Vergangenes Wochenende war ich für drei Tage Livemusik in Berlin.
Der Plan, mir allen Innenstadtverkehr zu sparen, indem ich im Außenbezirk (Berlin-Buch) umsonst parkte und mit 48h-Ticket die Bahn benutzte, hatte seine Vor- und Nachteile. Im Großen und Ganzen war's natürlich sicherlich stressfreier und komfortabler. Nur sobald es auch nur ein wenig irregulär wird, merkst Du natürlich sehr schnell, dass Du ein Öffis ansonsten wie die Pest vermeidendes, von urbanen Alltäglichkeiten leicht überfordertes Dorfkind bist. Der Negativhöhepunkt in dieser Beziehung war wohl, mich von der eigentlich ja super praktischen BVG-App vom U-Bahngleis Alexanderplatz quer durch die ganze Station zur S-Bahn lotsen zu lassen, nur um einen Bahnhof weiter den Befehl zu empfangen, die ganze Strecke, inklusive Fußmarsch mit Reisegepäck wieder zur U-Bahn zurückzukehren! Hatte ich den Veraschungsmode unlocked?
Der Plan, mir allen Innenstadtverkehr zu sparen, indem ich im Außenbezirk (Berlin-Buch) umsonst parkte und mit 48h-Ticket die Bahn benutzte, hatte seine Vor- und Nachteile. Im Großen und Ganzen war's natürlich sicherlich stressfreier und komfortabler. Nur sobald es auch nur ein wenig irregulär wird, merkst Du natürlich sehr schnell, dass Du ein Öffis ansonsten wie die Pest vermeidendes, von urbanen Alltäglichkeiten leicht überfordertes Dorfkind bist. Der Negativhöhepunkt in dieser Beziehung war wohl, mich von der eigentlich ja super praktischen BVG-App vom U-Bahngleis Alexanderplatz quer durch die ganze Station zur S-Bahn lotsen zu lassen, nur um einen Bahnhof weiter den Befehl zu empfangen, die ganze Strecke, inklusive Fußmarsch mit Reisegepäck wieder zur U-Bahn zurückzukehren! Hatte ich den Veraschungsmode unlocked?
Lästig war auch, ausgerechnet jene paar Tage mit Gleisarbeiten und Schienenersatzverkehr auf der Pendelstrecke zu erwischen. Und richtig schlimm, beim Austreten im Wald neben meinem Parkplatz so sehr von Todesmücken zerstochen zu werden, dass am nächsten Morgen keine kompletten Unterschenkel warm pulsierend angelaufen waren und schmerzten. Richtig fiese Scheiße, die mich tagelang gequält hat. Anderseits eröffnete sich nur wenige Minuten vom Ort des Angriffs entfernt die überraschende Möglichkeit, am Sonntag ein Spätnachmittagskonzert zu besuchen, nach dem ich noch bequem ohne weitere Übernachtung nach Hause kutschieren konnte.
Doch ich greife vor! Zunächst einmal geht's nämlich freitags nach Friedrichshain-Kreuzberg, wo ich mich auch in der Warschauer Straße einquartiert hatte, und zum eigentlichen Anlass dieser Musikreise...
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THE KILIMANJARO DARKJEZZ ENSEMBLE |
Es war ein Konzert, für das einige Besucher noch weitaus längere Strecken als ich aus Schleswig-Holstein auf sich genommen hatten. Die erste Liveperformance des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles aka The Mount Fuji Doomjazz Corporation rund um Jason Köhnen und Gideom Kiers seit 2013 war nach Ankündigung auch sehr zügig ausverkauft gewesen, so dass der mir von Bildern und Videos irgendwie bereits sehr vertraut vorkommende Saal des Lido sich komplett mit einem szeneübergreifenden, bunten lokal/internationalen Publikum füllte.
Ich würde ehrlich gesagt nicht mein Leben darauf verwetten, dass das erste Set des Abends tatsächlich hundertprozentig dem "normalen" Darkjazz Ensemble gehörte, genauso wie ich die zweite Show niemals mit Sicherheit ausnahmlos dem düstereren, improvisationslastigeren Alter Ego der Gruppe zuordnend könnte. Die Besetzung war identisch und es gab keinen drastischen musikalischen Bruch. Von daher ist die Wahl eines der beiden Bandnamen ja ohnehin reine Formsache.
Die spannende Frage war natürlich, wie groß die Besetzung sein würde, zumal gerade jene Frage ja in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Liveaktivitäten ein Problem darstellte.
Es war letztendlich "nur" ein Quintett, welches einen erstaunlich großen und atmosphärisch zum Zerschneiden dichten Sound zaubern durfte. Die Mittel dazu waren Bass, Gitarre, eine Menge Elektronik inklusive Beats, mystischer weiblicher Gesang und oftmals als Hauptdarsteller eine beeindruckend dröhnmächtige, effektbeladene Posaune oder Trompete.
Es war wie erwartet die Kulmination dessen, was der quer durch diverse Projekte aktive Jason Köhnen unter dem Banner Darkjazz in all seinen Variationen auslotet. Ein - sobald man diesen Begriff vermeiden möchte - selten fest in einem spezifischen Genre verortbarer Mix aus tatsächlichem Smooth- bis Zeitlupen-Jazz mit Bohren & der Club of Gore-Schwingungen, Ambient, Drone, Doom, Dub, Post Allerhand und auch Spuren von Folk und etwas kontemporärer Klassik. Doch auch diese Zuordnung ist höchstens formal von Belang.
