch überragenden Gezaubere - selbst das Timing der Gesangsarrangements von Ros Jennings ist ja proggy as fuck - am Ende doch eine Parade von höchst ohrwurmigen Melodien und Hits zu präsentieren.
Die größte Überraschung auf "Affinity" war für mich allerdings, während des Heisergeschreigastgesangs von Leprous-Sänger Einar Solberg im epischen Viertelstünder "The Architect" plötzlich an den bösen brasilianischen Thrash-Klassiker "The Laws Of Scourge" von Sarcófago erinnert zu werden. Bei Haken kann eben so ziemlich alles passieren.
"Affinity" ist von vorne bis hinten ein kurzweiliger Prog-Metal-Überhammer, der Hakens Rang als eine der wichtigsten Bands dieser Sparte meterdick unterstreicht.
Bleibt nur noch die Frage zu klären, welche ich neulich im Review zu "Winter" von Oceans Of Slumber aufgeworfen habe: Zeigen Haken den Texanern, wo der Frosch die Locken hat?
Nun... gar nicht so leicht zu sagen... Einerseits outproggen Haken hier natürlich so ziemlich alles, anderseits machen Oceans mit ihrer Sängerin und dem lockerflockigen Blackmetalgeblaste auch so einiges wett... ach, keine Ahnung. Ich sag mal, die beiden Alben sind eigentlich kaum miteinander vergleichbar - und beide saugut. Ich vertage die Entscheidung mal bis Dezember, wenn ich meine Jahres-Topliste zusammenstelle. Und bis dahin steigen ja eventuell auch noch andere Herausforderer wie z.B. Neal Morse in den Ring.
(Nur dass Dream Theater bei der Medaillenvergabe zusehen müssen, steht auf jeden Fall schon fest.)
Geiles Ding. Und ich habe jetzt Appetit auf ein Ed von Schleck!
Anspieltipps: The Architect, Red Giant, 1985, The Endless Knot
* Zu "1985" habe ich noch eine kleine Geschichte für alle PC-Nerds parat. Wer mal gegoogelt hat, warum es kein Windows 9 gibt, dem mag sie bekannt vorkommen.
Ich benutze als Musikplayer aTunes, was sozusagen eine werbefreie Open source-Version von iTunes ist. Wie jede andere CD meiner Sammlung auch habe ich mir "Affinity" auch in meine digitale Musiksammlung kopiert. Beim "1985" allerdings stürzte Java - und damit auch aTunes - allerdings immer ab, was es bei zigtausenden anderen Songs nicht tut!
Ich habe den Song also gelöscht, mir nochmal einzeln als mp3 gekauft, erneut eingepflegt... doch der Player stürte wieder ab. Dann habe ich jedoch Songtitel und Dateinamen auf "Nineteen Eighty Five" geändert. Seitdem läuft alles ganz normal.
Kommentar von Haken, nachdem ich dieses Phänomen auf facebook geschildert hatte: "Congratulations. You've passed the test."
Diese frechen Schlingel!
* Zu "1985" habe ich noch eine kleine Geschichte für alle PC-Nerds parat. Wer mal gegoogelt hat, warum es kein Windows 9 gibt, dem mag sie bekannt vorkommen.
Ich benutze als Musikplayer aTunes, was sozusagen eine werbefreie Open source-Version von iTunes ist. Wie jede andere CD meiner Sammlung auch habe ich mir "Affinity" auch in meine digitale Musiksammlung kopiert. Beim "1985" allerdings stürzte Java - und damit auch aTunes - allerdings immer ab, was es bei zigtausenden anderen Songs nicht tut!
Ich habe den Song also gelöscht, mir nochmal einzeln als mp3 gekauft, erneut eingepflegt... doch der Player stürte wieder ab. Dann habe ich jedoch Songtitel und Dateinamen auf "Nineteen Eighty Five" geändert. Seitdem läuft alles ganz normal.
Kommentar von Haken, nachdem ich dieses Phänomen auf facebook geschildert hatte: "Congratulations. You've passed the test."
Diese frechen Schlingel!
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