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2019-08-07

PAPIR - VI

Das sechste Studioalbum der Dänen Papir ist dieses Jahr rausgekommen, das zweite seit dem Labelwechsel von El Paraiso zu Stickman Records.

Auf deren Stand beim Markthallen-Konzert von Motorpsycho wollte ich mir das Ding eigentlich auch bereits mitnehmen. Gab es dann aber wider Erwarten doch nicht. Oder nicht mehr? Egal, ich habe es letztendlich dann neulich beim bösen großen kleinen a mitbestellt, die es wie Sau verpackt hatten, d.h. es flog meterweit lose im zerbeulten Karton umher. Aaargh. Kann hier jemand nebenan im Dorf mal einen gut sortierten Plattenladen aufmachen, um so einen unnötigen Scheiß zu vermeiden?

Übertolerant wie ich bin, habe ich die riesigen Knicke im Cover dann aber ignoriert und den Riss tesa-verarztet. Schließlich war der Tonträger selbst in gutem Zustand. Und die Musik ist ja immer noch das wichtigste.




PAPIR - VI (clear vinyl) (2019)


Puh, was soll ich zu diesem Album groß sagen? Eh schon gute Instrumentalgruppen, die ihrem Stil treu bleiben, aber halt immer noch ein wenig besser werden, sind für Schreiber ohne großes musiktheoretisches Fachwissen ja grundsätzlich potentielles Rezensionskryptonit.

Also zunächst die Basics: Papir sind ein Psychedelic / Space Rock-Trio mit einer auffällig unermüdlichen Rhythmussektion, wie man sie aktuell am ehesten vergleichbar bei den allerdings noch sehr viel jazzigeren Newcomern Kanaan hören kann. Ihre langen Jams habe ich ich vorherigen Texten bereits irgendwo zwischen Jimi Hendrix Experience und Hills einsortiert - die Freunde und Landsmänner von Causa Sui muss man zwingend als Vergleich nennen -, was natürlich ein weites, schwer definierbares Feld ist. Aber genau das ist natürlich der Punkt.

Papir live in Hamburg
Im Grunde ergibt es nämlich auch keinen Sinn, diese Band vollkommen auseinander analysieren zu wollen. Wer generell auf den Musikstil steht, der muss schon ziemlich schräg drauf sein, um Papir nicht zumindest sehr ok zu finden. Für mich gehören sie spätestens seit dem letzten Gastspiel 2017 im Hafenklang zu meinen Genrelieblingen. Und ich denke, dass das melodiöse und dramatische Gespür, vor allem aber die unbändige Energie des Gruppe sie auch zu einer idealen Einstiegsdroge macht, um von anderen musikalischen Interessen aus in diese Richtung vorzustoßen.

Nun hatten Papir mit "V" bereits ein Doppelalbum vorgelegt, auf dem sie so ziemlich alles aufgefahren haben, was sie können und was sie ausmacht. "VI" ist nun mit nur vier durchschnittlich zehn Minuten langen Tracks auf einer LP die kompaktere Variante davon.

Insgesamt fällt mir hier eine große Leichtigkeit im Sound auf. Dem Trio scheint seine anspruchsvolle, aber eingängige Eskapistenmusik mit weniger Anstrengung denn je von den Fingern zu gehen. Zwar machen Drums und Bass konsequent Dampf, doch die Gitarre schwebt zumeist sehr entspannt darüber. Im zweiten Track ("VI.II"; Papir katalogisieren weiter konsequent römisch durch) gibt man sich anfangs gar folk-fröhlich verspielt.

Fuzz und Heaviness spielen eine eher untergeordnete Rolle. Selbst in den exzessivsten Teilen des Finales geht es mehr darum, dass eine Menge los ist, es voll klingt und unwiderstehlich abgeht, als um auf elf hochgedrehtes Riffgebrate. Aber das muss bei so einer außerordentlich geilen Intrumentalpsychedelikscheibe auch nicht sein.




Das Artwork ist gewohnt minimalistisch. Mit deftigen Knickkanten und Rissen kann man ihm natürlich noch eine individuellere Note verleihen. Die Erstauflage von "VI" ist zudem schick durchsichtig und klingt trotzdem super.





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