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2019-10-24

BLACK BOMBAIM - w/ Jonathan Saldanha, Luís Fernandes & Pedro Augusto

Und hier ist mal wieder ein Review aus der losen Reihe "Wenn ich schon für lau den Downloadcode abgegriffen habe, dann will ich den Künstler doch wenigstens in Worten unterstützen."

Wobei ich in diesem Fall [SPOILER] gar nicht ausschließen möchte, dass ich mir nicht doch noch den physischen Tonträger besorge, weil das Ding echt schweinegut ist.

Es geht um das im März erschienene Album des portugiesischen Trios Black Bombaim, welches mir seit der gemeinsamen Show mit Peter Brötzmann auf dem diesjährigen Roadburn Festival bekannt ist. Jener Auftritt (nachzuhören im Stream auf 3voor12) war ein fabelhafter Mix aus groovendem Heavy Psych und Free Jazz und ganz klar ein Festivalhighlight.

Und es hat mit dem hier vorliegenden Album im ersten Eindruck musikalisch kaum etwas gemeinsam.



BLACK BOMBAIM - w/ Jonathan Saldanha, Luís Fernandes & Pedro Augusto (download) (2019)


Wie schon am Titel unschwer zu erkennen ist auch "w/ Jonathan Saldanha, Luís Fernandes & Pedro Augusto" eine Kollaboration mit anderen Musikern. Alle drei sind Elektro-Künstler, und mit jedem hat die Band - nicht im Studio, sondern in unterschiedlichen großräumigen Örtlichkeiten - je zwei Tracks für das Doppelalbum aufgenommen.

Die Länge der Tracks variiert zwischen fünfeinhalb und dreiundzwanzig Minuten, und auch musikalisch tun sich ganz unterschiedliche Welten auf.

Mit "Zone Of Resonant Bodies" eröffnet auch gleich der längste Koloss den Reigen und macht unmissverständlich klar, dass Freunde experimenteller Klänge zum Zielpublikum gehören. In diesem zunächst sehr sporadisch, minimalistisch beginnenden Stück, welches Bass und Geduld von The Bug und hypnotische Psychedelik von Kandodo unter den schützenden Schwingen der Einstürzenden Neubauten kreuzt, passiert immer genug, um den Hörer interessiert bei der Stange zu halten, ohne die Illusion bohrenscher Ereignislosigkeit zu brechen - zumindest bis das Finale ausbricht.

"Three Axis", immerhin noch eine knappe Viertelstunde lang, wird von einem Groove dominiert, in dem ich mich ehrlicherweise nicht festlegen könnte, ob er ganz elektronisch erzeugt oder teilweise auch ganz analog per Hand perkussioniert wurde. Darüber jedenfalls entfalten sich zunächst Ambientklänge, ehe die Gitarre in einen klassischen cleanen Spacerockjam hineingleitet.

"Refraction" ist danach ein zwar eher mittig und hoch tönender, aber dennoch sehr droneinspiriert klingender Track, der sich innerhalb von elfeinhalb Minuten von Gitarre zu Synthesizer und elektronischer Rhythmussektion verschiebt.

Wir haben Black Bombaim nun jeweils ein Mal mit jedem Partner gehört, und auch wenn uns bereits ein breites Spektrum präsentiert wurde, passt das alles doch sehr stimmig zusammen.

Die größte Zäsur des Albums hat tatsächlich wenig mit der Auswahl des vierten Mitmusikers zu tun, sondern verläuft in der Mitte zwischen den langen Experimentaltracks der ersten Hälfte und zumindest dem dritten Albumviertel, in dem die nun unterhalb der Zehn-Minuten-Grenze bleibenden Stücke für eine Psychedelic Rock-Band konventioneller werden. Das geht dann für diese beiden Stücke mehr in die natürliche Komfortzone von Freunden von Hills, Electric Moon oder eben Black Bombaim im reinen Jam-Modus.
Ganz so spannend wie der Rest des Albums ist das vielleicht nicht, aber das schiere Niveau der Musiker und der (dies gilt für das gesamte Album) großartige Sound gleichen die geringere Originalität locker aus.

Der letzte Albumtrack hingegen ist zwar ebenso eine reine Improvisation (alle drei Stücke sind im Stile von "20180224" mit ihrem Aufnahmedatum betitelt), ist mit seiner starken Elektro-Schlagseite allerdings ein bisschen sperriger.


Im Grunde machen die ersten beiden Mammuttracks für mich den Sack ja bereits zu. Alles folgende könnte ich da schon als gar nicht erforderliche Zugabe betrachten. Richtig gutes Zeug ist das trotz des überragenden Beginns aber alles.

Großes Ding!




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