Dabei sind die Veranstalter ansonsten wirklich lernfähig. Man schaue sich nur mal all die Änderungen der letzten Jahre an. Alles was den Leuten am vielzitierten "Zirkus" zu viel ist, wie z.B. Wrestling, Wet-T-Shirt-Contests, Feuerprollshow usw. schrumpft doch innerhalb von ein, zwei Jahren wieder auf ein erträgliches Maß zusammen oder verschwindet ganz. Das Wackinger-Gelände, welches letztes Mal unter einem lieblosen Durchlaufstationscharakter litt war z.B. diesmal auch wieder besser strukturiert. In diesen Dingen sieht man immer wieder deutlich, wie auf Kritik eingegangen und über Probleme nachgedacht wird.
Von daher gehe ich mal davon aus, dass den Machern das Booking-Problem durchaus selbst bewusst ist, sie aber einfach in Veträgen mit Labels und Agenturen gefangen sind und gar nicht anders können.
Das ist natürlich unbelegte Spekulation. Jetzt halte ich mich lieber an das, was ich sicher weiß, nämlich wie ich meine vier Festivaltage erlebt habe.
Grundsätzlich war der Ablauf jeden Tag, mir zunächst in Schenefeld ein Tetrapack Saft zu besorgen, um die ersten paar Luxusgetränke in Wacken zu sparen, dann meinen Bruder aus Mehlbek abzuholen, und dann offiziell ein paar nette wackener Einheimische zu besuchen, bei denen wir parken durften. Und nachts ging es dann wieder unter die heimische Dusche und ins richtige Bett. Auf Diskussionen, ob das noch Metal ist, lasse ich mich übrigens nicht ein. Man bleibt so auf jeden Fall eher auf dem Festivalgelände und sieht mehr Bands, als wenn man den ganzen Tag auf dem Campingplatz versauert.
Mittlerweile kann man ja schon einen Tag vor eigentlichem Festivalbeginn durchgehend Konzerte besuchen. Ich habe allerdings noch normal gearbeitet und es deswegen bei einem Einstimmungsbesuch am Abend belassen. Zunächst einmal hieß es, die Bändchenausgabe zu finden (warum nicht mehr am dorfseitigen Eingang?) und für die Full Metal Bag anzustehen, in der es diesmal übrigens überraschenderweise mal kein Frei.Wild-Merchandising zu finden gab! Dafür war mein Beutel aber total durchnässt, so dass ich alle Sachen aus Papier, die ich ohnehin weggeschmissen hätte, gleich wegschmeißen musste. Zum Glück ist die Regenjacke ja eingetütet, und die war auch das einzige, was ich an den folgenden Tagen sicherheitshalber dabei hatte.
Donnerstag:
Mein Konzerttag begann vor der Doppelbühne im Zelt mit den sehr unterschiedlichen
Metal Battle-Gewinnern aus Polen und Japan.
Gnida bretterten brutalen Oldschool-Deathgrind in die Riesensauna und mein Bruder und ich waren uns einig: Das war guter Jazz!
Im Auto hatten wir nämlich einen USB-Stick als DJ, auf dem ich u.a.
Jaco Pastorius,
George Benson,
Passport und jede Menge verwandtes Zeug gespeichert habe. Daraus war also gerade der Running Gag entstanden, alles in
Wacken als Jazz zu bezeichnen.
Und was machen die Wahnsinnigen von
Mysterious Priestess aus Japan? Beginnen ihr Set natürlich mit einem lupenreinen Jazz-Intro und machen uns so unseren Insiderwitz kaputt!
Die sehr jung wirkende Band wurde aber auch nach dem Intro für Normalmetaller nicht unbedingt zugänglicher, sondern frickelte einen stilistisch absolut schmerzfreien Over-the-top-Progmetal mit blackmetaleskem Gesang, in dem gerade Takte hohen Seltenheitswert hatten. Technisch erstaunlich versiert und von den Arrangements her stark übertrieben, sorgten
Mysterious Priestess für genauso belustigte wie beeindruckte Verwunderung. Es gibt schlechtere Publikumsreaktionen, siehe
MegaBosch...
