Oops, das Konzert, nach dem ich mir das Teil vom Merch-Gabentisch mitgenommen habe, ist ja auch schon vier Monate her! Das macht das Review zum neuen Album von Zeal & Ardor wohl zum aktuell längstprokrastinierten Punkt auf meiner To-do-Liste. Na dann machen wir doch mal schnell, bevor der Böllerkrieg ausbricht, oder was?
ZEAL & ARDOR - Greif (clear vinyl LP) (2024)
Nachdem Manuel Gagneux es bereits auf mehreren Veröffentlichungen hinbekommen hatte, Zeal & Ardor nicht mehr nach seinem Soloprojekt, sondern nach der richtigen Band klingen zu lassen, die man auch live sieht, geht "Greif" nun auch konsequent den Schritt alle Musiker und ihre Vorlieben in Songwriting und Aufnahmen zu berücksichtigen. Es ist also tatsächlich das erste "richtige" Bandalbum - was nach der Klasse von "Stranger Fruit" und dem selbsbetitelten 2022er Album natürlich zunächst einmal als rein formale Nebensächlichkeit erscheint.
Wie also zeigt sich der Ansatz konkret?
Ausgehend von der ursprünglichen Internettroll-Inspiration eines direkten Crossovers zwischen Black Metal und afroamerikanischer Sklavenmusik haben sich Klangpalette und konzeptionelle Breite des Projekts ja schon immer im Fluss befunden. Wandel ist also Normalzustand. Die Frage ist demnach, welcher Wandel auf "Greif" am meisten überrascht - und manchen Fans dabei auch nicht bekommt.
Und da fällt einem nach der Brutalität des Vorgängeralbums natürlich sofort auf, dass der durchschnittliche Härtegrad diesmal im Vergleich signifikant zurückgenommen wurde. Da kann man durchaus gatekeeperisch Das ist kein Metal! motzen und hat bei einer Vielzahl der vierzehn wie immer kurz und knackig gehaltenen Stücke sogar Recht. Die Frage ist also: Ist das schlimm?
Meine persönliche Antwort lautet nö. Die Bandbreite mit faithnomorescher Selbstverständlichkeit spielerisch aufgegriffener Musikstile hat sich dafür in umso mehr Richtungen erweitert.
Was die Kritiker möglicherweise in Wahrheit am meisten vermissen ist auch gar nicht der extreme Wumms, sondern die Klarheit des Konzepts. Denn gerade den Einsatz der beiden festen Backgroundsänger im Ensemble variabler zu gestalten, bedeutet hier eben auch, sich von der bisher zumeist sehr stabilen Formel der aus Gospel und Blues übernommenen Frage-Antwort-Spiele zwischen Lead- und Chorstimmen zu entfernen. Womit natürlich ein wesentliches Markenzeichen nur noch am Rande gepflegt wird.
Oder einfacher gesagt: Zeal & Ardor sind nicht mehr die fiktionalen Freiheitskämpfer, die sich den Teufel statt Jesus als Galionsfigur erwählt haben. Stattdessen sind Zeal & Ardor einfach eine auf Konventionen scheißende Band, die darauf aus ist, ein buntes Spektrum relevanter Themen in kompakte Ohrwürmer zu verpacken, in denen musikalisch alle gradlinigen wie experimentellen Spielarten von Rock, Pop, Soul, Metal, Electro usw. erlaubt sind, auf denen die Schweizer gerade Bock haben.
Paradoxerweise beweist sich die Gruppe dabei nicht nur als äußerst vielseitiges Kollektiv, sondern kehrt mit der totalen Unberechenbarkeit und den kurzen Zwischenspielen gewissenermaßen auch zu den Wurzeln, sprich zur "Devil Is Fine"-EP von 2016 zurück. Diese bestand ja neben der Handvoll Songs, die den Erfolg von Zeal & Ardor begründet haben, neinahe zur Hälfte aus elektronischen Experimenten, Clubsounds und sogar-Spieluhr-Interludes. Bei dieser beinahe zufällig chaotischen Vielfalt ist man mit nun definitiv wieder angekommen - allerdings auf hörbar gereifterem Niveau, welches solche Ideen besser ins Songwriting integriert.
