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2012-12-31

ARJEN LUCASSEN - Lost In The New Real

Und dann war da dieses Jahr ja noch ein Konzeptalbum aus Holland...

Mr. Ayreon hat mal wieder zugeschlagen und eine neue Doppel-CD rausgehauen.


ARJEN ANTHONY LUCASSEN's Lost In The New Real (2012)

Nachdem man sich an dem grenzgenialen Cover-Artwork und dem gewohnt schicken Booklet sattgesehen hat, stellt sich zunächst einmal natürlich die Frage, warum nicht Ayreon vorne drauf steht.
Schließlich gibt ja schon das "Filmplakat" von "Lost in the New Real" dem Eingeweihten einen dezenten Hinweis darauf, dass sich Arjen Lucassens neue Geschichte problemlos in das Universum der Meisterwerke "The Human Equation", "Into the Electric Castle" und "01011001" einfügen lässt.

Antworten gibt es einige: Zum einen fehlen die von Ayreon gewohnten Gastsänger. Bis auf einen über die ganze Albumlänge präsenten Backgroundsänger und eine Sängerin in einem der insgesamt 20 Lieder stemmt der Meister den Gesang hier ganz alleine und lässt einen dabei auch keine weiteren Vokalisten vermissen.
Ähnlich wie auf der elektrischen Festung gibt es jedoch einen Erzähler, der als "Dr. Voight-Kampff" viele Stücke einleitet, nämlich den Schauspieler Rutger Hauer.

Und auch die musikalische und konzeptionelle Ausrichtung unterscheidet sich von Ayreon - zumindest gerade so weit, dass eine andere Etikettierung sinnvoll erscheint.
"Lost in the New Real" ist zwar wieder einmal eine naiv hochtragende und mal wieder das ganze große Ganze umfassende Science-Fiction-Story geworden, hat aber auch eine teilweise sehr persönliche Metaebene, in der Arjen ganz klar über sich, seinen Lebensstil und seine Art, Musik zu hören und zu komponieren schreibt.
Besonders ernst nimmt er sich dabei nicht immer, und andere Kapitel sind ganz klar rein fiktiver Quatsch ohne persönlichen Bezug. Wie das alles funktiert, ohne zerfahren zu wirken, wäre schon fast zu viel verraten. Ich sage mal so: Es handelt sich um einen relativ simplen, teilweise an den ersten "Universal Migrator"-Teil erinnernden Überbau mit einer ebenso einfachen, aber dennoch befriedigenden Auflösung, in den sich im Grunde unendlich viele Stimmungen und Themen unterbringen lassen:
kataklysmische Naturkatastrophen, Geburtenkontrolle, Weltraum, Internet, Einsiedlertum, Sterbehilfe und und und...

Aber diese Themen werden eben nicht alle gleich ernsthaft und "schwer" genug behandelt, um als Ayreon durchzugehen.

Herr Lucassen hat sich hier sehr locker gemacht. Musikalisch huldigt er vor allem seinen 70er-Jahre-Helden, wie schon die Songtitel "Pink Beatles In A Purple Zeppelin", "Where Pigs Fly" und "When I'm A Hundred Sixty-Four" selbst für den Allerlangsamsten mehr als deutlich machen. Das ist vielleicht nicht ganz so innovativ wie seine stärkeren Prog/Folk/Metal-Mix-Momente auf einigen seiner früheren Werke, ist aber ebenso verdammt gut gemacht (Powerdrumming von Ed Warby inklusive) und verbreitet einfach Freude.

Apropos Instrumente: sämtliche Saiten- und Tasteninstrumente (bis auf Geige und Cello) hat der Meister eigenhändig eingespielt. Und wie immer sind Arrangements und Produktion über jeden Zweifel erhaben.


Die Geschichte von "Lost In The New Real" wird bereits auf der ersten CD komplett zu Ende erzählt.
CD 2 besteht aus einem Mix von weiteren Songs, die CD 1 nochmal vertiefen, sowie verschiedenen Coverversionen, die thematisch mit dem Album verwandt sind und den Mastermind vermutlich sogar dazu inspiriert haben, am prominentesten darunter sicherlich Pink Floyds "Welcome To the Machine".

Das mag nach Resteverwertung und Bonusflickwerk klingen, aber tatsächlich bleibt das Doppelalbum in seiner Gesamtheit immer eine runde Sache.


Arjen Anthony Lucassens "Ego-Trip" ist verglichen mit einem epischen Brocken wie Motorpsychos "The Death Defying Unicorn" vielleicht ein sehr traditionelles Rock-Konzeptalbum und wird wohl an dessen langfristige Bedeutung nicht heranreichen können. Innerhalb von Lucassens Diskographie handelt es sich aber dennoch um ein weiteres Meisterwerk, das sich trotz seines etwas lässigeren Anspruchs nicht vor seinen anderen Werken verstecken muss.


Und als nächste Scheibe - soviel hat er ja schon per Video-Teaser verraten -  gibt es dann ja wieder die volle Ayreon-Breitseite!


Anspieltipps: Lost In The New Real, Yellowstone Memorial Day, Pink Beatles In A Purple Zeppelin, Welcome To The Machine

AUTOPSY - Born Undead (DVD)

Mmmh, guten Appetit!

Natürlich ist das Cover dieser Autopsy-DVD nicht die feine Vegetarier-Art. Aber es hat durchaus eine Botschaft, die sich auf den Inhalt übertragen lässt: Guts, guts, guts!

Oder anders ausgedrückt: meeehr!

Will sagen: viel value for money.





AUTOPSY - Born Undead (2012)

Diese DVD hat gleich zwei Kernstücke.

Das erste davon ist eine Dokumentation über die gesamte Geschichte der us-amerikanischen Gore-Death-Metal-Institution. Von Chris Reiferts Tagen mit Chuck Schuldiner und Death, den Death-Metal-Boom der frühen Neunziger, gefühlten dreißig Basserwechseln, einer katastrophalen US-Tour, die letztendlich zur Auflösung der Band führte, den Brücken-Jahren mit Abscess bis zur Revitalisierung der Band und den Aufnahmen zu "Macabre Eternal" lässt dieser Film nichts aus und zieht sich damit auf eine Länge von knapp über zwei Stunden.
Für den unbedarften Zuschauer und das Absahnen von Filmpreisen ist das natürlich nichts, als Fan hat man jedoch das Gefühl, dass sich da jemand wirklich um einen kümmert. Sehr ehrlich, sympathisch oder auch down to earth, wie der Angelsachse sagt.

Die andere Hälfte des Inhalts ist Autopsy live, und zwar Material von gleich vier verschiedenen Konzerten aus den Jahren 2010 und 2011, ohne dass allzu viele Songs sich dabei überschneiden würden.
Mit satten 18 Tracks (+ 2 weiteren von den Proben für das Konzert) führt quantitativ der Mitschnitt vom Maryland Death Fest. Dazu kommt noch das Hole In The Sky Festival, sowie Highlights vom Party San (aaarrgh, hätte ich die Gelegenheit bloß genutzt!) und Slaughter By The Water.

Schnörkellos brutal, 100% Death Metal und davon jeden Moment "Wer hat's erfunden?", keine großen Sperenzchen, aber eine gute Prise Humor - das bekommt man hier in großen, blutig versuppten Löffeln kredenzt.

Bild- und tontechnisch ist das alles nicht Led Zeppelin oder "The Dark Knight Rises", sowohl was die Konzertmitschnitte, als auch was die Dokumentation angeht.
Nein, das hier ist im Verhältnis zum Mainstream natürlich alles obskurer Underground und will auch nichts anderes sein. Dafür ist es verdammt ehrlich und direkt. Wäre es technisch möglich, dann hätten Autopsy diese Veröffentlichung wahrscheinlich nicht auf DVD, sondern auf Vinyl herausgebracht.

Für Fans und Metalhistoriker ist "Born Undead" eine tolle Fundgrube. Und die Gestaltung der Hülle (Mediabook) ist auch jenseits des hübschen Covers gelungen.
Ganz klare Kaufempfehlung von mir!

Anspieltipps: Braucht man die als Fan? ;)

2012-12-30

OLLI SCHULZ - S.O.S. Showman Olli Schulz Live (DVD)

Maßgeblich für die Auswahl der meisten Musik-CDs und -DVDs, die ich mir zulege ist eigentlich mein Musikgeschmack.

Bei manchen Silberscheiben hingegen geht es mir dann doch mehr darum, einfach das Richtige zu tun und ein besserer Mensch zu werden.


OLLI SCHULZ - S.O.S. Showman Olli Schulz Live (2012)

Ein Mann, ein Wort.

Und noch ein Wort. Und noch eines. Und noch eine Geschichte, und noch eine Anekdote, und Faden verloren und ach ja usw.

Da ist auch ein Klavier, aber das steht da nur als Ablagefläche.
Und eine Gitarre ist da noch, die spielt Herr Schulz sogar ab und zu. Aber wirklich nur ab und zu.

In erster Linie ist Olli Schulz einfach da und erzählt aus seinem Leben. Rammstein, Sido, Farin Urlaub, King Diamond, Mando Diao - alle waren sie dabei und haben diesen Showgiganten geformt.

Olli Schulz ist der neue große alte Mann des Premiumgeschichtenerzählens in Deutschland, ein Held des Rock'n'Roll, ein Mensch für die Menschen.
Wer wirklich herzhaft was zu lachen haben will, der macht mit dieser DVD nichts verkehrt!

Und ab un zu spielt er auch mal ein Lied.
Dieses kann allerdings jäh durch an YouTube in Deutschland erinnernde Einblendungen unterbrochen werden...