Die weiteren Highlights spielten sich dann im Infield ab. Von
Annihilator wusste ich eigentlich nicht viel mehr, als dass sie Kanadier sind, Thrash Metal spielen, und das
Jeff Waters gerne rote V-Gitarren benutzt. Nun weiß ich auch, dass sie live richtig grmmpf...
geil sind (aaargh, verschwindet aus meinem Kopf,
MegaBosch!). Vor allem den Gesang fand ich sehr überzeugend.
Apropos überzeugender Gesang: Den gab es dann auch bei den ganz klassischen Hardrockern von
Thunder, die ich als Teenager bestimmt doof gefunden hätte. Aber man entwickelt sich ja zum Glück weiter. Der Stoff zum totalen Ausrasten war es zwar nicht, doch sehr gut gemacht und eine passende Einstimmung auf die danach auftretende Legende
Deep Purple.
Was soll ich zu
Deep Purple groß schreiben? Viel Hammond, viel Blues, lange Soli, riesige Hits, ohne die Rock- und auch Metalwelt eine andere geworden wäre... Legenden bei der Arbeit eben. Bin sehr froh, sie endlich mal gesehen zu haben. Jazz at its finest!
Danach kam dann der
Night-to-remember-Headliner
Rammstein.
Als echter Metalfan sollte ich
Rammstein ja hassen, weil die ja gar kein Metal sind, sondern nur laute, riffbetonte, harte Stromgitarrenmusik mit provokanten Texten spielen, also lupenreinen... ihr wisst schon... Jazz. Und das dann auch noch auf der "True Metal Stage"! Sakrileg!
Und als
Laibach-Fan müsste ich über
Rammstein, deren musikalische Identität zu großem Teil auf dem "Opus Dei"-Album der Slowenen beruht, eigentlich nur milde lächeln.
Mache ich aber nicht. Natürlich ist es komisch zu sehen, wie prominent das
Laibach-Kreuz hier geborgt wird, und natürlich liegt die inhaltliche Substanz beider Gruppen Welten auseinander.
Aber man muss
Rammstein einfach zugestehen, dass sie große Entertainer sind (Laufband für den Keyboarder = bester Bühneneffekt des Festivals) und mittelerweile auch so einige feine Songs im Repertoire haben. Ich würde sie mir zwar nach wie vor nicht auf einem regulären Tourkonzert anschauen, aber gut gefallen hat's mir schon.
Und das sage ich, obwohl ich sie nicht wirklich unter idealen Umständen gesehen habe. Wir hatten nämlich nach
Deep Purple die blöde Idee, uns vom linken Teil des Infields mehr in die Mitte zu bewegen und gerieten so in eine der fiesesten Menschenquetschen, die ich auf dem Open Air je erlebt habe. Da half nur, nach hinten raus zu flüchten und es außen herum zu versuchen. Und weil die Leute in der Mitte so dicht gedrängt standen und nachdrängelten, hieß "außen herum" nicht im hinteren Teil des Infields entlang zu gehen oder über den Vorplatz, sondern tatsächlich einen Bogen bis über den Campingplatz zu spannen!
Den Rest des Konzertes haben wir dann aber aus der ersten Reihe erlebt - der ersten Reihe des Movie Fields allerdings, wo es ein paar Songs dauerte, bis man den Sound einigermaßen verstehen konnte. Aber wie gesagt, mir gefiel es trotzdem.
Und dann war da natürlich noch der in der medialen Nachbetrachtung oder auf lächerlichen
facebook-Seiten wie "Wacken ist kein Heavy Metal" (*mimimi*) vollkommen übergewichtete Auftritt von
Heino.
Die Zeit die ich gebraucht habe, um zu überlegen, ob ich darauf überhaupt eingehe plus die Zeit, die ich nun tippe ist ja schon länger, als die zwei Drittel von "Sonne", die der Mann da auf der Bühne stand. Im Kontext einer Band, die textlich desöfteren mit schwermütiger volkstümlicher Romantik kokettiert, kann ich mir viele unlogischere Bühnengäste vorstellen. Und handwerklich besser als der - im Verhältnis zu den Leuten, die ihn tatsächlich miterlebt haben - noch viel übergewichtetere -
Auftritt von Roberto Blanco 2011 war er auch.
Ich sage also heute wie damals:
Kirche --> Dorf!
