Dool |
Zweiter Höllentag in Hamburg. Alleroberste Priorität hatte für mich, heute auf keinen Fall die erste Band zu verpassen, denn Dool waren für mich der persönliche Headliner.
Anders als der Starkregen des Bösen, der in der Nacht zuvor von Grave Miasma beschworen worden war, zeigte sich das Wetter von seiner guten Seite. Zwischenzeitlich machten mich das Autobahndreieck HH-Nordwest, der Stadtverkehr und zuletzt die Erkenntnis, dass ich normalerweise zu erfolgversprechenderen Parkplatzsuchzeiten als am frühen Samstagnachmittag die Markthalle besuche, zwar dennoch etwas nervös, doch letztendlich kam ich doch noch locker kurz nach Einlass an der Location an.
Wie bereits im Bericht vom Freitag angeteast, gab ich heute meine Lederjacke in der Garderobe ab. Die nette Dame dort schlug mir vor, doch auch meine Fleece-Jacke, die ich darunter trug, abzugeben, doch da ich in dieser noch meine zusammengefaltete LP-Einkaufstasche untergebracht hatte, behielt ich diese an bzw. knotete sie mir bald um die Hüfte. (to be continued)
Im Foyer angekommen wollte ich zunächst eine speziell fürs Festival gepresste Single von Year Of The Cobra einsacken. Diese war allerdings noch gar nicht eingetroffen, also wurde entspannt vor der Hauptbühne auf die erste Band gewartet. Bis ganz kurz vor Beginn waren die Reihen noch relativ licht, doch als die holländischen Dark Rocker Dool schließlich um halb vier anfingen, war die Bude schon erstaunlich voll. Sicherlich auch ein Ausdruck dafür, dass der Gruppe natürlich allein durch das Mitwirken ehemaliger The Devil's Blood- und Gold-Musiker eine ziemlich hohe Erwartungshaltung vorauseilte.
Dool |
Da ich die Band bereits vor knapp einem Jahr auf ganz winziger Clubbühne erleben durfte, brauchte ich weder Gerüchte, Empfehlungen oder das großartige Debütalbum, um zu wissen, dass die folgenden vierzig Minuten sensationell werden würden.
Vielleicht war der lange Opener "Vantablack" dem einen oder anderen besucher noch eine Nummer zu sperrig, doch spätestens als Rock'n'Roll-Charismamonster Ryanne van Dorst und ihre Mannen direkt danach in den schon länger bekannten Hit "Oweynagat" einstiegen, hatten sie den Laden komplett in der Tasche. Dool sind einfach in jedem Detail unverschämt gut und dabei noch eigenständig. Von der legendären Rhythmussektion über die drei Gitarren und die so unverwechselbare wie variable Stimme der Frontfrau stimmt hier einfach alles zu hundert Prozent.
Natürlich war die Spielzeit zu kurz. Es hätte wohl niemand ein Problem damit gehabt, Dool zumindest ihr komplettes Album abfeuern zu lassen. Und "jetzt könnte ich eigentlich schon wunschlos glücklich nach Hause gehen" war nach dieser Show ganz klar keine kauzige Exklusivmeinung.
Natürlich gab es noch weitere Highlights, für die sich zu bleiben lohnte, doch Dool haben das Zeug zum ganz großen Kult. Hamma Show!
Die 7" meines Begehrens war inzwischen eingetroffen. Ich besorgte sie mir gemeinsam mit einer Misþyrming-Split 10" und machte mich dann auf zur Garderobe, um meine Einkaufstasche zu meiner Jacke zu hängen. Dort angekommen ließ ich mich schnell überzeugen, nun auch meine Fleece-Jacke abzugeben.