"Greif" ist ein erfrischend furchtloses, künstlerisch freies und doch nicht mit Hits geizendes Albem, welches einfach Freude macht, selbst wenn es als einzige kleine Einschränkung anfangs ein paar Refrains gab, an die ich mich erst gewöhnen musste.
Letztendlich hätte hätte Fahrradkette es sich aber zweifellos auch gut in meinen 24 Lieblingsalben 2024 gemacht. Aber dass ich den Drops nun schon gelutscht habe, ändert natürlich nichts an meiner vollen Empfehlung!
Die Covergestaltung is gewohnt schlicht, grafisch, schick. Kommt gut mit dem transparenten Tonträger.
Wie also zeigt sich der Ansatz konkret?
Ausgehend von der ursprünglichen Internettroll-Inspiration eines direkten Crossovers zwischen Black Metal und afroamerikanischer Sklavenmusik haben sich Klangpalette und konzeptionelle Breite des Projekts ja schon immer im Fluss befunden. Wandel ist also Normalzustand. Die Frage ist demnach, welcher Wandel auf "Greif" am meisten überrascht - und manchen Fans dabei auch nicht bekommt.
Und da fällt einem nach der Brutalität des Vorgängeralbums natürlich sofort auf, dass der durchschnittliche Härtegrad diesmal im Vergleich signifikant zurückgenommen wurde. Da kann man durchaus gatekeeperisch Das ist kein Metal! motzen und hat bei einer Vielzahl der vierzehn wie immer kurz und knackig gehaltenen Stücke sogar Recht. Die Frage ist also: Ist das schlimm?
Meine persönliche Antwort lautet nö. Die Bandbreite mit faithnomorescher Selbstverständlichkeit spielerisch aufgegriffener Musikstile hat sich dafür in umso mehr Richtungen erweitert.
Was die Kritiker möglicherweise in Wahrheit am meisten vermissen ist auch gar nicht der extreme Wumms, sondern die Klarheit des Konzepts. Denn gerade den Einsatz der beiden festen Backgroundsänger im Ensemble variabler zu gestalten, bedeutet hier eben auch, sich von der bisher zumeist sehr stabilen Formel der aus Gospel und Blues übernommenen Frage-Antwort-Spiele zwischen Lead- und Chorstimmen zu entfernen. Womit natürlich ein wesentliches Markenzeichen nur noch am Rande gepflegt wird.
Oder einfacher gesagt: Zeal & Ardor sind nicht mehr die fiktionalen Freiheitskämpfer, die sich den Teufel statt Jesus als Galionsfigur erwählt haben. Stattdessen sind Zeal & Ardor einfach eine auf Konventionen scheißende Band, die darauf aus ist, ein buntes Spektrum relevanter Themen in kompakte Ohrwürmer zu verpacken, in denen musikalisch alle gradlinigen wie experimentellen Spielarten von Rock, Pop, Soul, Metal, Electro usw. erlaubt sind, auf denen die Schweizer gerade Bock haben.
Paradoxerweise beweist sich die Gruppe dabei nicht nur als äußerst vielseitiges Kollektiv, sondern kehrt mit der totalen Unberechenbarkeit und den kurzen Zwischenspielen gewissenermaßen auch zu den Wurzeln, sprich zur "Devil Is Fine"-EP von 2016 zurück. Diese bestand ja neben der Handvoll Songs, die den Erfolg von Zeal & Ardor begründet haben, neinahe zur Hälfte aus elektronischen Experimenten, Clubsounds und sogar-Spieluhr-Interludes. Bei dieser beinahe zufällig chaotischen Vielfalt ist man mit nun definitiv wieder angekommen - allerdings auf hörbar gereifterem Niveau, welches solche Ideen besser ins Songwriting integriert.
"Greif" ist ein erfrischend furchtloses, künstlerisch freies und doch nicht mit Hits geizendes Albem, welches einfach Freude macht, selbst wenn es als einzige kleine Einschränkung anfangs ein paar Refrains gab, an die ich mich erst gewöhnen musste.
Letztendlich hätte hätte Fahrradkette es sich aber zweifellos auch gut in meinen 24 Lieblingsalben 2024 gemacht. Aber dass ich den Drops nun schon gelutscht habe, ändert natürlich nichts an meiner vollen Empfehlung!
Die Covergestaltung is gewohnt schlicht, grafisch, schick. Kommt gut mit dem transparenten Tonträger.
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