Viel erwähnenswerter finde ich den Abschluss des Konzertes, als
Till Lindemann auf einer Kanone reitend Schaum in die Menge spritze und es Konfetti regnete. Eine Minute später sprang nämlich mein Bruder plötzlich auf, und lief zehn Meter davon und fing einen einsamen Konfettischnipsel, der den ganzen weiten Weg über das komplette Infield bis zu unserer ersten Reihe zurückgelegt hatte. Was für ein Andenken!
Als ein Fan neidisch wurde, hat er es aber ganz großherzig in der Mitte geteilt.
Freitag:
Die "True Metal Stage" war u.a.
Powerwolf,
Sabaton und
Doro sei Dank an diesem Tag komplett verbotene Zone.
Dafür hatte es unser erster Programmpunkt auf der "Black Stage" um halb zwei hatte gleich in sich: Einmal Hirn durchschütteln mit
Gojira bitte! Wenn es
eine (relativ) junge Band mit absolut eigenständigem Signatursound auf dem Festival gab, dann waren es die Franzosen. Brutal, präzise und immer mit dieser leicht schrägen, intensiven Grundstimmung. Schwer zu beschreiben, manchmal auch schwer zu begreifen, aber ganz großes, unkonventionelles Kino!
Danach schauten wir mangels Pflichtterminen mal, wer so im Zelt spielte:
Dr. Living Dead bretterten mit Totenkopfmasken und
Mike-Muir-Bandana ein an
D.R.I. erinnerndes Hardcore/Thrash-Brett. Nett.
Die
Kamikaze Kings hatten sich angeblich sowohl dem Rock'n'Roll als auch dem Metal verschrieben, müssen aber dummerweise mal irgendwo gelesen haben, dass GoGo-Tänzerinnen, 80er-Jahre-Bühnenoutfits und testosterontriefende Sexprolltexte zwingend dazugehören. Klar, das ist alles auch ironische Partymasche, aber wenn man nur verwundert davor steht und sich nicht sicher ist, ob das da freiwillig oder unfreiwillig komisch ist, dann ist da ganze doch noch überarbeitungswürdig. Acht Punkte auf der
MegaBosch-Geilheitsskala.
Besser wurde es mit
Black Messiah, obwohl sich mir die ganze Musikrichtung
Pagan Metal nach wie vor nicht erschließt. Deutschsprachiger Röhrgesangsfolk trifft Black Metal. Aber warum zum Henker tut er das?
Gerade die Teufelsgeigerpassagen fand ich aber schon witzig. Und die Einsicht des Sängers, dass ein Fell als Bühnenklamotte in einem derart heißen Zelt nicht die beste Wahl ist.
Danach kam die einzige kleine Enttäuschung für mich.
Henry Rollins erzählte bei seinem Spoken-Words-Auftritt nämlich zu großen Teilen die gleichen Sachen wie letztes Jahr, als er seine Predigt allerdings sogar noch besser auf den Punkt brachte. Ich hätte wirklich gedacht, dass der Mann noch mehr Geschichten auf Lager hat. Trotzdem blieb ich sitzen. Man braucht schließlich auch mal etwas Pause, um sich zu sammeln für den Rest des Tages.
Zurück zur "Black Stage" - New York! Hardcore!
Agnostic Front! Nackenbrecherpogojazz! Sehr gut!
Manchmal ist er einem ja schon etwas zu immer und überall, aber dieses Jahr musste auch mal wieder ein kompletter Auftritt von
Mambo Kurt im Biergarten sein. Und jungejungejunge artete das aus!
Mambos Heimorgel und Gameboy rockten so dermaßen ab, dass sogar die Massen vor der Hauptbühne, auf der
Sabaton spielten, mitgingen! So sah es jedenfalls manchmal aus - ein kleiner eingebildeter Sieg in der David-gegen-Goliath-Klangschlacht der kleinen Biergartenbühne mit der gigantischen "True Metal Stage".
Der Mann in beige enttäuscht eben nie.
Jazz ist Trumpf!
Nach dieser Party ging's erstmals zur "Party Stage", auf der die alten Haudegen von
Corvus Corax (waren schon Mittelalter bevor es hip wurde) kräftig in den den Dudelsack und diverse andere Eigenbau-Instrumente bliesen.
Dieses Mal hatten sie tatsächlich kein Orchester dabei, wurden dafür aber bei vielen Stücken von der
Taiko-Gruppe
Wadokyo auf japanischen Riesentrommeln unterstützt. Wie immer machmal mit Längen durch zu viele Wiederholungen, insgesamt aber sehr mächtig und sehenswert.
