Ein neues Blutharsch-Album war in der Post, und ich hatte mir sogleich zwei Vorsätze für die Rezension gemacht:
1. keine flachwitzigen Wortspiele mit dem überlangen Bandnamen
2. das Ding schnell und spontan nach ein paar Durchläufen von der Leber schreiben
Punkt 1 kann noch was werden, aber an Punkt 2 bin ich gnadenlos gescheitert: Hier keine Zeit, da gerade keine Lust, dort was anderes vorgeschoben. Zwischendurch hatte ich im Grunde schon den halben Text im Kopf, doch dann auch wieder irgendwann vergessen.
Die gute Nachricht ist aber, dass ich "Rejoice" nun schon viel häufiger gehört habe als erwartet. Und ich leide noch nicht an Ermüdungserscheinungen.
Dabei geben sich Tastenmann Albin Julius, Sängerin Marthynna und der Rest der unendlichen Kirchenbande durchaus Mühe, einen zu zermürben, bestehen die meisten der sechs Tracks noch vor allem aus Spannungsaufbau, aus dem Warten darauf, dass endlich irgendeine Form von Auf- und Erlösung kommt.
Doch stattdessen hören die Stücke irgendwann einen in der Luft hängen lassend auf und das Spiel beginnt mit der nächsten Nummer erneut.
Dabei bedienen sich DBATICOTLH durchaus in jedem neuen Anlauf einer anderen Klangfarbe ihres über die Jahre aufgebauten Repertoires.
Der Opener "Coming" (ja, wann kommt es denn? aaargh!) wird von neoklassischen, beinahe marschierenden Streichersounds dominiert.
"Fear" ist von Toms, dumpf dröhnenden Rhythmus- und jaulenden Leadgitarren getrieber Psych Rock.
"Darkness +" mischt einen behäbig schleppenden Beat der neuen Swans-Generation mit morriconescher Westerngitarre, lynchig entrücktem Flüstern und einem Hauch Flöte. Das Ding könnte ich mir so ähnlich auch von SQÜRL vorstellen.
"Darkness ++" führt das Swans worshipping dann etwas treibender und auch gesanglich fort, ehe im Titeltrack "Rejoice" dann endlich das große Aufatmen angesagt ist.
Ein flotter, gerade durch die ständig über allem herumträllernde Querflöte für Blutharsch-Verhältnisse schon beinahe fröhlicher Krautrockjam, welcher mich rhythmisch an Bowies "Beauty And The Beast" erinnert. Hallelujah! Das Album hat wirklich auf diesen verdienten Moment hingearbeitet.
Danach folgt mit dem Abschluss "Burn" noch der längste Track, der einen Teil der hoffungsvollen Energie von "Rejoice" weiterträgt und mit der bedrohlicheren Ästhetik der Albummitte ringen lässt.
Auch hier wird wieder vor allem Spannung gehortet, bis die Musik irgendwann zerfällt und sich per Sample Satan verschrieben wird.
Das war also das Ziel der ganzen Reise? Ok.
"Rejoice" ist ein schlau aufgebautes Album, dessen Einzelbausteine vor allem dem Ganzen dienen, für sich alleine allerdings auch durchgehend stark sind.
Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand sind natürlich wie immer irgendwie etwas kauzig und speziell, doch wenn man ihren Sound grundsätzlich mag, dann wird man auf "Rejoice" erstklassig bedient.
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