Heute war auch das MarX, die kleine Nebenbühne der Markthalle, geöffnet, und die nächsten drei Bands, die ich ich sehen wollte, spielten dort. Als ich vor der Bühne ankam, fiel mir plötzlich ein, dass ich an der Garderobe einen Fehler gemacht hatte... (Fortsetzung folgt)
Year Of The Cobra |
Mit Year Of The Cobra stand nun ein eigensinniges Duo aus Seattle auf den Brettern. Zwischen Doom Metal, riffbetontem Midtemporock und motörheadigen Passagen bedienen die beiden sich einer ziemlich breiten Palette von Einflüssen, hämmern diese aber mit drahtig dröhnendem Rickenbacker-Bass und gnadenlosem Powerdrumming zu ihrem minimalistischen und doch fetten eigenen Sound zusammen. Der zumeist eher sanfte Gesang steht im Gegensatz zum instrumentalen Gedröhne, was mich vom Pinzip her manchmal ein bisschen an die Noise/Drone-Rocker Big|Brave erinnert hat.
Größter Stunt der Show war ein kippender Beckenständer, der ziemlich schlimmes hätte anrichten können, hätte die Sängerin gerade einen Schritt weiter hinten gestanden hätte. Ich wünsche ihr auch so mal, dass sie keine Wadenverletzung davongetragen hat.
Soundtechnisch anscheinend nicht immer ganz einfach zu händeln, aber eine saucooles Grüppchen, dieses Year Of The Cobra!
Größter Stunt der Show war ein kippender Beckenständer, der ziemlich schlimmes hätte anrichten können, hätte die Sängerin gerade einen Schritt weiter hinten gestanden hätte. Ich wünsche ihr auch so mal, dass sie keine Wadenverletzung davongetragen hat.
Soundtechnisch anscheinend nicht immer ganz einfach zu händeln, aber eine saucooles Grüppchen, dieses Year Of The Cobra!
Laser Dracul |
Es folgten Laser Dracul. Die vierköpfige Band spielte einen oft bewusst stumpfriffigen Doom mit großer Ähnlichkeit zu den Höhlenmenschereien von Conan, der allerdings sowohl Ausflüge ins noch klassischere Fach mit Black Sabbath-Hardrock-Shuffle machte, als auch phasenweise an die langsameren Stampfer von Ministry erinnerte, was nicht zuletzt am Gesang gelegen haben mag, der ganz offensichtlich das Heisergeröchel von Onkel Al Jourgensen zum Vorbild hat.
Von mir aus hätte das Ganze sogar noch ein bisschen mehr Industrial Metal-Anleihen vertragen können. War aber so auch schon super.
Ich schaute kurz in den großen Saal, wo Sortilegia noch spielten. Ein Beweisfoto gibt es nicht, denn nur von den Kerzen auf einem Altar beleuchtet konnte ich kaum ausmachen, wie viele (oder wenig) Leute die Bühne bevölkerten. Und meine Spielzeugkamera schon gar nicht. Mehr Showverweigerung geht eigentlich kaum. Da haben Bohren und der Club of Gore mehr Lightshow.
Es waren übrigens zwei. Sehen konnte man davon nur den Gitarristen hinter jenem Altar. Am Schlagzeug kann theoretisch also auch ein ungewöhnlich talentierter Nasenbär gesessen haben.
Da eh gleich Schluss war und es aus dem Genre sowieso noch eine Vollbedienung geben sollte, blieb ich nicht lange.
Außerdem hatte ich ja noch ein anderes Anliegen und ging nun mal wieder nach draußen und die Treppe runter zur Garderobe.
Was will der der denn schon wieder?
Was will der der denn schon wieder?
Tja, in der Jacke, die man mich abzugeben überredet hatte, steckte doch noch ein Pfandbecher. Mit dem musste ich nun auch gleich wieder durch die Einlasskontrolle, wo man mir meine Doofheit zum Glück gleich abnahm. Puh, der Euro war gerettet!
Darauf eine Bluna und zurück ins MarX, wo die heutigen Helden des schlimmen Trends zu kryptischen und unaussprechlichen Bandnamen aufspielten.
