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2021-07-30

SULA BASSANA - CV Sessions

"[...] blieb über unzählige Monate allen Bühnen dieser Welt fern, isolierte sich förmlich zu Hause und nahm im Laufe eines eremitischen Dreivierteljahres ein komplettes Album im Schlafzimmer auf [...]"

(aus der Biographie jedes dritten Musikers im Abschnitt über die Jahre 2020/2021)



SULA BASSANA - CV Sessions (orange/red marbled 2LP) (2021)

Nein, was die Umstände ihrer Entstehung angeht, können Sula Bassanas "CV Sessions" in diesen Zeiten nicht mit Alleinstellungsmerkmalen prahlen. Dies ist Dave Schmidts Corona-Album, welches das Virus sogar im Namen trägt. Zumindest ein bisschen, denn eigentlich steht "CV" hier für CV-Kabel, bei denen es sich um Vorläufer der Midi-Technologie zum Modulieren analoger Synthesizer handelt, und die sozusagen das Nervensystem dieser Veröffentlichung bilden.

Daves Soloalben bewegen sich ja von jeher mit wechselnden Schwerpunkten zwischen von Tangerine Dream beeinflusstem Ambient, mit mehr als einem Fuß im Krautrock steckendem Ur-Elektro und meditativer bis psych-rockender Gitarrenmusik.
Die "CV Sessions" nutzen die Doppelalbumlänge, um all diese Facetten zu beleuchten, wobei der von Analogsynthesizern und Drummaschinen bestimmte Teil ganz klar bei den meisten der zehn zwischen viereinhalb und über zwanzig Minuten langen Tracks im Vordergrund steht. Wenn Sula allerdings die Sechsaitige anfasst, dann zählt es umso mehr.
Denn was er in diesen recht spontan entstandenen Stücken an Gefühlen in sein Spiel legt, das ist verdammt beeindruckend.

Der etwas verschrobene, kauzig komisch Knöpfchendreher von "Organ Accumulator" hat hier definitiv Pause. Zumindest auf den ersten drei Albumseiten. Die "CV Sessions" sind bis dahin durchgehend ominös atmosphärisch und cruisen dabei auf der eher düsteren Spur der Autobahn. Kein Zweifel, dass sich hier sehr deutlich die diffuse, in ihrer Stimmung kaum greifbare, unsichere Befindlichkeit der Aufnahmezeit widerspiegelt.

Und so geht dann auch am Ende des Jahres 2020 mit allmählich erahnbaren Silberstreifen am Horizont auch auf diesem Album mit "They Have Landed and They Come In Colours" zwischenzeitlich mal ein wenig die Sonne auf, ehe "Der Traurige Essigfisch" am Ende doch wieder im trüben Wasser ertrinkt.

Da Sulas Soundtrackalbum "The Ape Regards His Tail" bei mir besonders hoch im Kurs steht, habe ich mit der Ausrichtung dieser ominös bedrohlichen bis unerwartet ergreifenden Sammlung von Instrumentalstücken natürlich nicht das geringste Problem.

Und auch wenn der Zeitgeist hier stark mitschwingt, würden die "CV Sessions" sicherlich auch für einen hypothetischen Jemand, der die komplette Pandemie magisch verschlafen hat, funktionieren.


Gewaltig gut wie die Musik ist auch die Aufmachung der vom norwegischen Label Panchromatic Records rausgebrachten Vinylversion des Albums (CD ist bei Sulatron zu Hause erschienen).

Abgesehen davon, dass die Pressung taugt und die superfette Produktion voll zur Geltung bringt, schätze ich es ja sehr, wenn man nicht auf Krampf alles als Gatefold gestalten muss. Das Cover sieht schließlich auch so klasse aus. Und dass die beiden rot marmorierten Schallplatten jeweils einen unterschiedlichen Obstton haben - Pfirsich und Orange -, finde ich auch sehr schmackhaft.

Fazit:  Meine volle Empfehlung. Spitzenalbum!





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