Ein absoluter Knaller ist die Bonus-DVD, in welcher sein Alter Ego Bibi McBenson sich mit seiner Band zu einem fulminanten Comeback-Gig aufmacht. Doch schon bald hängen die Manierismen der einzelnen Musiker, welche damals zur Trennung geführt haben, wieder wie eine düstere Wolke über dem Tourbus und das Elend nimmt seinen Lauf...

Rocktainment Deluxe!

Anspieltipps: Der Strumpfmaskenmörder, H.D.F.K.K., Spielerfrau, Der Rumäne, Partytrack

THE MARS VOLTA - Noctourniquet

Morgen ist Silvester und ich bin von meinem Vorsatz, alle dieses Jahr erschienenen Musikscheiben meiner Sammlung zu rezensieren, noch ganze zwei Alben plus zwei DVDs entfernt. Also nichts wie ran!

Das folgende  Album erschien bereits im März und hat sich seitdem ganz weit oben in meiner Playlist festgefressen. Omar Rodriguez-Lopez (Musikchef u. Gitarre) und Cedric Bixler-Zavalas (Gesang) präsentieren:


THE MARS VOLTA - Noctourniquet (2012)

Mein großes Problem beim Schreiben über The Mars Volta ist ja der Mangel an Vergleichen und Referenzen außerhalb des Universums der Band selbst.

Also überlasse ich die Basics einfach mal anderen und konzentriere mich auf die Fragen: Was ist anders? Was ist neu?

Es gab mal wieder Besetzungswechsel, so hat man u.a. einen neuen Drummer an Bord. Wesentlich normalsterblicher wird das Schlagzeugspiel dadurch aber nicht. Zwar gibt es keinen Rhythmus-Overkill wie auf "The Bedlam of Goliath", dafür allerdings auch in ruhigen Passagen sehr viel anspruchsvollen Breakbeat.

Der dramatischste Wechsel für den Sound hat sich allerdings an den Tasten vollzogen. Auf sehr eigenständige Weise vom Geist des Krautrock beseelt, nehmen Synthesizer und Klangeffekte eine prominente Rolle wie nie zuvor ein. Bei "In Absentia", ausgerechnet mit siebeneinhalb Minuten dem längsten Track von "Noctourniquet" geht die Liebe zur Elektrospielerei sogar soweit, dass man die ersten drei Viertel des Songs das Gefühl hat, die "normalen Instrumente" (Gitarre, Bass, Drums) spielen nur noch die zweite Geige - anstrengend, sich da reinzuhören, aber am Ende sehr lohnenswert.

Die meisten Stücke sind allerdings leichter zugänglich. Tatsächlich meistert dieses Album spielend den Spagat, einerseits bei aller sofortigen Wiedererkennbarkeit The Mars Volta einen sehr kantigen, vollkommen kauzigen Neuanstrich zu verpassen (der einzige wirklich traditionelle TMV-Song ist "Molochwalker"), anderseits aber eben zugänglich wie vielleicht niemals zuvor zu sein.

Zum Teil sind es natürlich die relativ kurzen und zumeist relativ kontrollierten Songs, die "Noctourniquet" zu einem vergleichsweise poppigen Hitalbum machen. Die funky Gitarrenarbeit ist bemerkenswert zurückhaltend, ausschweifende Saitenwichsorgien Fehlanzeige.
Hauptverantwortlich ist jedoch Cedric Bixler-Zavala, der sich stimmlich erstaunlich variabel zeigt und scheinbar über jedes wirre Gewusel eine griffige, mitreißende Gesangslinie zu zaubern versteht.

Für mich einer der absolut herausragenden Ohrwürmer dieses Jahres, muss ich namentlich unbedingt noch "Empty Vessel Make the Loudest Sound" erwähnen. Allein durch diesen Song wird dieses Album die Ewigkeit überdauern. Was für eine Hymne!

Und was für ein Album mal wieder! The Mars Volta eben. Klarer Spitzenanwärter zur Wahl des Albums 2012.

Anspieltipps: Empty Vessels Make The Loudest Sound, In Absentia, The Malkin Jewel, Noctourniquet, Molochwalker

2012-12-17

KREATOR, MORBID ANGEL + NILE in der Großen Frühheit 36, Hamburg (14.12.2012)

Nein, ich habe es über Arbeit, schreibfaulen Restsamstag und Hobbit-Sonntag nicht vergessen: am Freitag war da doch noch was, nämlich ein großartiges Metal-Package auf der Großen Freiheit 36, welches einerseits zum nostalgischen Schwelgen und Mal-wieder-fünfzehn-Jahre-alt-Sein einlud, aber anderseits auch für jüngere Fans noch absolut relevant war.

Kreator, für mich aktuell nur hinter Slayer und Coroner in den Top-Thrash-Bands des Planeten, zusammen mit Morbid Angel, dem Synonym für Death Metal schlechthin! Und davor mit Nile noch eine weitere, in eine ähnliche Kerbe schlagende Todesbleikapelle der Spitzenklasse.

Den Opener Fueled by Fire kann ich nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Ich war zwar echt bemüht, zeitig loszukommen und war auch schon etwa um viertel vor sechs vor Ort, doch das war gerade mal rechtzeitig für Nile. Einlass um 16:30 Uhr und Beginn nur wenig später, das halte ich für einen ganz schlechten Scherz. Die gesamte Veranstaltung war um 22:15 Uhr vorbei, also ungefähr so früh wie mein letztes Konzert auf der Reeperbahn. Da haben allerdings auch satte drei Bands weniger gespielt!

Nun war das für mich persönlich nicht weiter tragisch, aber prinzipiell muss man hier einfach öffentlich auf die Veranstalter schimpfen, nicht dass solche Zustände noch zur Regel werden. Es kommen schließlich nicht ausschließlich halbtags arbeitende St.Paulianer zu so einem Konzert.


Ansonsten gab es zum Glück keinen Grund zu meckern - bei durchgehend ordentlichem Sound lösten die Bands voll und ganz ein, was sie versprachen, also zunächst einmal Qualitätsdeathgrind mit mehreren Growlern und charakteristischen Soli von Nile.

Morbid Angel spielten einmal mehr ein sehr nostalgisches Set, d.h. neben ein paar Krachern von "Illud Divinum Insanus" ausschließlich Stücke der ersten vier Alben mit Schwerpunkt auf "Altars of Madness". "God of Emptiness" war natürlich dabei, David Vincent ist als Frontmann einfach die Macht, und Trey Azagthoths maximal krankes Solo in "Chapel of Ghouls" sowieso. Ein Hammerauftritt!


Bei Kreator standen die Zeichen dann von Anfang an auf Heimspiel. Schon der Bandhistory-Introfilm und die böse metal Bühnendeko mit erhöhtem Ventor-Drummerthron sprachen da eine ganz deutliche Sprache.
Das abwechslungsreiche Programm deckte fast alle Phasen der Kreator-Discographie ab, wobei natürlich besonderes Gewicht auf das aktuelle Spitzenalbum "Phantom Antichrist" und die unverzichtbaren Klassiker gelegt wurde.
Saitenhexer Sami Yli-Sirniö wusste viele Glanzpunkte zu setzen, und Mille glänzte auch zwischen den Songs mit gewohnt putzigen Ansagen. Also alles, wie es sein muss!

Das Publikum im prall gefüllten Haus feierte die Thrasher dann auch verdient frenetisch ab. Da werden sich nachher einige in ihren schweißnassen Shirts draußen im kalten Nieselregen gehörig erkältet haben...


Fazit: Kurz vorm Fest ein herrliches Metal-Legenden-Fest ohne auch nur eine langweilige Minute.

Besonders Morbid Angel könnte ich mir sofort wieder anschauen. Aber das war ja eigentlich schon immer so. ;)


2012-12-09

CYNIC - The Portal Tapes

Nach dem aktuellen Geschreibsel zum "Hobbit"-Soundtrack wird's mal wieder Zeit für etwas älteres. Zwei Alben stehen schon seit März in meiner Rezensions-Warteschleife. Und eines davon ist tatsächlich sogar noch viele Jahre älter und erst 2012 offiziell erschienen...


CYNIC - The Portal Tapes (2012)

"Cynic" steht auf dem limitierten Tonträger namens "The Portal Tapes" drauf, obwohl es eigentlich gar nicht Cynic ist, anderseits aber uneigentlich schon irgendwie... Ok, ich fang von vorne an:

Nach dem legendären und bis heute unvergleichlichen Debütalbum "Focus" (1993) lösten sich Cynic bekanntlich 1994 auf und ließen uns bis 2008 auf das Wiederauferstehungsalbum "Traced In Air" warten.

Die Zeit zum dritten Album, welches derzeit noch in Arbeit ist, wurde bisher mit den EPs "Re-Traced" und "Carbon-Based Anatomy" verkürzt. Und dieses Jahr nun also dieser als hübsches Digipack aufgemachte Silberling, der es mit zehn Tracks tatsächlich mal wieder auf Albumlänge bringt und doch nicht das neue Album ist.

Denn tatsächlich handelt es sich hier um Aufnahmen, die Paul Masvidal, Sean Reinert und drei weitere Mitstreiter nach dem Ende von Cynic in den Jahren 1994 und 1995 unter dem Projektnamen Portal als Demo aufnahmen aber bisher nie in dieser Form veröffentlichten, da auch diese Formation sich bald wieder auflöste. Einzig die drei Songs "Cosmos", "Circle" und "Endless Endeavors" haben es auf die erweiterte Neuauflage von "Focus" gebracht und sind mit der Reunion auch ins Live-Repertoire gerutscht.

