Ich habe lange keine Instrumentalmusik mehr besprochen, oder?
Ok, die Aussage ist Quatsch. Trotzdem geht es hier schon wieder gesanglos weiter, denn drei Jahre nach "Guidance" meldet sich das us-amerikanische Trio Russian Circles mit einem neuen Studioalbum zurück.
Ok, die Aussage ist Quatsch. Trotzdem geht es hier schon wieder gesanglos weiter, denn drei Jahre nach "Guidance" meldet sich das us-amerikanische Trio Russian Circles mit einem neuen Studioalbum zurück.
RUSSIAN CIRCLES - Blood Year (LP) (2019)
Reden wir mal gar nicht lange um den heißen Brei herum:
Auf "Blood Year" passiert nichts, was nicht eindeutig als der Sound von Russian Circles wiedererkennbar wäre. In den fünf durchschnittlich siebenminütigen "Haupt-Tracks" (plus zwei kürzeren Stücken mit Intro/Interlude-Charakter) kultiviert die Gruppe alle Stärken ihres etablierten Sounds. Es gilt also wie gewohnt die Prämisse, mit vergleichsweise reduzierten Mitteln maximalen Effekt zu erzielen. Wo andere Postrock- bzw. Post-Metal-Bands gerne noch tonnenweise Synthies, Samples, Streicher und sonstige Sounds auftürmen, bleiben Russian Circles sehr diszipliniert bei Drums, Bass und (nur wenn es unbedingt sein muss gedoppelter) Gitarre.
Komplexe Ideen werden in eine scheinbar primitive Form gebracht. Russian Circles haben sicherlich fleißig an ihren Charakteristika gearbeitet, und doch klingen sie immer direkt und ungefiltert wie eine Garagenband, was sich vor allem im sehr räumlich naturalistischen Schlagzeugsound äußert. Solch eine überpräsente Snaredrum wäre in einem anderen Zusammenhang ablenkend und kontraproduktiv, doch hier wird sie gerade zum Markenzeichen, an dem man die Gruppe sofort erkennen kann. Wenn dies nicht sowieso schon durch den räudig röttelnden Bass und die im Verfleich zum Vorgängeralbum oftmals wieder etwas blackmetalbeeinflussteren, typischen heavy Riffs und niemals zu kitschigen Leads geschehen ist.
Kompositorisch ist das komplette Album eine Spitzenleistung. Ob in "Arluck" oder meinem Favoriten "Kohokia" - immer wieder steigert die Band sich in eskapistische Höhen, die so zu Anfang der Tracks nicht zwingend zu erwarten sind, und dies geschieht bis "Sinaia", der ersten Hälfte des Doppelfinales, in immer noch etwas größerer Form.
Der Abschluss "Quartered" überrascht dann mit einem konsequenten, fast schon an Bongripper erinnernden Riff-Fest.
Und abgesehen vom Opener "Hunter Moon", in dem ich jeden Moment auf einen Gesangseinsatz von Chelsea Wolfe warte (die ja tatsächlich in der Vergangenheit auf dem Titeltrack von "Memorial" zu Gast gewesen ist), ist dies auch die einzige Stelle, die mich wirklich stark an andere Künstler als Russian Circles denken lässt.
In "Kohokia" fantasiere ich mir ein wenig Alcest hinein und ein paar Noten von "Sinaia" beschwören für mich Quäntchen der Isländer GlerAkur herauf, aber das war's auch schon. Russian Circles sind in erster Linie Russian Circles. Man kann ihnen also durchaus vorwerfen, dass sie auf "Blood Year" keine grundsätzlichen musikalischen Überraschungen außerhalb ihrer Komfortzone gewagt haben.
Anderseits bewegen sie sich innerhalb jener Zone derart gekonnt und über den gesamten Albumverlauf in sich stimmig in brachialer Bestform, dass für mich persönlich keine Wünsche offen bleiben.
Ein Gatefoldcover wäre für die Einzel-LP natürlich nicht nötig gewesen, aber heutzutage muss halt jede Platte die wichtigste im Regal sein. Und immerhin ist es hier auch mit einem ansprechenden Design von Coverkünstler Orion Landau gefüllt, der - wie an gewissen Parallelen unschwer zu erkennen - u.a. auch schon für die Optik von Yobs "Clearing The Path To Acend" verantwortlich gewesen ist.
Schönes schweres Ding.
Auf "Blood Year" passiert nichts, was nicht eindeutig als der Sound von Russian Circles wiedererkennbar wäre. In den fünf durchschnittlich siebenminütigen "Haupt-Tracks" (plus zwei kürzeren Stücken mit Intro/Interlude-Charakter) kultiviert die Gruppe alle Stärken ihres etablierten Sounds. Es gilt also wie gewohnt die Prämisse, mit vergleichsweise reduzierten Mitteln maximalen Effekt zu erzielen. Wo andere Postrock- bzw. Post-Metal-Bands gerne noch tonnenweise Synthies, Samples, Streicher und sonstige Sounds auftürmen, bleiben Russian Circles sehr diszipliniert bei Drums, Bass und (nur wenn es unbedingt sein muss gedoppelter) Gitarre.
Komplexe Ideen werden in eine scheinbar primitive Form gebracht. Russian Circles haben sicherlich fleißig an ihren Charakteristika gearbeitet, und doch klingen sie immer direkt und ungefiltert wie eine Garagenband, was sich vor allem im sehr räumlich naturalistischen Schlagzeugsound äußert. Solch eine überpräsente Snaredrum wäre in einem anderen Zusammenhang ablenkend und kontraproduktiv, doch hier wird sie gerade zum Markenzeichen, an dem man die Gruppe sofort erkennen kann. Wenn dies nicht sowieso schon durch den räudig röttelnden Bass und die im Verfleich zum Vorgängeralbum oftmals wieder etwas blackmetalbeeinflussteren, typischen heavy Riffs und niemals zu kitschigen Leads geschehen ist.
Kompositorisch ist das komplette Album eine Spitzenleistung. Ob in "Arluck" oder meinem Favoriten "Kohokia" - immer wieder steigert die Band sich in eskapistische Höhen, die so zu Anfang der Tracks nicht zwingend zu erwarten sind, und dies geschieht bis "Sinaia", der ersten Hälfte des Doppelfinales, in immer noch etwas größerer Form.
Der Abschluss "Quartered" überrascht dann mit einem konsequenten, fast schon an Bongripper erinnernden Riff-Fest.
Und abgesehen vom Opener "Hunter Moon", in dem ich jeden Moment auf einen Gesangseinsatz von Chelsea Wolfe warte (die ja tatsächlich in der Vergangenheit auf dem Titeltrack von "Memorial" zu Gast gewesen ist), ist dies auch die einzige Stelle, die mich wirklich stark an andere Künstler als Russian Circles denken lässt.
In "Kohokia" fantasiere ich mir ein wenig Alcest hinein und ein paar Noten von "Sinaia" beschwören für mich Quäntchen der Isländer GlerAkur herauf, aber das war's auch schon. Russian Circles sind in erster Linie Russian Circles. Man kann ihnen also durchaus vorwerfen, dass sie auf "Blood Year" keine grundsätzlichen musikalischen Überraschungen außerhalb ihrer Komfortzone gewagt haben.
Anderseits bewegen sie sich innerhalb jener Zone derart gekonnt und über den gesamten Albumverlauf in sich stimmig in brachialer Bestform, dass für mich persönlich keine Wünsche offen bleiben.
Ein Gatefoldcover wäre für die Einzel-LP natürlich nicht nötig gewesen, aber heutzutage muss halt jede Platte die wichtigste im Regal sein. Und immerhin ist es hier auch mit einem ansprechenden Design von Coverkünstler Orion Landau gefüllt, der - wie an gewissen Parallelen unschwer zu erkennen - u.a. auch schon für die Optik von Yobs "Clearing The Path To Acend" verantwortlich gewesen ist.
Schönes schweres Ding.
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