Nun war es aber schon fast halb elf - höchste Zeit für
METAL Jazz!
Vorher bekam ich allerdings doch einen whoooooooooyeahhhgeiltollwichtigen VIP/Presse-Ausweis geschenkt. Ohne dazugehöriges Band hat der zwar keinen praktischen Nutzen, ist aber trotzdem hübsch.
Im proppevollen Zelt gab sich das kanadische Kult-Trio
Anvil die Ehre. Im Gepäck hatten
Lips und Co. Klassiker wie "Winged Assassins", "Mothra" und "Metal on Metal", neue Stücke von
"Hope In Hell" und einen Höllenpanzer voll Metalklischees wie viel zu langer Gitarrensoli (natürlich mit Dildo) und dem obligatorischen Drumsolo, eingebettet in das
"Juggernaut Of Justice"-Instrumental "Swing Thing".
Doch so ungerecht es manchen anderen Bands gegenüber auch sein mag -
Anvil dürfen das!
Und zwar nicht nur, weil sie es einfach irre gut machen, nein. Kaum eine andere Band strahlt solche ehrliche Freude am Metal aus und das springt ins Publikum über. Highlight des Tages!
Übrigens - ganz ohne Scheiß eine Original-Ansage von Lips:
"Enough with this Blues and on with the Jazz!"
Samstag:
Da ich am Vortag ja bei
Corvus Corax gewesen war, hatte ich vom - aus gesundheitlichen Gründen - vorzeitig abgebrochenen
Motörhead-Auftritt nichts mitbekommen.
Als Ausgleich dafür hatte ich nun das vergleichsweise exklusive Vergnügen beim Spoken-Word-Auftritt von
Anthrax-Gitarrist
Scott Ian zugegen zu sein. Neben ein paar Verwechslungsanekdoten und einer kleinen Fragestunde bestand sein Auftritt in erster Linie aus der von Comiczeichnungen unterstützten, epischen Erzählung seiner ersten Begegnung mit
Lemmy in einem londoner Pub und deren Folgen. Sehr lustig war es - und wir haben etwas gelernt: Lädt
Lemmy Dich zu einem Drink ein, sage
niemals "I'll have what you're having."
Nach etwas Überbrückung durch
Die Apokalyptischen Reiter, mit denen ich nach vor nur so mittelviel anfangen kann, gab es eine amtliche Death-Metal-Volldröhnung mit
Lamb Of God, was allerdings in meiner Erinnerung eher eine untergeordnete Rolle spielt. Genauso heftig wie die Mucke krachte nun nämlich der Regen auf uns ein! Schnell rein in die schwarze Regenjacke - und gleich ein großes Loch vorne hineingerissen, weil ich meine Mütze vor einem Windstoß retten musste. Dennoch war der Schutz besser als nichts und wir hatten weiterhin unseren Spaß.
Das Abtrocknen ging dann auch relativ schnell, nur an den Füßen blieb Sportschuh sei Dank dieses feuchtpelzige Gefühl, gerade neues mikroskopisches Leben zu erschaffen.
Als
Anthrax um siebzehn Uhr mit "Among The Living" und "Caught In A Mosh" ihre Thrash-Metal-Party starteten, konnten die Umstände gar nicht besser sein: Gute Laune, Sonnenschein und diverse Schlammpits, in denen sich jene Fans suhlten, die eh nicht mehr dreckiger werden konnten. Aber ihr kennt ja die Klischee-Fotostrecken. ;)
Die Band jedenfalls ging richtig ab, vor allem
Joey Belladonna war in Topform. Und wer "I Am The Law" und das
Joe Jackson-Cover "Got The Time" im Gepäck hat, gewinnt ja sowie immer. Müsste ich mich für
einen Lieblingsauftritt beim diesjährigen
W:O:A entscheiden, dann wären
Anthrax wohl unter den beiden Spitzenkandidaten!
Wer war Kandidat Nr. 2? Der kommt noch noch...
Doch zunächst einmal ging es gleich weiter mit dem ebenfalls sehr sehr
geilen (puh, ich musste schon fast gar nicht mehr an
MegaBosch denken...) Konzert von
Danzig.