Diese drei Songs waren zu der Zeit wohl auch als einzige unter diesem Bandnamen veröffentlichungsfähig. Zu weit weit weg von allen "Focus"-Markenzeichen sind die restlichen Stücke.
Zunächst einmal gibt es hier definitiv keinen Metal zu hören, sondern allesamt ruhige, im Prinzip poppige und einfach strukturierte Lieder, auf denen die Musiker ihre Virtuosität wesentlich zurückhaltender als auf dem vorhergegangenen Jazz/Avantgarde/Progmetal-Meilenstein  aufscheinen lassen.

Der Gesang teilt sich zwar wieder in zwei Hauptstimmen auf, doch statt Vocoderstimme vs. Deathgrowls sind es hier klassischer Männlein und Weiblein, die sich am Mikrofon ergänzen, wobei der größte Leadgesangsanteil bei Aruna Abrams liegt, während Paul Masvidal sich mit meist etwas tieferer Tonlage als heutzutage eher ruhig im Hintergrund hält.

Nein, das wäre einfach nicht durchgegangen...
Heutzutage sieht es diesbezüglich allerdings anders aus, sind die letzten beiden  EPs doch großenteils auch eher ruhig ausgefallen. Mittlerweile ist man es als Fan gewohnt, dass die Werke von Masvidal und Reinert immer etwas anders (und dabei eben mal lauter mal leiser) ausfallen, aber eben auch alle dieses vom Härte- und Gefrickelgrad unabhängige gewisse Etwas haben, was sie einfach zu Cynic macht.

Dies gilt im gesamtdiscographischen Zusammenhang eben auch für die "Portal Tapes", weshalb ich die Veröffentlichung als Cynic-Werk auch absolut gerechtfertigt finde.

Man muss allerdings schon einschränken, dass sie damals für viele Elemente ihres heutigen Sounds noch geübt haben. Obwohl es sich bei den meisten Tracks um zeitlos schöne Musik handelt, sind gerade zum Ende hin manche Ideen und ihre Umsetzungen noch nicht auf Zielniveau und einige Textpassagen noch arg cheesy. Allerdings darf man ja nicht vergessen, dass dies "nur" ein Demo war.

An diesen paar Stellen einfach beim Hören locker bleiben und es bleibt immer noch ein interessantes Interimswerk, für das man zwar schon in Stimmung sein muss, in das man als Fan jedoch auf jeden Fall zumindest mal reinhören sollte!

Anspieltipps: Cosmos, Karma's Plight, Endless Endeavors, Road To You

HOWARD SHORE - The Hobbit : An Unexpected Journey (Soundtrack)

Mensch, bald ist's Mitte Dezember. Zeit, sich zu überlegen, wo und wann man den "Hobbit" kuckt...

Wenn ich nur nicht so ein Skeptiker wäre, was Synchronisation und dritte Dimension angeht... Aber auf ein hier vom Dorf erreichbares Kino, in dem Peter Jacksons neuester Streich zweidimensional und englisch läuft, kann ich wohl kaum hoffen.

Herr Shore, schmeißen Sie bitte Chor und Orchester an, um mich ein wenig mehr in Kino-Stimmung zu bringen!


HOWARD SHORE - The Hobbit : An Unexpected Journey (Original Motion Picture Soundtrack - Special Edition) (2012)

Etwas über 2 Stunden später: Danke, Howard!

Wie zu erwarten bleibt "Der Hobbit" auch musikalisch dem in der "Herr der Ringe"-Filmtrilogie etablierten Kosmos treu.

Fast alle Völker, Figuren, Orte bekommen ihr eigenes Thema, alles wird komplex miteinander verbunden und mit lautem, aber stimmungsvollem Getöse in die Welt hinausgeschmettert. In vielen Stücken der zwei CDs sind natürlich neue Variationen seit zehn Jahren vertrauter Themen zu hören: das Auenland, Rivendell, Gollum und noch einige weitere. Dadurch fühlt man sich beim Hören auch ohne Kenntnis des Films schon sehr zu Hause.

Analog zum Gefährten-Thema aus dem ersten "Herr der Ringe"-Film ist die Heldenhymne hier natürlich das Zwergen-Thema, welches geschickterweise auf einem von Tolkien selbst gedichteten und von den Zwergendarstellern im Film gesungenen Lied basiert, welches in poppigerer Form dann auch als Abspannsong fungiert. Stünde im Booklet nicht, dass der Komponist und Sänger dieses Stückes Neil Finn heißt, dann hätte ich fast auf Ayreon-Mastermind Arjen Lucassen getippt. Nicht nur im Gesang, sondern auch im Arrangement höre ich da einige Parallelen.


Anlass zum Meckern gibt wie so oft nur die - äußerlich durchaus schicke - Verpackung.
Wann wir endlich mal die CD-Hülle erfunden? Ich kann diese Pappscheiße, die zur Zeit so angesagt ist, echt bald nicht mehr sehen.
Zweimal wurden die CDs nun rausgenommen und schon musste ich einen Riss doppelseitig mit Tesafilm verarzten. Klar, Plastik ist auch nicht besser... Wie gesagt, die CD-Hülle an sich muss eben erst noch erfunden werden.

Ich hoffe dann mal, dass der Film mich demnächst über dieses Ärgernis hinwegtröstet - dritte Dimension hin oder her.

Musikalischer Hauptunterschied der Special Edition zur normalen Version des Soundtracks sind übrigens vier Bonustracks am Ende. Man zahlt also nicht nur für die rissgefährdete Papphülle zwei Euro mehr. ;)


Anspieltipps: Misty Mountains, An Ancient Enemy, The Defiler, Over Hill, Riddles In The Dark, Song Of The Lonely Mountain

CANDLEMASS - Psalms For The Dead

Über ein Drittel Türen im Wacken-Adventskalender wurden ja nun schon geöffnet, ohne dass es eine Bandankündigung gegeben hätte, bei der ich wirklich vor Freude an die Decke gesprungen bin.

Also wende ich mich doch einfach einer schon länger für nächstes Jahr bestätigten Band zu, auf die ich jetzt schon wieder richtig Laune habe. Grund dafür ist neben dem tollen Auftritt 2012 natürlich auch die Hoffnung, ein paar Stücke vom aktuellen Album auf die Ohren zu bekommen:


CANDLEMASS - Psalms For The Dead (2012)

Von allen Silberscheiben, die ich mir dieses Jahr zugelegt habe, ist diese ganz eindeutig die traditionsbewusste. Schon das Cover und die Bandfotos (inklusive Posing mit großem Metallkreuz) bzw. -zeichnungen sprechen eine ganz deutliche Sprache. Ok, der Bandname Candlemass natürlich auch...
"Psalms for the Dead" ist fast so etwas wie ein Klang gewordener Lexikoneintrag zum Begriff "Doom Metal (oldschool)". Die gute alte Black Sabbath-Lehre also.

Das ist für die Doom-Institution Candlemass natürlich grundsätzlich erstmal keine Sensation. Die Qualität und Konsequenz mit der die Tradition auf diesem Album gepflegt wird, lässt aber aufhorchen. Besonders lyrisch zelebrieren die Schweden mit geradezu kindlicher Freude 60er- und 70er-Jahre-Klischees, wobei die Höhepunkte wohl die schön britischen spoken words über die böse schwarze Zeit in "Black As Time" und die absolute Kitschplosion "Dancing In The Temple (Of The Mad Queen Bee)" sind. Wer Zeilen wie "I see the ogre polish the rainbow" schreibt, kann nur ein guter Mensch sein.
Ich war vom ersten Hören an versucht, den Text dieses Songs in meinem Review mit "The Fairy Feller's Master-Stroke" vom legendären "Queen II"-Album zu vergleichen, und tatsächlich habe ich nun gelesen, dass das Stück vom gleichen Gemälde wie Freddie Mercurys Klassiker inspiriert sein soll!

Und das beste daran ist: Auch wenn manches sich echt seltsam liest - im Zusammenhang mit der Musik passt es und wird auch niemals peinlich. Kitsch und Klischee sind ja so Disziplinen, an deren Beherrschung gerade im Metal-Bereich viel zu viele Bands kläglich scheitern. Candlemass meistern sie auf "Psalms for the Dead" souverän.

Und musikalisch gibt es hier sowieso in keiner Minute etwas auszusetzen. Im Grunde könnte ich hier jeden der neun Tracks als Anspieltipp nennen. Ein Doom-Metal-Meisterwerk!


Abzüge in der B-Note gibt nur die Bonus-DVD, die mit ihren großenteils selbst gefilmten, ziemlich wahllos geschnittenen Szenen rund ums "70.000 Tons of Metal" einen Unterhaltungswert gegen Null hat. Dafür darf man mal wieder einen "FSK: 0 Jahre"-Aufkleber direkt vom Cover abpulen... (Ja, mich ärgert dieser Scheiß immer wieder. Warum nicht einfach den Sticker auf die Einschweißfolie pappen?)
Ich bin ja ausdrücklich ein Freund von Bonus-Discs, aber wenn man dafür kein ausreichend starkes Material hat, kann man es auch gerne sein lassen.

Zum Glück ist die CD stark genug, dass ich in meinem nicht vorhandenen Bewertungssystem dennoch höchstens einen halben Punkt von der Höchstnote abziehe.


Zu schade nur, dass es sich hier wohl um ein Abschiedswerk handelt und der grandiose Sänger Rob Lowe in Wacken auch nicht mehr mit von der Partie sein soll.

