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2024-06-29

MOONSEEDS - Moonseeds

Was machen die Weedianer auf dem Wüstenplaneten von Sleeps "Dopesmoker"-Cover eigentlich, wenn sie gerade mal nicht auf der Suche nach dem riffgefüllten Land sind?
Das Cover des selbstbetitelten Albums von Moonseeds gibt uns die Antwort: Sie designen 70er-Jahre-Outdoormöbel.

Nun da diese brennende Frage ein für alle mal geklärt ist, gehen wir doch zur logischen Folgefrage über: Wer sind eigentlich Moonseeds?


MOONSEEDS - Moonseeds (2024)

Der Bandname lässt sich ähnlich wie damals die Papermoon Sessions der Psych-Rocker Papir und Electric Moon entschlüsseln. Auch hier handelt es sich um eine - personell allerdings schlankere - Kollaboration. Die Kernaufnahmen der drei Longtracks "Earth", "Sun" and "Moon" entstanden alle an einem Tag nach der 2018er Europatour der Australier Seedy Jeezus  als Improvisationen von deren Gitarristen Lex Waterreus, Electric Moon-Bassistin Komet Lulu und dem damals auch noch erdtrabantischen Sula Bassana, hier mal nicht an der Gitarre, sondern an den Drums - und in der Nachbearbeitung auch noch an Orgel und Mellotron.

Wie ein guter Mondkäse mussten die Sessionaufnahmen erst einmal ein paar Jahre lang ungestört reifen, ehe der Känguruhcowboy 2023 wieder nach Europa geritten kam und die Albumaufnahmen mit weiteren Overdubs vollendet wurden.
Und nun sind sie also nach sechs Jahren endlich bereit, sich lässig aus dem Sand in unsere Ohren zu schlängeln. 

"Earth" beginnt langsam, trocken, sonnenverbrannt. Da kann einem schon die gleichnamige Band Dylan Carlsons in den Sinn kommen. Selbst als die Karawane dann allmählich mit stabiler, recht typisch nach Electric Moon oder Zone Six klingenden Rhythmussektion Fahrt aufnimmt, behält die eindeutig als Hauptdarstellerin in den Mittelpunkt gerückte Gitarre neben vielen langgezogenen kosmischen Noten und geschmackvollen Rockstarfrickeleinen auch immer noch etwas Americana-Twang und eine Menge flimmerndes Outback- und Wüstenflair. Dass hier bereits über zwanzig Minuten vergehen, ohne dass es zu bemerkenswerten Ereignissen außerhalb der geduldigen dynamischen Kurve der Improvisation kommt, ist keineswegs als Zeichen einer langatmigen dramatischen Durststrecke zu verstehen, sondern passt genau zum einen endlosen Horizont beschwörenden Ton.

"Sun" kommt im Vergleich mit seinen sieben Minuten Speilzeit deutlich kompakter daher. Mit Slow-Motion-Beat, langen Keyboardtönen, psychedelischer Bluesgitarre und nun auch etwas unaufdringlichem Gesang von Waterreus lässt sich nicht überhören, dass die frühen Siebziger Jahre von Pink Floyd immer noch als ergiebiger Inspirationsquell sprudeln.

"Moon" liegt dann am Ende sowohl astronomisch, als auch was die Länge und den Sound des Jams angeht, irgendwo zwischen den beiden vorangegangenen Stücken und schließt das Album auf gleichbleibend hohem Niveau ab.

Allen drei Tracks ist gemeinsam, dass sie sehr beständig und diszipliniert ihre Stimmung aufbauen. Dadurch, dass Bass und Drums vor allem darauf aus sind, dem Seedy Jeezus-Drittel des Projekts ein einsturzsicheres Bühnenfundament zu bieten, ist es vor allem die Gitarre, die den Charakter des Albums definiert und es leicht unterscheidbar vom Rest der gewaltigen Diskografie rund um Komet Lulu und Sula Bassana abhebt.
Das Album kann von mir aus auch bedenkenlos ins Starterpack für alle, die vielleicht erst frisch in diesen Krautrockkosmos einsteigen.

Die "Moonseeds" sind erhältlich über Sulatron Records auf CD oder zufallsfarbenem Recyclingvinyl. Die kleine grüne australische Auflage auf Blown Music für alle, die ihr monatliches Erspartes gerne für transkontinentales Porto verprassen, ist leider schon ausverkauft.






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