Bei
Danzig denke ich zunächst einmal an die tiefen Neunziger, an Kassetten, an ein beeindruckendes Konzert in den
Docks mit der damals ganz frisch angesagten Vorgruppe
White Zombie, an das
Dynamo Open Air 1994, bei dem ein Kumpel einen von zwei in die Menge geworfenen Drumsticks fing, der dann später im Tausch gegen einen
Pungent Stench-Stick aus der hamburger
Markthalle zu mir kam.
Und dann denke ich natürlich an
Glenn Danzigs instrumentales Düstermusik-Soloalbum "Black Aria", welches wir früher als viel zu oft verwendeten Soundtrack zum Rollenspiel
Das Schwarze Auge in und auswendig kannten.
Von diesem Werk kam natürlich auch das Intro, ehe der Muskelzwerg und seine drei Musiker mächtig losrockten. Ich hatte die Band ja seit Ewigkeiten nicht mehr gehört, so dass es immer wieder diese herrlichen
Ach-ja!-Momente gab, egal ob der Meister "Twist Of Cain", "Am I Demon" oder "How The Gods Kill" anstimmte.
Nach jenem Song war der
Danzig-Auftritt bis auf den Abschluss "Mother" eigentlich vorbei, denn es kam ein schwarzweiß bemalter Muckibudenfreund namens
Doyle auf die Bühne, mit dem Herr
Danzig vor sehr sehr langer Zeit, als ich noch einen flensburger Kindergarten besuchte, in einer gewissen Punkband gespielt hat. Und so freute sich die Meute über mehr als ein halbes Dutzend
Misfits-Klassiker, ehe wir mit der Jazzballade "Die, Die My Darling" in den Rest des Abends entlassen wurden.
Die Schatten wurden nun allmählich länger, und was gibt es besseres, um einen in die Dunkelheit zu geleiten als von Großmeistern ihres Fachs zelebrierten
Doom?
Candlemass kamen auf die "Party Stage" und bewiesen ganz klar, warum sie die Gruppe waren, auf die ich mich dieses Jahr am meisten vorgefreut hatte. Tonnenschwere
Black Sabbath-Riffs, fantastische Leadgitarren und mit
Mats Levén ein herausragender Sänger, der so ziemlich alles kann, was seine Vorgänger so drauf haben. Gänsehaut! Jeder Song war klasse, und doch war ich gerade von den Stücken des letzten Albums
"Psalms For The Dead" (u.a. "Prophet", der Titelsong und "Black As Time" inklusive nihilistisch philosophischem Intro) besonders angetan.
Und zum Abschluss durfte natürlich als dritter Zugabensong die Überhymne "Solitude" nicht fehlen. Ganz groß, was die Schweden da abgeliefret haben!
Wir sahen dann noch auf der Leinwand den Zugabenteil von
Alice Cooper, der bei "Poison" und "School's Out" showmäßig mächtig auf den Putz haute. Das Konzert hätte ich schon gerne ganz gesehen, aber eine ärgerliche Überschneidung muss es bei den vielen Bands ja immer geben.
Es folgten u.a. noch
Nighwish,
Rage mit Orchester und die unvermeidlichen Dauergäste
Subway To Sally. Die schenkten wir uns jedoch alle. Sicher spielten auch noch sehenswerte Bands (z.B.
Meshuggah), doch wir machten uns in dem Bewusstsein, dass wir die Highlights schon erlebt hatten (und es im T-Shirt noch ziemlich klamm werden könnte) sehr zufrieden von dannen.
Und so war es wieder wie so oft in den letzten Jahren: Große Enttäuschung bei den Bandankündigen, weil die richtigen Knaller so dünn gesäht sind und immer wieder die gleichen Nasen die Hauptbühnen beschallen - und doch hat man am Ende wieder jede Menge interessante, gute und mehr als gute Shows gesehen.
Mehr Jazz in dieser Zeit geht nicht!
In der Nacht von Sonntag auf Montag habe ich also gleich das
X-Mas-Ticket (Weihnachten, haha...) geordert. Über zweieinhalb Stunden Kampf und Krampf auf
Metaltix.de und mein Haupthaar ist doppelt so grau wie vorher.
Das, liebe Kinder, ist Jazz!
In diesem Sinne: Tschüß bis zum nächsten Jahr!