Ich bete dann mal zum Doom-Gott, dass er nochmal ein ernstes Wörtchen mit seinen Gesandten spricht...


Anspieltipps: The Sound of Dying Demons, Black As Time, Dancing In The Temple (of the Mad Queen Bee), Psalms For The Dead

2012-11-24

LED ZEPPELIN - Celebration Day

10. Dezember 2007, O2 Arena London - das einmalige Reunionskonzert, die größte Kartennachfrage in der Geschichte der Rockmusik. Ich müsste jetzt voranstellen wie sehr ich mir gewünscht hätte, einer der Glücklichen zu sein, die live dabei sein durften... Das wäre allerdings übertrieben.

Zu Led Zeppelin habe ich dann doch eher ein entspannt ambivalentes und weniger fanatisches Verhältnis. Klar, ich sehe bzw. höre einerseits schon ihre musikhistorische Bedeutung, das individuelle Talent der Herren Plant, Page, Jones und Bonham und das Genie der Band als Ganzes. Das Ausmaß des Hypes und der Superlative um die Gruppe kam mir anderseits allerdings schön immer reichlich übertrieben vor.

Doch nun ist das 2007er Konzert nach fünf Jahren auf Bild- und Tonträger in gefühlt dreißig Varianten  erschienen, von denen ich mir das 2CD/2DVD-Digipack ausgesucht habe.

Werde ich nun auch zum fundamentalistischen, an nichts anderes mehr glaubenden LedZep-Knecht?


LED ZEPPELIN - Celebration Day (2012)

Zunächst einmal hatte ich mit "Celebration Day" ja meine Startschwierigkeiten, für die Band allerdings nichts kann. Denn nicht nur dass das eigentlich sehr schöne Digipack durch amazons Sparsamkeit bei der Verpackung schon ziemlich ramponiert aussieht und mich das Entfernen des FSK-Aufklebers mal wieder unnötig Nerven kostete - nein, mein DVD-Player kommt auch nur nach einem Opfer von mindestens drei jungen Ziegen über das Startmenü hinaus.
Hat da mal wieder jemand mit neuen Kopierschutztricks experimentiert? Dass man niemals sicher sein kann, ob eine Silberscheibe auch auf allen Abspielgeräten funktioniert, das hasse ich ja an diesem Medium...

Aber zurück zu Zeppelin: Was die Band da nach so langer Pause auf die Beine gestellt hat, ist wirklich aller Ehren wert. Ob man die perfekt aufeinander abgestimmte Rhythmussektion nimmt, in der Jason Bonham seinem verstorbenen Vater großartig Tribut zollt, Jimmy Pages Gitarrenspiel, oder die altersbedingt natürlich etwas tiefere Stimme Robert Plants: Besser kann man es eigentlich nicht machen.
Die Soli und Improvisationspassagen sind natürlich nicht ganz so ausufernd wie in den 70ern. Da wollte man wohl entweder auf Nummer sicher gehen, oder es fehlte einfach der entsprechende Drogenkonsum. Mich persönlich stört es nicht.

Jenseits der ganz großen Übersongs gibt es ein paar Stücke, denen für mich dieses zeitlose Format fehlt und die deswegen daneben etwas Lückenfüller-Charakter besitzen. Wollte ich also nach Schwächen im Konzert suchen, dann würde ich also am ehesten bei einer handvoll (von sechzehn) Lieder ansetzen, die für mich den Kult um die Gruppe nicht so rechtfertigen. Knaller wie "Kashmir" oder "Dazed And Confused" gleichen das aber im Gesamteindruck leicht wieder aus.

Die eindeutige Schwäche dieser Veröffentlichung ist ganz klar die komplett überflüssige Bonus-DVD, auf der es statt wirklichem Hintergrundmaterial die Generalprobe des Konzerts zu sehen gibt - gefilmt mit Standbild aus gefühlten fünfhundert Metern Entfernung. Da hätte man die Box auch etwas schlanker gestalten können - dann wäre meine vom Transport wohl auch weniger lädiert...

An der eigentlichen Konzert-DVD und den beiden CDs gibt es erwartungsgemäß nichts auszusetzen (sofern sie erstmal laufen - siehe oben). Sound, Bild, alles super.

Fazit: Klasse Konzert, optimal für die Nachwelt aufgezeichnet. An der grundsätzlichen Einstellung zur Band (egal ob man sie liebt, hasst oder alles dazwischen) dürfte "Celebration Day" aber kaum bei irgendwem etwas ändern. Alles was sich neben Led Zeppelin in meine Musiksammlung gewagt hat verbrennen werde ich also nach wie vor nicht.

Glück gehabt.

Anspieltipps: No Quarter, Kashmir, Dazed And Confused, Whole Lotta Love, Stairway To Heaven

SWANS live im Kampnagel, Hamburg (22.11.2012)

"Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist / Wenn sie ihr in den Magen fährt / Sie mag Musik nur, wenn sie laut ist / Wenn der Boden unter den Füßen bebt [...]"

Weiter habe ich Herrn Grönemeyer nicht mehr singen lassen. Trotzdem schon ein bemerkenswerter Zufall, dass das Stück letzte Nacht gerade dann im Radio lief, als ich gerade nach zwei Stunden Lärmkaskade (= Swans-Konzert) die Heimfahrt antreten wollte.

Dabei ging es doch zunächst ganz entspannt los...

Da ich vorher noch nie im Kampnagel war, vorher noch ein paar Zwischenstopps auf dem Hinweg eingeplant hatte, die dann doch nicht so lang ausfielen, und vor allem weil ich mir nicht sicher war, ob die Zeitangabe auf dem Ticket für Einlass oder Beginn stand, war ich ziemlich früh da und hatte vor Ort reichlich Zeit, mich weiter vorzufreuen und den Merchandising-Stand leerzukaufen. Nur der Umstand, dass ich vergessen hatte, noch etwas Bargeld abzuheben, hat mich davor bewahrt. ;)

Und auch musikalisch war es zunächst einmal eher ruhig.

Sir Richard Bishop setzte sich mit seiner Akustikgitarre mitten in die mit Boxen, Verstärkern und Instrumenten gefüllte Bühne und spielte gekonnt zum Flamenco auf.
Als er dann aber anfing mit Delay und weiteren Effekten zu spielen, wurde es mitunter auch schon ziemlich krank und getösig, also die perfekte Unplugged-Einstimmung auf das, was danach kommen sollte...


Ob die Swans live einfacher oder schwerer zu beschreiben sind als auf Platte, da kann ich mich noch nicht entscheiden. Einerseits leichter, weil sie während der zweistündigen Darbietung von sieben Songs auf ruhigere Stücke komplett verzichtet haben, so dass nur wenige Minuten - extrem relativer - Entspannung im Set blieben. Man kann also sagen, es war eine riesige Krachorgie und liegt damit sachlich nicht falsch.

Anderseits ist der unglaubliche Lärmorkan, den die sechs Herren auf der Bühne entfachen, in seinem Nuancenreichtum sowohl der Darbietung als auch der Rezeption noch viel unmöglicher zu fassen als eine Studioproduktion.

Denn in Wahrheit ist das, was einem da die Ohren grundreinigt, ja nicht zufällig dahingeschreddert, sondern alles vielschichtige, anspruchsvolle Musik, die sich ganz bewusst ihren Plätze zwischen Postrock-Symphonie und Grundrauschen sucht - und sich von dort aus so tonnenschwer auf uns kleine Menschlein stürzt, dass ich mich in dem Tagtraum wiederfinde, die Swans würden in Wacken spielen. Wieviele tausend Metaller würden sich dort wohl vor Angst in die Hosen kacken?

Kontrolliert und dirigiert wird alles von Michael Gira, der minimale Riffs zu Ritualen macht und die überlangen Stücke wie der Zeremonienmeister eines Kultes zelebriert.

Was seine Schwanenkirche mit meiner Seele letztendlich anstellen will, weiß ich zwar noch nicht, doch ich bin zum Jünger konvertiert, so viel steht fest. Obwohl ich ja ohnehin schon lange ein Freund kakophonischer Katharsis bin, hat dieser Abend im Kampnagel mein Musikverständnis noch einmal um einige Meter erweitert.

Und was kann man von einem Konzert mehr erwarten?


Setlist:

  • To Be Kind
  • Avatar
  • She Loves Us
  • Coward
  • The Seer
  • Nathalie
  • The Apostate

2012-11-22

SWANS - The Seer

Beim Review zur neuesten Magma-Scheibe hatte ich ja um einen zentralen Begriff meditiert, nur um festzustellen, dass er auf das besprochene Album eben nicht anwendbar war.

Zum Ausgleich packe ich dafür aber nun einen Brocken auf den Tisch, der wie kaum etwas anderes, was jemals durch den Tinnitus in mein Ohr gedrungen ist als Synonym und Klangwerdung eben jenes Begriffs verstanden werden kann.

Das Wort: MONOLITHISCH

Das Album:

SWANS - The Seer (2012)

Außer "monolithisch" fällt mir auch keine Beschreibung ein, die einen Leser ernsthaft auf das vorbereiten könnte, was ihn in diesem auf zwei CDs verteilten, zweistündigen Magnum Opus der Swans erwartet. Zumindest glaube ich das. Versuchen will ich's natürlich trotzdem.

