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2014-08-31

BLUES PILLS - Live At Rockpalast

Als Appetizer für das selbstbetitelte Debütalbum der aktuellen Alles-Überflieger Blues Pills erschien bereits im Februar eine viertelstündige Kostprobe der Livequalität der Band auf Vinyl bzw. als Download.

Und da der Preis für drei Songs plus ein Instrumental-Intro, allesamt nicht von epischen Ausmaßen, doch ziemlich happig geraten ist, hat jeder mein Verständnis, der sich für die mp3-Variante entscheidet.

Da mein Plattenspieler aber ganz frisch ist, ich dringend Futter brauche, das Cover sehr hübsch ist und ich mit dieser Scheibe das 10-Inch-Zwischenformat in der Sammlung abgehaken konnte, habe ich mir die schwarze Rille gegönnt.

(Und ja - insbesondere, nachdem ich heute zum ersten Mal Laibachs "Iron Sky"-Soundtrack auf Doppel-LP genossen habe, muss ich den Mythos bekräftigen: Vinyl kann einfach mehr!)



BLUES PILLS - Live At Rockpalast (10" Vinyl) (2014)

Die Platte ist wie gesagt schon optisch sehr ansprechend. Und was soll man zur Musik noch sagen?

Großartiger, wilder, aus Bauch und Herzen und mit geschickten Fingern gelebter Bluesrock wie aus dessen Blütezeit gepflückt und nochmal extra begossen. Die Musik hat es ja auch großenteils auf das Album geschafft.

Der fesselnde Gesang Elin Larssons ist hier noch etwas rauher als im Studio und rechtfertigt wohl auch eher die ständigen Janis Joplin-Vergleiche, die ich allerdings nach wie vor nicht hundertprozentig nachvollziehen kann; vielleicht einfach, weil mir die Janis zu anstrengend ist. Dann doch eher Aretha Franklin.

Ich sag einfach mal, Hauptsache Elin.

Man kann an dieser Veröffentlichung vielleicht neben dem Preis noch die Tatsache an sich kritisieren, dass nur ein kleiner Ausschnitt eines kompletten Konzerts veröffentlicht wurde. Da das Debüt zu diesem Zeitpunkt aber noch in Arbeit war und man für das erste vollwertige Livealbum sicherlich auf dann aktuelles und bekanntes Material zurückgreifen möchte, kann ich diesen Move von Nuclear Blast Records allerdings durchaus nachvollziehen.

"Live At Rockpalast" ist ein schöner kleiner Schatz zum Zwischendurch-mal-Auflegen und genießen und steigert noch einmal die Vorfreude auf die Tour im Oktober.


Anspieltipps: Little Sun, Black Smoke


2014-08-30

Pressespiegel 08/2014 : eclipsed / Metal Hammer / Deaf Forever

Boah, was hab ich mich erschrocken! Was ist überflüssiger als Print-Magazine zum Thema Musik? ;)

Und ich hab mir diesen Monat doch glatt drei Stück davon gekauft!


Ein Schnellcheck:



eclipsed 

Was ist die wirksamste Methode, um sich abzugewöhnen, eine Zeitschrift zu lesen? - Ein Abo.

Mit Zeitschriftenabos ist es doch immer dasselbe. Ein Jahr lang liest man das Blatt fleißig von vorne bis hinten durch, doch irgendwann lässt das Pflichtgefühl nach, die Zeitschrift trudelt ein, wird einmal quer durchgeblättert und bleibt erstmal liegen... und irgendwann hört man vielleicht auch mal in die beigelegte CD rein...   Aber kündigen mag ich es im Fall des ecplipsed dann doch nicht. Denn eigentlich hat das Ding schon einiges zu bieten:
Im Abo günstiger als im Handel, dazu jeden Monat eine CD, die fast immer durchweg hörbar bis sehr gut hörbar ist - Ausfälle sind neben dem üblichen Classic-, Art-, Prog-, Post-, Jam-Rock, Blues usw. am ehesten mal kitschige Progmetal-Beiträge. Also eigentlich immer eine gute Ergänzung für den heimischen Zufallsplayer.
Dazu ausführliche Stories (wenn auch mit zu großem Gewicht auf Retro-Wohlfühlerei - ein Jahr ohne gefühlt zwei Pink Floyd-Titelgeschichten scheint unmöglich) und vor allem immer wieder schöne TOP-100-Ratings, die immer anregen, Rockbildungslücklen zu schließen.
Lästig ist manchmal ein gewisser Snobismus, der sich z.B. äußert, wenn in einem Interview unbedingt (erfolglos) versucht wird, aus der Sängerin der Blues Pills eine abfällige Bemerkung zum Metal-Publikum, vor dem die Gruppe auf Festivals viel spielt, herauszukitzeln.

U.a. in dieser Ausgabe:
• Teil 1 einer großen Story zur Geschichte der Rockfotografie - yep, gut gemacht, interessante Interviews und viele Seiten mit relativ großen Bildern
• "Weltkulturalbum" des Monats: Santana "Lotus" - Oh ja, eines der absolut besten Live-Alben aller Zeiten!
• "Weiter im Text - Kultige Songs und ihre Bedeutung": fast immer interessant, diesmal The Velvet Underground "I`m Waiting For The Man" - cool, aktueller Ohrwurm von mir
• Huch, eclipsed schreibt tatsächlich über Godflesh!
• Album des Monats von Opeth - keine Überraschung hier



Metal Hammer

Ich geb's zu:  Über die Notwendigkeit unbedingt eine ausführliche Wacken-Titelstory zu lesen, weil ich selbst ja nur knapp über zwei Dutzend Bands gesehen habe, vergaß ich doch glatt, dass der Metal Hammer ja Springer-Presse ist. War also definitiv das letzte Mal, versprochen!

Weiterhin gibt's auch keinen Grund, die "Metal-Bravo" zu kaufen. Klar, das eine oder andere Interview kann man lesen, aber das meiste ist für mich absolut uninteressant, was sich auch in der beiliegenden CD wiederspiegelt, die durchzuhören teilweise richtig schmerzhaft ist. Nein, in den populärsten Bereichen des Metal tummelt sich viel stumpfer Kitsch.
Die Rezeption zur neuen Opeth fällt natürlich nach guter Metallermanier - zumindest bei einigen Schreibern - sehr viel anders als im eclipsed aus.
Im Wacken-Bericht freue ich, dass immerhin mal auf die "Qualität" des Daueropeners Skyline hingewiesen wird und dass das ganze Ding mit knapp 30 Seiten recht üppig ausfällt.
Geradezu frech ist allerdings die geballte Inkompetenz und das affige Ins-Lächerliche-Ziehen zum Thema King Diamond... ganz untere Schublade. Aber Hauptsache, auf dem Cover macht er sich gut...



DEAF FOREVER

Eine ganz andere Haltung zum King demonstriert da doch die erste Ausgabe des DEAF FOREVER mit einer Titelstory inklusive der königlich abgesegneten Vorstellung diverser Mercyful Fate-Bootleg-LPs.
Diese Titelgeschichte ist natürlich an sich schon ein Statement, ist das DEAF FOREVER doch das neue Kind des RockHard-Urgesteins Götz Kühnemund, der hier u.a. zusammen mit Frank Albrecht und Wolf-Rüdiger Mühlmann, der hier seinen neugewonnen Bock auf Metal und ehrlichen Musikjournalismus ohne Sponsorzwänge auslebt. Und sich so natürlich in eine klar abgegrenzte Position zum RockHard, von dem er sich bekanntlich abgespalten hat / abgespalten wurde, begibt.

Tatsächlich merkt man dem ganze Heft eine Menge Enthusiasmus an, es werden neben Geschichten zu den "Großen" auch viele Bands und Festivals besprochen, die in anderen bundesweit erhältlichen Zeitschriften wohl weniger prominent wegkämen. Die 130 Seiten sind prall gefüllt und lesen sich deutlich besser, als es beim RockHard zuletzt der Fall war. (Soweit ich das beurteilen kann zumindest - ich kaufe das RH ja auch nur noch wenn z.B. eine exklusive Live-CD von Opeth oder Kreator dabei ist.)

Für 100%ige Metalfans, die das ganze Ding richtig leben und auf Linie der hier gebotenen handverlesenen Mischung liegen,  ist das DEAF FOREVER auf jeden Fall zu empfehlen.

Bei mir persönlich kommt es wohl auf die Themen der Ausgabe an. Insbesondere bei der großen Bestandsaufnahme der deutschen Metal-Landschaft, inkl. der 50 wichtigsten deutschen Platten seit der Jahrtausendwende, habe ich gemerkt, dass ich nicht wirklich die Zielgruppe bin. Von den Scheiben kenne ich nämlich mit "Pelagial" von The Ocean tatsächlich nur eine einzige.

Und dass es mir bei vielen der anderen überhaupt irgendwie in den Fingern juckt, kann ich jetzt trotz meiner momentan doch sehr lebendigen Musikbegeisterung nicht behaupten. Klar sind da ein paar interessant klingende Alben dabei, aber sofort reinhören muss ich nicht... Die besten Chancen haben wohl The Oath, weil ich gerade wieder in das Medium Schallplatte eingestiegen bin und mir die Damen auf dem Cover natürlich gerne groß ansehen würde. Aber auch wegen der Musik. ;)




Und NEIN, das hier war ein einmaliger spontaner Text und wird keine feste Rubrik...


KRISTEEN YOUNG - The Knife Shift

Klar, das Sortieren und Präsentieren der persönlichen Film- und Tonträger-Sammlung ist unser aller Lieblingshobby. Zumindest wenn es um anfassbare Medien geht.

Wer allerdings versucht, das digitale Abbild seiner Musiksammlung einigermaßen aufgeräumt zu halten, der stößt ab und zu auf Probleme - wie z.B. dieses: Charles Mingus oder Charlie Mingus?
Google findet unter "Charlie" weitaus mehr Ergebnisse, also habe ich mich in diesem Fall einfach der Mehrheitsmeinung angeschlossen, so dass beide Alben, die ich von ihm habe, nun unter demselben Namen firmieren.

Ähnliche Entscheidung bei der Dame, über deren neues Album ich hier schreiben möchte : Kristeenyoung oder Kristeen Young?

Google würde wenig überraschend die getrennte Schreibweise vorziehen.
Sachlich richtig wäre es jedoch, auf die Vereinheitlichung zu verzichten und beide Schreibweisen beizubehalten, da sie tatsächlich verschiedene Bedeutungen haben. Kristeenyoung (zusammen) bezeichnet nämlich die aus Kristeen Young (auseinander) und dem Drummer "Baby" Jef White bestehende Band, während Kristeen Young halt... naja, eben Kristeen Young ist.

Demnach könnte man auch unterscheiden zwischen dem neuen Album von Kristeen Young (da ohne White eingespielt) und den aktuellen Liveshows von Kristeenyoung (mit White), es sei denn, man vertritt die Ansicht, dass Kristeenyoung nur als Duo Kristeenyoung sind, mit zusätzlicher Bassistin jedoch nicht mehr...

Wie? Zu kompliziert? Ok, wenden wir uns einer Band aus Dänemark zu: Lis Er Stille oder LISERSTILLE?

Nein? Auch Nicht? Gut, entscheide ich mich eben für Kristeen normal geschrieben Young.



KRISTEEN YOUNG - The Knife Shift (2014)

Die Dame mit dem selbstgenähten See-through-Hemd und dem nicht mehr so leicht durchschaubarem Auge auf dem Cover bleibt sich auf den elf Tracks von "The Knife Shift" treu.

Es gibt also keinen Song, den man sich nicht schon auf früheren Werken vorstellen könnte. Kristeen Young streichelt und verkloppt ihr Keyboard wie gewohnt, und ihr exzentrischer meist in hohen bis ganz hohen Lagen ("Jealous Of Loved Children"!) schwebender Gesang ist nach wie vor brilliant - und dürfte viele weniger musikinteressierte Hörer in seiner aggressiven oder melancholischen Intensität nach wie vor irritieren. Als Gesamtbild passt als Beschreibung immer noch: eine Mischung aus der frühen Kate Bush und dem von David Bowie ferngesteuerten Iggy Pop.

Von der Zwei-Personen-Minimalistik von "The Orphans" bzw. dem Zwei-Personen-gehen-bis-elf-Sound von "Music For Strippers, Hookers And The Odd-Onlooker" hat Frau Young sich allerdings verabschiedet.
Schon auf der die glamouröse Seite von "Music For Strippers" fortführenden EP "V the Volcanic" ging die Orientierung in Richtung Bandsound inklusive Bass. Dies wurde nun auf "The Knife Shift" konsequent weiter gedacht und wirkt beim ersten Hören zunächst einmal etwas ernüchternd, da es eben auch konventioneller ist.

Lyrisch stechen zwar sofort einige interessante Zeilen heraus, doch ich war mir zunächst nicht sicher, ob der provokante Aufschrei gegen ihre ungeliebte, streng religiös geprägte Kindheit nicht mittlerweile zur Routine verkommen ist. Ja, eigentlich wollte ich sogar schreiben, dass mir das Album fast schon ein wenig zu schablonenhaft wirkt. Doch ich muss zugeben, dass es bei mehrmaligem Hören  doch immer weiter und weiter gewachsen ist.

Man muss auch bedenken, dass die Messlatte durch "V" wirklich sehr hoch gelegt wurde. Da braucht jedes neue Material eine Weile, um gegen die alten Ohrwürmer anzustinken.

Und dann war da jetzt noch der brilliante Fernseh-Auftritt bei Craig Ferguson (Video siehe unten!), der mich nicht nur durch die punkige Performance des Songs "Pearl Of A Girl" an sich, sondern auch durch die extreme Reaktion sowohl auf die Musik als auch den Text, der sich mit dem Verhältnis der Weltreligionen zu Frauen auseinandersetzt, doch überzeugt hat, dass auf "The Knife Shift" alles im Lot ist.

Der auf dem Video mitwirkende Dave Grohl hat übrigens auf dem Album alle Drums und einen großen Teil der Gitarren eingespielt. Bass und Co-Produktion hat Bowie-Buddy Tony Visconti übernommen.
Dafür, dass Jef White nicht dabei ist, gibt es also verdammt hochkarätigen und kompetenten Ersatz.

Fazit: Kristeen Young ohne riesige Überraschungen, aber mit einigen verdammt starken Songs. Immer noch polarisierend, immer noch geiler Scheiß!
 


Anspieltipps: This Is War, Everything Is Mine Because I Am Poor, Jealous Of Loved Children, Put Down, Pictures Of Sasha Grey

2014-08-25

Schallplatten-Resterampe

Ich habe ja bereits ein paar mal angedeutet, dass der Druck / die Lust, mir nach 20+ Jahren Pause wieder einen Schallplattenspieler zu holen, steigt., z.B. durch exklusive Vinyl-Veröffentlichungen wie Godfleshs "Streetcleaner live at Roadburn".
Und nachdem ich mir neulich aus Versehen eine Jarboe-LP gekauft hatte, habe ich dies zum Anlass genommen mal Ernst zu machen und es endlich getan. Nur das passende Möbelstück wird wohl noch 4 bis 6 Wochen brauchen... zum Glück habe ich eine Übergangslösung für den Standort.

Ich bin ja fast vollständiges Kind der CD-Generation. Ganz am Anfang meines Musikhörerdaseins (Michael Jackson, danach Queen) spielte die Rillenscheibe noch eine Rolle. Die LPs aus dieser Zeit habe ich alle später noch auf Ebay verscherbelt. Waren jetzt aber auch keine Raritäten-Schätze dabei... hoffe ich.

Heute habe ich aus dem verstaubtesten Winkel des Hauses einen Stapel vollkommen verwarzter LPs hervorgeholt, darunter auch einige, zu denen ich als kleines Kind exzessiv getanzt habe - und an deren Verwarzung ich vermutlich auch aktiv beteiligt gewesen bin.

Ich habe sie erstmal nach zwei Kategorien sortiert:
"vollkommen unbrauchbar" und "ich werde zumindest mal probieren, die sauber zu machen".

Auf ein paar davon hätte ich ja schon Bock. Auf andere nicht unbedingt. ;)

Hier ein paar Cover-Eindrücke:























 
ÄHEM! Warum zum Schimpansen kann ich das Bild hier partout nicht hochladen,
ohne dass Blogger es um 90 Grad dreht? Was soll die Scheiße bitte?


2014-08-19

CONAN - Blood Eagle

Der Tod war unangenehm. Öffnung des Rückens. Aufklappen der Rippen. Wie Adlerschwingen. Man nannte es "Blutaar". Odin fand das klasse. Wissenschaftler zweifeln eher. Wie auch immer. Der Trend kommt zurück. Barbarenmusik aus England. Schöner sterben mit Conan.

CONAN - Blood Eagle (2014)

Ich sah Conan live. Natürlich auf dem Roadburn. Kaufte "Horseback Battle Hammer". Und nun "Blood Eagle". Konzept unverändert. Nur noch weiter perfektioniert.

Der Bass brummt. Tiefer als tief. Die Gitarre sägt. Zäh und langsam. Stumpf und gleichmäßig. Immer wieder und wieder. Keine Note zu viel. Eine knirschende Schrammelwand. Melodien sind Luxus. Schlechte Laune herrscht. Massiger Depressionshammer. Wucht in Zeitlupe. Manchmal auch scheppernd schnell. Immer aber entkernt. Das Konzept ist Reduktion. Songs wie Gerippe. Fleischlos und freudlos.

Monotones Geschrei. Fragmente von Mythen. Gottlose Aussätzige. Könige der Sonne. Blutgetränkte Ernte. Vergiftete Winde. Zerstörte Zerstörung. Kollision der Klingen.
Verslänge drei Wörter. Oder zwei. Oft sind es vier. Nur ein einziges Mal fünf. (Es waren doch zwei Mal.)

Menschen verschwindet. Hier ist nur Donner. Nur Krieg und Tod. Ende der Party. Doom der Verdammten.

Doch ich bleibe. Bezwungen vom Monolithen. Erstarrt vor der Macht. Reinigung des Schädels. Kopfschüttelnde Katharsis. Denn das Konzept funktioniert. Der Schlüssel heißt Konsequenz. Gekonnt ist eben gekonnt.

Und Conan kann.



Anspieltipps: Crown Of Talons, Altars Of Grief, Gravity Chasm




BEHEMOTH - The Satanist

FOR THINE IS THE KINGDOM
AND THE POWER
FOR THINE IS THE KINGDOM
AND THE GLORY
FOREVER!

"The Satanist" ist bisher neben Bongs genre-redefinierendem "Stoner Rock" dieses Jahr wohl der kühnste Albumtitel, der mir untergekommen ist. Denn Teufelzeugs an sich ist im Metal natürlich extrem ausgelutscht. Und wenn eine Band es dennoch so unverschnörkelt wie Behemoth auf den Punkt bringt, dann sollte sie  auch besser mächtig abliefern, damit es nicht peinlich wird.

Das Artwork von Cover und Booklet macht auf jeden Mal schon etwas her, und beim Überfliegen der liner notes und Texte verfestigt sich schnell der Eindruck, dass es hier weniger ums Kirchenanzünden und Christenzerstümmeln geht, als um eine metaphorische Erfahrung, verpackt in jenem Satanismus, der sich eher als individualistische Lebensphilosophie sieht und an dem vermutlich am beklopptesten ist, dass er sich überhaupt auf den ganzen Religionsquatsch bezieht.*

Aber was weiß ich schon von der Materie; ich bin ja in erster Linie wegen der Musik hier. Also schmeißen wir das Album doch mal in den Player:


BEHEMOTH - The Satanist (2014)

Boooaaaahhhh! - Das war mein erster Eindruck, und im Grunde hat sich daran auch noch nicht viel geändert.
 "The Satanist" ist vom ersten Moment an - und über seine gesamte Spielzeit - eine beeindruckende Black/Death Metal-Machtdemonstration.

Der Stil von Behemoth ist artverwandt mit Bands wie Morbid Angel, Nile oder den polnischen Landsmännern Vader. Somit ist zu erwarten, dass "The Satanist" sowohl brutal als auf spielerisch höchstem Niveau daherkommt.
Dabei ist das Album allerdings niemals ver-spielt, sondern immer direkt, auf den Punkt, in die Fresse.

Und das bedeutet ganz und gar nicht, dass abseits von tief begrunzter Knüppelei nichts passiert! Nein, "The Satanist" ist tatsächlich voller Abwechslung, frischer Ideen, nicht alltäglicher Sounds. Das Entscheidende ist jedoch, dass hier keine Sekunde verschwendet und jedes Element bewusst dem großen Ganzen dienend platziert wurde.
Ob Gabriel über Blastbeats die Hörner bläst, ob Celli oder Hammond-Orgel im Hintergrund das Trio unterstützen, ob ein für Genreverhältnisse unverhältnismäßig gitarrenheldiges Solo erklingt oder Mastermind Nergal einfach mal über akustischer Gitarre und Saxophon statt englisch zu brüllen auf polnisch spricht - nie fällt die Spannung ab, stets bleibt es intensiv, erhaben, mitreißend... böse.
      
Und der Sound ist grandios. Bei dermaßen brutaler Musik ist die Gefahr immer groß, dass die Produktion zu matschig oder zu klinisch ausfällt. Doch der Klang von "The Satanist" findet das perfekte Gleichgewicht. Trotz reichlichem Einsatz mächtigen großräumigen Halls sind die Instrumente klar erkennbar, bleibt die unbarmherzige Brutalität ungebrochen.

Ja, "böse" und "brutal" kann ich nicht häufig genug sagen. Und zwar nicht, weil es nicht zahlreiche andere Scheiben auf der Welt gäbe, auf die diese Vokabeln ebenso oder sogar noch mehr zutreffen - die gibt es reichlich. Doch dass diese Aspekte bei einer Death Metal-Band dermaßen perfekt inszeniert und doch natürlich, organisch wirken, das kommt nicht jeden Tag vor und ist große Kunst.

Wenn "The Satanist" nach einer wie im Fluge vergangenen Dreiviertstunde mit dem übermächtig bombastischen "O Father O Satan O Sun!" zu Ende geht, ist das schwarze Death-Metal-Herz entweder wunschlos glücklich - oder es drückt Replay. Yep, ich liebe dieses Album, und zwar noch mehr als ich nach dem beeindruckenden Auftritt neulich in Wacken erwartet hätte.



Apropos Auftritt: Die Version des Albums, für die ich mich entschieden habe (erkennbar an der silbernen Box, in der man sich sinnigerweise sehr gut selbst als der Satanist spiegelt), enthält als Bonus eine DVD mit einem Konzert in Russland im Jahre 2012. Kann man natürlich auch gut hören, ist allerdings anstrengend anzuschauen. Ich sag nur: Stroboskop-Gewitter.


Anspieltipps: O Father O Satan O Sun!, Ora Pro Nobis Lucifer, Blow Your Trumpets Gabriel, In The Absence Ov Light



*Damit sich hier nicht nur gläubige Christen alleine auf den Schlips getreten vorkommen, eine kleine persönliche Randnotiz, die mit dem Review an sich nichts zu tun hat:

Ich halte grundsätzlich alle auf reiner Fantasie beruhenden (Hinter-)Weltanschauungen für nicht alltagstauglich, egal ob es sich um Religionen handelt, Teufels- und Geisterkult oder um diffuse Formen von Esoterik oder sonstiger "Spiritualität", die sich explizit von Religion abgrenzen, aber im Grunde doch genau dasselbe meinen, nämlich sich durch Berufung auf Märchen eine äußerst komplexe Welt einfacher zu zaubern.

Anderseits gibt es auch Menschen, die sich die Welt gerne komplizierter schwurbeln, als sie in Wirklichkeit ist. Das nennt sich dann "Verschwörungstheorie" und ist in meinen Augen auch nicht besser.
In der Kunst, egal ob Literatur, Film, Musik etc. haben all diese Phänomene natürlich ihre Berechtigung und oftmals großen Unterhaltungswert (ebenso wie z.B. Selbstjustiz, Mord und Todessterne), aber als Grundlage irgendwelcher Meinungsbildungen, Handlungen und erst recht Gesellschaften in der Wirklichkeit halte ich sie für überflüssig bis gefährlich.
Die Welt braucht nicht noch mehr Spinnerei, sondern vor allem zwei Dinge, die derzeit leider überall eine viel zu schwache Lobby haben: Atheismus und Vernunft.

Amen. 



2014-08-18

52 Wochen | 31 | satanist selfie

210/365 • satanist selfie

Nein, nicht das anspruchsvollste Bild der Woche. Muss aber trotzdem! ;)

Und die Scheibe wird voraussichtlich als nächstes hier reviewt.

2014-08-16

LAIBACH - 1 VIII 1944 Warszawa

Die ersten Absätze meines Reviews zu "Spectre" schlummerten schon monatelang in meinen Entwürfen herum und warteten darauf, dass ich endlich Zeit und Muse finden würde, sie fortzuführen, da erschien ohne Vorankündigung schon die nächste Veröffentlichung von Laibach - eine 3-Track-EP mit neuem und sich deutlich vom Album unterscheidenden Songmaterial.

Herausgebracht nicht vom Label Mute, sondern vom Polnischen Nationalzentrum für Kultur, gedenkt "1 VIII 1944 Warszawa" dem an eben jenen 1. August vor siebzig Jahren begonnenen Warschauer Aufstand, als sich die Polnische Armee für zwei Monate gegen die nationalsozialistischen Besatzungtruppen erhob, und den man tunlichst nicht wie einst Roman Herzog mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto durcheinanderwürfeln sollte.


LAIBACH - 1 VIII 1944 Warszawa (2014)

Naheliegenderweise handelt es sich bei dieser EP um eines der leiseren, feinfühligeren Werke der Band bzw. (gerade in diesem Fall treffener) des Kollektivs Laibach.

Vergleichbar ist die Musik diesmal auf jeden Fall am ehesten mit "Volk", schon weil bei den ersten beiden Songs wie schon damals das Duo Silence maßgeblich den Klang bestimmt. Die beiden Stücke werden demnach auch von der Ausnahmestimme Boris Benkos getragen und ähnlich wie bei der vergangenen Kooperation auf der Nationalhymnensammlung von Milan Fras kommentiert.
Neben den sanften björkeschken Sounds von Silence sticht ein musikalischer Bestandteil besonders heraus, den man generell bei Laibach schon sehr lange nicht mehr - und dieser Form erst recht nicht - vernommen hat, nämlich ein mit leichter Hand teilweise geslappter Bass. Ja, das Saiteninstrument.

Das dritte Lied hingegen stammt aus den Reihen der aktuellen "Spectre"-Tourbesetzung der Band, wurde es doch von Keyboarder Luka Jamnik arrangiert und von Mina Špiler eingesungen. Als Referenz im bisherigen Schaffen fällt mir seltsamerweise am ehesten "Take Me To Heaven" vom "Iron Sky"-Soundtrack ein, obwohl "Mach Dir nichts daraus" eine deutlich ernsthaftere und schwermütigere Komposition ist. 
 
Bei allen drei Stücken handelt es sich um Adaptionen zeitgenössischer Werke, die zur Zeit des Aufstandes populär waren: eine polnische Widerstandshymne, ein jiddisches Partisanenlied und ein deutscher Schlager.
Drei Perspektiven und zugleich auch (mit englisch) Gesang in vier verschiedenen Sprachen über gerade dreizehn Minuten Musik.

"1 VIII 1944 Warszawa" ist ein sehr gut durchdachtes und würdevolles kleines Werk von Laibach, welches seinem Anlass gerecht wird, und welches darüber hinaus den einzigartigen Status der Gruppe als nach wie vor kreativ voranschreitender Band und gleichzeitig kultureller Institution von musealem Wert unterstreicht.


Es bleibt eigentlich nur die Frage, was nun mit dem Weltbild jener übereifrigen Spinner-Fraktion der Antifa passiert, die noch vor gar nicht so langer Zeit - war es in Berlin? - vor einem Laibach-Konzert mit wirren Schildern gesichtet wurde und die Gruppe Jahrzehnte, nachdem eigentlich jeder die Pointe von "Geburt einer Nation" kapiert haben sollte, als böse rechte Verführer verstand...

Da hilft wohl nur, die Alukappen auf dem Kopf enger zu ziehen und sich neue Betätigungsfelder zu suchen! Auf diesen komischen "Montagsdemonstrationen" soll ja z.B. nicht mehr allzuviel los sein, habe ich gelesen. Und Chemtrails sind ja auch so eine Art Nazis. Mit dem kleinen Unterschied, dass es die Nazis wirklich gab, natürlich.






Trackliste (=Anspieltipps):
  • Warszawskie Dzieci
  • Zog Nit Keyn Mol
  • Mach Dir Nichts Daraus



LAIBACH - Spectre

Zweiundzwanzig Jahre ist "Kapital" nun schon alt, jenes sperrige, vielleicht unterbewerteste Album von Laibach, welches mich damals mit der Gruppe angefixt hat. "Kapital" war ein äußerst kryptisches Werk, auf dem in Vorsehung der Reiz- und Informationsüberladung der Gegenwart unterschiedlichste Musikfragmente und Samples gegeneinander stritten. Zentrales Thema, soweit sich überhaupt eines extrahieren ließ, waren die Selbstzerstörungskräfte des Kapitalismus, der zu jener Zeit doch angeblich gerade erst den Kommunismus besiegt hatte.
In der Diskographie steht es natürlich für alle Zeiten im Schatten voriger Veröffentlichungen wie der unvermeidlichen "Geburt einer Nation", die zum etwas böseren Soundtrack zur Deutschen Wiedervereinigung wurde.

Historische Großereignisse bündeln viel Aufmerksamkeit. So werden im voluminösen Schatten seiner Verdienste um eben jene Wiedervereinigung ja auch andere zweifelhafte Ruhmestaten unseres damaligen Sonnenkanzlers gerne vergessen. Eine davon wäre, dass Helmut Kohl zusammen mit der "Eisernen Lady" die Regulierungen der Finanzmärkte gelockert hat und so zumindest mitverantwortlich ist für die vollkommen entfesselten Investmentgeschäfte der Großbanken, die Europa in einen seit Jahren andauernden Strudel aus wirtschaftlichen, politischen und moralischen Krisen gestoßen haben.

Wir wissen heute, dass der Kapitalismus kein "genug" kennt. Je liberaler ein Markt ist, desto eher öffnet er seine Pforten für den größten internen Feind aller menschengemachten Systeme: die Gier.

Hätte man den Bankenkrisen-Mahlstrom verhindern können, wenn die Menschen damals erkannt hätten, was da eigentlich von der europäischen Polit-Elite beschlossen worden war? So wie wir heute sehr viel hellhöriger reagieren (und doch machtlos bleiben), wenn uns Brüsseler Esoterikzirkel das Transatlantische Freihandelsabkommen, Fracking oder andere zweifelhafte Leckereien schmackhaft machen möchten?

Oder hätten wir einfach alle Laibach zuhören sollen?

Denn so wie wir jetzt die faulen Früchte der damaligen wirtschaftspolitischen Entscheidungen ernten, so scheint auch Laibachs Analyse und Vorhersehung aufzugehen.

Zwischen den Hämmern inkompetenter Politiker und ihrer medial eingelullten Wähler, gewissenloser Lobbyisten, hirnloser Nationalisten,  aufrüstender Kriegsrhetoriker und Söldner, die Krieg gegen Flüchtlinge führen, stehen wir bis zum Hals in den Scherben einer lächerlich naiv scheinenden Idee, der Idee eines friedlich vereinten Kontinents.

Und was tun Laibach?

Sie veröffentlichen ein schmissiges Pop-Album.

 

LAIBACH - Spectre (Limited Version) (2014)

Nein, natürlich ist "Spectre" nichts für die "Bravo Hits", aber selten klangen die Slowenen auf den ersten Eindruck so konsensfähig.
Der Großteil des Albums ist eingängig, tanzbar, besitzt Ohrwurmmelodien und eher einfache Texte. Das könnte man als Versuch der Anbiederung an breitere Hörerschichten interpretieren; wenn man nicht wüsste, wie sehr sich bei Laibach Form und Konzept bedingen - und dass es ähnliche Vorwürfe schon viel früher gegeben hat.

Nach "Kapital" kehrten Laibach 1994 zum Konzept eines Cover-Albums zurück und orientierten sich dabei statt an der bis dahin gewohnten Marschmusikästhetik erstmals an aktuellen Euro Dance-Trends. Tanzen statt strammstehen - und das, obwohl "NATO" doch Laibachs großes Statement zum Jugoslawienkrieg war! Das war natürlich kein Zufall, sondern eine jener bewussten Widersprüchlichkeiten, mit denen Laibach immer wieder Fragen aufwerfen und Spannungsfelder erzeugen.

Kann es also sein, dass zumindest teilweise wieder einmal die Musik die Botschaft konterkariert?
Die zentrale Aussage, mit der auch die Konzerte der "Spectre"-Tour (welche ich in Amsterdam und Hamburg erlebt habe) eröffnet wurden, ist ganz klar: "Europe is falling apart." ("Eurovision")

Doch Laibach resignieren nicht angesichts der Gesamtsituation, sondern glauben trotz allem an eine bessere Welt, an Gleichheit und Freiheit, an Glück für alle ("Koran"), sie rufen uns auf mit ihnen zu kommen, um die Welt zu ändern, als revolutionäre Gemeinschaft in gesegneter Mission die Geschichte, Gott und unsere Herrscher zu überwinden, mit Gefühl und erfüllt von Liebe die Sterne zu erreichen... und am Ende steht ein linkspazifistisches Utopia.

Mit der Veröffentlichung des Albums gaben sich Laibach sehr volksnah und offen, was sich u.a. auch daran zeigt, dass sich niemand mehr hinter den Pseudonymen Eber, Saliger, Dachauer und Keller versteckt, sondern alle Beteiligten in den Credits genannt werden. Weil die Zeiten eine klare Botschaft verlangen, sagten sie sich auch erstmals offiziell von ihrer textlichen Ambiguität los.
Und da die Texte alle in leicht verständlichem englisch und ebenso wie die Musik doch großteils relativ straight forward sind, scheinen ihnen das auch ziemlich viele Hörer zu glauben.

Dabei ist dies natürlich Quatsch!
Dies fängt schon beim Albumtitel an, der vieles bedeuten kann.

Wörtlich ist "Spectre" das Schreckgespenst, auf dem Cover symbolisiert durch ein geisterhaftes "S", welches jedoch genausogut das mit dem Nationalhymnen-Album "Volk" etablierte, umgekippte "V" sein könnte.
In Europa gehen derzeit viele Gespenster um, welches meinen Laibach denn nun? Den Nationalismus? Den Militarismus? Nach zweiundzwanzig Jahren immer noch das Kapital? Oder sind Laibach selbst das Gespenst?

Was spuckt Wikipedia zu "Spectre" aus?
In der Comicwelt ist der Spectre ein von Gott geschaffenes, nahezu allmächtiges Wesen, der personifizierte Zorn Gottes. Ähnlich mächtig ist die Terrororganisation Spectre im Universum von James Bond.
Und dass "Spectre" nicht nur ein US-amerikanisches Schlachtflugzeug, sondern auch eine hauptsächlich von der Polizei benutze Maschinenpistole bezeichnet, ist ebenfalls nicht uninteressant.

Man reflektiere unter dem Eindruck dieser Informationen nur mal intensiver über die Textpassage "In the absence of war we are questioning peace / In the absence of god we all pray to police"...


Aber halt! "Spectre" ist außerdem noch der Name der von Laibach neu gegründeten Partei, deren Mitgliedsausweise / Sangesbüchlein dem Album in der DeLuxe-Version beiliegen und deren Slogan die Beastie Boys und Public Enemy zitiert: "Fight for Your Right to Party for Your Right to Fight!"
Das Album selbst ist in Wahrheit nur Beiwerk, auf dem die Parteilieder vertont wurden.


Und dann bleibt natürlich stets die Frage, für wen das "we" in Laibach steht. Denn was man als Botschaft der aufbegehrenden Unterdrückten verstehen kann, funktioniert oft ebenfalls aus der Perspektive der Unterdrücker.
Wer assimiliert im von Star Trek-Zitaten getränkten "Resistance Is Futile" wen?

Man bedenke außerdem das von Anfang an von Laibach benutze Prinzip der Entlarvung durch Über-Identifikation. Wo sich im Staat, der Gesellschaft, Kultur, in der Popmusik das Böse versteckt, da kehren Laibach es in ihrer Adaption besonders heraus und feiern es sogar noch. Die Gruppe hat dies schon mit etlichen Institutionen und Phänomenen durchexzerziert - und nun sind Protest und Revolution dran.


Revolutionen und ihre Hymnen stehen immer mindest kurz vor der Schwelle, an der gute Wille in die böse Tat umschwingt, wenn sie nicht schon drüber hinaus sind. Nämlich immer dann, wenn man fragt, wie die hehren Ziele denn umgesetzt werden sollen. Und eben deswegen hat alles auf "Spectre" entgegen dem offiziellen Statement eben doch einen doppelten Boden.

Konzeptionell verbirgt sich unter "Spectre" also eine Falle.

Der Köder in dieser Falle ist Pop.

Womit ich zur Musik komme, d.h. eigentlich braucht man an dieser Stelle erst anfangen, mein Review zu lesen.



Die Basis von "Spectre" ist eingängiger Elektropop, eingespielt der seit einigen Jahren aktuellen Livebesetzung der Band, der selbstverständlich immer wieder mit dem typisch laibachschen Bombast aufgepumpt wird. Den Gesang teilen sich (wie live inzwischen schon gewohnt, aber hier erstmals auf einem regulären Studioalbum zu hören) auf Augenhöhe Tiefsprecher Milan Fras und Melodrom-Frontfrau Mina Špiler.

Mal geht es schnell und rhythmusbetont zur Sache ("Eat Liver!"), mal ist es bedächtig und einfach nur wunderschön ("Koran"). Manchmal fragt man sich am Anfang eines Songs, ob das so wirklich funktionieren soll (der Pfeifmarsch im Opener "The Whistleblowers" oder die penetrante Refrainuntermalung von "Walk With Me"), nur damit gerade diese Stücke sich später als unabschüttelbare Ohrwürmer festsetzen.

Und dann gibt es sogar Elemente wie dieses aus vielen schlechten Chartsongs bekannte Keyboard in "We Are Millions And Millions Are One", welches man eigentlich hassen möchte, das bei Laibach jedoch plötzlich gekonnt Wirkung entfaltet.

Es gibt auch einige selbstreferenzielle Elemente, welche allerdings bis auf ein, zwei Ausnahmen schwerer auszumachen sind als beispielsweise auf "WAT". Überhaupt wird die musikalisch vielfältige Vergangenheit zwar nie verleugnet, jedoch keine Phase der Bandgeschichte einfach kopiert. Der Gesamtsound von Laibach anno 2014 ist definitiv neu.


Ganz groß wird "Spectre" in Momenten wie dem Instrumentalteil von "Americana", wenn sich über den dynamischen mit Atemgeräuschen angereichrten Beat ein vielschichtiger, sehnsuchtsvoller Teppich aus Chor und Orchester ausbreitet, wie ihn kaum jemand außer den Slowenen komponieren darf, ohne viel Kleingeld in die Kitschkasse werfen zu müssen.

Und im Finale des längsten Stücks "Resistance is Futile" fegt - um die einzige deutsche Vokabel des Albums und eben dieses Tracks zu verwenden - ein wahrer Blitzkrieg aus hartem Groove, aggressiven Elektrosounds und orchestralen Arrangements über den Hörer hinweg, um schließlich in einem tiefen Sound- und Samplesumpf zu versinken, über dem ein aus "Opus Dei"-Tagen vertrautes "Ommmm" brumm-meditiert.

Kein einziger der zehn Songs ist ein Füller, selbst am vergleichsweise schwächsten Stück "Bossanova" ist bis auf den bewusst holprigen Eintieg eigentlich nichts auszusetzen.


 

Und dann ist da ja noch der Grund, warum man sich unbedingt für die DeLuxe-Version des Albums entscheiden sollte: die vier Bonustracks.

Im flotten "The Parade" wagen sich die Bläser - an sich für Laibach ja ein gewohntes Stilmittel - in Ska/Funk-Sphären vor, was für Fans die mit der Ausrichtung des regulären Albums schon Probleme haben, wohl der absolute Todesstoß sein dürfte. Für mich ist dieses überraschend fröhliche - Achtung! Text beachten! - Stück, welches dennoch musikalische Tiefe nicht vermissen lässt, inzwischen eines der Highlights.

Das Cover "Love On The Beat" ist von Konzerten und der "Monumental Retro-Avant-Garde" schon eine Weile bekannt und weiß auch als Studioversion zu überzeugen. Außerdem steht sowohl Milan als auch Mina die Sprache der Liebe wunderbar.

"Just Say No!" war mit nur zweieinhalb Minuten wohl etwas zu kurz und knackig für das reguläre Album, leitet hier mit seiner ruppigen Attitüde aber gut zum abschließenden härtesten Stück, dem ebenfalls schon auf Konzerten gespieltem Cover "See That My Grave Is kept Clean" über, mit dem Laibach "Spectre" auf einer sehr lauten Note beenden.


Ich mag als Parteimitglied Nr. 494 (Party Name: Saliger) vielleicht befangen sein, aber "Spectre" ist für mich eine absolut perfekte Stunde Laibach, an der es nichts auszusetzen gibt - und die mich dazu ja auch schon zwei Mal live überzeugt hat.

Von daher geht mein Kaufbefehl an alle! Und in den Spitzenrängen meiner persönlichen Alben des Jahres, wo es voraussichtlich ziemliches Gedrängel geben wird, ist für Laibach schon ein Platz fest reserviert.




Anspieltipps: Resistance Is Futile, Americana, See That My Grave Is Kept Clean, The Whistleblowers, Eurovision, The Parade


2014-08-09

Wacken 2014 - Helene, hol die Hupen raus!

Es ist der erste Sonntag im August, Zeit für die alljährlichen Eindrücke eines Heimschläfers vom größten Metalfest der Welt. Und wie jedes Jahr ist dieser Heimschläfer so kaputt, dass dieser Bericht garantiert nicht noch an diesem Sonntag, sondern erst... ich sage mal einen Sonntag Samstag später fertig sein wird.


Und genau wie sich auf dem Wacken Open Air viele Dinge jedes Jahr wiederholen, so dürfte dem Stammleser der Berichte der letzten Jahre hier auch schon einiges bekannt vorkommen, z.B. die Einführung mit ein paar Worten zum Wetter, die ewig gleiche Kritik am Booking (aber hey, wenn sich das Problem sich nunmal nicht ändert!) und am Ende das doch eindeutig positive Fazit. Und was sonst noch dazwischen passt, das muss sich zeigen.

Fotogesabbel lasse allerdings diesmal aus, da ich außer ein wenig trashiger Digitalknipserei mit der Digital Harinezumi 3.0 kaum etwas in die Richtung angestellt habe.


Das Wetter war ähnlich wie letztes Mal, nur noch sonniger und noch trockener. Und da auch wieder ein leichtes Windchen wehte, war es - vor allem an den Hauptdurchgangszonen oder bei viel Action vor der Bühne - sehr sehr staubig. Am extremsten war dies am Mittwoch, als fast über dem ganzen Gelände eine gut drei Meter hohe Dreckglocke hing. Ja, man kann sich auch ohne extreme heavy fucking Matsche bis in die tiefsten Poren einsauen! Wahrscheinlich dauert es auch noch ein paar Duschen, bis ich mich wieder wirklich sauber fühle.

Doch diesen Preis zahlt man für ansonsten perfektes Open-Air-Wetter natürlich gerne.

Keinen Preis musste man hingegen zahlen, um sich neben den üblichen Getränken mit reinem Trinkwasser zu versorgen, für das es diverse Versorgungsstellen gab. Das ist nun grundsätzlich nicht neu, aber da sich in der Full Metal Bag neben dem dieses Jahr unbenutzten Regencape diesmal auch ein Wasserschlauch befand, war man natürlich eher in der Lage, diese Möglichkeit zu nutzen. Sehr gute Idee!

In der Umsetzung muss ich allerdings bemängeln, dass mir die Halterung dieses Dings schnell kaputtgerissen ist. Deswegen bin ich Donnerstag dann auch auf das altbewährte 1-Liter-Tetrapack in der Cargotasche meiner Hose umgestiegen, nur um dieses dann am Eingang wegschmeißen zu müssen, weil man neuerdings gar keine Fremdgetränke mehr mitnehmen darf. Das hat mich zunächst einmal natürlich tierisch geärgert, da ich für Donnerstag nun doch komplett auf bezahlte Getränke zum Festivaltarif angewiesen war. Freitag und Samstag habe ich meinen beschädigten Wasserbehälter dann einfach in der Full Metal Bag transportiert.

Im Nachhinein sehe ich allerdings ein, dass die Mitbring-Regelung nun zumindest eindeutig ist. Aber Himmel - macht doch eine zusätzliche Gummiringverstärkung in diesen Wasserbeutel! Ein Karabinerhaken aus Metall war im Budget ja schließlich auch drin.
Und außerdem... ja, ich weiß, es ist Wacken und es ist Metal, aber schwarz ist vielleicht nicht die ideale Farbe, wenn das Wasser eine Weile kühl bleiben soll.

Als Randnotiz zu Getränken sei noch erwähnt, dass einige Versorger gewechselt haben. So versperrt wieder Jägermeister statt Captain Morgan mit einer übergroßen Aussichtsplattform die Sicht, aus Cola wurde Pepsi und als Energydrink war statt zuletzt Relentless jetzt fast ganz ohne eigene Stände Monster dabei.
Trotzdem waren noch alte Becher mit Relentless-Logo im Umlauf. Na, wenn es da mal nicht noch hinter den Kulissen im Sponsoren-Gebälk knirscht...

Genau genommen gab es tatsächlich nur den einen Monster-Stand direkt auf dem Hauptgelände, wo u.a. ein Schlagzeugwettbewerb ausgetragen wurde, bei dem es darum ging, möglichst viele Einzelschläge pro Minute auf einer Drumometer-Snaredrum unterzubringen.


Ich habe mich dann auch mal überreden lassen, spontan die Sticks in die Hand zu nehmen und bin auf 762 Schläge gekommen. Auf einer normalen / gewohnten Snare sollte ich wohl ein paar mehr unterbringen können, aber für die Situation dort war ich durchaus zufrieden. Und verdammt - man fängt natürlich zu schnell an und ab Sekunde 40 wird die Minute dann sehr lang...

Aber damit greife ich schon vor, das war ja am Freitag.



Mittwoch

Schon von draußen hörten wir die Massen auf dem gesamten Gelände lautstark eine "Wall of Death" fordern. Oh sorry, das war ja nur vor dem örtlichen Freibad. Da darf man eigentlich mit dem Auto gar nicht hin, aber mein Bruder hatte an einer angrenzenden Weide Schafe geparkt und somit waren wir Anlieger. Auf jeden Fall schonmal lustig anzuhören.



Wie gewohnt haben wir bei Anwohnern geparkt, sind ein Stück die Hauptstraße (der zur Vollendung des Volksfest-Flairs nur noch der Autoscooter fehlt) entlang gegangen und dann natürlich zur Bandausgabe, wo uns eine epische Schlange erwartete.

Zum Glück war dies das einzige Mal, dass wir dieses Jahr irgendwo nennenswert warten mussten. Das wird auch mit einer verbesserten Besucherführung auf dem Gelände zusammenhängen. In der Anordnung gab es einige sinnvolle Änderungen - sei es z.B. die Lage des Biergartens oder dass man auf dem Weg ins Dorf nicht mehr über den berüchtigten, im Starkregenfall gemeingefährlichen Graben muss.


Mittwochs sind die großen Bühnen ja noch in Arbeit, so dass das Hauptprogramm im Bullhead City Circus spielt, wo die Landessieger des internationalen Wacken Metal Battle aufspielten, von denen wir uns einige angeschaut haben.
Ich erinnere mich daran, dass Crying Steel aus Italien und Roadwolf aus Österreich gleich mal eine ganze Reihe schlimmer Heavy-Metal-Klischees abgearbeitet haben und dass die Plattensammlung von Anstratus aus der Slowakei vor allem aus "Pleasure To Kill" von Kreator besteht.
Ich sah noch ein paar andere Bands, aber da die Sets ja ziemlich kurz waren und in den folgenden Tagen noch so vieles auf mich zukam, habe ich ehrlich gesagt weder an die guten noch an die nicht ganz so guten noch konkrete Erinnerungen.


Gut erinnern kann ich mich hingegen noch an das Duo Los Vagabundos, welches im auf der Beergarden Stage feurige Akustikversionen u.a. von Nancy Sinatra ("Bang Bang"), den Rolling Stones ("Paint It Black"), Sergio Leone, Rammstein oder arabischer Folklore darbot. War gut gemacht und mal nicht ganz das auf den kleinen Open-Air-Bühnen ansonsten stark verbreitete, betrunkenenoptimierte Partyprogramm.

Nach der letzten Metal-Battle-Band des Tages, den ziemlich wild verknoteten Red Helen aus Südafrika, machten wir früh Feierabend und kamen somit damit sowohl ohne Blasmusik, als auch Mittelaltertralala durch den ersten Festivaltag.




Donnerstag

Zunächst einmal bin ich fast normal aufgestanden und habe sogar noch ein paar Stunden gearbeitet.
Das ist für mich im Grunde der einzige Nachteil daran, zu Hause zu übernachten; dass ich mich nicht so komplett aus dem Alltag verabschieden kann wie ein Camper. Allerdings machen Dusche und Bett dieses Manko locker wieder wett.


Zurück in Wacken ging es gleich wieder ins Zelt, wo wieder auf beiden Bühnen Schlag auf Schlag die Metal Battle-Gewinner spielten.

Nachdem die Japaner ja letztes Jahr mit Mysterious Priestess eine positiv bekloppte Kapelle nach Deutschland geschickt  hatten, die selbst vor lupenreinem Jazz nicht zurückschreckte, war dieses Jahr mit Hellhound das Gegenteil vertreten, also eher sehr sehr traditioneller Metal, von dem bei mir vor allem der sehr hohe Gesang hängengeblieben ist. Ansonsten zu aufnäherkuttenbieder für meinen Geschmack.

Die Portugiesen Revolution Within trafen mit ihrem brutalem Thrash Metal und einem Sänger, der mich vom Stageacting her irgendwie an Barney von Napalm Death erinnerte, schon weit her meinen Nerv. Im Publikum ging es nun mit Mosh und Circle Pit auch ordentlich ab.

Mit den chinesischen Black Metallern Evocation und den schon durch ihren eigenwilligen und landessprachlichen Gesang auffallenden Lithauern Juodvarnis ging es gut weiter, ehe im Ring zwischen den Bühnen Wrestling angesagt war, was wir uns nicht antun wollten und uns stattdessen ein zweites Mal auf der Biergartenbühne Los Vagabundos anschauten.
Das Set der Spanier war ähnlich, aber nicht identisch mit dem vom Vortag, wofür allein schon ein Saitenriss, der solo mit Led Zeppelin überbrückt werden musste, sorgte.


Während wie immer seit dem letzten Jubiläum das Hauptbühnenprogramm mit dem bescheidenen Metal-goes-Top-40-Coverband-Programm von Skyline gestartet wurde, spielten im Zelt die letzten Metal Battle-Bands. Mit einem erfrischend nicht-festivaloptimierten Opener eröffneten die überwiegend mit Brüllgesang daherkommenden Progmetaller Earth Divide von - ja, da gibt es tatsächlich Bands! - den  Färöer Inseln.

Weiter ging es mit [In Mute], einer sehr gut gemachten spanischen Variante von Arch Enemy inklusive Death Metal grunzender, extrem paradiesvogeliger Frontfrau mit bunten Haaren und ungewöhnlichen Tattoos. Optisch sicherlich eine der eindrucksvollsten Gestalten des Festivals. Musikalisch weiß ich allerdings wie bei Arch Enemy trotz gutem Handwerk einfach nicht so recht, was mir das Ganze sagen will.

Die nächste Band war dann ein interessanter Kontrast, da ebenfalls von einer extrem fähigen Sängerin gefronted... womit die Gemeinsamkeiten auch schon vorbei waren.
Allein die Feenwald-Deko auf der Bühne und die Kinder im Publikum und in der schwangeren Geigerin deuteten familienfreundlichere Unterhaltung an, und tatsächlich spielten Huldre aus Dänemark überwiegend lebensbejahenden, oft flott tanzbaren, manchmal auch mystisch entrückten Folkmetal. Dieses Genre nervt ja oftmals durch mäßigen Gesang, doch die Sängerin hier erinnerte sogar mehr als einmal an die große Lisa Gerrard. Respekt!


Danach war dann reichlich Zeit, etwas einzukaufen (die Shorts, nach der ich ein Wochenende früher in Neumünster umsonst geshoppt hatte + die "A Twist Of Fate"-EP von John Arch ), zu futtern und sich erstmals das Innengelände anzuschauen. Das Bühnenprogramm hing nämlich zwei Stunden lang ziemlich durch.

Meine neue Theorie, warum jetzt immer zuerst Skyline spielen - nämlich um eine Niveauuntergrenze festzulegen, bei deren Unterschreitung allen anderen Künstlern der Saft abgedreht wird - erwies sich als extrem kurzlebig. Denn nicht nur durfte Szene-Urgestein Bülent Ceylan tausende arglose Festivalbesucher mit seinem Möchtegern-Gerammsteine nerven (vgl. auch die erneut im Paket mit der eher überflüssigen Wasteland Stage angekarrten MegaBosch); nein, Hammerfall pulverisierten diese Untergrenze geradezu.
Sorry, ich finde an dieser Band einfach alles schlecht gedacht und maximal mittelmäßig umgesetzt. Oder war es umgekehrt?

Ich war da im Grunde schon bereit für die Heimreise, weil die nächsten Tage ja lang werden würden und sowohl die Headliner Accept als auch der gefühlt zwanzigste Auftritt von Saxon für mich verzichtbar waren. Und die eigentlich geniale Partytruppe Russkaja ist ja nun mit jeweils mehreren Auftritten in mehreren Jahren hintereinander schon leicht überspielt. 2015 schau ich mir den Russentraktor vielleicht wieder an. Ich gebe mir ja auch nicht jedes Jahr ein komplettes Set von Mambo Kurt.


Doch eine Gruppe stand noch auf der Running Order, von der wir zumindest wissen wollten, ob sie schlecht sein würde - oder so schlecht, dass es schon wieder gut ist: Steel Panther.



In Augenkrebs begünstigenden Kostümen und stets das Make-Up und den Sitz der Mähne über der Bandana am Theaterspiegel prüfend beschworen Steel Panther den lange verschütteten (und von niemandem ernsthaft vermissten) Geist des 80er-Jahre-Hair Metals.

Musikalisch steckten sie dabei auch ernsthaft betrachtet Hammerfall deutlich in die Tasche, doch ansonsten ist die Gruppe, welche "Asian Hookers", das "Gloryhole" und den Verkehr mit "17 Girls In A Row" besingt, natürlich ein reine Parodie. Und zwar eine äußerst unterhaltsame. Dazu passt auch der bewusst erbärmliche Altherren-"Do you like Muschilecken"-Humor. Das gab es so ähnlich natürlich schon mit Spinal Tap, aber die sind ja nun auch schon alt und grau und reunieren sich äußerst selten. Von daher kann ich Steel Panther nur empfehlen - das Highlight des Donnerstags!

Das Publikum verstand jedenfalls den Subtext der Show, so dass die Kameramänner ziemlich gut mit dem alten Spiel "Such die Tittenmaus" zu tun hatten . Und das war auch gut so, denn irgendwo muss man ja während so einer Show auch mal hinkucken können.

Falls sich jemand den Auftritt nun im Stream ankucken möchte jedoch eine Warnung: What is seen cannot be unseen!
Ich spreche aus Erfahrung, erinnere ich mich doch tatsächlich immer noch mit Schaudern an den das Tamburin und die Hüften schwingenden Sänger der furchtbaren Paradise, die diese Nummer auf dem Wacken Open Air 1992 noch ernst gemeint hatten. Oder war das damals schon Satire und ich war nur noch zu jung, um das zu erkennen?


Accept habe ich mir zu Hause teilweise noch im Livestream angesehen. Und das reichte mir auch. Kein Fan hier, tschuldigung.



Freitag

Chtonic aus Taiwan, die mir 2012 im Zelt gut gefallen hatten, hätte ich mir generell schon gerne wieder angetan, und das nicht nur wegen dem Supermodel am Bass (vgl. auch Steel Panther). Aber elf Uhr war zu früh. Um die Zeit musste ich noch zu Hause vorm Spiegel posen.


Um eins stand ich dann allerdings vor der Party Stage für die Band, die diesen Bühnennamen rechtfertigt wie keine andere: Knorkator.

Auf der Bühne, vor der Bühne, über denen vor der Bühne: überall Bekloppte!
Es gab viele Hits, u.a. natürlich "Alter Mann" oder auch "Wir werden alle sterben", aber auch "Arschgesicht" mit dreizehnjährigem Gastsänger oder "Konrad Daumenlutscher".
Einem Unwissenden beschreiben kann man das, was Frontsau Stumpen und Co. da veranstalten, ja ohnehin nicht. Deswegen belasse ich es mal dabei, dass Knorkator nach wie vor die meiste aller Spaßmetalbands sind und wie erwartet wieder mächtig Gehirnzellen abgetötet haben. Knorke!


Danach gab es dann die weiter oben schon erwähnte Minute Snaredrum-Action mit Stephan Ohlsen, ansonsten allerdings eine längere Durststrecke, in der ich zwar von der einen oder anderen Gruppe was mitbekommen habe, aber anscheinend nicht von der, die gerade so richtig geil war.

Der am falschsten gepolte Publikumsmagnet waren wohl die generischen Stirnband-Rocker von Cop U.K., für die sich anscheinend niemand gezielt auf den Weg ins Zelt gemacht hatte. Die hamburger Thrash`n`Roller von Torment waren besser als ich sie Erinnerung hatte, aber auch nicht aufsehend genug, um ihnen mehr als zwei Sätze zu widmen. Und hätte der Sänger nicht fachmännisch eine Gitarre zersägt, dann wäre es wohl nur ein Satz geworden.

Es war um siebzehn Uhr, also fast drei Stunden nach Knorkator, als auf der Headbangers Stage das antizyklischste aller Wacken-Spektakel eingeläutet wurde: Die Excrementory Grindfuckers hatten die Bühne mit Lametta geschmückt, sich als Engel, Santa Klaus und Jesus in Schale geworfen und feierten den Release ihrer neuen Weihnachtslieder-Scheibe!
Hochgeschwindigkeitsgrindcore, unterbrochen von Versatzstücken aus Rock, Pop, Weihnachten und Stumpfsinn. Besonders romantisch, wenn die Band zusätzlich zum Keyboard auch noch die Trompete erschallen ließ. Dazu feuerten zwei Schneemaschinen unablässig Besinnlichkeit ins Publikum. Zum Schluss gab es sogar noch Bescherung, doch leider reichte mein sportlicher Einsatz nicht aus, eines der Pakete zu fangen.



So lustig das Konzert auch gewesen war, wir waren doch immer noch skeptisch, was das Festivalbilling anging. Die drei Highlights waren bisher bei aller Qualität eben doch Comedy-Acts, dazu der Leerlauf am Nachmittag... doch von nun an sollte sich das ändern!

Der nächste Programmpunkt ergab sich fluchtbedingt, denn mit Children Of Boredom kann ich ebensowenig anfangen wie mit den Shantyschlagern der Helene Fischer-Vorband Santiano, auch wenn man ja als Norddeutscher demnächst Bußgelder zahlen muss, wenn man die nicht ganz super findet.


Ich hatte - und jetzt schlagt mich ruhig - tatsächlich auf Spiegel Online den Tipp gelesen, dass auf der Wackinger Stage zwischen all dem Dudelsackgetanze auch eine anspruchsvolle Folk-bis-Blackmetal-Band aus Rumänien auftreten sollte. Und tatsächlich waren Dordeduh ein sehr angenehmes, erfrischend wenig auf Festivalkompatibilität gebügeltes Kontrastprogramm. Tolle Songs, egal ob die Band auf traditionellen Instrumenten zum Träumen einlud oder in brachialen Stücken mit bewusst merkwürdigen Tempowechseln verwirrte.
Für mich eine der größten Entdeckungen des Festivals und neben Earth Divide bis dahin wohl die einzige Band, die mich auch auf dem Roadburn Festival nicht überrascht hätten. Nächstes Jahr dort vielleicht?




Um halb acht ging es zurück zur True Metal Stage, wo die drei Cellisten plus Drummer Apocalyptica auftraten. Und sie hatten ein paar Gäste dabei, nämlich ein komplettes Orchester.
Ok, das ist an sich in Wacken mittlerweile ein alter Hut, vergeht doch kein Jahr, in dem nicht mindestens eine damit in erster Linie zum eigenen Spiegelbild wichsende Band zuviel ein argloses Orchester mit auf die Bühne zerrt. Yay, was freuen wir uns schon auf U.D.O. mit Bundeswehr Musikkorps nächstes Jahr! Bitte?!

Aber dies gesagt waren natürlich ein paar dieser Konzerte auch wirklich gut gemacht, und zu welcher Band wären zusätzliche Bläser und Streicher folgerichtiger als zu Apocalyptica, die ja selbst im Grunde fast ein Kammerquartett sind?
So passte alles zusammen und es war eine mitreißende, bombastische Show.



Während die Sonne allmählich unterging und die meisten Besucher den Gesundheitszustand von Motörheads Lemmy checkten, zeigten auf der Party Stage Carcass, wie die Sache mit dem im Grindcore verwurzelten melodischen Death Metal eigentlich mal gemeint war. Was für ein krankes fettes Brett!

Auch wenn mich die zeitgleich aufgetreten The Vintage Caravan interessiert hätten - aber die sehe ich ja im Oktober noch als Support der Blues Pills - dieses meisterliche Death Metal-Inferno auf Morbid Angel-Niveau war hier in Wacken die absolut richtige Wahl. Bis dahin wohl das größte Festival-Highlight, von einer Band, die ich zu "meiner Death Metal-Zeit" anfang der Neunziger nur am Rande auf dem Radar hatte, also maximal auf selbstkopierter Kassette und "Headbanger's Ballroom"-VHS.


After Carcass and Motörhead had finished their sets, there was some time for everybody to play with their huge balls...


... before hell awaited: Zeit für Slayer!

Man kann abseits der Bühne - z.B. über den Umgang der Band mit Dave Lombardo und vieles andere - ja sagen, was man will, aber solange da vier Leute auf der Bühne stehen, die die Songs perfekt spielen können, und einer von denen Tom "Santa Rübezahl" Araya ist, der sich die Seele aus dem Leib schreit, solange ist das für mich eindeutig Slayer.
Und auch wenn der Soundmann anscheinend unter Einfluss harter Drogen die Bassdrums bis über elf hinaus hochgezogen hat - müsste ich mich wirklich für eine beste Band in Wacken dieses Jahr entscheiden, dann wäre dies trotz einiger starker Konkurrenten doch Slayer.
Ob "War Ensemble", "Disciple", "Dead Skin Mask", "Angel Of Death", "Seasons In The Abyss"... jeder Song ein Killer. Slayer sind nach wie vor die Macht, an der sich alles messen muss!
Sehr schick auch die riesigen Kreuze im Gitarrenboxendesign. Machten sich sehr schön über dem fast permanent lodernden Höllenfeuer darunter.



Zwei umgedrehte Kreuze und was Böses dazwischen sind als Bühnenbackdrop natürlich immer eine sichere Nummer, so dass sie neben allerlei anderem Zeugs auch beim nächsten Konzert wieder dabei waren. Auch King Diamond war nicht mit dem besten Klang des Festivals gesegnet, was gerade wenn man die Songs nicht alle in- und auswendig kennt, schon mal nerven kann.
Doch der King ist der King und es gibt einfach keinen zweiten. Unter seinem Make-Up inzwischen ja auch schon zweitausend Jahre alt hat er alle Stimmlagen vom bösen Gekrächze bis zur ganz hohen Gruselsirene immer noch drauf. "Eye Of The Witch" hat mich noch bis ins Bett - also wohl so bis halb vier Uhr morgens - als Ohrwurm verfolgt.





Samstag

Die Nacht und der Morgen danach wurden sehr kurz, schließlich mussten wir rechtzeitig zu Mittag wieder vor der Party Stage aufschlagen, für eine Band, die ich zuletzt - Rentneralarm! - Neunzehnhundertfuckingvierundneunzig auf dem Dynamo Open Air gesehen hatte.
Und auch wenn dies zwanzig Jahre her ist - der irgendwo zwischen Hardcore, Thrash Metal und manchmal sogar tanzbaren Elementen angesiedelte Sound von Prong ist nach wie vor unverwechselbar. Eine so präzise Groovemaschine kann man nicht programmieren. Oder um es frei nach einem großen Fernsehpoeten zu sagen: Prong sind so tight, wenn die mit Dir fertig sind, dann burns!

Auf dieses Trio hatte Wacken sehr lange gewartet, und es war trotz der frühen Spielzeit ein weiterer ganz großer Höhepunkt des Festivals.


Sodom fand ich dann im Gegensatz zu deren letztem Gastspiel 2011 ebenfalls sehr unterhaltsam, auch wenn ich sie eher entspannt aus der Ferne beobachtete. Die Thrash Metal-Institution konzentrierte sich auf seine Hits von "Ausgebombt" bis "The Saw Is The Law" und scheint generell zur Zeit ganz gut drauf zu sein.

Noch besser, obwohl ich deren Songs nicht kenne - aber "The Satanist" ist bereits bestellt - fand ich gleich im Anschluss jedoch die polnischen Black Metaller von Behemoth.
Schon das Stagedesign hob sich - zumindest die erste Hälfte des Sets lang - sehr aus der Masse hervor, da wohl irgendjemand sich gefragt hatte, wie man schwarz noch böser machen kann und dabei auf die Idee gekommen ist, es einfach mit einem weißen Hintergrund (und weißem Drumkit) zu kombinieren. Und das funktionierte tatsächlich sehr gut.
Noch eindrucksvoller wäre nur gewesen, wenn die vier Bandmitglieder den ganzen Auftritt über fest an den Stellen geklebt hätten, die vom Bühnenaufbau her für sie optimiert waren. Ich sage so etwas selten, aber je statischer die Band sich gab, desto eindrucksvoller wirkte sie tatsächlich.
Die Musik war allerdings davon unabhängig durchgehend über jeden Zweifel erhaben.





Gleich danach ging es auf der True Metal Stage relativ untrue mit dem Devin Townsend Project weiter. Devin Townsend ist ein Künstler, der von Pop über Prog bis zu extremstem Metal und zahlreichen anderen Musiksparten wohl schon alles irgendwie schon einmal gemacht hat und so überall sowohl dazugehört als auch der Außenseiter ist. Dass der Mann einen schrägen Humor hat und anscheinend zu allem was er tut eine ironische Distanz wahrt, macht ihn an sich nicht unbedingt festivaltauglicher.

Die Show deutete teilweise richtige Größe an und ich wollte sie eigentlich gut finden, hatte aber irgendwie das Gefühl, dass der Musik einiges fehlt. Tatsächlich sind die Songs, wie ich mir im nachhinein auch im Stream angeschaut habe, sehr auf Samples, Chöre usw. vom Band angewiesen, von denen zumindest an meinem Standort vieles nicht ideal ankam. So war es ganz lustig und beileibe nicht schlecht, aber eben auch keines der ganz großen Glanzlichter.


Als nächster Pflichtprogrammpunkt erwarteten uns im Zelt The Ocean, die sich, seit ich zuletzt 2008 im Vorprogramm von Opeth und Cynic sah, musikalisch enorm entwickelt haben und inzwischen ja auch einen richtig guten flexiblen Sänger in ihren Reihen wissen.

Trotz der Komplexität ihrer progessiven Post-Metal-Stücke räumte The Ocean richtig ab. Schade war nur, dass der Projektor nach einigen Minuten den Geist aufgab, so dass der vielversprechenden Videountermalung am Anfang leider nur der allmähliche Abbau der Leinwand folgte.
Dennoch die beste Gruppe unter dem Zeltdach des Bullhead City Circus.

Packt man den Anspruch der Gruppe in die Gegenteil-Maschine, so erhält man wahrscheinlich die Böhsen Onkelz. Und deren Bassist Der W war nur wenige Minuten später auf der anderen Zeltbühne dran. Will sagen: wir erlebten das größte Gedrängel des Festivals, da es wohl kaum einen Menschen gibt, der auf beide Bands steht und somit das Publikum im Zelt komplett ausgetauscht wurde.


Als nächstes wollten wir die erstmals in Wacken auftretenden Megadeth sehen, doch es spielten noch Amon Amarth, so dass wir uns zur Überbrückung zumindest mal einen halben Auftritt des Man in beige Mambo Kurt gönnten. Klar, man kennt die Heimorgelhits allmählich, aber gerade wenn Mambo exklusive Wacken-Devotionalien zu verschenken hat oder zur Gogo-Party auf die Bühne lädt, passieren doch immer wieder lustige Dinge...



Anders als bei The Ocean funktionierte die Sache mit der Videoshow bei Megadeth ganz wunderbar und wurde sehr effektiv eingesetzt. Dafür stimmte am Sound zunächst einmal gar nichts, da man in den ersten Songs eigentlich nur das schwächste Element - Dave Mustaines Gesang - ordentlich hören konnte. Zum Glück fing sich der Sound dann aber und auch Dave legte stimmlich noch zu.

Ich bin kein Experte für die Band, erkannte allerdings alle Songs, wenn nicht musikalisch dann zumindestens vom Titel her. Und was soll ich sagen? Natürlich sind vor allem die Leadgitarren herausragend, aber auch ansonsten fand ich den gesamten Auftritt ziemlich geil.
Dave Mustaine wird vielleicht niemals einen Nobelpreis fürs Nachdenken vorm Sprechen gewinnen, aber Metal, das muss man ihm lassen, das kann er verdammt gut!


Wie schon Dordeduh am Freitag war meine nächste Station wieder vor allem durch die Flucht vom Wacken Center bestimmt. Von Avantasia hatte ich beim letzten (und damals ja angeblich finalen) Auftritt vor  ein paar Jahren nämlich schon genug für ein Leben gesehen. Ich finde die einfach ganz schlimm und halte zwei Stunden davon für nur schwer mit den Genfer Konventionen vereinbar.


Zum Glück konnte man sich zumindest die erste Hälfte dieser Zeit wunderbar vor der Headbangers Stage die Rübe wegblasen lassen. Metal mit Opernelementen ist nicht zwingend ein Garant für meine Aufmerksamkeit, aber was die Italiener Fleshgod Apocalypse da vom Stapel ließen, war schon eine besondere Variante dieser Kombination.
Zunächst einmal spielen Fleshgod Apocalypse Black Metal mit bösem Grunzgesang und der höchsten Endgeschwindigkeit, die ich in Wacken dieses Jahr gesehen habe. Dazu sangen der Bassist und eine zusätzliche Sängerin Sopran. (Wobei übrigens die Kamera / Bildregie den männlichen Anteil des hohen Gesangs das komplette Konzert lang verpennt hat, selbst wenn nur dieser Text sang und somit wichtiger war.)
Das Ganze war ein stellenweise vollkommen überladener, aber eben gerade dadurch herrlicher Overkill. Ohrendurchpusten de Luxe!

Im Publikum sah ich übrigens eine Gruppe französischer Fans, die ich vom Snaredrum-Wettbewerb am Vortag wiedererkannte. Einer von denen hatte dort nämlich über sagenhafte tausend Schläge pro Minute geschafft, was laut Moderator bisheriger Rekord war. Und ich hatte da doch gleich geahnt, auf welche Art Musik der steht...


Danach amüsierten wir uns noch über das Angebot im Wacken-Outlet, also der Merchandising-Resterampe, in der der Artikel, den ich mir noch am ehesten kaufen würde, eine Plüsch-Kopie von Mambo Kurt inkl. Plüsch-Heimorgel war, hingen noch eine Weile auf der Wacken-Plaza und im Wackinger Village herum, und machten uns um Mitternacht herum zum großen Finale auf der Black Stage auf...




Ich habe ja gerade beim Samstag schon ein paar Mal den Sound erwähnt, was ich eigentlich möglichst vermeide, da er gerade bei so einem Riesen-Event ja ohnehin nicht an jedem Standort identisch ist. Bis auf jene besonderen Ausfälle, die ich schon erwähnt habe, war der Klang der meisten Bands zwar für ein Festival ok, ließ aber immer noch Raum, um mindestens ein Haar in der Suppe zu finden. Hier zu leise, da zu laut, zu wenig Gesang usw... Und daran, dass die Akustik im Zelt generell schwer beherrschbar ist, muss man sich eben gewöhnen.

Umso größer die Überraschung, als Kreator die Bühne betraten: Der Sound war nämlich von Anfang an perfekt! Wow!
Das Bühnenbild war immer noch jenes der Tour zu "Phantom Antichrist", welches für die Zukunft schwer zu schlagen sein dürfte. Die Songauswahl speiste sich u.a. mit dem Titelsong, "United In Hate" und der Hymne "From Flood Into Fire" aus dem aktuellen Album, sowie aus einem Feuerwerk ganz alter Schinken ("Pleasure To Kill", "Flag Of Hate") und neuerer Klassiker ("Phobia", "Hordes Of Chaos"). So gut habe ich Kreator in Wacken bisher noch nie erlebt, und dass obwohl gar kein Stück von "Coma Of Souls" im Set vertreten war.

Ganz klar ein mehr als würdiger Abschluss für ein letztendlich dann doch mal wieder überraschend starkes Open Air!




Organisatorisch und infrastrukturell war mein Eindruck dieses Jahr sehr positiv.
Die gesamte Stimmung - nicht nur bei Publikum, sondern auch bei fast allen, die dort gearbeitet haben, sehr entspannt. Da hat das Wetter natürlich auch super mitgespielt.

Allerdings sollte beim Briefing für Checkpoint-Ordner darauf geachtet werden, dass diese nicht nur wissen, mit welchem Ausweis / Band man bei ihnen durchkommt oder nicht, sondern auch, was bei der nächsten Zufahrt Sache ist. Sonst kann man sich als wertloser Normalsterblicher, der doch nur dem Tipp eines Einheimischen gefolgt ist (welche Dank ihrer Sonderrechte leider überhaupt kein Gespür für diese Materie haben), sinnlos von Zugang A nach Zugang B geschickt und dort dann noch sinnloser beschimpft werden. Und das muss echt nicht sein, wenn man durch die Extrakilometer, die die "Abkürzung" kostet, eh schon genervt ist. Auch wenn der ursprüngliche Fehler natürlich bei uns selbst lag: Never distrust a working route to the festival ground!


Wenn jetzt nur noch die üblichen Booking-Schwächen, insbesondere das Totnudeln einiger jedes Jahr und jeden Tag wiederkehrender Acts auf den kleinen Bühnen, abgestellt werden könnten...

Aber das ist wohl ebenso illusorisch wie die von mir jedes Jahr wieder gewünschte Würdigung des Progmetalsektors mit Psychotic Waltz oder Dream Theater.
Und um vielleicht eines Tages doch mal (wieder) Autopsy oder Godflesh zu sehen, fahre ich ja nun Mitte April nach Holland. Für Wacken habe ich da keine Hoffnung mehr.
Auch dass man auf dem generell ja ähnlich ausgerichteten Hellfest in Frankreich u.a. schon die Eier hatte, mit den Swans eine Gruppe einzuladen, die heavier als 99% des Metal ist, belasse ich hier mal als nicht an Erwartungen geknüpfte Randnotiz.

Die bisherigen Ankündigungen für nächstes Jahr halten ja immerhin schon ein paar interessante Namen bereit: Savatage, Amorphis mit "Tales From A Thousand Lakes"-Show, Kataklysm, Sepultura, Cannibal Corpse, die dieses Jahr verhinderten Death Angel. Da übersteht man dann wohl auch das fucking Bundeswehrorchester.

Helene Fischer stand ja schon bei Motörhead mit auf der Bühne.

Ach nee, sorry, das war ihre Mutter - Doro. Und dafür hatte die tatsächlich ihr Logo auf dem offiziellen T-Shirt?

Aber immerhin wurde an einem Slush Ice-Stand schon Kleingeld für den guten Zweck, Helene Fischer zu ficken, gesammelt. Ich weiß nicht, wie viel zusammenkam und ob die Erfolgsaussichten dieser Charity gut sind, aber da ich nun fast am Ende des Berichts bin und mir immer noch keine Überschrift eingefallen ist, die mit den letzten Jahren mithalten kann, hänge ich mich da inhaltlich einfach mal mit dran.



Wie auch immer - ich habe bereits eine Armee genetisch verbesserter außerirdischer Vampirzombieorks mit bloßen Fäusten blutig geprügelt und mir so mein X-Mas-Ticket für Wacken 2015 erstritten. Der nächste August kann also kommen!