Bandwünsche, die mir gerade einfallen:
Atheist
Autopsy
Ayreon
Cynic
Dream Theater
Godflesh
James LaBrie
Motorpsycho
Psychotic Waltz
Swans
The Winery Dogs
Treponem Pal
Triptykon
Voivod
Müssen ja nicht
alle sein, aber ihr wisst ja, welches die sträflich vernachlässigten Acts sind...
.
.
.
Hmmm....
.
.
.
Soll ich?
.
.
.
Ok, ich kann's mir ja doch nicht verkneifen...
Man merkt, dass sich nach Jahren der Hofierung der Trend in der Mainstream-Presse leicht dreht. Plötzlich spielen sich Hardcore-Szeneorgane wie der
Stern oder der Fernsehsender
n.tv als Hüter des wahren
Wacken-Spirits auf und ziehen über die böse Kommerzialisierung her...
Früher hieß es schließlich stolz "sponsored by nobody".
Soso, ihr seid also Zeitzeugen des tiefsten "früher", welches mindestens 1991 gewesen sein muss. Denn vom Plakat und der Bühne meines ersten
Wacken Open Airs 1992 (Headliner
Saxon) habe ich noch deutlich ein prominentes Zigarettenmarkenlogo in Erinnerung.
Und den originalen, den echten
Wacken-Geist findet man nur noch im Dorf, wenn man mit den begeisterten Bewohnern spricht? - Sorry, aber bis auf die direkt eingebundenen Leute und den örtlichen Supermarkt, der nicht zufällig einem Herrn
Jensen gehörte, hat das Festival die Wackener (Gribbohmer, Holstenniendorfer...) doch anfangs gar nicht tangiert. Irgendwann war dann aber auch im Dorf mehr los und spätestens nach dem berühmten ersten
Onkelz-Jahr fühlten viele Bewohner sich
gestört.
Dann hat man jedoch miteinander geredet und vor allem hat man festgestellt, dass sich ja doch jede Menge Spaß haben und nicht zletzt auch Geld verdienen lässt... Und seitdem ist im Großen und Ganzen Friede, Freude,
Full Metal Village.
Der
wahre Wacken-Spirit ist für mich dann aber doch eher - so ungern ich es auch zugebe -, dass alle zwei, drei Jahre immer wieder
Doro und
Saxon spielen. ;)
In Artikeln dieser Art ist auch nach wie vor gerne vom
Jägermeister-Kran (wo?) und Wet-T-Shirt-Contests (ja, wo zum Teufel denn?) die Rede. Und natürlich vom "Wrestling-Zelt", in dem komischerweise zu 95 Prozent der Zeit Musik stattfindet.
Nicht dass die Journallie nicht auch ein paar Körner finden würde (Ja,
Captain Morgan und die immer gleichen Werbeschleifen nerven!), doch die meisten Sachen lassen sich ziemlich leicht auseinander nehmen.
Aber was soll's? Es geht ja doch in erster Linie darum, die Klischee-Fotostrecken mit Schlammzombies und Feuerwehrkapelle unterzubringen.
Peinlicher als jeden Pressebericht finde ich allerdings manche
facebook-Seiten (siehe weiter oben) und Foren, auf denen sich jene, die keine Karte bekommen haben oder einfach schon viel zu
metal sind der Lächerlichkeit preisgeben, z.B. in dem sie sich über genrefremde Besucher in weißen Anzügen und pinken Slippern aufregen...
Ich war zufällig live zugegen, als diese Fotosession stattfand, stand ein paar Meter weiter vorne. Das Bild ist also nicht, wie einige super tolerante Idioten, für die man sich als Metalfan nur schämen kann, ge
photoshopt. Anders als ihr Hasskappentastaturfresser waren die Leute auf dem Gelände nämlich tatsächlich alle ganz entspannt und haben den Herrn
Jan Delay nicht - wie ihr es bestimmt getan hättet - geköpft, gevierteilt und die Reste dann ausgepeitscht.
Anderseits kann ich euren Hass natürlich schon ein klein wenig nachvollziehen. Der Typ ist schließlich durch Beziehungen irgendwie
umsonst reingekommen.
Und ihr habt es schon wieder nicht geschafft, vor dem frühen Ausverkauf eurer Ticket zu bekommen.
Viel Glück für 2015!