Es muss ja nicht immer saxophonzerfetzender, fressepolierender Heavy Jazz sein. Deswegen heute mal ein Review von der sowohl stilistisch als auch kommerziell ganz anderen Seite des Genres.
YOUN SUN NAH - She Moves On (LP) (2017)
Gut vier Jahre nach "Lento" ist die koreanische Vocal-Jazz-Künstlerin Youn Sun Nah mit einem neuen Album zurück, und wie der Titel schon andeutet, geht sie hier neue Wege, lässt etwas hinter sich. Um präzise zu sein: Sie hat sich von ihrer langjährigen Band rund um Akustikgitarrist Ulf Wakenius und Perkussionist Xavier Desandre-Navarre getrennt. Auch das "Lento" prägende Akkordion ist auf "She Moves On" nicht mehr zu hören.
Um ehrlich zu sein, war ich nach dem Teaser zum Album zunächst noch etwas skeptisch, da die neue in New York versammelte Gruppe aus Pianist Jamie Saft, Brad Jones (Kontrabass), Marc Ribot (Gitarren) und Marc Ribot (Drums) zunächst einmal konventioneller erscheint.
Tatsächlich ist der Sound des Albums auch weniger experimentell und easier zu listen geraten, was sich zum Glück aber nicht als Manko erweist. Dafür ist die Performance aller Beteiligten einfach viel zu gut und variabel.
Vieles bleibt aber auch wie von den vorigen Alben gewohnt. Selbstredend gehört Youn Sun Nahs präzise artikulierende und perfekt kontrollierte Stimme als Dreh- und Angelpunkt der gesamten Kiste dazu. Auch die Titelzusammenstellung bietet wieder ein ähnliches Gemisch aus ein paar Eigenkompositionen der Sängerin und ihrer Partner, Jazzklassikern, Traditionals, sowie nicht immer jazzpolizeilich abgesegneten Covern aus verschiedenen populärmusikalischen Genres.
Wo in der Vergangenheit schon Countryhits, Metallica und die Nine Inch Nails uminterpretiert wurden, sind nun u.a. Joni Mitchell, Lou Reed und Paul Simon (Titelsong) an der Reihe.
Die Band dient meistens dem Gesang und spielt sich nur selten in den Vordergrund. Dabei erweist sie sich als äußerst flexibel und findet sowohl für den seit 1940 millionenfach gecoverten Standard "Fools Rush In", als auch für das im freejazzrockigen Freak-Out endende "Drifting" von Jimi Hendrix den richtigen Ton.
"She Moves On" ist ein entspannender und doch spannender, abwechslungsreicher Hörgenuss, was vor allem wieder für die in exzellenter Qualität gefertigte Schallplatte gilt (mit fünfzehn Euro übrigens erstaunlich günstig für eine Neuveröffentlichung), die sich in meiner Sammlung wie schon das vorletzte Youn Sun Nah-Werk "Same Girl" erneut in die Spitze der Presswerksmeisterleistungen einreiht.
Der einzige Wermutstropfen an der Schallplatte ist, dass das mit knapp neun Minuten ausladendste Stück des Album auf ihr keinen Platz mehr gefunden hat. So gibt es das künstlerische i-Tüpfelchen, den über Fender Rhodes-Piano schwebenden Fairport Convention-Song "A Sailor's Life" nur auf der CD bzw. im beiliegenden Download zu hören.
Bei der hier gegeben Fülle an Coverversionen muss man zwar relativieren, dass bei Betrachtung der einzelnen Songs das Original in den meisten Fällen unerreicht bleibt, doch als Gesamtbild ist und bleibt es beeindruckend, wie Youn Sun Nah es mit ihrer unnachahmlichen Stimme schafft, ein Kaleidoskop verschiedener Inspirationen stimmig zu vereinen.
Wunderbar!
Um ehrlich zu sein, war ich nach dem Teaser zum Album zunächst noch etwas skeptisch, da die neue in New York versammelte Gruppe aus Pianist Jamie Saft, Brad Jones (Kontrabass), Marc Ribot (Gitarren) und Marc Ribot (Drums) zunächst einmal konventioneller erscheint.
Tatsächlich ist der Sound des Albums auch weniger experimentell und easier zu listen geraten, was sich zum Glück aber nicht als Manko erweist. Dafür ist die Performance aller Beteiligten einfach viel zu gut und variabel.
Vieles bleibt aber auch wie von den vorigen Alben gewohnt. Selbstredend gehört Youn Sun Nahs präzise artikulierende und perfekt kontrollierte Stimme als Dreh- und Angelpunkt der gesamten Kiste dazu. Auch die Titelzusammenstellung bietet wieder ein ähnliches Gemisch aus ein paar Eigenkompositionen der Sängerin und ihrer Partner, Jazzklassikern, Traditionals, sowie nicht immer jazzpolizeilich abgesegneten Covern aus verschiedenen populärmusikalischen Genres.
Wo in der Vergangenheit schon Countryhits, Metallica und die Nine Inch Nails uminterpretiert wurden, sind nun u.a. Joni Mitchell, Lou Reed und Paul Simon (Titelsong) an der Reihe.
Die Band dient meistens dem Gesang und spielt sich nur selten in den Vordergrund. Dabei erweist sie sich als äußerst flexibel und findet sowohl für den seit 1940 millionenfach gecoverten Standard "Fools Rush In", als auch für das im freejazzrockigen Freak-Out endende "Drifting" von Jimi Hendrix den richtigen Ton.
"She Moves On" ist ein entspannender und doch spannender, abwechslungsreicher Hörgenuss, was vor allem wieder für die in exzellenter Qualität gefertigte Schallplatte gilt (mit fünfzehn Euro übrigens erstaunlich günstig für eine Neuveröffentlichung), die sich in meiner Sammlung wie schon das vorletzte Youn Sun Nah-Werk "Same Girl" erneut in die Spitze der Presswerksmeisterleistungen einreiht.
Der einzige Wermutstropfen an der Schallplatte ist, dass das mit knapp neun Minuten ausladendste Stück des Album auf ihr keinen Platz mehr gefunden hat. So gibt es das künstlerische i-Tüpfelchen, den über Fender Rhodes-Piano schwebenden Fairport Convention-Song "A Sailor's Life" nur auf der CD bzw. im beiliegenden Download zu hören.
Bei der hier gegeben Fülle an Coverversionen muss man zwar relativieren, dass bei Betrachtung der einzelnen Songs das Original in den meisten Fällen unerreicht bleibt, doch als Gesamtbild ist und bleibt es beeindruckend, wie Youn Sun Nah es mit ihrer unnachahmlichen Stimme schafft, ein Kaleidoskop verschiedener Inspirationen stimmig zu vereinen.
Wunderbar!
Highlights: Drifting, A Sailor's Life, She Moves On, Traveller
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