Am hilfreichsten ist selbstverständlich, die Band um Meisterhirn Michael Gira bereits zu kennen. In dem Punkt muss ich zugeben, noch große Defizite zu haben, da sie mir in erster Linie als maßgeblicher Einfluss von Godflesh- und Jesu-Macher Justin K. Broadrick und anderer Projekte aus der personellen Napalm Death-Verwandschaft (z.B. PainKiller) ein Begriff sind, und ich aus ihrer Album-Diskographie bislang einzig "Great Annihilator" inhaliert habe.
Und auch Archive haben natürlich von Zeit zu Zeit ihre schwanenhaften Momente. Ganz zu schweigen von der extremen Doom-Szene, in der es von Swans-Jüngern gewiss wimmelt.

Dass ich es dennoch wage, mit diesem Marginalwissen vom Schaffenshöhepunkt der 1982 gegründeten Band zu sprechen, hat einen ganz einfachen Grund, und der kommt - in möglichst großer Lautstärke - aus den Boxen gedröhnt, gekrochen, gescheppert, geflüstert und explodiert. Es ist rational kaum festzumachen, doch es quillt dem Album einfach über die gesamte Länge aus allen Poren: "The Seer" kann und darf nichts anderes sein als die absolute Kulmination eines abgründig visionären Musikerdaseins.

Dabei ist es müßig, einzelne Stücke besonders herauszuheben, denn egal ob in kleinen Folkballaden wie "Song for a Warrior" und "The Daughter Brings The Water" oder massiven Ungetümen jenseits der 20- und sogar 30-Minuten-Grenze wie "The Apostate" und dem Titelsong: "The Seer" funktioniert nicht als Sammlung von Liedern, sondern als unabhängig von der musikalischen Form immer gleichsam intensives Gefühlskaleidoskop. Und der Schwerpunkt liegt dabei eindeutig am finsteren Ende des Spektrums.

Wechsel geschehen oft abrupt und radikal, Geräusch wird zu Musik, wenn man es schon gar nicht mehr erwartet. Das ist kein traditionelles Songwriting, sondern Collage.

Die Texte dazu sind sind Psalme und Mantren, verdichtet, oftmals gleichklingend und repetiv, nichts für das Poesiealbum.

Und das Ganze ist in dieser Form verdammt einzigartig -  monolithisch eben.

Das Cover passt auch zum Inhalt: Das alptraumhafte Spiegelbild einer nachtschwarzen Seele.


Als Fazit der Rezension kann ich nur die Swans selbst zitieren:

"We're on a ladder to God.
We're on a ladder to God.
We are blessed!
We are blessed!
Fuck!
Bliss!
Fuck!
Bliss!"

Um die Kür eines Albums des Jahres werde ich mich für 2012 wegen zu starker Auswahl wohl voraussichtlich drücken. Ansonsten wäre "The Seer" auf jeden Fall ein ganz heißer Kandidat!

Es ist nun schon fast wieder mitten in der Nacht, das Finale des letzten Stücks fliegt mir um die Ohren und lacht mich aus, wie ich jetzt denn wohl Schlaf finden soll.
Mal sehen, wie es mir morgen um diese Zeit erst geht. Heute Abend sehe ich die Herrschaften nämlich livehaftig in Hamburg...


Anspieltipps: A Piece Of The Sky, The Seer, Avatar, Lunacy, The Apostate

2012-11-04

MAGMA - Félicité Thösz

Ok, was die Faktentreue angeht, war mein letztes Review wohl etwas öhm... undiszipliniert.

Aber das gleichen wir jetzt schön wieder aus. Denn für eine Magma-Rezension gibt es ja zum Glück ein paar ganz klare Regeln.


MAGMA - Félicité Thösz (2012)

Zunächst gilt es, die Grundlagen aufzufrischen. Wie sehr man dabei ins Detail geht, liegt im eigenen Ermessen, je nachdem wie man den Kenntnisstand der Leserschaft einschätzt. Drei Begriffe müssen dabei aber zwingend genannt werden: Christian Vander, Zeuhl und Kobaïa.

Der französische Schlagzeuger Christian Vander gehört zu den wenigen Menschen, die mit Recht für sich in Anspruch nehmen können, ein originäres Musikgenre begründet zu haben. Dies geschah vor über vierzig Jahren, und das aus Versatzstücken der Klassik, Jazzfusion und des Progrock zusammengerührte, eigenwillige Gemisch nannte er Zeuhl.
Der Begriff stammt aus dem Kobaïanischen, der von den Kobaïanern, also den Bewohnern des Planeten Kobaïa gesprochenen Sprache, in der auch die Texte Magmas verfasst sind, welche von der Geschichte eben jenes Planeten handeln.

Das liest sich dann beispielsweise folgendermaßen: "Ô rindöh tendëï ẁëh sündi / Ïüwa sïn dö ẁïr tendëïa / Ô ẁërïssï dëhn / Doẁï ïošaah / Kobaïa ïss tendiwa"

Der Gesang ist meistens choral und wiederholt sich oft in geradezu hypnotischen Schleifen. Überhaupt ist das repetive, einhämmernde Element auch in der Musik sehr wichtig.

Die Wirkung, welche dadurch erzielt wird, führt wiederum zu der absolut zentralen Vokabel, die in einem Magma-Review unausweichliche Pflicht ist, und deren Nicht-Benutzung in der Rezensentenhöllehöllehölle mit ewiger Wolfgang-Petry-Beschallung bestraft wird:

MONOLITHISCH


Das Problem ist nur: "Félicité Thösz" ist ein (für Magma-Verhältnisse!) äußerst zugängliches und gerade zu lebensbejahend beschwingtes Stück Musik geworden, das man ausgerechnet mit jenem Pflicht-Attribut einfach nicht belegen kann.

Das Gewicht der einzelnen musikalischen Zutaten hat ja immer variiert, doch dieses (mit knapp über dreißig Minuten leider nicht mit einer monolithischen Spielzeit gesegnete) Werk führt weiter, was schon in einzelnen Passagen des Vorgängers "Ëmëhntëhtt-Ré" angedeutet wurde und hat schon Züge eines Musicals.
Das ist glücklicherweise nichts Schlimmes, da einfach immer noch genügend kauziges, virtuoses, unverkennbar unfassbares Magma drin steckt.

Nur eben diesmal nicht monolithisch.

So gesehen ist das Album (oder doch eher die EP?) für den Fan eine durchaus sehr schöne Sache, wer als Neuling jedoch wissen möchte, was bei den  französischen Zeuhlisten wirklich Sache ist, für den ist das erwähnte "Ëmëhntëhtt-Ré" sicherlich ein besser geeigneter Einstieg.

Anspieltipps: Félicité Thösz

2012-11-03

Ein Buch! Ein Buch!

Ich habe auf Lulu ein kleines, aber feines, 100seitiges Buch veröffentlicht, welches ab sofort on demand bestellen werden kann!

Das Thema hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, aber das mach die Serie ja nicht schlechter, oder?




Ein weiteres Fotobuch mit neueren Bildern ist übrigens in Arbeit! Ich befinde mich da allerdings noch in der Auswahlphase und möchte deshalb noch nicht allzuviel verraten...

2012-11-02

DIE ÄRZTE - Ist das noch Punkrock? / LATERNEN-JOE

Damals nach dem Krieg, unter Adenauer, haben sie den Punk erfunden. Doch spätestens als die ganze Welt gebannt verfolgte, wie der lustige Astronaut Lance Armstrong gedopt bis zum Trompetenmundstück zum siebten mal auf dem Mond landete, war es aus mit der Ärzte-Seligkeit.
Von da an gab es von den ehemals supersiffigen Vorzeigepunkern nur noch uninspirierten Kommerz-Reggae. Auf dieser traurigen Kommerzschiene fahren Bela, Farin und Rod leider noch heute.

Der Titel der dritten Singleauskopplung des Albums "auch" ist angesichts dessen natürlich der blanke Hohn...


DIE ÄRZTE - Ist das noch Punkrock? / LATERNEN-JOE (Split-Single) (2012)

Würde man nur die A-Seite dieser CD zählen, bräuchte sie natürlich keine Sau. Seit Hitler sich im Bunker-Bunker unter seinem Bunker hat kryonisch einfrieren lassen, machen Die Ärzte ja nichts anderes mehr als diese elende Dancehall-Scheiße...

Eines muss man ihnen jedoch bei allem berechtigten Hass zugute halten: Wahrscheinlich weil sie ihre vom Kaviar fett gefressenen Ärsche nicht für mehr als einen einzigen Song aus den Luxus-Designersesseln hochbekommen konnten, haben sie die B-Seite von "Ist das noch Punkrock?" einer echten Kultgruppe überlassen, die tatsächlich noch weiß, was Punkrock ist:

 
Laternen-Joe polieren den zurecht in der Gosse gelandeten, abgehalfterten Pseudopunks mal so richtig die Fresse und verschütten literweise Dosenbier, während sie auf ihrem Grab pogen!

Und so steht auf dieser Split-Scheibe eine Die Ärzte-Pop-meets-Klassik-Charity-Schnulze viermal echtem Punk gegenüber.

Unterm Strich lohnt es sich also schon, sich dieses Ding zu kaufen klauen.

In diesem Sinne:

"Laternen-Joe - so heißt die Mancht im Universum. Und so heißt auch eure Lieblingsband."  (Laternen-Joe, "Hymne wider Willen")


Anspieltipps: alle Punkrock-Stücke auf der LATERNEN-JOE-Seite

2012-11-01

ARCHIVE live in den Docks, Hamburg (31.10.2012)

Wie gut, dass es das Internet gibt! Und wie gut, dass meine Anreise zum Archive-Konzert in Hamburg nicht so weit war, wie jene für Laibach im September... Dann hätte mir nämlich auch das Internet am Montag nicht geholfen. Das Gerücht geht um, die Band habe etwas falsches gegessen. Wie auch immer, das Konzert wurde kurzfristig wegen Krankheit abgesagt, aber zum Glück nur zwei Tage später nachgeholt.

