Als ich Bees Made Honey In The Vein Tree zum ersten Mal live sah, fand ich das Quartett aus Stuttgart ja schon sehr überzeugend, sah mich aber noch nicht genötigt, mir einen Tonträger einzustecken.
Nachdem sie sich jedoch beim diesjährigen Pink Tank Festival in Heide mit dunklerem, in sich noch stimmigeren Sound präsentierten, war es keine Frage, dass die zweite LP der Gruppe mit zu mir nach Hause musste.
Und beim nächsten Konzert denke ich auch wieder daran, eine Tasche für Einkäufe mitzunehmen. Die Platte wäre mir in der zugigen Herbstnacht doch beinahe unter der hässlichen Stadtbrücke vom Wind entrissen worden.
BEES MADE HONEY IN THE VEIN TREE - Grandmother (LP) (2019)
Im Livereview habe ich ja besonders jene Passagen herausgehoben, in denen es bongt und zaumt, und tatsächlich haben die Fantastischen Bees den Kniff, wie man einem so richtig schön meditativen Dröhndoom entgegenomt besonders gut drauf.
Darüber hinaus muss ich nach dem Genuss der vier Longtracks auf "Grandmother" allerdings feststellen, dass die Band es sich wirklich in jedem der vielen Genres, die sie hier auch innerhalb eines Songs beackert, sehr selbstverständlich häuslich einrichtet.
So wird der Doom Metal durchaus auch mal höhlenmenschlich nihilistischer, sludgiger oder auch schneller. Anderswo begibt sich ganz und gar in die Welt des Psychedelic Rocks, was mal an The Heads erinnern kann, oder auch an düsterere Tracks von Causa Sui, während man die Sounds und Harmonien im Abschlusstrack "Dionysus" auch Postrockbands wie Russian Circles zuordnen könnte. Abgesehen vom Durchatmen vorm Finale vielleicht, in dem man eher glaubt, dass Thom Yorke mal für eine kleine Runde psychedelischen Artrock im Studio vorbeigeschaut hat.
live in Heide, 2019 |
Spoiler: Es ist nicht Herr Radiohead. Doch der sporadisch von zwei Mitgliedern dargebrachte, esoterisch stimmungsvolle Gesang funktioniert auch ohne Promibonus in allen Stücken super und bildet das atmosphärische i-Tüpfelchen auf Großmutters Honigkuchen.
Zum Bemängeln habe ich bisher nichts gefunden. Und ich habe die Scheibe seit Donnerstag of rotieren lassen. Bees Made Honey In The Vein Tree wissen auf "Grandmother" einfach ganz genau, was sie wollen und setzen es perfekt um. Ganz starkes Ding!
[Wobei ich abschließend bemerken muss, dass meine Schallplattenreviews einen minimalen Glaubwürdigkeitsmalus aufweisen, habe ich doch beim Digitalisieren herausgefunden, warum ich tatsächlich schon neulich beim Zusammenfügen der A- und B-Seite der neuen Magma eine ganze Minute Track verloren hatte: Mein Plattenspieler dreht einfach ein bisschen zu schnell, also ca. 33,9 statt 33,3 Umdrehungen pro Minute, wenn ich richtig überschlagen habe.
Das ist im Direktvergleich zwar erkennbar, beim Hören letztendlich aber total Banane, weil es noch weit davon entfernt ist, irgendetwas unnatürlich klingen zu lassen und wahrscheinlich ein weitaus geringeren Tempounterschied bewirkt, als die meisten Bands live im Vergleich zum Studio vollziehen.
Aber falls Dir irgendeine LP-Review von mir nicht passt, darfst Du mich von jetzt an gerne beschimpfen, dass ich die Musik ja noch nicht einmal in der korrekten Geschwindigkeit höre. Hurra.]