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2020-11-05

MARTIN RUDE & JAKOB SKØTT DUO - The Discipline Of Assent

Jazzjazzjazzjazz... Ich habe immer noch das Gefühl, dass zwischen der Häufigkeit dieses Begriffs in diesem Blog und meiner tatsächlichen Fachkompetenz eine grandcanyonale Lücke klafft. Anderseits wächst meine Jazzsammlung durchaus ständig. So habe ich gerade zum Spottpreis von nicht einmal drei Euro fünfzig pro neuem(!) Tonträger ein überraschend amtlich gepresstes Vinyl-Überraschungspaket bekommen, zu dem u.a. Hammer wie Eric Dolphys "Out To Lunch", Art Blakeys "Drum Suite", Wayne Shorters "Speak No Evil" und Duke Ellingtons "Money Jungle" gehören.
Glücklicherweise waren tatsächlich nur zwei Alben dabei, welche ich bereits vorher besaß. Wäre ich YouTuber, dann hätte es sicherlich ein schlimmes Haul-Video gegeben.

Bei so viel legendärer Old-School-Beschallung muss ich glatt aufpassen, dass ich die kontemporären Neueingänge nicht vernachlässige. Zu jenen gehört ein Album aus dem Stall von El Paraiso, welches sich stilistisch wohl zu jeweils einem Drittel in Jazz, Psychedelic Rock und "sonstiges" einteilt. Eine Mischung, der ich aus diesem Hause immer schwer widerstehen kann.

Dass ich damit nicht alleine bin, bewies sich, als ich trotz Vorbestellung kein Exemplar der Erstpressung abbekommen konnte und auf die unmittelbar hinterhergeschobene Zweitpressung auf transparentem Vinyl warten musste.
Jede unterscheidet sich auch durch einen Promo-Streifen, den ich allerdings noch gar nicht genauer unter die Lupe genommen habe, weil ich es meistens vermeide, Reviews zu lesen, bevor ich meinen eigenen Senf formuliert habe.




MARTIN RUDE & JAKOB SKØTT DUO - The Discipline Of Assent (milky white vinyl LP) (2020)


"The Discipline Of Assent" basiert auf einer Session von Causa Sui-Drummer Jakob Skøtt mit Bassist/Gitarrist Martin Rude. Das spontan improvisierte Rohmaterial wurde später editiert und um einige elektronische Finessen erweitert.

Die stilistischen Schwerpunkte der neun Tracks scheinen sich dabei vor allem durch die Wahl des Saiteninstruments ergeben zu haben.

Die jazzigsten Stücke sind jene, bei denen Rude zum zumeist sehr rhythmisch gespielten Kontrabass greift. Im Grunde klingt das Duo hier oftmals beinahe wie ein ganz traditionelles Jazztrio. Da für ein solches natürlich das Leadinstrument fehlt, geben die Drums umso mehr Gas. Skøtt zollt hier ganz klar dem energetischen Spiel von Elvin Jones und den Größen aus Fusion (einschließlich der elektrischen Phase von Miles Davis) und Spiritual Jazz Tribut.
Allerdings setzt er auch mal gerade im Zusammenhang mit den später hinzugefügten Synthies beinahe breakbeathafte Akzente. Und der vierte Track "Setenta y Tres" strahlt so starke Jazz/Hip Hop-Crossover-Vibes aus, dass ich es mir tatsächlich gut mit einem darüber freestylenden Rapper vorstellen könnte.

Dem Gegenüber stehen die ebenso stark vertretenen Bariton-Gitarren-Stücke, welche eher in die ganz labeltypisch schwebende Psychedelic-Rock-Richtung gehen.

Das schon durch seine elfminütige Länge klar herausstechende Finale "Mountain Montage" bringt schließlich noch die akustische Gitarre und mit ihren einen starken Folkeinfluss (sowohl Western als auch Eastern) ins Spiel.

Dies alles passiert sehr natürlich und bewahrt sich trotz nachträglicher Optimierung seinen spontanen Charme, was die instrumentale Chemie nur noch beeindruckender erscheinen lässt.

"The Discipline Of Assent" ist ein spannendes, abwechslungsreiches, sehr kurzweiliges und mit erfrischender Leichtigkeit auf Kategorisierungen scheißendes Kleinod, welches die El Paraiso-Sektion meines Plattenregals in jeder Form enorm bereichert.
Und dafür kann man die eingangs erwähnten überlebensgroßen Klassiker auch durchaus mal auf spätere Rotation vertrösten.







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