Pünktlich nach der Tagesschau legte das mit allen vier Lead-Sänger(inne)n des aktuellen Albums "With Us Until You're Dead" angerückte und somit auf der Bühne bis zu neunköpfige Kollektiv mit einem unerwartet brachialen Intro los, ehe Pollard Berrier gleich im Opener "Wiped Out" für mächtig Gänsehaut sorgte.

Es folgte ein Set, das fast das gesamte aktuelle Album, aber auch genügend ältere und sogar zwei brandneue, noch unveröffentlichte Songs enthielt, und bei dem auch die Bühnenpräsenz der Mitglieder ziemlich gerecht verteilt war.
Besonders umjubelt wurden dabei die Auftritte von Maria Q, ebenso wie die aktuellen Video-Auskopplungen "Violently" und "Hatchet" mit Neuzugang Holly Martin am Mikro, und bewährte Klassiker wie "Fuck U" oder "Dangervisit".

Streng genommen verbietet es sich aber schon fast, Highlights zu nennen, wurde man doch über die gesamte Konzertlänge von der einzigartigen Electronica/Postrock/Prog-Mélange Archives in verzückte eskapistische Sphären entrückt.

Schade war für mich, dessen erstes - und garantiert nicht letztes - Archive-Konzert dies war, eigentlich nur, dass der epische Showeröffner "Lights" gar nicht und "Again" nur in einer abgespeckten Akustikgitarrenversion, die zwar wunderbar begann, dann aber die meiner Meinung nach besten Stellen des Songs vermissen ließ, gespielt wurden. Kürzen ist halt immer blöde. Vielleicht lieber ein Medley? Ich bin mir allerdings der Problematik, die Longtracks jenseits der Zehn-Minuten-Grenze für die Gestaltung einer Setlist bedeuten, bewusst und sehe diese Variante von daher schon ein.

Als Ausgleich gab es als letzte reguläre Zugabe dafür ja auch den auf der "Live in Athens"-DVD fehlenden Titelsong von "Controlling Crowds" auf die Ohren!


Und wohl auch als Entschuldigung für die Umstände, die die Konzertverlegung einigen Besuchern gemacht haben dürfte, wurde der Abend dann mit zwei weiteren musikalischen Sahnehäubchen odendrauf abgeschlossen, womit das Konzert meines Wissens nach das bisher der längste der Tour gewesen sein müsste.

Was will man noch mehr?


Fazit: mind = blown


Und als Bonus an diesem Super-Musikabend habe ich auf dem Hinweg bei Hoeffner sogar noch ein paar passende Rahmen für ein paar der Fotos aus der Fanta-4-Deluxe-Box gefunden. ;)



Setlist:

  • Wiped Out
  • You Make Me Feel
  • Sane
  • Interlace
  • Stick Me In My Heart
  • Conflict
  • Violently
  • neuer Song
  • Again (Akustikversion)
  • Fuck U
  • Pills
  • Black And Blue
  • Dangervisit
  • Damage
  • Rise
  • Silent
  • Hatchet
  • Controlling Crowds
  • Twisting
  • Kings Of Speed

2012-10-28

ARCHIVE - With Us Until You're Dead

Nun mal wieder zu einer Band, die sich ganz schwer adequat beschreiben lässt. Es hilft nichts: Man muss die Musik von Archive einfach erleben.

Und da ich das ja morgen in Hamburg endlich zum ersten Mal live tun werde, haue ich hier doch vorher nochmal ein paar Worte zum betourten Album raus.


ARCHIVE - With Us Until You're Dead (2012)

Nach "Controlling Crowds, Parts I-III" plus "Part IV" ist es wieder ein Konzeptwerk zu einem ganz großen Thema geworden.
Es ist - Achtung, angeschnallt! - die Liebe!

Klingt gefährlich, ist es aber nicht. Liebe hat nämlich verdammt viele Seiten, von denen einige auch ziemlich abgründig sind - Streit, Abhängigkeiten, seelischer Missbrauch, Schmerz... Trotz einiger heller Momente ist "With Us Until You're Dead" demnach alles andere als ein Schmusepop-Album geworden.

Archive sind also nach wie vor sie selbst. Nur mit tieferen Emotionen als zuletzt, was Pollard Berrier, Dave Penney und Maria Q zu neuen gesanglichen Höchstleistungen antreibt.
Komplettiert wird das Gesangs-Quartett diesmal nicht von Rapper Rosko John, sondern von der jungen Sängerin Holly Martin, die mit "Violently" und "Hatchet" gleich zwei ganz zentralen Stücken des Albums ihre Lead-Stimme leihen darf.

Stark sind die Songs aber alle. Es zieht sich allmählich wie ein roter Faden durch meine Reviews, aber negativ zu beanstanden gibt es für mich auf diesem Album eigentlich nichts. Nur dem Booklet hätten Texte durchaus noch gut getan.

Und nun bin ich fast am Ende und habe noch kein Wort über den Musikstil verloren, hehe.

Auf facebook steht als Genre:
Trip Hop / Rock / Psychedelic / Soundscape / Shoegaze
Noch Fragen?

Ich bin dann mal gespannt, was mich morgen so alles erwartet. Mind = ready to be blown.

Anspieltipps: Violently, Twisting, Wiped Out, Hatchet, Conflict

Die Fantastischen Vier - MTV Unplugged II (Limited Deluxe Edition)

Der größte Vier-Fan auf dem Erdball bin ich sicherlich nicht, habe ich sie doch noch nie livehaftig gesehen und besitze neben einem Soloalbum von Thomas D., dessen Umsetzung nicht ganz an seine Ambition heranreicht, als einziges Studioalbum bisher nur "Viel".

Und dann natürlich das legendäre "MTV Unplugged" aus der Balver Höhle, bei dem Die Fantastischen Vier ganz dick aufgetischt und mit einem Riesenarsenal an Musikern ihrem Repertoire einen spannenden frischen Anstrich gegeben haben.

Zwölf Jahre später nun also die Fortsetzung. Die Messlatte liegt weit oben!

Als ich Anfang August sah, dass auf amazon zu einem vergleichsweise harmlosen Preis die handsignierte Box mit Doppel-Live-CD und DVD angeboten wurde, war es für mich auf jeden Fall gar keine Frage zuzuschlagen, obwohl noch gar nicht bekannt war, was ansonsten für Extras enthalten sein würden.

Seit ein paar Tagen ist die große, edle Box nun da...


DIE FANTASTISCHEN VIER - MTV Unplugged II (Limited Deluxe Edition) (2012)

Zunächst einmal leichtes Kopfschütteln. Warum lässt man eine exklusive Box vom Künstler signieren und klebt dann einen Aufkleber über eine der Unterschriften? Vor allem angesichts der Tatsache, dass das ganze Teil doch eh eingeschweißt ist und man die wichtigen Verbraucherinformationen auch außen anbringen könnte, finde ich das etwas schwach. Man ärgert sich ja schon oft genug über das gleiche Problem mit den FSK-Stickern bei DVDs. Zum Glück ließ er sich halbwegs sauber lösen, ohne allzuviel vom silbernen Edding mit sich fortzunehmen.

Im Inneren der Schachtel dann Bild- und Tonträger, ein großformatiges Booklet mit sämtlichen Texten, bei denen sogar Abweichungen von den Studioversionen-Lyrics berücksichtigt wurden, ein großes Bandposter und zehn Fotodrucke mit stimmungsvollen Liveeindrücken und Bühnenstillleben aus der Höhle.
Wie gesagt, ich bin jetzt nicht der Riesenfan, der sich nun komplett die Wohnung neu tapeziert, aber von den Fotos werden es drei oder vier wohl schon zusammen eingerahmt an meine Deluxe-Musikwand schaffen.
Wie große Teile des Artworks eher schlicht (nicht schlecht!) gestaltet ist das T-Shirt, welches mit Einheitsgröße L bei mir allerdings nur dazu taugt, dass der restlichen Boxeninhalt nicht hin- und herklappert.

Der zentrale Inhalt ist aber natürlich das Konzert, welches mit "Zugabe"-Rufen beginnt und sich tatsächlich sehr deutlich nicht als Wiederholung, sondern als Fortsetzung des ersten "MTV Unplugged" versteht.
Die Anti-Atomkraft-Overalls der Musiker und die Polohemden der Vier sind exakt identisch, als habe sich nur Thomas D. in der zwölfjährigen Pause mal eben rasiert, und es wird keiner der alten Songs erneut gespielt. Stattdessen gibt es fast nur Material der inzwischen erschienen Alben zu hören.

Und schon nach den ersten paar Stücken wird klar, dass Die Fantas in der Zwischenzeit deutlich an Souveränität beim Umarrangieren ihrer Songs gewonnen haben und sich instrumental und stilistisch noch eine ganze Menge mehr trauen. Wo das erste Unplugged insgesamt eher entspannt mit nur wenigen Ausbrüchen daher kam,  ist das 2012er Konzert noch mehr zur Achterbahnfahrt geraten, auf der fast alles passieren kann; mal abgesehen davon dass bis auf das Instrumental "Mission Ypsilon" überall gerappt wird natürlich.
Die Stücke mit Gospelchor und spanischem und lateinamerikanischem Feuer durch zusätzliche Gastmusiker sind nur die offensichtlichsten Beispiele für die musikalische Vielfalt.