Khthoniik Cerviiks |
Leider war beim deutschen Trio Khthoniik Cerviiks technisch der Wurm drin. Im ersten Song schmierte der Gitarrenamp ab, so dass man lange nur Bass und Schlagzeug hörte. Nach der Problemsuche waren die sechs Saiten dann zwar für den Rest der Show da, doch Störgeräusche zogen sich bis zum Ende durch.
Zum Glück spielt die Band keinen Lounge Jazz, den solche Unannehmlichkeiten vollends verderben würden, sondern "Psychotic Death Metal". Also ein technisch ziemlich abgefahrenen, panischen Black Death mit vielen schrägen Voivodismen. Herrlich anstrengendes und ultraunkommerzielles Geprügel mit Niveau. Freunde von Vektor mögen das. Daumen hoch!
Um halb zehn zog es mich danach wieder zur großen Bühne, wo nach den High Spirits, die für viele Besucher sicherlich das Highlight des Tages waren, mich allerdings nach wie vor nicht besonders interessieren, mit Misþyrming die Zugpferde der aktuellen New Wave of Islandic Black Metal ihren Einstand in Norddeutschland feierten.
Misþyrming |
Neben Dool waren die Isländer die einzige Band dieses Wochenendes, die ich schon einmal live gesehen hatte, allerdings nicht bei einem regulären Auftritt, sondern mit weiteren Musikern der Inselszene im Rahmen der "Úlfsmessa", wo auch noch Songs der anderen beteiligten Bands dargeboten wurden. Damals hatten die Musiker alle schwarze Kapuzen auf, während Misþyrming alleine im Schmutzschmierstyle mit besudelten Gesichtern und Klamotten unterwegs sind. Dennoch waren der Frontmann und der Drummer eindeutig anhand von Haltung, Gebrüll und schierer Körpergröße wiederzuerkennen.
An der Musik von Misþyrming ist kaum irgendetwas zu entdecken, was nicht eindeutig als direkter, harscher Black Metal zu identifizieren wäre, und doch liegt eine ganz eigene Atmosphäre über ihrem infernalischen Geknüppel. Insbesondere die kreative Leadgitarre ist es, die hier das Besondere ausmacht.
Der Saal wurde zwar nicht ganz so sehr zum Höllenschlund wie bei Grave Miasma, doch das mag auch daran liegen, dass das Publikum nun natürlich einen Tag mehr in den Knochen hatte. Dennoch stand die junge Band zurecht weit oben im Billing und wurde entsprechend abgefeiert.
Angel Witch |
Ich war nie ein großer Experte, was klassischen Heavy Metal angeht, doch wenn ich die Gelegenheit vor der Nase habe, eine Kultband von der Speerspitze der NWOBHM zu sehen, sage ich nicht nein und lasse mir gerne etwas Geschichtsunterricht geben. Zeit für Angel Witch!
Die Traditionsmucke im Stile von Priest / Sabbath / Maiden konnte tatsächlich auch einiges, hat mich aber im Gesamteindruck bei weitem nicht so geflasht wie die hochglänzendere Show der Tygers Of Pan Tang am Vortag, gegen die Angel Witch einige Ecken düsterer und geerdeter rüberkamen.
Schon geil, keine Frage, aber für mich nicht so zwingend. Ich hatte hier schon das Gefühl, dass mir zur vollkommenen Begeisterungsfähigkeit die vorherige Songkenntnis fehlte.
Ganz bis zum Schluss bin ich nicht geblieben, da ich erstens einfach schon zufrieden genug mit dem Festival war und mir zweitens noch die "SeroLogiikal Scars (Vertex Of Dementiia)" von Khthoniik Cerviiks vom Merchstand abgreifen wollte, bevor dieser abgebaut sein würde.
Klappte auch. Und in der Garderobe war frau durchaus etwas erleichtert, dass ich keinen Extrawunsch mehr hatte und einfach nur meine Sachen abholte.
Abschließendes Fazit zum Hell Over Hammaburg: Sehr sehr gerne wieder!
Dool:
Year Of The Cobra:
Laser Dracul:
Khthoniik Cerviiks:
Misþyrming:
Angel Witch:
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