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2015-06-06

BOTANIST - VI: Flora

Originelle Bands gibt es ja viele. Doch hin wieder stolpert man auch - so wie ich neulich im leider nur schwach gefüllten Hamburger Hafenklang - über Gruppen, die sind tatsächlich einzigartig.



BOTANIST - VI: Flora (European tour edition / orange vinyl) (2014/2015)

Ok, streng genommen sind Botanist im Studio gar keine Band, zumindest nicht auf diesem ursprünglich letztes Jahr erschienenen und anlässlich der Europatour als Support von Kayo Dot in streng limitierter Version nochmals aufgehübschten Album. (Ich habe das handnummerierte Exemplar 100 von 100 ergattert.)

Tatsächlich scheint sich bei den Amis ein Arbeitsablauf zu etablieren, bei denen Mastermind Otrebor auf den Alben alle Instrumente im Alleingang einspielt, während man als Band EPs aufnimmt und tourt.





Doch egal ob solo eingespielt oder als Band live präsentiert, das Faszinierende an der Musik von Botanist ist, dass sie gleichzeitig vertraut und vollkommen fremdartig klingt.


Die Melodien, die Blastbeats, der weit im Hintergrund herumbösende Krächzgesang, ja überhaupt die Produktion des Albums an sich sind ganz eindeutig lupenreiner Black Metal.

Die Instrumentierung allerdings scheint absurd. Ok, das bei einer BM-Band mit Keyboarder eben jener statt seinem üblichen Gerät ein Harmonium (klanglich irgendwo zwischen Orgel und Akkordeon) einsetzt, ist ja noch im Bereich des Vorstellbaren.

Doch komplett auf Gitarren zu verzichten und diese durch den eher von Dead Can Dance vetrauten ätherischen Klang des hammered dulcimer (abgeleitet von "dulce melos" = "lieblicher Klang") - bzw. auf deutsch ganz unpoetisch "Hackbrett" - zu ersetzen, ist schon ein sehr drastischer Schritt.

Doch anfangs dachte man das ja auch über die Cellos von Apocalyptica.

Zu deren Ruhm werden es Botanist natürlich niemals bringen, dafür ist ihr kompletter musikalischer wie konzeptioneller Ansatz viel zu kauzig und extrem - zum Glück.

Die alles umfassende Story der Band ist ja die des verrückten, eremitischen "Botanisten", der Killerpflanzen züchtet, um die Welt zu vernichten.
Auf "Flora" steht dabei textlich allerdings weniger die Zerstörung im Vordergrund, sondern die Bewunderung für seine Schöpfungen, die Namen tragen wie "Cinnamonum Parthenoxylon", "Erythronium", "Pteridophyte" oder "Rhizophora", was alles auch Songtitel auf diesem Album sind.

Und tatsächlich findet jene verzauberte Faszination in der eigentlich brutalen Musik ihr passendes Klangbild. Denn auch wenn sie noch reich genug an schrägen Nebentönen sind, um nicht in Kitsch abzudriften, scheinen die "exotischen" Instrumente doch stets in halluzinogenen Sphären über der räudigen Rhythmussektion zu schweben und machen das Album zu einem unerwartet transzendentem Hörerlebnis.

Während des Konzerts hatte ich mich ja noch gefragt, ob ich die Band eher wegen ihrer Gimmicks und ihrem positiv bekloppten Konzept mochte oder wegen ihrer Musik.
Inzwischen bekomme ich einige der Dulcimer-"Riffs" gar nicht mehr aus meinem Kopf - von daher wird es wohl beides sein.

Wer Advantgarde, Black Metal, verrückten Musiknerdscheiß und Blumen mag, der sollte seine Ohren unbedingt mal von Botanist bestäuben lassen!




Anspieltipps: Wisteria, Leucadendron Argenteum, Stargazer, Rhizophora

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