Egal woran man es festmacht - z.B. an den noch gewagteren Streicher-, Bläser- und Backgroundgesang-Arrangements - "MTV Unplugged II" setzt seinem Vorgänger in jedem Punkt noch einen obendrauf.


Fazit: Besser hätten es die Herren Beck, Dürr, Rieke, Schmidt und ihre hervorragend besetzte Big Band nicht machen können. Ganz große Show, egal ob auf CD oder im Bild und in 5.1 auf DVD.


Auf letzterer gibt es übrigens als letztes Extra, das ich noch erwähnen muss, neben dem Konzert noch das obigatorische "Hinter den Kulissen"-Filmchen inklusive Auschnitten aus der Generalprobe vor Publikum zu sehen. Das muss man dann natürlich auch kucken, wenn man sich "MTV Unplugged II" schon gönnt - was ich hiermit ausdrücklich empfehlen möchte!


Anspieltipps: Populär, Geboren, Smudo in Zukunft, Was wollen wir noch mehr?, Fornika, Danke, Einfach sein

2012-10-27

MUSE - The 2nd Law

Hübsch buntes Cover - naja, könnte allerdings auch von Depeche Mode sein, für deren nächste Tour ich übrigens ein Ticket habe. Mann, war das Krieg.

Aber egal, es zählt ja ohnehin der Inhalt. Also des Muse-Albums, nicht des DM-Tickets. Dieses böse Abschweifen von mir auch immer...


MUSE - The 2nd Law (2012)

Im Großen und Ganzen stimmt schon, was mein Bruder über Muse sagt, nämlich dass sie sich in zwei Richtungen gleichzeitig entwickeln.
Zum einen werden die Songs immer catchier, anderseits werden exzentrische Spielereien und Auf-den-Putz-hauen im großen Stile dadurch nicht weniger - ganz im Gegenteil.
Natürlich lässt sich diese Regel nicht auf jeden Song anwenden, aber wie gesagt - im Großen und Ganzen eben.

Das erste was mir über "The 2nd Law" klar war, ist, dass mich das Album definitiv mehr kickt, als der leicht verkopfte und bemüht utopolitische Vorgänger "The Resistance".
Ob es die Bläser in "Panic Station", die Chöre im kämpferisch-schwülstigen Olympiasong "Survival" oder die Dubsteb-Attacken in "The 2nd Law : Unsustainable" sind - alle Extras und Experimente, ihren Sound weiter von einem gewöhnlichen Rocktrio zu entrücken, scheinen den drei Engländern ganz locker von der Hand zu gehen, klingen frisch, machen einfach Spaß zu hören.

Doch bei allen Klängen des neuen Jahrtausends, bleibt der vielzitierte Queen-Einfluss stets präsent: Immer wieder schleicht sich Brian May in Matthew Bellamys Gitarrenspiel und der ungezügelte Pathos Freddie Mercurys in seinen Gesang. Dazu kommt als Gemeinsamkeit wie gewohnt die unglaubliche Diversität an Genres, die im Laufe eines Albums zelebriert wird, ohne das Gesamtwerk je zerfahren wirken zu lassen.

Gerade im Bereich der Vielfalt setzt "The 2nd Law" neue Duftmarken, die bei aller kommerziellen Zugänglichkeit wohl auch den einen oder anderen Fan vor den Kopf stoßen mögen. Vor allem das letzte Drittel der Platte hat es diesbezüglich in sich. Wer würde beim ersten Hören schon ahnen, dass "Big Freeze" als neunter von insgesamt dreizehn Tracks der letzte "normale" Song ist, in dem Bellamy als Frontmann in typischer Stimmlage nennenswerten Text von sich gibt?

Darauf folgt mit der Ballade "Save Me" und "Liquid State" nämlich das überzeugende Leadgesangs-Debüt von Bassist Chris Wolstenholme im Doppelpack. Der Mann lässt einen durchaus an Porcupine Tree denken...

Track 12 und 13 bilden dann den zweiteiligen Titelsong, bei dem Bellamys Gesang eher instrumentalen Charakter hat bzw. bis zur Unkenntlichkeit robotisiert ist. Ansonsten dominieren bei "Unsustainable" Sprachsamples, während "Isolated System" insgesamt schon mehr Filmscore als Rockmusik ist.

Aber nun komme ich mal zu allem, was mir an "The 2nd Law" so gar nicht gefällt:














-








Hmm, nö. Nichts.

Muse haben wirklich alles richtig gemacht.

Auf der Bonus-DVD gibt's dann noch ein paar interessante Einblicke in die Aufnahmen. Ein kurzweiliges Making Of, das sich gute Momente aus der großen Produktion herausgepickt hat und einem nochmal richtig klar macht, in welchen Dimensionen hier gearbeitet wird.


Anspieltipps: Survival, Save Me, Panic Station, The 2nd Law : Isolated System

TORI AMOS - Gold Dust

Eine große Überraschung ist das Erscheinen dieses Albums im Grunde nicht. Nach ihrem letztjährigen klassisch inspirierten Meisterstück "Night of Hunters" ist Tori Amos ja nach wie vor bei der "Deutschen Grammophon" unter Vertrag, was ein Elektropop-Album ziemlich sicher ausschließt. Und die Idee, nach den Werken anderer großer Komponisten nun ihre eigenen Klassiker neu aufzubereiten, war natürlich naheliegend.

TORI AMOS - Gold Dust (2012)

Dass dieses schon bei vielen Künstlern bewährte, aber auch schon grandios gescheiterte Konzept bei Frau Amos generell in den richtigen Händen liegt, würde wohl kaum jemand mit etwas musikalischem Verstand ernsthaft bezweifeln. Zumal ihre Klasse als Komponistin einfach zu groß und dieses Metier für sie ja nun kein absolutes Neuland ist. Allerdings war dieses Projekt tatsächlich das erste Mal, dass sie live mit großen Orchester im Studio gearbeitet hat, also sicherlich auch kein mit links abgehakter Selbstläufer

Wie auch immer - das Resultat kann sich absolut hören lassen. Zwar entfernen sich die Arrangements niemals so drastisch von den Originalversionen wie beispielsweise ihre auf "To Venus And Back" konservierte Plugged-Variante von "Horses" oder ihre unzähligen Coverversionen anderer Künstler, doch mit Streichern, Pauken und Trompeten entwickeln sie schon noch eine andere Tiefe und Dynamik, zum Glück ohne sich dabei jemals vom Klangteppich begraben zu lassen. Kurzum: Besser lässt sich das "Hits mit Sinfonie-Orchester"-Konzept kaum umsetzen.

Wobei die Auswahl der 14 Stücke aus verschiedensten Schaffensphasen nicht nur "Hits", sondern auch ein paar Lieder aus der zweiten Reihe einschließt. Wie schon auf der wunderbaren "A Piano"-Sammlung liegt dabei schon ein leichter Schwerpunkt auf dem Debüt "Little Earthquakes", und manche Alben fehlen ganz. Doch dies ist wohl weniger fehlendem Potential jener Werke, sondern viel mehr schlicht der immensen Größe das Backkatalogs zuzuschreiben.

So gesehen ist der einzige Vorwurf, den man Tori Amos hier machen könnte, dass "Gold Dust" kein Doppelalbum geworden ist. Denn jeder Fan wüsste sicherlich noch zahlreiche Stücke, die er gerne im neuen Gewand gehört hätte. Mir fallen da z.B. spontan "I Can't See New York", "Datura", "The Beekeeper" und "Hotel" ein. Aber wer weiß? Vielleicht gibt es ja eines Tages eine Fortsetzung.

Als Bonus erhält die Special Edition, die ich besitze, neben einem schicken Digipack-Booklet mit Texten (immer lobenswert auch bei Veröffentlichungen mit schon bekannten Songs) eine kleine aber feine DVD, auf der sich neben dem Video zu "Flavor" auch ein Studio-Performance-Video vom Titelsong befindet, der mich in Bezug auf Toris Erscheinung etwas beruhigt hat.
In meinem letzten Review habe ich ihr ja schon ziemlich harsch ein trauriges Problem mit dem Altern in den vergangenen Jahren attestiert, doch angesichts dieser Aufnahme scheinen die schlimmen Bilder wohl eher dem maßlosen Umgang mit Make-Up und Photoshop als ernsteren Maßnahmen geschuldet zu sein.

Da sieht man mal, dass ich die Dame schon viel zu lange nicht mehr mit eigenen Augen livehaftig am Klavier gesehen habe! Aber hören kann und werde ich sie dafür ja immer reichlich. Dafür sorgt ja schon der Zufallsmodus meines RealPlayers, da Tori Amos aktuell hinter Laibach mit den zweitmeisten Tracks auf meiner Festplatte vertreten ist. Und ich habe noch nicht einmal alle CDs aus meinem Regal gespeichert. ;)

Anspieltipps: Flavor, Precious Things, Winter, Flying Dutchman, Yes Anastasia, Gold Dust

2012-10-26

Fliegt, Blätter, fliegt!

Wenn facebook und flickr keine animierten GIFs erlauben, dann eben hier. ;)


Aber ganz im Ernst:

Letzten Sonntag passte echt alles zusammen - Model, Wetter, Ort und Zeit.

Da klopf ich mir doch gerne selbst auf die Schulter und gratuliere mir dazu, die wahrscheinlich einzige Gelegenheit für so ein sonnig-buntes Herbstshootung so schön genutzt zu haben! ;)

Hier gibt es das (noch längst nicht komplette) Album dazu:

Der Ohlsen - View my 'autumn sunday' set on Flickriver

Und Film kommt ja demnächst auch noch...

Vielen Dank, Anja!

