Wenn eine Band, die vor gerade mal zwei Jahren ihr Debütalbum veröffentlicht hat, mit einer Live-Scheibe um die Ecke kommt, ist eine gesunde Portion Skepsis sicherlich verständlich. Da muss die Band ja schon einen herausragenden Bühnenruf haben (z.B. Blues Pills), es sich um bisher unveröffentlichtes Material handeln oder die Veröffentlichung einen ganz besonderen Konzertansatz verfolgen (Myrkur). Oder?
Hören wir mal, was bei den folkigen schwedischen Instrumental-Retroproggern Agusa der Fall ist!
AGUSA - Katarsis (purple vinyl) (2016)
Zunächst weiß ich ja aus der Erfahrung des Roadburn Festivals 2015, dass Agusa eine ausgezeichnete Liveband sind, und dass, obwohl sie an jenem Abend gar nicht komplett auf der Bühne standen.
Wie Motiv und Typographie des wieder einmal sehr gelungenen Coverartworks schon dezent andeuten, wurde "Katarsis" in Athen aufgenommen.
Wie Motiv und Typographie des wieder einmal sehr gelungenen Coverartworks schon dezent andeuten, wurde "Katarsis" in Athen aufgenommen.
Der Mitschnitt aus einem Clubkonzert besteht nur aus zwei Songs, welche es zusammen allerdings auf immerhin knapp zweiunddreißig Minuten Spielzeit bringen. Nach dem ähnlich strukturierten zweiten Album "Två" ist dies für Fans der Gruppe keine Überraschung.
"Två live" ist diese Aufnahme allerdings nicht. Stattdessen handelt es sich um sozusagen geupdatete Versionen von Songs des Debütalbums "Högtid".
"Två live" ist diese Aufnahme allerdings nicht. Stattdessen handelt es sich um sozusagen geupdatete Versionen von Songs des Debütalbums "Högtid".
Das beim Roadburn verhinderte Bandmitglied, Jenny Puertas an der Querflöte, war nämlich noch gar nicht fest im Line-Up, welches damals nur aus Gitarre, Bass, Drums und natürlich der den Sound stark prägenden, fröhlich krautrockig herumschwurbelnden Orgel bestand.
Nun enthalten die alten Stücke also ein Instrument mehr. Doch das ist nicht der einzige Unterschied.
Der Albumopener "Uti Vår Hage" schlug in der Studioversion bei elf Minuten an, nun sind es über siebzehn.
Noch dramatischer ist die Steigerung bei "Kärlek Från Agusa"; bisher nur ein dreiminütiger Bonustrack auf der CD- und Downloadversion des Albums, hat er sich hier sogar mehr als vervierfacht und ist nun satte vierzehn Minuten lang.
Noch dramatischer ist die Steigerung bei "Kärlek Från Agusa"; bisher nur ein dreiminütiger Bonustrack auf der CD- und Downloadversion des Albums, hat er sich hier sogar mehr als vervierfacht und ist nun satte vierzehn Minuten lang.
Agusa live in Tilburg |
Und jeder neue Part, jeder Jam, ist sein Geld wert! Man kann und sollte herausheben, was für ein großartig geschmackvoller Gitarrist Mikael Ödesjö ist, doch bei Agusa ist es vor allem das Gesamtbild, welches zählt. Diese Musik - ganz klar psychedelischer 70s-Progrock, doch nie vom Hirn, sondern stets vom Herz bestimmt - ist einfach magisch.
Augen zu, träumen und glücklich sein!
Zu haben ist "Katarsis" auf Vinyl oder in zwei limitierten Farbvarianten. Über die Pressung meiner transparenten lila Scheibe kann ich dabei nicht meckern. Ein würdiger Träger für die übrigens klanglich exzellente Liveaufnahme.
Eine CD-Version kommt demnächst auch noch, sowie eine komplette "Agusa"-Box, welche LP und CD, die beiden Studioalben als LP, ein Poster, sowie eine Slipmat enthält. Ich bin ja nicht so der Fan solcher Zusammenstellungen (oder einfach nicht reich genug dafür), aber wäre ich bei Agusa nicht schon vinylmäßig bedient, dann könnte ich über diese Anschaffung sogar nachdenken.
Highlights: Kärlek Från Agusa, Uti Vår Hage
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