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2015-06-20

TAU CROSS - Tau Cross

Die Geschichte des Punk ist eine Geschichte voller Miss... ach nein, das war ja die Menstruation.

Nein, die Geschichte des Punk ist - wie die des Hardcore - vor allem eine Geschichte, von der annähernd null Ahnung habe. Nie drin gesteckt, ein paar Ausnahmebands bestätigen nur die Regel.

Deswegen hätte ich bis vor kurzen beim Namen Amebix (von 1978 bis 1987 mit ihrer Mischung aus Punk und Doom Metal Mitbegründer des Crust-Punk) unwissend mit den Schultern gezuckt.

Dass deren Bassist und Sänger Rob Miller nun eine neue Band gegründet hat, wäre also normalerweise ebenfalls an mir vorbeigegangen. Allerdings ist jene Band auch ein weiterer Spielplatz für Michel Langevin, auch bekannt als Away, Schlagzeuger von Voivod.

Da ich sein Krautrock-Project Kosmos schon ganz launig fand, war das für mich dann selbstverständlich ein Grund, zumindest mal reinzuhören...




TAU CROSS - Tau Cross (Vinyl) (2015)

Yep, die Existenz dieses Reviews zeigt, dass es nicht nur beim Reinhören geblieben ist. Dabei ist der kreative Anteil von Away gar nicht zwingend erkennbar; nicht einmal das Vogelscheuchen-Logo, welches seine Handschrift zu tragen scheint, stammt tatsächlich von ihm.

Es gibt zwar durchaus ein paar Songs auf der Platte, die man sich auch von Voivod gespielt vorstellen könnte, allerdings wäre das dann nicht die klassische Phase bis in die frühen Neunziger, sondern eher die sehr von Punk und Motörhead beeinflusste Zeit mit Jason Newsted, also das selbstbetitelte dreizehnte Album, sowie "Katorz" und "Infini".

Rob Millers Baby Tau Cross spielt also definitiv geradlinige Musik, welche Punk und räudigen Metal miteinander verbindet. Darüber hinaus ist aber auch ein gehöriger Post-Punk-Einschlag der Marke Killing Joke zu erkennen, der sich mit etwas Fantasie sogar in Richtung Fields Of The Nephilim ("Sons Of The Soil") weiterdenken lässt. Nicht zuletzt spielt z.B. in der Ballade "The Devil Knows His Own" oder dem Kracher "We Control The Fear" auch Folk eine wichtige Rolle.

Insgesamt lassen sich in den zwölf Lieder des Albums eine erstaunlich leichthändig zusammengeführte große Menge von Stilen und Einflüssen entdecken.

Gemeinsam ist ihnen allen ihr mitreißendes, effektives Songwriting. Jedes Stück setzt sich unmittelbar im Ohr fest, ohne darin zu nerven. Bis auf ein paar bewusst ruhigere Stücke pusht Away die hauptsächlich im schnellen Midtempo angesiedelten Songs dabei mit gnadenloser Power (und teilweise auch mit bei Voivod selten so deathmetalmäßig eingesetzter Doublebass) voran.

Das Schlüsselelement, welches alles zusammenhält, ist jedoch Millers fies gurgelnder bis krächzender Gesang. Passagenweise versucht er sich auch als Nick Cave oder Doom Metal-Prediger, woran er rein technisch betrachtet vielleicht scheitert, was allerdings dem rotzigen Charisma und brutalem Rock'n'Roll seiner Performance überhaupt nicht schadet.

Dazu sind auch die düsteren Texte sehr gelungen, was das Gesamtbild perfekt abrundet.

Das LP-Cover (Gatefold inkl. Lyrics) ist ein ebenfalls absolut stimmiger Hinkucker. Ein mp3-Downloadcode liegt auch bei. Was will man mehr?



Tau Cross' selbstbetiteltes Debut ist ein sensationell gutes Album geworden.
Eigenständig, einzigartig, aber irgendwie schon vertraut, eingängig und voller saustarker Hits. Ganz klar ein Highlight mit Ausrufezeichen im bisherigen Musikjahr!

Geiler Scheiß!


Anspieltipps: Lazarus, We Control The Fear, You People, Midsummer, Fire In The Sky, The Devil Knows His Own

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