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2024-08-22

(D)EMMA RUTH RUNDLE und JON SAMUEL ARDRON live im Knust, Hamburg (20. August 2024)


D? Wer ist diese Demma Ruth Rundle? Die Frage muss wohl an den Programmplakatdesigner des Knust weitergegeben werden.

Meine Vermutung ist ja, dass hier irgendwie die Show der Band, die am Dienstag Abend bis direkt vor Einlass im Außenbereich des Clubs auf dem Lattenplatz spielte, mit hineingeraten ist. Jene Gruppe fing nämlich auch mit "De" an. Den Rest habe ich vergessen und schaue ich jetzt auch nicht nach, denn so sehr wie jene semiakustische Alternative Songwriter Pop (?)-Gruppe habe ich trotz solider handwerklicher Leistung sehr lange keine Band mehr Belanglosigkeit pflegen gehört.

Wer früh kommt, der wird halt nicht immer belohnt. Aber ich hatte auf dem Weg nach Hamburg halt noch ein, zwei Dinge zu erledigen und war deswegen zeitig losgefahren.

Außerdem brannten mir - einen Euro in die falsche-Redewendungskasse - zugegebermaßen auch etwas die Hummeln unterm Hintern, da ich es nach zweimonatigem Konzerthiatus seit Chelsea Wolfe nicht erwarten konnte, endlich wieder vor eine Livebühne zu kommen.





JON SAMUEL ARDRON

Auf dieser eröffnete Jon Samuel Ardron vor gut gefülltem Haus mit einer Klavierimprovisation das Geschehen.
Oder doch nicht? Zumindest dachte ich das. Nach der wenigen Vorabinformation, die ich mir gegönnt hatte, nahm ich sicher an, dass die etwas über eine halbe Stunde lange Nummer im Moment entstanden sein musste. Es kann sich tatsächlich aber auch sehr gut um seine auf Bandcamp präsentierte Komposition "Body of Abel" gehandelt haben. Oder liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen?

Wie auch immer, es fühlte sich zumindest wie eine exzellente, wunderschön atmosphärische Improvisation an. Moderne Klassik mit populärmusikalischen und jazzigen Einsprengseln, und vor allem eine tiefe introspektive Stimmung, die mir vorkam, als hätte er reichlich Emma Ruth Rundles "Engine of Hell" zur Inspiration gehört. Was natürlich traumhaft passte und den Auftritt zu einem echten, künstlerisch auf die nachfolgende Show vorbereitenden Support im echten Sinne machte.

Nur folgerichtig war danach, dass auch während der Umbaupause die Atmosphäre durch die Kirchenorgelklänge von Anna von Hausswolff's "All Thoughts Fly" nicht gebrochen wurde. 






EMMA RUTH RUNDLE

Wasser, Wetter, Ähren und Pferde. Das waren die Motive, welche die visuelle Präsentation von Emma Ruth Rundles Performance bestimmten. Und anfangs war ich mir tatsächlich nicht sicher, ob die Sängerin passend zum Fokus dieser Tour auf ihr zehn Jahre altes Album "Some Heavy Ocean" einen strandtauglichen Schwimmeinteiler trug. Spoiler: nö. Glaube ich zumindest, haha. Ich bin mit meinen Annahmen ja schon weiter oben bei Jon Samuel Ardron ins Schwimmen geraten

Bis auf die elektrische Zugabe "Real Big Sky" begleitete sich Emma nur selbst auf der Akustikgitarre, welche anders als auf der letzten, komplett naturalistisch minimalistischen Tour aber diesmal reichlich durch den shoegazigen Effektboardwolf gedreht wurde.
Dadurch - und natürlich auch der Abstinenz eines Klaviers und des neueren Somgmaterials (nur "Citadel" stand von "Engine of Hell" auf der Setliste) geschuldet - fühlte sich dieser Auftritt ohne Band sehr viel anders an als die bestuhlte 2022er Show im Uebel und Gefährlich.

Stattdessen kam dies in sicherlich nicht ganz so magischer, aber dafür sehr viel selbstsicherer Form Roadburn 2017 nahe. Das war für mich als Zeuge dieser sowohl für das Festival als auch die Künsterlin wegweisenden, ohne Übertreibung legendären ersten Show ohne ihre Band vielleicht das einzige Problem ihrer aktuellen Rückkehr zum "Some Heavy Ocean" / "Marked For Death"-Programm:

Es war eine wunderbare Hommage und auch für sich allein ungeheuer starke Show, die neben der magischen Emotionalität ihres Gesangs auch die Klasse Rundles als mit eigenen Klängen, Farben und eigenwilligen Tunings brillierende Instrumentalistin in den Fokus stellte.
Doch ein Once-in-a-lifetime-Ereignis wie jene Offenbarung in Tilburg damals lässt sich auch beim allerbesten Bemühen natürlich einfach nicht reproduzieren. Das kann und darf man auch nicht verlangen. Es ist einfach nur schwer, sich von einem Eindruck wie 2017 als Messlatte gerade einer im Prinzip so ähnlichen Show zu trennen. Nicht Emmas Schuld. Ok, ein bisschen schon.

Trotzdem bleibt magisch natürlich magisch. Und das war dieser warme Abend am Ozean im Knust auf jeden Fall. Kraftvollere Ereignisse als Emma Ruth Rundle alleine mit Gitarre, Mikro und gelegentlich aufrüttelnd aufs Parkett krachender Stiefelsohle gibt es generell nur wenige.

Dafür nahm ich dann auch gerne eine leicht rädernde Nacht in Kauf. Da ich nämlich sehr früh aus dem Bett gefallen war und auch nach deswegen vorgezogenem Feierabend zu keinem Nickerchen zwischendurch gekommen war, verlängerte sich meine einstündige Heimfahrt diesmal um rekordverdächtige zwei Stunden Autobahnrastplatz-Nothaltschlaf. Nicht empfehlenswert, aber ich würde es für ein Konzert dieser Klasse ohne mit der müden Wimper zu zucken jederzeit wieder tun.








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