Ok, tatsächlich war die Kassette einfach die erste Version, die mir unter die Finger geriet. Und natürlich wurden all die verschiedenen Formate mit unterschiedlichen Artworks ja erst so nach und nach bekanntgegeben, so dass der Superfan schön immer wieder und wieder vorbestellt. Bei mir ist es dann aber doch bei nur einer weiteren Version geblieben, zum einen, weil ich nach den Tapes von "Chemtrails Over The Country Club" und "Blue Banisters" nun doch einmal wieder eine LP von Frau Del Rey haben wollte. Zudem fand ich das Cover dieser pinken Version auch besonders schön. Neben der Version mit rosa Klamotte und Sideboob-Dekolleté - die sich allerdings wie alle Versionen auch bei der Auswahl fast aller anderen Fotos auf Gatefold und Plattenhüllen unterscheidet - ist sie auch nach wie vor meine Lieblingsvariante. Die imageprägende Zusammenarbeit der Sängerin mit Fotokünstler Neil Krug bleibt spannend und macht das Album zu einem Hinkucker. Da die Pressung auch nicht nur optisch überzeugt, sondern auch ordentlich klingt, liegt es also nur noch an Lanas Musik, welchen Gesamteindruck "Did You Know That There's A Tunnel Under Ocean Blvd" erweckt.
Überraschung: Das Album ist lang - und es ist gut. Und mal ehrlich: Die meisten Fans haben jetzt wahrscheinlich eh schon das meiste davon gehört. Deswegen spare ich mir große vollumfängliche Romane und beschränke mich im Wesentlichen auf eine grobe subjektive Einordnung anhand meines noch sehr frischen Eindrucks.
Schwierig genug... In der popkulturellen... örgs, man mag das Wort ja schon gar nicht mehr benutzen... Mainstream-Wahrnehmung scheint das Album den Doppelschlag von 2021 ja bereits in Beliebtheit eingeholt zu haben und eher an das sich größer anfühlende "Norman Fucking Rockwell!" anzuschließen. Was durchaus richtig ist, es für mich allerdings nicht automatisch besser als "Chemtrails" und "Banisters" macht, auf denen ich gerade die gröberen, schrägeren, überraschenderen Momente schätze.
Ok, jene hat das neue Album auch reichlich. Anders als auf den Vorgängeralbum funktionieren sie allerdings nicht alle hundertprozentig. Was angesichts der Experimentierfreude und des Gesamtumfangs von sechzehn Stücken aber leicht zu verschmerzen ist.
Und schwache Momente wie der Gast-Rap in "Peppers" (ich verstehe einfach nicht, was der Track von mir möchte; fühle mich wie ein Boomer) oder das sch... Autotune in "Fishtail" werden durch zahlreiche Highlights wieder wettgemacht.
Die Duette mit Father John Misty oder Stephen Colberts Ex-Bandleader Jon Baptiste, der natürlich auch ein beeindruckendes Piano beisteuert, sind erste Sahne. Auf Seite B leistet sich Del Rey den Luxus von gleich zwei langen Interludes. In einem Hören wir einen Prediger Judah Smith, während die Sängerin nur ab und zu kichert, und wenig später lauschen wir Lana und Baptiste, wie sie einfach nur jammen und Spaß haben.
Die meisten Songs sind tadellos, allerdings für mich weniger zwingende Ohrwürmer, was vielleicht aber auch daran liegen kann, dass hier mit viel Hall und überraschenden Wechseln zu fettem hip-hop-orientiertem Sound einfach mehr - und bewusst - überproduziert wurde. So dauert es hier vielleicht auch nur ein bisschen länger, bis sich alles erschließt und einprägt.
Selbst die gegen Ende zunächst schwächelnde Seite D endet mit einem zugegeben ziemlich nostalgischen Triumph, als der Rausschmeißer "Taco Truck" sich auf einmal in die ursprüngliche Version des "NFR"-Überfliegers "Venice Beach" verwandelt. Die hat zwar mit der epochalen Psychedelic-Gitarrentrip des Albums noch nichts zu tun gehabt, rundet die Ästhetik von "Did You Know That There's A Tunnel Under Ocean Blvd" jedoch verzüglich ab.