Manchmal frage ich mich als mittlerweile doch ziemlich fleißiger Hobbymusikrezensent ja schon, ob ich nicht zu viel Lob und Superlative in meine Texte einfließen lasse. Ist das überhaupt noch glaubwürdig? Und sofort darauf erinnere ich mich daran, dass ich für fast alle von mir besprochene Musik ja schließlich Geld ausgeben musste. Und neue Alben laufen damit in der Regel schon vor dem Kauf durch den Filter meines exzellenten Geschmacks.
Somit ist es sicherlich nachvollziehbar, dass hier selten Verrisse auftauchen.
Trotzdem frage ich mich gerade bei chronisch eher wenig beachteten Künstlern durchaus, ob es etwas bringt, immer wieder den selben Sermon zu salbadern, wie einzigartig und grenzgenial XY sind und wie charakterlich und als Mensch unvollkommen man ohne ihre/seine Musik ist. Jaja, Herr Ohlsen, wir haben kapiert, dass Du XY ganz dufte findest... *gähn* Poste mal lieber was mit Katzen!
Liserstille (auch unbekannt als Lis Er Stille), die im dänischen Brøckhuus mittlerweile einen eigenen Eintrag unter "sträflich unterbewertet" haben, sind mir am Freitag zum Glück entgegen gekommen und haben auf ihrer Bandcamp-Seite ein Livealbum veröffentlicht, welches alle Lobhudeleien bestätigt und von jedem Zweifler vor dem Download gestreamt werden kann.
Ich müsste also eigentlich gar nichts weiter dazu sagen, und könnte es dabei belassen, meine unbedingte alternativlose Kaufempfehlung abzugeben.
Aber das tue ich natürlich nicht.
Somit ist es sicherlich nachvollziehbar, dass hier selten Verrisse auftauchen.
Trotzdem frage ich mich gerade bei chronisch eher wenig beachteten Künstlern durchaus, ob es etwas bringt, immer wieder den selben Sermon zu salbadern, wie einzigartig und grenzgenial XY sind und wie charakterlich und als Mensch unvollkommen man ohne ihre/seine Musik ist. Jaja, Herr Ohlsen, wir haben kapiert, dass Du XY ganz dufte findest... *gähn* Poste mal lieber was mit Katzen!
Liserstille (auch unbekannt als Lis Er Stille), die im dänischen Brøckhuus mittlerweile einen eigenen Eintrag unter "sträflich unterbewertet" haben, sind mir am Freitag zum Glück entgegen gekommen und haben auf ihrer Bandcamp-Seite ein Livealbum veröffentlicht, welches alle Lobhudeleien bestätigt und von jedem Zweifler vor dem Download gestreamt werden kann.
Ich müsste also eigentlich gar nichts weiter dazu sagen, und könnte es dabei belassen, meine unbedingte alternativlose Kaufempfehlung abzugeben.
Aber das tue ich natürlich nicht.
LISERSTILLE - Midnight Wave (Live at Radar 2015) (mp3) (2016)
Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass es zusätzlich zu den Audioaufnahmen auch ein Video der ganzen Geschichte obendrauf gibt! Mit fast acht Gigabyte Dateigröße ist das mp4 schon ein durchaus respektables Datenmonster, welches ich mir gerne auf eine DVD ausgelagert habe.
Was es hier zu hören (und wahlweise auch zu sehen) gibt, ist in keiner Hinsicht gewöhnlich. Liserstille beweisen während dieses beinahe zweistündigen Konzertes, dass sich komplett in einem eigenen Universum befinden.
Und in diesem Universum kann eine kommerziell nicht wirklich gigantische, exzentrische Post/Progrockgruppe auch mal einen kompletten Club mittels Requisiten und Änderung der Beleuchtung bis in die Toiletten hinein im Blade Runner-Stil umdekorieren (zu sehen in diesem Behind the Wave-Video) und auch ohne Metallica-Budget auf einer rundum von Publikum umgebenen Bühne zu einem Mitternachtskonzert auftreten.
Man ahnt, dass das von allen Beteiligten mit sehr viel Liebe gestaltete Ambiente live noch beeindruckender gewesen sein muss und schon aufgrund der überschaubaren Größe der Location schwer abzufilmen war. Denn zu viele Kameraleute auf zu engem Raum könnten das Publikum und die gesamte Veranstaltung auch schnell stören. (Wenn sie denn überhaupt verfügbart gewesen wären.)
So konzentrieren sich dann auch relativ wenige Kameras eher darauf, die Stimmung einzufangen, als stets die komplette Bühne abzudecken und Close-Ups der gerade wichtigsten Musiker zu liefern.
