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2022-12-18

Denovali Morti Darkjazz Duett: MANSUR - Obscuras Flores / THE LOVECRAFT SEXTET - Miserere

Neulich kam doch mal wieder eine dieser Lieferungen aus dem Denovali-Shop, die nur bedeuten können, dass Jason Köhnen mal wieder aktiv gewesen ist oder wiederveröffentlicht wurde. Diesmal sind es zwei neue LPs, die allerdings gar nicht beide von Denovali selbst zusammengeklöppelt wurden. Doch dazu weiter unten mehr!





MANSUR - Obscuras Flores (clear vinyl LP) (2022)

Zunächst einmal hören wir in das bereits vierte, neue Studiowerk des Trios von Köhnen an Bass und Elektronik, Oud-Spieler Dimitry El Demerdashi und Sängerin Martina Horváth hinein.

Jene Typen, die unter jedem Facebook-Post des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles oder der Nachfolgeprojekte mit "Bring the band back together!" nerven, dürften hier so gut bedient werden wie lange nicht mehr. Zwar haben wir hier zumeist auch die etwas sparsame Instrumentierung und den ganz klar stärkeren asiatischen Einfluss (inklusive sogar etwas Kehlkopfgesang), doch wie dies mit anderen weltmusikalischen Einsprengseln und vor allem Köhnens elektronischen Drones und Rhythmen zusammenkommt, steht schon sehr deutlich in der Tradition des Ensembles. Und ist das schlecht? Nö, natürlich gar nicht, zumal der eigenständige Charakter von Mansur ja immer noch gewahrt bleibt. Und beim Jonglieren mit so vielen Unterschiedlichen Klangbaustellen ist die klare Abgrenzung der Projekte voneinander ja sicherlich nicht immer einfach.

"Obscuras Flores" ist wieder einmal eine kurzweilige, sich eindeutiger Klassifizierung zwischen Ambient, Folk und Avantgarde entziehende Erfahrung, die in mystischer Urkraft entspringt und sich in reiner Schönheit auflöst. Wundervoll.  








Soweit zum Yang. Das Yin dazu kommt in einer ganz finsteren Schattierung von schwarz:



THE LOVECRAFT SEXTET - Miserere (LP) (2022)

So düster ist das dritte Album dieses Projekts, in dem Köhnen sein Darkjazz-Konzept immer wieder mit anderen Genres und Ideen clashen lässt, geraten, dass es nicht mehr ins Profil von Denovali Records passte und stattdessen über Debemur Morti Productions, Heimat von Blut Aus Nord und ähnlich schwarzmetallischem Gebräu, veröffentlicht werden musste.

Auf dem Label sind natürlich auch White Ward zu Hause, deren Stil sich sehr treffend mit Bohren & der Club of Gore trifft Black Metal beschreiben lässt. Jene Kategorisierung passt nun auch hundertprozentig zu "Miserere" - dabei ist die Musik tatsächlich komplett anders.

Zunächst einmal fällt auf, dass das Tempo tatsächlich durch die Doomjazz-Komponente vorgegeben wird und es hier keine Blastbeats o.ä. gibt. Der Rhythmus wird in erster Linie von Köhnen, der daneben auch Orgel und verstärkte Saiteninstrumente bedient, am Kontrabass und mit subtilen elektronischen Sounds erzeugt. Hauptverantwortlich für den Bohren-Vergleich ist das wie schon auf dem diesjährigen Bong-Ra-Album "Meditations" von Colin Webster gespielte sehnsuchtsvolle bis gespenstische Saxophon.
Parallel sind jedoch fast durchgehend die mal bedrohlich nahen, mal weit entfernt im Hall versinkenden Schreie von Dimitris Gkaltsidis zu hören, die neben den sehr unterschwellig eingebetteten genretypischen Riffs die ständig präsente schwarzmetallischen Aura des Albums garantieren.
Die Krone wird dieser dichten Horrormelange jedoch durch seine neoklassischen und Gregorianischen Anteile aufgesetzt. Eugene Bodenstaffs Cello, noch mehr jedoch Lilian Tongs Soprangesang erheben "Miserere" zu einem machtvollen, mal furchterregenden, mal von himmlischer Hoffnung kündendem Erlebnis, für das der Begriff "cineastisch" mir fast noch zu klein scheint.

Kurioserweise war ich ursprünglich drauf und dran, The Lovecraft Sextet diesmal links liegen zu lassen, da ich beim ersten Reinhören wenig mit dieser BlackMetalDarkJazzKlassik-Messe anfangen konnte. Nun jedoch halte ich das nach dem 80er-Jahre-Ausflug "Nights Of Lust" zweite 2022er Sextet-Werk sogar bei aller Liebe für Bong-Ra für Köhnens essentiellstes künstlerisches Statement des Jahres.

Kerze an, in den knarrenden Schaukelstuhl des vollmondbeschienen Turmzimmers gesetzt, Lautstärke auf Kinopalastniveau und Nackenhaare hoch!  








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