2012-10-16

VOIVOD live im Hafenklang, Hamburg (14.10.2012)


Nach Wacken 2010, Zürich 2011 und dem Doppelpack auf dem Roadburn Festival im April, war Sonntag doch glatt schon wieder mal Voivod angesagt!

Langeweilegefahr besteht für mich allerdings nicht im geringsten. Denn erstmal sind Voivod natürlich Voivod, und selbst mit einer Messlatte wie der legendären Dimension-Hatröss-Show mit der Livepremiere von "Jack Luminous" in Tilburg gilt nach wie vor: Irgendwie wird's trotzdem immer noch geiler.

Hamburg hat sich für Snake und Co. zu einem echten Heimspielpflaster entwickelt. Letztes Jahr wurden die Kanadier ja für eine weitere Zugabe von den Fans aus der Backstage gezerrt, und auch diesmal war das Set länger als der Tour-Durchschnitt, und die Begeisterung kannte am Schluss keine Grenzen.
Erst lange nach Einsetzen der Konservenmusik, als ein Roadie anfing, die Becken vom Schlagzeug zu schrauben, gaben wir vor der Bühne endlich Ruhe. ;)

Aber mal ehrlich: Wie kann man nach so einem Set (siehe unten!) wollen, dass der Abend zu Ende geht?

Den schon erwähnten 17-Minüter "Jack Luminous" werden Voivod nun natürlich nicht mehr los, nachdem sie ihn einmal aus der Kiste gelassen haben.
Dazu einige der größten Klassiker von "Killing Technology", "Dimension Hatröss" und "Nothingface", sowie drei Stücke der neuen Scheibe "Target Earth", die zum 30jährigen Bandjubiläum im Januar 2013 endlich erscheinen soll und stilistisch ganz klar an die Phase der eben erwähnten Alben anzuknüpfen verspricht.

Was soll ich noch sagen? Voivod ist einfach die ultimative Rock'n'rollcyberprogpunkmetal-Vollbedienung!
Zusätzlichen Respekt gebührt der Band angesichts der Tatsache, dass Snake mit Ripping Ribaches (Riesenwärmepflaster unterm T-Shirt) und Blacky extrem erkältet (nach der Show kaum ansprechbar) dermaßen souverän abgerockt haben. Da darf man sich aus Solidarität als Fan auch gerne nachher die Hände blutig klatschen.

Und nächstes Jahr sieht man sich dann hoffentlich auf der großen Jubiläumstour!

VOIVOD @ Hafenklang 2012


Setlist:

  • Voivod
  • Ripping Headaches
  • Target Earth
  • The Prow
  • Forgotten In Space
  • Mechanical Mind
  • Nothingface
  • Jack Luminous
  • Kluskap Okom
  • Psychic Vacuum
  • Overreaction
  • Tribal Convictions
  • Astronomy Domine
  • The Unknown Knows


2012-10-01

TENACIOUS D - Rize Of The Fenix

Für ein umfassendes Review genügen manchmal drei Sätze:

TENACIOUS D - Rize Of The Fenix (2012)

Hätte Rock'n'Roll einen Arsch, dann wäre es der haarige Hintern von Jack Black.

Nichts verbreitet im Heavy Metal mehr Furcht als die Frisur von Akustikgitarrentier Kyle Gass.

Das Cover ihres neuen Albums zeigt den Fenix, einen Feuervogel mit zufälliger Ähnlichkeit zu einem erigierten Penis.



Anspieltipps: Roadie, Rize Of The Fenix, To Be The Best, Deth Starr

2012-09-30

MOTORPSYCHO AND STÅLE STORLØKKEN - The Death Defying Unicorn

"We ventured to find the hollow earth
but all we've found are the hollows in our souls"

So kurz und knackig lässt sich die Handlung eines Konzept-Doppelalbums zusammenfassen. Und was für ein Album das ist! In der aktuellen Ausgabe des eclipsed schon jetzt auf Platz 90 der "150 Prog-Alben für die Ewigkeiten", wage ich mal zu behaupten, dass es mit den Jahren durchaus noch weiter nach vorne rutschen dürfte.

Bei mir persönlich rangiert der folgende Balanceakt zwischen Genie und Größenwahn jedenfalls dieses Jahr ganz weit vorne - mit ziemlich sicherer Stammplatzreservierung für die Ewigkeit.


MOTORPSYCHO and STÅLE STORLØKKEN - The Death Defying Unicorn - A Fanciful And Far-Out Musical Fable (2012)

Die Messlatte lag hoch. Ich hätte nach dem furiosen "Heavy Metal Fruit" von 2010 mit seinem epochalen Finale "Gullible's Travails" definitiv nicht mein letztes Hemd darauf verwettet, dass Motorpsycho da gleich mit dem nächsten Album einen obendraufsetzen würden.
Aber Pustekuchen! Die Norweger haben sich mit der Schwermetallfrucht tatsächlich nur warmgemacht für ein in der Rockmusikgeschichte wohl vergebens seinesgleichen suchendes Konzeptalbum.

Die von Homer, Melville und weiteren Autoren inspirierte Geschichte selbst ist ziemlich einfach und wird sprachlich meist auf das Wesentliche verdichtet. So reichen gleich zu Beginn beispielsweise das Instrumentalstück "Out of the Woods..." und drei Textzeilen, um die Vorgeschichte des Protagonisten zu erzählen, der beim Wildern erwischt und vor die Wahl zwischen Galgen und dem Dienst als Schiffsjunge gestellt wurde. Das ist große Lyrik!

Vom Rest der Handlung möchte ich nur soviel verraten: Das Schiff, auf dem er zwangsanheuert, gehört Edelmännern, die auf der Suche nach einem Eingang zur Hohlwelt sind. Die Reise gerät zu einer hoffnungslosen Odyssey zwischen Mahlstrom, Nebel und Flaute, an deren Ende die Besatzung in ihrer Not ihre Menschlichkeit über Bord wirft. Für den Helden heißt es nun: Meuterei!
Der Ausgang ist dann aber... überraschend.

Überwältigend ist es, wie diese Geschichte musikalisch erzählt wird. Ihr eigener - an sich ja schon zahlreiche Grenzen des Rock'n'Roll mühelos einreißende - Sound reichte dem Trio nämlich nicht aus.
So wurde als gleichberechtigter Komponist der Jazz-Keyboarder Ståle Storløkken an Deck geholt, und als weitere Gastmusiker wirken ein Mellotronspieler, das nur aus Bläsern bestehende Trondheim Jazz Orchestra, ein Solo-Geiger plus ein achtköpfiges Streicherensemble mit.

Dieses Aufgebot an Gastmusikern fungiert dabei niemals nur als Gimmick, das mal hier mal da den Hintergrund aufhübscht, sondern ist fast ständig im Einsatz und insgesamt absolut gleichwertig in die Arrangements eingebunden. Phasenweise bestimmt es sogar das Geschehen. Gerade die Bläser - sei es als geradezu riffrockender Satz in "Through the Veil" oder als erlösendes Saxophonsolo in "La Lethe" setzen dabei viele Akzente.

"The Death Defying Unicorn" wird so zu einer perfekten Mixtur aus wildem Progrock, Jazz und Klassik, wobei diese Elemente auch durchaus gerne alle auf einmal zu hören sein dürfen. Ohne Scheu vor ihrer eigenen Hybris türmen Motorpsycho mit Leichtigkeit alles übereinander, was ihnen zur Verfügung steht und verzichten dabei im Grunde nur auf eine Zutat, die gerade in Story-Konzeptalben sonst gerne eingerührt wird: Kitsch.

Stattdessen jazzrocken sich Hans Magnus Ryan, Bent Sæther und Kenneth Kapstad geradezu unverschämt cool und lässig durch ihren monströs ambitionierten Magnus Opus. (Zweimal "Magnus" in einem Satz, haha!)

Das heißt aber keineswegs, dass es keine stillen oder abgründigen Passagen gibt. Nein, gerade zu Beginn der zweiten Hälften schleppt es sich zeitweise geradezu quälend dahin. Doch gerade hier wird die eigentliche ganz große instrumentale Stärke des des Albums voll ausgespielt: Dort wo es keine lyrische Erzählung gibt - und der Instrumentalanteil ist sehr hoch -, dort reichen schon Songtitel wie "Sculls in Limbo" oder "Flotsam" alleine aus, um einen in Verbindung mit der Musik die Geschichte erleben zu lassen. Wellengang, Wetter und Schicksal - alles steckt tief in den Arrangements.

Es mangelt mir wahrhaftig an Superlativen, um "The Death Defying Unicorn - A Fanciful And Fairly Far-Out Musical Fable" gerecht zu werden.
Da ist es beruhigend zu wissen, dass den Herren ihr eigenes Genie wohl niemals zu Kopf steigen wird. Denn angesichts dessen, was sie hier aufgetischt haben, nehmen sich Motorpsycho erstaunlich wenig ernst, was sich u.a. im mal im von außen nicht zu erahnenden, wieder reichlich bekloppten Bookletcover ausdrückt.

Und dann ist da natürlich noch dieser super umständliche, seltsame Albumtitel, den ich so gar nicht mit der Geschichte zusammenzubringen vermag. Also entweder bin ich zu blöd, oder genau das ist volle Absicht. Ich gehe mal zu meinen Gunsten von letzter Möglichkeit aus...

Wie auch immer - das dem Tod trotzende Einhorn wird gewiss noch weit über dieses Jahr hinausstrahlen!
Ganz ganz riesengroß! 

Anspieltipps: Through The Veil, La Lethe, Into The Gyre, Mutiny!