Und das funktioniert - selbst wenn es Resultat äußerer Zwänge sein mag - auch ziemlich gut.
Das Drumherum muss gewirkt haben, denn die Stimmung, die sich während des Auftritts entfaltet, ist etwas ganz besonderes. Und dermaßen epische Sets spielen die Dänen ja auch nicht jeder Tage. Nein, dieses Herzenskonzert ist ganz klar als Highlight in der Geschichte der Band zu erkennen.
Im Zentrum steht natürlich das aktuelle Album "Empirical Ghost", doch auch die komplette "Flight Of Belljár"-EP und weitere ältere Songs, u.a. die durch die Verwendung des Kontrabasses herausstechenden Stücke von "Nous" finden ihren Platz.
Muss ich zur Musik noch etwas sagen? Zu den schwebenden bis komplett durchdrehenden Kompositionen? Zur rhytmischen und dynamischen Unberechenbarkeit der Gruppe? Zu den dramatischen Keyboards und dem magischen Wind-Synthesizer? Zum charismatischen Bowie-meets-Postpunk-Gesang? Dazu, dass der Drummer ein irrer Duracell-Junkie ist?
Nein, da hilft keine noch so gesunde Skepsis: Das hier ist allerhöchste Güte, Liserstille gehören einfach zum besten was man sich als Freund ebenso künstlerisch anspruchsvoller wie exzessiver Rockmusik derzeit ankucken kann!
Um einen facebook-Kommentar zu zitieren, der "Midnight Wave" im Grunde präzise auf den Punkt bringt:
Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.
Was es hier zu hören (und wahlweise auch zu sehen) gibt, ist in keiner Hinsicht gewöhnlich. Liserstille beweisen während dieses beinahe zweistündigen Konzertes, dass sich komplett in einem eigenen Universum befinden.
Und in diesem Universum kann eine kommerziell nicht wirklich gigantische, exzentrische Post/Progrockgruppe auch mal einen kompletten Club mittels Requisiten und Änderung der Beleuchtung bis in die Toiletten hinein im Blade Runner-Stil umdekorieren (zu sehen in diesem Behind the Wave-Video) und auch ohne Metallica-Budget auf einer rundum von Publikum umgebenen Bühne zu einem Mitternachtskonzert auftreten.
Man ahnt, dass das von allen Beteiligten mit sehr viel Liebe gestaltete Ambiente live noch beeindruckender gewesen sein muss und schon aufgrund der überschaubaren Größe der Location schwer abzufilmen war. Denn zu viele Kameraleute auf zu engem Raum könnten das Publikum und die gesamte Veranstaltung auch schnell stören. (Wenn sie denn überhaupt verfügbart gewesen wären.)
So konzentrieren sich dann auch relativ wenige Kameras eher darauf, die Stimmung einzufangen, als stets die komplette Bühne abzudecken und Close-Ups der gerade wichtigsten Musiker zu liefern.
Und das funktioniert - selbst wenn es Resultat äußerer Zwänge sein mag - auch ziemlich gut.
Das Drumherum muss gewirkt haben, denn die Stimmung, die sich während des Auftritts entfaltet, ist etwas ganz besonderes. Und dermaßen epische Sets spielen die Dänen ja auch nicht jeder Tage. Nein, dieses Herzenskonzert ist ganz klar als Highlight in der Geschichte der Band zu erkennen.
Im Zentrum steht natürlich das aktuelle Album "Empirical Ghost", doch auch die komplette "Flight Of Belljár"-EP und weitere ältere Songs, u.a. die durch die Verwendung des Kontrabasses herausstechenden Stücke von "Nous" finden ihren Platz.
Muss ich zur Musik noch etwas sagen? Zu den schwebenden bis komplett durchdrehenden Kompositionen? Zur rhytmischen und dynamischen Unberechenbarkeit der Gruppe? Zu den dramatischen Keyboards und dem magischen Wind-Synthesizer? Zum charismatischen Bowie-meets-Postpunk-Gesang? Dazu, dass der Drummer ein irrer Duracell-Junkie ist?
Nein, da hilft keine noch so gesunde Skepsis: Das hier ist allerhöchste Güte, Liserstille gehören einfach zum besten was man sich als Freund ebenso künstlerisch anspruchsvoller wie exzessiver Rockmusik derzeit ankucken kann!
Um einen facebook-Kommentar zu zitieren, der "Midnight Wave" im Grunde präzise auf den Punkt bringt:
"SHIT!! Next level!!"
Dem ist nichts weiter hinzuzufügen.
Anspieltipps: Zenith, Lyncher's Aim, Precognition, Myte, Lys Over Tid
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