Sometimes German, sometimes English. • The title of this blog used to change from time to time. • Interested in me reviewing your music? Please read this! • I'm also a writer for VeilOfSound.com. • Please like and follow Audiovisual Ohlsen Overkill on Facebook!

2016-01-07

In einem Loch im Boden, da lebte ein Ohlsen und schämte sich.

[leichte Spoiler sag ich mal]


Ja, ich habe etwas zu beichten... 


Zunächst einmal muss ich voranstellen, dass ich den ersten Teil der "Hobbit"-Trilogie schon in der kurzen Kino-Version sehr mochte, auch die albernen Passagen, was ich für mich immer ein bisschen dadurch erkläre, dass der Film ja Bilbos manchmal etwas ausgeschmückte Erzählung ist. (Um nicht zu sagen, dass die Buchvorlage nunmal für Kinder geschrieben wurde.)

Optisch gefiel mir der rauhere, auf Film gedrehte Look von "Der Herr der Ringe" zwar immer besser, doch "The Hobbit: An Unexpected Journey" war insgesamt ein klasse Popcorn-Streifen, an dem mich nur wirklich ärgerte, dass tolle Passagen des offiziellen Soundtracks durch unpassendes Recycling von "Herr der Ringe"-Themen ersetzt wurden.

(Und natürlich, dass "Game Of Thrones" den Darsteller für Gregor "The Mountain" Clegane an die Produktion verloren hat, jener Schauspieler aber letztendlich gar nicht im Film auftauchte.)

"The Hobbit: The Desolation Of Smaug" hat mir ebenfalls viel Freude bereitet, auch wenn man angesichts übertriebener, der Schwerkraft trotzender - und dadurch auch vollkommen unspannender - Over-the-Top-Slapstick-Action (ob in den Fässern, auf den Dächern von Esgaroth oder im Lonely Mountain) schon das eine oder andere Mal mehr mit den Augen rollen musste.


Beim dritten Teil ("Die Schlacht der fünf Heere") war ich jedoch nach dem Kinobesuch vollkommen enttäuscht bis entsetzt von dem wirren, kruden Zeugs, mit dem Peter Jackson da die Leinwand beleidigt hatte.

Aber man ist ja doch Komplettist. Wenn man schon alle Soundtracks besitzt (zum zweiten habe ich auch noch eine Kritik geschrieben), sowie natürlich die ersten beiden Extended Cuts, dann stellt man sich auch den Abschluss der Trilogie ins Regal.
Dort stand er auch ein paar Wochen, ehe ich mich vergangenes Wochenende an den kompletten "Hobbit"-Marathon machte.


Und nun meine Beichte:

Da ich mich immer noch so ärgerte, für den dritten Teil nun mehrmals Geld ausgegeben zu haben, hatte ich mir fest vorgenommen, danach hier einen hämischen Artikel im Buzzfeed-Stil zu schreiben:

10 Szenen, in denen "Der Hobbit" die Klasse des "Herrn der Ringe" erreicht.


Oder so ähnlich...

Dann eine Aufzählung eben jener Szenen, also z.B. der historische Rückblick im Prolog, Bilbos und Gollums Rätsel in der Dunkelheit, Smaug und der Meisterdieb... und am Ende dann die zugegeben müde Pointe, dass ich gar nicht auf zehn Szenen komme.

Ja, ich war halt sauer. Und ich habe es ja auch nicht gemacht. Denn nachdem ich nun auch den dritten Teil zu Hause im Extended Cut gesehen habe, muss ich verblüfft feststellen, dass sich meine Meinung zum Film radikal geändert hat!

Erstmal fällt zu Hause ja natürlich das unnötige 3D-Gedöns weg - und man kann den Film im O-Ton sehen, was in den Provinzkinos hier eher schwierig ist. Allein durch diese beiden Faktoren haben mir ja auch schon der erste und zweite Teil im Heimkino wesentlich besser gefallen.

Und natürlich gewinnen alle Mittelerde-Filme von Peter Jackson durch die zusätzlichen Szenen.
Nur hatte ich mir im Kino ja diesmal eher gewünscht, dass es einen kürzeren Schnitt gäbe, z.B. den Gravity Cut, in dem die Gesetze der Schwerkraft gelten.

