Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!
Posts mit dem Label The Thing With Five Eyes werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label The Thing With Five Eyes werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

2018-12-29

Bandcamp shoutouts mit SENYAWA, THE THING WITH FIVE EYES, DARK SUN u.a.

Ok, das Review-Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein paar 2018er Veröffentlichungen, die bereits in meinem Besitz sind oder bald eintreffen (u.a. von Laibach, Sons Of Kemet und La Muerte) werde ich wenn nötig allerdings auch im Januar noch besprechen.


Außerdem hat sich meine digitale Musiksammlungen in den letzten Tagen noch durch ein paar Promoaktionen und persönliche Schenkungen erweitert. Und diese stelle ich jetzt mal kurz in einem (qualitativ aufsteigend sortierten)  Guten Rutsch vor:






DARK SUN feat. Nik Turner and friends - Innerspace Astronauts - Rare and Unreleases (download) (2018)


"Dark Sun (and the Rising Telepaths) is a Finnish psychedelic space rock band formed in 1991."
Das ist, was Bandcamp sagt, und darauf beschränkt sich auch mein persönlicher Kenntnisstand. Es handelt sich bei dieser Veröffentlichung um eine physisch nur in kleiner CD-R-Auflage erschienene Sammlung rarer und unveröffentlichter Studio- und Live-Tracks.

Das "SPACE" in Dark Suns Space Rock wird groß geschrieben, da Keyboards hier immer eine sehr prominente Rolle spielen, häufig sogar die Gitarre überlagern. Der extra im Titel herausgestellte Nik Turner bringt hingegen in einigen Stücken noch Flöte und Saxophon ins Spiel.

Dadurch, dass die Aufnahmen einen längeren Zeitraum umspannen, ist "Innerspace Astronauts" sowohl stilistisch als auch was die Aufnahmequalität angeht, Schwankungen unterworfen. So ist z.B. der mit starkem Akzent vorgetragene Gesang mal sympathisch, mal (in erster Linie dadurch, dass er zu sehr in den Vordergrund gemischt wurde) etwas anstrengend, die musikalische Ausrichtung mal fast komplett elektronisch, mal eher organisch rockend. Es gibt auch Passagen, in denen Dark Sun drohen, vom episch Kosmischen in Kitsch zu kippen. Meistens bekommen sie aber noch rechtzeitig die Kurve.

Insgesamt wirkt die Zusammenstellung aber erstaunlich homogen und ist nicht nur für alte Fans, sondern auch Leute wie mich, die von der Band bisher nichts kannten, prima zu hören.

Über Geschenke soll man ja nicht meckern, aber wirklich schlechtes lässt sich über diese Weltraumfinnen eh nicht sagen. 













RAUMKLANG MUSIC - Snowflakes IX (Sampler) (download) (2018)


Raumklang Music ist keine Band, sondern ein deutsches Elektrolabel. Es handelt sich hier also um einen Promosampler, auf der Bands und Solokünstlern mit griffigen Namen wie Colony Collapse Disorder, Autoclav1.1, Polarlicht 4.1 und fetzigen Aliasen wie Philipp Münch und Dirk Geiger zusammenkommen. Der Weg, über den ich hierher gekommen bin heißt die neulich vor Toby Driver live erlebte Blurred Twin, hier als feat.-Artist auf einem gemeinsamen Track mit KiEw vertreten ist.

Stilistisch würde ich aus meiner nicht allzu fachmännischen Perspektive hier mal die üblichen Begriffe experimental, ambient, Noise, Synthwave, Industrial und gelegentliches umpffumpffumpff anführen.
Auf alle dreizehn Stücke / Künstler will ich hier nicht eingehen. Wie bei so einer Compilation zu erwarten, gibt es vielleicht zwei, drei Dinger, die man nicht unbedingt braucht. Und vielleicht ein paar, bei denen man dies zunächst denkt, da sie sich genrebedingt absichtlich schwer zugänglich oder nervenzerreibend geben.

Da Raumklang offenbar an einer klaren Signing-Linie gelegen ist und fast alle Tracks eine große atmosphärische Dichte gemeinsam haben, hört sich das Teil in der Gesamtheit sehr gut weg. Dieser Sampler hat eine schöne düstere, manchmal durch Einstürzende Neubauten-Anleihen und Tanzbarkeiten leicht gebogene Linie. Überwiegend feiner Scheiß!

Ob ich diese Promoveröffentlichung auch zum vollen Preis kaufen würde? Ganz ehrlich gesagt: Das wohl eher nicht. Dann lieber gleich direkt mit einigen der hier präsentierten Interpreten beschäftigen.












THE THING WITH FIVE EYES - Quetzlcoatl (download) (2018)


Fast ein Jahr nach dem fantastischen "Noirabesque"-Album hat Jason Köhnen ein paar Videoaufnahmen der ersten Liveperformances seines Projektes The Thing With Five Eyes veröffentlicht. Und eines davon ist nun auch auf Bandcamp zu haben.
Der Meister selbst stellt hier mit Gong und Elektrosounds die Leinwand bereit, auf dem zwei Musiker auf Oud und Kontrabass das Gemälde komplettieren. Was dabei herauskommt, kann man arabisch folkloreske Soundtrack-Musik nennen, die gut auf den Soundtrack von "Only Lovers Left Alive" passen würde. Oder einfach guten Jazz.

"Quetzlcoatl" ist ein hervorragender Track, der mich nach knapp vier Minuten mit dem Wunsch nach mehr zurücklässt. Am besten ein komplettes Konzert in erreichbarer Nähe.










SENYAWA - Sujud (download) (2018)


Und schon sind wir beim letzten Release dieses Post angelangt, dem aktuellen Album der Indonesier Senyawa. Und was für ein Album das ist!

Das experimentelle Duo mischt folkloristische Klänge seiner Heimat mit extremem (z.T. Kehlkopf-)Gesang, mächtigem Drone und anderen welt- und noisemusikalischen Einflüssen.

Das Resultat dieser Melange ist ein einzigartiger, schamanistischer Sound, traditionsgeerdet und doch vollkommen frisch. Vergleiche, die in den Sinn kommen wären z.B. Phurpa, Sunn O))) (insbesondere deren Zusammenarbeit mit Boris), The Thing With Five Eyes, Dead Can Dance, Experimentalgedüstere der Marke Costin Chioreanu, vielleicht sogar ein bisschen Swans, aber durch den Gesang in "Penjuru Menyatu" und "Kehendak" (Was für ein Irrsinn!) auch System Of A Down und Mike Patton.

Letztendlich ist aber jeder Querverweis unzureichend. Nein, was Senyawa hier heraufbeschwören, ist mir in dieser Kombination neu. "Sujud" ist auf jeden Fall nicht nur ein Album, dass ich mir durchaus auch noch gut in phyischer Form im Plattenregal vorstellen kann, sondern hätte es bei früherer Begegnung auch durchaus in meine Jahresbestenliste 2018 schaffen können.

Sensationell gutes Zeug!















2018-01-31

THE THING WITH FIVE EYES - Noirabesque

Vor einem Jahr habe ich hier das Doomjazz-Livealbum "Darkness Comes In Two's" des Köhnen Pandi Duos rezensiert. Und nun liegt der erste reguläre Longplayer von Jason Köhnens eigentlichem Hauptprojekt nach Ende des Kilimanjaro Darkjazz Ensemble vor. Die Kategorisierung von The Thing With Five Eyes ist allerdings eine Nummer komplexer.


THE THING WITH FIVE EYES - Noirabesque (CD) (2018)

Ganz daneben liegt man freilich nicht, wenn man "Noirabesque" in die Schublade Doomjazz + Elektronik packt, zumindest insofern, dass dies auf einige Tracks tatsächlich zutrifft. Insgesamt passiert hier aber noch jede Menge mehr.
Versuche ich, diese Musik auf die kleinstmögliche Zahl von Pfeilern reduzieren, dann komme ich immer noch auf vier Stück, die jeder in sich schon ein breites Feld abdecken und deren Schatten sich permanent miteinander vermengen:

Die erste Basis ist experimentelle, elektronische Musik, die sich zwischen rhythmischen Elementen, zirpenden Noiseklängen, gespenstischen Keyboards und mäanderndem Ambient  bewegt.

Als nächstes kommt Klassik hinzu, oft in großflächigen, an epische Filmsoundtracks erinnernden, orchestralen Arrangements, aber auch in subtileren, z.B. cembaloartigen Passagen.

Dann haben wir den folkloristischen Einfluss. Es wird zwar auch in andere Richtungen der Weltmusik gedeutet, doch in erster Linie ist es arabische Musik, die hier hineinfließt. Unüberhörbar prominent ist dies vor allem in den Stücken, die von der mystischen Stimme der Sängerin Laila Bounous geprägt werden. Doch auch Flöten und Percussion laden in mehr als nur der Video-Auskopplung "Salem" zum orientalischen Tanz ein.

Was fehlt noch? Ja, natürlich der Doomjazz (und es ist tatsächlich auch formal Jazz und nicht nur ein gewisser Vibe, auf den man diesen Begriff ebenso legitim anwenden kann), deren Hauptdarsteller neben der Rhythmussektion vor allem die sehnsuchtsvolle Trompete ist.

Für das große Ganze, welches sich aus all diesen (und sicherlich noch mehr) Einzelteilen ergibt, möchte gar nicht erst versuchen, mir Referenzen aus dem Ärmel zu  schütteln.

Nein, das Entscheidende an "Noirabesque" ist der zentrale Eindruck beim erste  Hören, welcher auch nach vielfacher Wiederholung ungebrochen bestehen bleibt:

Die zehn Stücke dieses Albums klingen einfach überlebensgroß und musikalisch wie emotional überwältigend. Köhnen hat die Gabe, für seine Musik ganz ursprüngliche, universell berührende Quellen anzuzapfen.

Mit schnell vergehenden ca. fünfzig Minuten Spielzeit hat "Noirabesque" zwar keine außergewöhnliche Länge; dennoch ist es jedes Mal, als würde man einen gigantischen Film schauen, in dem ein ganzes Leben vor einem vorüberzieht.

Große Klangkunst!


Schade ist eigentlich nur, dass die Versandkosten der aktuell vorbestellbaren Vinylversion arg über dem üblichen Rahmen liegen. Da gebe ich mich doch mit der auch schon nicht ganz unhappigen CD-Version (auf hundert Stück limitiert) zufrieden.




Highlights: Nehex, Taurus, Alma, Nakba, Salem