Psychotic Waltz |
Mein Progmetal-Konsum liegt nun schon seit einiger Zeit weit unter dem Höchststand. Ich mag das Genre natürlich immer noch, aber irgendwie war ich ein bisschen übersättigt und bin halt aktuell süchtiger nach einigen anderen musikalischen Ausdrucksformen.
Als jedoch eine Mini-Tour von Psychotic Waltz inklusive Stop in Hamburg angekündigt wurde, war das Ticket ohne großes Überlegen gekauft, denn auch wenn ich dem zwischen 1990 und 1996 (von mir persönlich allerdings erst ein paar Jahre später entdeckten) Studio-Output der Gruppe seit gefühlten Ewigkeiten kein Gehör mehr geschenkt hatte, stand die vielleicht coolste und eigenwilligste der großen Prog-Metal-Bands jener Zeit immer weit oben auf meiner Konzert-Wunschliste.
Eigentlich bin ich ja Streber und komme meistens pünktlich zum Einlass zu Shows, doch die dem 3. Oktober geschuldete, feiertägliche Parksituation erforderte ein paar Extrarunden um den Block. Ich war dann zwar immer noch weit vor dem angekündigten Beginn im Knust, doch dies galt ebenso für die Vorband, die bereits eine Dreiviertelstunde vor "Beginn" auf den Brettern stand, so dass ich den Anfang ihres Auftritts verpasste.
Eigentlich bin ich ja Streber und komme meistens pünktlich zum Einlass zu Shows, doch die dem 3. Oktober geschuldete, feiertägliche Parksituation erforderte ein paar Extrarunden um den Block. Ich war dann zwar immer noch weit vor dem angekündigten Beginn im Knust, doch dies galt ebenso für die Vorband, die bereits eine Dreiviertelstunde vor "Beginn" auf den Brettern stand, so dass ich den Anfang ihres Auftritts verpasste.
Ghost Ship Octavius |
Wäre ich noch ein paar Minuten später eingetroffen, dann hätte ich wohl nicht einmal erfahren, dass die vierköpfige Vorgruppe an diesem Abend nicht ganz komplett war. Wegen Arbeitsverweigerung der Künstlichen Intelligenz fehlten nämlich die Playbacktracks für Streicher und ähnliches symphonisches Gedöns. Da ich mich vorher allerdings nichts mit Ghost Ship Octavius vertraut gemacht hatte, vermisste ich auch nichts konkret.
Wer weiß, vielleicht hat der ohnehin schon oft bombastische und kurz-vor-kitschige Powerprog Metal sogar davon profitiert, nicht noch dicker auftragen zu können. Mir gefiel die Kombination aus bei allen Eskapaden immer noch geerdeter Musik und gekonntem melodischen Gesang jedenfalls gut, so wie sie war. Nichts, was ich auf Platte bräuchte, aber live immer gerne.
Abgesehen davon, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass Make-Up hier zwingend erforderlich war, ist mein größter Kritikpunkt eigentlich, dass mir die stilistische Verwandtschaft zum Headliner manchmal ein bisschen zu eng erschien.
Psychotic Waltz |
Wobei das Level, auf dem Psychotic Waltz danach operierten, natürlich eine ganz andere Klasse darstellte. Zumindest in den meisten Belangen.
Ausgerechnet Gesangscharismat Devon Graves war nämlich offensichtlich stimmlich angeschlagen und brauchte eine handvoll Songs, sowie einen Jägermeister-Shot ("After this it will either be better or worse. Or it stays the same."), um sein Organ so richtig zum Laufen zu bringen.
Davor war es in den abenteurlichsten hohen Lagen leider schwer zu ertragen, auch wenn vor allem die beiden duellfrickelnden Gitarren sich noch so große Mühe gaben, zumindest auf instrumentaler Ebene hundertzehn Prozent zu geben.
Es brauchte also ein gewisse Eingewöhnungsphase, um das Set, welches etwa zur Hälfte aus Songs der ersten beiden Alben und zur anderen Hälfte aus Material von "Mosquito", "Bleeding" und auch vielversprechenden Tracks des nächstes Jahr erscheinenden Comebackalbums "The God-Shaped Void" (keine Gewähr!) bestand, vollends zu genießen.
Der auch in sperrigen Passagen vor gutem Songwriting strotzende, exzentrische Watchtower-meets-Hippies-Sound der Band ist live schon ein großartiges Erlebnis.
Ob "Morbid", "Northern Lights" oder "Haze One", schwach können Psychotic Waltz prinzipiell nicht. Doch vor allem ab dem Punkt, an dem die ganz großen Hits in Form des "Into The Everflow"-Titeltracks und der Querflöten-Kultballade "I Remember" einsetzten, befand sich das gut gefüllte Knust im Stratosphären-Schwebeflug. Solche Klasse sieht man nicht alle Tage.
Schade, dass Sänger und Publikum zunächst mühsam den Cringe besiegen mussten, ansonsten wäre die Show nahe an der Perfektion gewesen.
Glücklich waren nach "Nothing" und der Black-Sabbath-Cover-Zugabe "Children Of The Grave" natürlich dennoch alle Anwesenden.
Hoffentlich lässt die nächste Gelegenheit, den psychotischen Walzer zu tanzen, nicht wieder drölfzig Jahre auf sich warten!
Hoffentlich lässt die nächste Gelegenheit, den psychotischen Walzer zu tanzen, nicht wieder drölfzig Jahre auf sich warten!
Ghost Ship Octavius:
Psychotic Waltz:
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