Doch zurück vor den Fernseher: Auf die schlimmsten Momente war ich ja nun innerlich schon vorbereitet. Doch nun, eingebettet in zahlreiche neue Szenen, wirken sie plötzlich gar nicht mehr so schlimm. Klar, die Dune-Raketenwürmer sind nach wie vor nicht der strahlendste Jackson-Moment, aber dadurch, dass es nun vorher einen tatsächlichen Kampf zwischen Elben und Zwergen gibt, wirkt das Ganze nicht mehr so Schlag auf Schlag: *plopp* Hier ist das Zwergenheer! *plopp* Hier ist das Orkheer! Nein, die gesamte Schlacht - und die neuen Szenen sind ja zum allergrößten Teil Action-Erweiterungen der Schlacht - hat tatsächlich mehr Rhythmus und wirkt nicht mehr so konfus.

Die über den Mauerbrecher hinausgehenden Troll-Gags haben mich im Kino genervt. Jetzt gibt es noch mehr Trolle, und der wichtigste von ihnen - ich nenne ihn mal den Bofur-Troll - ist eigentlich die mitleiderregendste, tragischste Gestalt des gesamten Films.
Und dann war da ja noch die Sache mit Gandalfs von Radagast (permanent) geborgten und noch nicht eingegroovten Stab und der Entsorgung des lästigen Charakters Alfrid:





Doch, insgesamt sind die Trolle jetzt ok für mich.

Und dass die komplette ausgiebige Zwergen-Streitwagen-Sequenz in der Kinofassung gefehlt hat, muss man schon als skandalös werten. Als vollkommen übertriebene Verfolgungsjagd steht sie einerseits klar in der Tradition der Goblinhöhlen und der Fässer-Action in den vorigen Filmen, macht aber tatsächlich mehr Spaß als jene Stellen, was wohl nicht zuletzt dem höheren Gore-Anteil geschuldet sein dürfte. Aber sie ist trotz allem Gewusel und Gekrache auch irgendwie nachvollziehbarer. Ganz klar ein Highlight!

Die berüchtigten Anti-Schwerkraft-Szenen von Legolas, insbesondere der Jump and Run über die fallenden Steine, sind immer noch da, aber sie sind immerhin nicht mehr geworden - und tatsächlich sind sie ja gar nicht so lang, wie sie mir im Kino vorkamen. Da war der Olifant in "Die Rückkehr des Königs" durchaus zeitaufwendiger.

Legolas' Vater Thranduil bekommt ein bisschen mehr Screentime, und das ist auch gut so.
Die Elbin-Zwerg-Lovestory, welche ohnehin besser nur als entfernte Möglichkeit angedeutet geblieben wäre, wird zum Glück nicht erweitert.

Beorn ist etwas länger zu sehen, spielt aber nach wie vor keine Rolle, welche an seine Bedeutung in der Buchvorlage herankommt. Damit kann ich allerdings leben, denn man kann einem Riesenbären auch nur begrenzt beim Wüten zusehen, ehe es langweilig wird.

Bilbo, der als Titelheld und nicht zuletzt durch Martin Freemans fantastische Darstellung das Herz der Trilogie ist, bekommt zwar noch ein paar Momente hinzu, geht insgesamt aber doch ein bisschen in der Schlacht unter. Was allerdings in der Natur der Sache liegt (remember Merry und Pippin?) und im Buch noch viel extremer der Fall wäre, hätte Professor Tolkien die gesamte Schlacht nicht auf ein paar Seiten abgehandelt. Ist also auch ok so.

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit Bifurs Axt und dem einzigen von Bombur in der gesamten Trilogie gesprochenen Satz. Im Grunde klassischer Slapstick wie in Peter Jacksons Frühwerken. Er kommt davon halt nicht los:




Ok, eine kurze neue Galadriel-Szene war ein bisschen dick aufgetragen und dieser blödsinnige Verweis auf Aragorn am Ende nervt immer noch tierisch...

Aber solche Haare in der Suppe gab es in der "Herr der Ringe"-Trilogie ja auch reichlich.
Tatsächlich könnte ich Stunden, Tage, Wochen über die Unzulänglichkeiten der Verfilmung sowohl in sich als auch als Umsetzung des Buches lästern - und finde die Trilogie (natürliche rede ich auch hier von den finalen Extended Cuts) dennoch uneingeschränkt großartig!

Und im Grunde ist es bei der "Hobbit"-Reihe - auf etwas niedrigerem Gesamtniveau - genauso:
Man kann sich ewig und drei Tage über alles mögliche aufregen, aber am Ende ist es bei allen Schwächen doch einfach eine epische, sehr unterhaltsame Filmreihe mit fantastischen Darstellern und irre viel Liebe zu den Details der portraitierten Welt.


Nein, ich kann Peter Jackson einfach nicht dauerhaft pöse sein.

In diesem Sinne: Tschuldigung! ;)





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen