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2022-12-27

Von der Ewigen Wiederkehr, Teil 2... QRIXKUOR - Zoetrope

Eigentlich habe ich's ja schon rezensiert...


Zumindest tauchte Qrixkuor's "Zoetrope" schon in meinen TOP 6 non-album releases des Jahres auf, genau genommen als meine drittliebste EP des Jahres. Eine Veil of Sound-Rezension von mir gibt es für diesen höllischen Vortex allerdings ebenfalls.

Doch bevor ich die englische Rezi einfach mal ganz stumpf direkt übersetze, werfen wir doch mal einen Blick auf das heute angekommene CD-Digipak und staunen - oder wundern uns. War es Absicht, weil man an einem geheimen Wettstreit teilnimmt, wer das unleserlichste Tonträgerbooklet veröffentlicht? Oder handelt es sich um einen Fehldruck?

Eines ist sicher: Auch wenn ich mir noch so viel Mühe geben würde, das Teil noch besser zu fotografieren, es ist wie es ist: Und das ist so gut wie komplett unkenntlich. Vielleicht einmal gegen's Vollmondlicht halten?


Diese EP besteht aus einem Track von vierundzwanzig einhalb Minuten Länge. Das könnte genau der Zeitraum sein, um zu einer zufriedenstellenden Aussprache des Bandnamens zu finden, die man für richtig hält. Qrixkuors orchestrales Death-Metal-Inferno ist jedoch nicht bereit, einem viele Verschnaufpausen zu gönnen, um in Ruhe über diese Frage nachzudenken.

Wir leben ja in großartigen Zeiten, um klassische Elemente in den Metal zu integrieren. Es gab Tage, da prahlten meist die Malmsteen-Typen oder die Streicher wurden vor allem als zuckersüßes Gegenstück zum „bösen“ Metal-Sound eher flach und unbefriedigend eingebracht. Und wenn es ernsthafte Versuche von Gruppen wie Celtic Frost oder Paradise Lost gab, deren eigene Fähigkeiten noch nicht so ganz mit ihren Ambitionen mithalten konnten, dann konnte man sicher sein, dass die angeheuerten Klassik-Musiker nur ihren Job machten und diesen Dilettanten hinter ihren Rücken in ihre Biere spuckten.*

Und wo sind wir heute? Wir haben ein ernsthaftes gemeinsames Interesse von Musikern aus weit voneinander entfernten Disziplinen des Metal, der klassischen Musik (und Jazz, Folk, Electronica usw.), wir haben Wegbereiter wie Imperial Triumphant und viele andere Gruppen des Black-, Death- oder Doom-Metal-Spektrums (z. B. Blut Aus Nord, Skythala, The Otolith), die aus allen Quellen schöpfen, wie sie gerade lustig sind, und klassische Parts als gleichwertig mit ihrer Rock-Instrumentierung behandeln. Auf der anderen Seite schreibt Cellistin/Komponistin Jo Quail eine rein neoklassische Suite ohne Gitarren oder dergleichen, die aber immer noch stark von Metal beeinflusst ist.

In dieser Umgebung erscheint Qrixkuors 2021er Album "Poison Palinopsia" nicht vollständig von einem anderen Planeten zu stammen. Der ambitionierte Maßstab ihres abgrundtiefen Blackened Death Metal, der in zwei unerbittlichen Suiten von jeweils vierundzwanzigeinhalb Minuten Länge präsentiert wurde, war jedoch immer noch ziemlich gewaltig anzuschauen.

Ja, wir alle erleben hier gerade ein kleines Déjà-vu, weil ich genau diese Spieldauer schon einmal erwähnt habe. Sind es magische Eigenschaften oder basiert die Entscheidung zu dieser Länge auf der Kapazität einer Schallplattenseite? Wie dem auch sei, irgendwie fühlen sich die Todesbriten offensichtlich davon angezogen, wenn sie ihre Mission nun erneut in genau diesem Umfang mit diesem ebenso gigantischen Stück namens „Zoetrope (Psychospiritual Sparagmos)“ fortsetzen.

Und Qrixkuor verschwenden keine dieser doppelten Dutzend Minuten Zeit, sondern überfluten einen unmittelbar mit einem überwältigenden Tsunami von allem, worum es bei ihrem einzigartigen Sound geht, gepaart mit der unausgesprochenen, aber unmissverständlichen Ankündigung, dass es dieses Mal noch mehr von allem geben wird! Ihr ahnt es schon, denn sonst wäre meine Einleitung ja verschwendet: Am stärksten aufgeputscht ist der symphonische Teil, der schon auf dem Vorgängeralbum prominent präsent war, nun aber um die Vorherrschaft in (Dis)Harmonie und schierer Lautstärke kämpft, in direkter Konkurrenz zu mehreren Schichten von Riffs, ständig präsenten kranken Leadgitarren und höhlenartigen Growls auf einem Schlachtfeld, das unter einem Erdbeben von Blasts und Doublebass-Beats erzittert.

Angesichts der Tatsache, dass die Produktion erfolgreich auf eine chaotische Sinnesüberwältigung mit verheerender Lovecraft-Horroratmosphäre abzielt und den klanglichen Overkill von Esoctrilihum mit dem Grottenhall von Grave Miasma mischt, ist eigentlich ziemlich bemerkenswert, nicht nur, wie kraftvoll und zielstrebig das Ganze klingt, sondern auch auch, wie erkennbar zumindest die meisten Instrumente sind, wenn man sich darauf konzentriert, sie zu identifizieren - was nicht immer einfach ist, weil man dafür seine Wahrnehmung gegen die reine Wucht dieses Höllenstroms stärken muss. 

"Zoetrope" ist ein blutrünstiges Alpha-Biest einer EP, wahrscheinlich eine der besten, die uns dieses Metal-Jahr beschert hat. Dissonanter und Oldschool-Death Metal mit Black-Metal-Ästhetik zu einem rasenden Rausch des kosmischen Wahnsinns wirbelnd, bietet es nicht nur Meisterklasse auf Augenhöhe mit den Größten in dieser besonderen stilistischen Nische, sondern es ist auch ein veritables Werkzeug, um all die unzähligen kitschigen Grausamkeiten in kleinste Stückchen zu zerhämmern, die wir  unter dem Banner des „Symphonic Metal“ jahrzehntelang ertragen mussten.

In diesem Sinne sind die letzten Worte dieser Rezension mit der Stimme von Captain Metal America zu lesen:

Qrixkuor smash!



*Disclaimer: Die Formulierung dient der Unterhaltung und soll eine allgemeine Tendenz veranschaulichen. Tatsächlich besitze ich keineswegs Tatsachenwissen darüber, dass jeder klassische Musiker, der mit den genannten Bands zusammengearbeitet hat, in deren jeweilige Getränke gespuckt hat.





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