Was zählte war die gleichzeit eindringliche wie entrückende Qualität dieses Ensembles, der mit Worten kaum gerecht zu werden ist. Es war magisch. Und ohne chronometrische Fremdhilfe hätte ich niemals gewusst, wieviel Zeit nach diesem ersten Akt vergangen war.
Ich würde ehrlich gesagt nicht mein Leben darauf verwetten, dass das erste Set des Abends tatsächlich hundertprozentig dem "normalen" Darkjazz Ensemble gehörte, genauso wie ich die zweite Show niemals mit Sicherheit ausnahmlos dem düstereren, improvisationslastigeren Alter Ego der Gruppe zuordnend könnte. Die Besetzung war identisch und es gab keinen drastischen musikalischen Bruch. Von daher ist die Wahl eines der beiden Bandnamen ja ohnehin reine Formsache.
Die spannende Frage war natürlich, wie groß die Besetzung sein würde, zumal gerade jene Frage ja in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Liveaktivitäten ein Problem darstellte.
Es war letztendlich "nur" ein Quintett, welches einen erstaunlich großen und atmosphärisch zum Zerschneiden dichten Sound zaubern durfte. Die Mittel dazu waren Bass, Gitarre, eine Menge Elektronik inklusive Beats, mystischer weiblicher Gesang und oftmals als Hauptdarsteller eine beeindruckend dröhnmächtige, effektbeladene Posaune oder Trompete.
Es war wie erwartet die Kulmination dessen, was der quer durch diverse Projekte aktive Jason Köhnen unter dem Banner Darkjazz in all seinen Variationen auslotet. Ein - sobald man diesen Begriff vermeiden möchte - selten fest in einem spezifischen Genre verortbarer Mix aus tatsächlichem Smooth- bis Zeitlupen-Jazz mit Bohren & der Club of Gore-Schwingungen, Ambient, Drone, Doom, Dub, Post Allerhand und auch Spuren von Folk und etwas kontemporärer Klassik. Doch auch diese Zuordnung ist höchstens formal von Belang.
Was zählte war die gleichzeit eindringliche wie entrückende Qualität dieses Ensembles, der mit Worten kaum gerecht zu werden ist. Es war magisch. Und ohne chronometrische Fremdhilfe hätte ich niemals gewusst, wieviel Zeit nach diesem ersten Akt vergangen war.
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THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION |
Nach einer zum Glück nicht allzu langen Pause ging es bombastisch dröhnend und erhaben weiter. Wie bereits erwähnt gab es keinen generellen stilistischen Wechsel, doch die Intensität nahm auf schwer fassbare Weise doch zu. Und meine nach dem langen Tag einsetzende Müdigkeit half diesen Eindruck subjektiv gewiss noch zu verstärken.
Der Funke des ersten Sets breitete sich zu einem inneren Feuer aus, welches sich - wenn die Band denn mal zu einer eindeutigen Pause absetzte - in immer frenetischerem Applaus äußerste. Schließlich wurde die Gruppe noch von einem zweiten Posaunisten für noch himmlischere Fanfarenkraft unterstützt, ehe der Abend mit einer Zugabe endete und die Musiker sich sichtlich überwältigt vom offensichtlich unerwartet euphorischen - und doch klar verdienten - Zuspruch zeigten.
The Mount Kilimanfuji Darkdoomjazz Corporation Ensemble sind schon eine Klasse für sich. Obwohl noch reichlich Programm vor mir lag, war nach diesem atemberaubenden Abend schon zweifellos klar, dass der Weg in die Bundesbärenstadt sich gelohnt hatte.
Und zumal ja z.B. keine Streicher dabei waren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Niederländer diesem perfekten Konzert musikalisch durchaus noch etwas obendrauf setzen können... Es wurden auf jeden Fall sowohl mehr Shows als auch neue Musik für die Zukunft in Aussicht gestellt! Ich höffe natürlich auf eine Rückkehr zum Roadburn Festival, wo ich 2012 auch meinen ersten, leider zu kurzen Kontakt mit der Doomjazz Corporation erlebt hatte.
Der Funke des ersten Sets breitete sich zu einem inneren Feuer aus, welches sich - wenn die Band denn mal zu einer eindeutigen Pause absetzte - in immer frenetischerem Applaus äußerste. Schließlich wurde die Gruppe noch von einem zweiten Posaunisten für noch himmlischere Fanfarenkraft unterstützt, ehe der Abend mit einer Zugabe endete und die Musiker sich sichtlich überwältigt vom offensichtlich unerwartet euphorischen - und doch klar verdienten - Zuspruch zeigten.
The Mount Kilimanfuji Darkdoomjazz Corporation Ensemble sind schon eine Klasse für sich. Obwohl noch reichlich Programm vor mir lag, war nach diesem atemberaubenden Abend schon zweifellos klar, dass der Weg in die Bundesbärenstadt sich gelohnt hatte.
Und zumal ja z.B. keine Streicher dabei waren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Niederländer diesem perfekten Konzert musikalisch durchaus noch etwas obendrauf setzen können... Es wurden auf jeden Fall sowohl mehr Shows als auch neue Musik für die Zukunft in Aussicht gestellt! Ich höffe natürlich auf eine Rückkehr zum Roadburn Festival, wo ich 2012 auch meinen ersten, leider zu kurzen Kontakt mit der Doomjazz Corporation erlebt hatte.
Berichte von Tag 2 und 3 in Berlin demnächst!