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2022-12-07

ÅRABROT - Heart

Huch, schon wieder Karin Park! Nach der Liveshow im Hafenklang und dem dort abgeernteten Soloalbum hier der Abschluss der Park-Wochen, diesmal auf der neuen EP der von ihrem Gatten Kjetil Nernes gegründeten Band Årabrot.

I'VE ALREADY REVIEWED THIS EP IN 300 WORDS AS A PART OF AN ÅRABROT / COVERS SPECIAL HERE ON VEILOFSOUND.COM!


ÅRABROT - Heart
(heart-shaped pink vinyl 12" EP) (2022)

Der Titel ist die Form ist der Titel. Denn außer Bandnamen und Songtiteln ist auf dieser (Größe streng nach abspielbarem Teil beurteilt) 10"-EP Schmalhans Creditmeister. Und das ist auch ok so, hier darf absolut mal das schicke - und dazu noch gut klingende - Vinyl im Vordergrund stehen. Für den Rest gibt es ja das globale Digitalinformationsdings. Und wer wie ich zu den fünfzig ersten Vorbestellern gehörte, der darf dazu auch noch einen rosa Aufnäher sein eigen nennen.

Das wäre natürlich alles rosa Banane, wenn die Musik nicht stimmen würde. Eher unwahrscheinlich bei Årabrot, klar. Diesmal widmen sich - der aufmerksame Leser ahnt es bereits - die Norwegoschweden der Neuinterpretation fremden Materials.

Årabrot live at Roadburn 2022
Im Idealfall wird eine gute Coverversion das Original klanglich oder inhaltlich neu kontextualisieren. In diesem Sinne beginnen Årabrot ihre Cover-EP gleich mit einer Kurzversion von Serge Gainsbourgs "Je t’aime", welche das Original bis auf den Klang einer Kirchenorgel und eher weniger klerikale Lustlaute auszieht. Jupp, ich habe die die zweite Staffel von Fleabag gesehen, hashtag hot priest und so. Aber das ist hier ja nur das "Preludium" zu den eigentlichen, vollständigen Songs.

"Lightning Girl" reiht sich nahtlos in Årabrots eigenes Repertoire ein, zeigt aber auch eine andere erwünschte Qualität von Coverversionen, nämlich einen nebenbei auch noch für den Originalkünstler anzufixen. Im Falle von Nancy Sinatra entdeckt man so z.B., dass ihre Aufnahmen aus den 1960er Jahren tatsächlich auf ihre eigene Weise auch schon überraschen sick und heavy gewesen sind - so etwas würde der aktuelle Chartmusikkompositionsalgorithmus wohl kaum erlauben.

Noch tiefer in die Vergangenheit eintauchend, weicht "Green Fire" aus dem gleichnamigen Grace Kelly-Film von 1954 naturgemäß am weitesten vom Original ab, mit viel revolutionäreren Vibes, ohne jedoch jemals die Absicht des Komponisten Miklós Rózsa zu missachten.

Apropos Revolution: "Children of the Revolution" von T-Rex, das zuvor u.a. gemeinsam mit Laibachs Europe-Cover "The Final Countdown" (live aus Pjöngjang) auf Morten Traaviks "Elitism"-Sampler veröffentlicht wurde, eignet sich beinahe schon zu natürlich für die Überführung in Årabrots Post-Punk/Hardrock-Furor und fühlt sich sofort wie der Quasi-Titeltrack der Veröffentlichung an.

Årabrot live at Roadburn 2022
Ihr wahres künstlerisches Herz schlägt jedoch in der zwölfminütigen Herausforderung, den Post-Industrialisten Coil in einem wiederum sehr orgellastigen Cover von "Going Up" gerecht zu werden. Der Dichte des Originals ist sicherlich nicht viel hinzuzufügen, aber Årabrot können nicht nur gut mit dem instrumentalen Teil mithalten, sondern krönen ihre Version mit einer durchdringenden, herausragenden Gesangsleistung von Karin Park, deren Wehklagen mich noch nie so sehr an Elizabeth Color Wheels Sängerin Otay:onii erinnert hat. Gänsehaut!

"Heart" funktioniert als künstlerisches Statement, welches einen großen Teil von Årabrots Bandbreite und Geist in einem kompakten formschönen Format zusammenfasst, lädt aber dazu auch ein, die Quellen seiner Inspiration entweder erneut zu besuchen oder erstmals zu entdecken.

Und was kann man mehr von einer Veröffentlichung dieser Art erwarten? 💗






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