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2022-12-11

BJÖRK - Fossora

Ok, nachdem ich nun einen Tribute-Sampler mit Jazzcovern von Björk besprochen habe, steht natürlich unübersehbar der isländische Elefant die isländische Elfe im Raum. Klar, ich habe zusammen mit jener CD natürlich auch noch ein anderes überfälliges Album gekauft, nämlich die Opernversion von "Vespertine" vom Orchester des Nationaltheaters Mannheim mit Hotel Pro Forma. Das ist aber bereits von 2019, weshalb ich es nicht mehr rezensieren werde...

Achso, ja. Björk selbst hat dieses Jahr natürlich auch ein neues Studioalbum rausgebracht: 

BJÖRK - Fossora (Digibook CD) (2022)

Ich tue mich ja immer ein bisschen schwer damit, über ihre aktuellen Werke zu schreiben. Letztendlich sind sie im Prinzip ja stets ähnlich: Björk kreiert einen speziellen, oft um einen ausgewählten Satz von Instrumenten zentrierten Klangkosmos, haut in diesem Rahmen irre große Kompositions- und Gesangskunst raus und zwingt einen doch immer wieder, sich die Gesamtheit zu erarbeiten. Selbst ein Album welches sich wie dieses hier als vorwiegend fröhlich und verspielt empfindet, geht nicht einfach von null auf hundert in Ohr oder Tanzbein, da Björk sich nach wie vor dickköpfig der Rückkehr zur großen Pophymne oder zumindest einem größeren Anteil von Stücken mit sofortiger Eingängigkeit verweigert. Und dies geschieht nicht aus Unfähigkeit, sondern ganz bewusst. Vermutlich eben gerade, weil sie Spaß daran, der einzige globale Popstar zu sein, der sich dermaßen musikalisch freigeistige Avantgarde erlauben kann.

"Fossora" verbindet Kammermusik aus Gesang, Klarinette und Streichern mit zumeist subtilem elektronischen Rhythmus oder Gewummer, lässt sich mitunter aber auch zu geradezu albernen Spielereien und sogar ein paar explosiven Gabber-Ausbrüchen hinreißen. Das ist die super vereinfachte Version. In der Realität der dreizehn Tracks, welche auch ein paar kurze Zwischenspiele wie "Mycelia", "Trölla-Gabba" oder das  isländische  Traditional "Fagurt Er Í Fjörðum" beinhalten, sieht das Ganze natürlich erheblich vielfältiger und anspruchsvoller aus. Inklusive Duetten mit ihren Töchtern Sindri und Isadora passieren enorm viele interessante Dinge - so viele, dass ich mir wahrscheinlich auch in einem halben Jahr noch schlicht zu doof vorkäme, um sie hier angemessen zu würdigen.

Paradoxerweise macht Björk ja letztendlich gar keine furchtbar intellektuell verkopfte Musik. Dazu steckt ja viel zu viel Emotionalität und auch Intimität in diesen Arrangements. Aber sie denkt und fühlt halt so speziell, dass es nicht immer eine leichte Übung ist, hinterher zu kommen.
Schätze und bewundere ich die Musik auf "Fossora"? Hundertprozentig! Aber werde ich diese sehr schick im Digibook präsentierte CD ähnlich oft hören wie die Werke aus der ersten Hälfte ihrer Solodiskografie - oder auch nur so häufig wie den "Björk In Jazz"-Sampler? Vielleicht überrasche ich mich ja, doch ich vermute eher nein.

Großartig, aber halt nicht für immer und überall.







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